Advent der besten DACH-ESC-Beiträge (13): Auf der Suche nach Antworten

Wir haben Euch im letzten Monat nach Euren liebsten ESC- und Vorentscheidungs-Beiträgen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland gefragt – einen lieben Dank an dieser Stelle an alle, die dabei so fleißig mitgemacht und so insgesamt 154 unterschiedliche Beiträge in die Auswahl gebracht haben. Diese haben wir ausgewertet und präsentieren Euch nun Eure liebsten 24 Beiträge der sogenannten DACH-Länder – jeden Tag einen neuen. Bis Heiligabend!

 

Platz 12: Gjon’s Tears – Répondez-moi (Schweiz 2020)

Wo kommen wir her? Warum sind wir hier und wohin gehen wir? Das sind nicht nur, aber besonders auch für Menschen mit Migrationshintergrund essenzielle Fragen.

Der jetzt erst 22-jährige Gjon Muharremaj wuchs in der Schweiz auf, seine Eltern stammen aus dem Kosovo und aus Albanien. Für Gjon sind diese Einflüsse auch für sein Leben, sein Dasein sehr wichtig. Als er neun Jahre alt ist, singt er seinem Großvater das Lied „Can’t Help Falling In Love“ von Elvis Presley vor und bewegt diesen damit zu Tränen. Dieser Moment brachte ihm nicht nur einen glühenden Fan seiner Stimme ein, auch sein Künstlername Gjon’s Tears leitet sich davon ab.

Vier Jahre später meldet sein Großvater Gjon bei Albania Got Talent, der albanischen Version der „Supertalent“-Show an. Im darauffolgenden Jahr nimmt er ebenfalls an der Schweizer „Supertalent“-Show „Die größten Schweizer Talente“ teil. Während er in Albanien im Finale auf Platz 3 gewählt wird, sind die Schweizer etwas strenger und schicken ihn nach dem Halbfinale nach Hause.

Gjon als erst 13-jähriger im Casting von Die größten Schweizer Talente

Nach diesen Erfahrungen geht er ans Konservatorium in Bulle und belegt dort Klassischen Gesang. Auch das Jodeln liegt ihm und er lernt zudem indischen sowie chinesischen Gesang. Vor drei Jahren sich Gjon auch an der Gustav Akademie, einem Förderprogramm für junge Talente in Freiburg, an. Eine Ausbildung zum Primarlehrer (Lehrer für Schüler der 1. bis 6. Klasse) schloss er ebenfalls ab.

Letztes Jahr zieht es ihn erneut ins Fernsehen, diesmal zur französischen Ausgabe der Castingshow „The Voice“. Schon in der ersten Runde, den Blind Auditions, überzeugt er alle vier Coaches mit einem recht überraschendem Auftritt zu dem Lied „Christine“ von Christine and the Queens. Im Team des Musikers Mika, der ebenfalls für einen Gesangsstil mit hoher Kopfstimme bekannt ist und weltweit Erfolge damit feierte, konnte Gjon auch in den folgenden Shows eindringlich zeigen, was für ein begnadeter Sänger er mittlerweile geworden ist.

Alle vier! Gjon überzeugt in den Blinds der französischen Ausgabe von The Voice

So überzeugte er weiter mit Elton Johns Klassiker „Rocket Man“, der Ballade „SOS D’un Terrien En Détresse“ von Daniel Balavoine und dem David-Bowie-Klassiker „Under Pressure“, ließ seinem Konkurrenten in den Knockouts keine Chance, sang in der Halbfinal-Show den Klassiker „Life on Mars“ und tanzte in einer Performance mit Kontrahentin Whitney und Coach Mika mit selbigem um die Wette. Auch wenn im Halbfinale dann doch Schluss für ihn war, zeigten alle diese Auftritte, dass da eine ganz besondere Stimme auf die Bühne stand und sich zeigen will. Da stand kein verschüchterter in sich verschlossener Sänger, da stand ein Musiker, der ganz genau wusste, was er kann und der die Bühne liebt.

Und die größte Musikbühne der Welt sollte er in diesem Jahr betreten dürfen. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren, mit dem die Schweiz mit dem 4. Platz von Luca Hänni schon im Vorjahr gute Erfahrungen gesammelt hatten, setzte sich schlussendlich Gjon’s Tears durch. Sein Répondez-moi“ entstand zuvor in einem Songwriting Camp in Zusammenarbeit mit den Songwritern Xavier Michel und Alizé Oswald und war sowohl textlich als auch musikalisch perfekt auf Gjon zugeschnitten

„Jeder fragt sich doch, warum wir genau hier sind, woher wir kommen, wohin wir gehen. Besonders für Menschen mit Migrationshintergrund sind das essenzielle Fragen. Meine Eltern stammen aus Albanien und aus dem Kosovo. Auch wenn ich in der Schweiz aufgewachsen bin und hier meine Heimat ist, sind das Themen, die mich sehr beschäftigen.“ (Gjon in einem SRF Interview)

Répondez-moi“ erschien zusammen mit dem von Janine Piguet inszenierten Musikvideo, das Gjon anfangs in einer Bibliothek zeigt, auf der Suche nach Antworten auf seine Fragen. Inspiriert wurde der in schwarz-weiß gedrehte Clip durch den Stil des sowjetischen Filmemachers Andrei Tarkowski. Auch ein stimmiges Bühnenkonzept wurde erarbeitet, von dem der Schweizer Head of Delegation Reto Peritz in höchstlobenden Tönen berichtete und das er als sensationell bezeichnete.

Umso tragischer für die Schweiz und für Gjon, der zwischenzeitlich sogar auf Platz 2 der Wettquoten gehandelt wurde, dass der Contest in diesem Jahr abgesagt werden musste und die diesjährigen Lieder auch nicht wieder für das nächste Jahr zugelassen sind. Gjon wurde trotzdem direkt zwei Tage nach der Absage des Eurovision Song Contest als Repräsentant für die Schweiz im kommenden Jahr bekanntgegeben. Auch in unserem Blog-Wettbewerb ESC kompakt ESC 2020 schaffte es Gjon auf einen fabelhaften zweiten Platz, einen Punkt vor dem Mitfavoriten Daði Freyr.

Mittlerweile wurde bekannt, dass sein Beitrag für das kommende Jahr nicht nur fertiggestellt, sondern auch durch die eingesetzte Jury ausgewählt wurde. Mit großer Spannung warten wir nun auf die Veröffentlichung und drücken dem sympathischen Gjon fest die Daumen, dass er mit seinem neuen Lied ebenfalls zu 100 Prozent glücklich ist und uns alle damit beim ESC 2021 verzaubern wird.

 

Die bisherigen Adventstürchen findet Ihr hier:
Platz 24: Timebelle „Apollo“ + Cesár Sampson „Nobody But You“
Platz 23: Ben Dolic „Violent Thing“
Platz 22: Mary Roos „Nur die Liebe lässt uns leben“
Platz 21: Max Mutzke „Can’t Wait Until Tonight“
Platz 20: Katja Ebstein „Diese Welt“
Platz 19: Roman Lob „Standing Still“
Platz 18: DAWA „Feel Alive“
Platz 17: Peter, Sue & Marc „Io senza te“
Platz 16: Lena „Taken by a stranger“
Platz 15: Rosenstolz „Herzensschöner“
Platz 14: Ella Endlich „Adrenalin“
Platz 13: Lena Valaitis „Johnny Blue“


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24 Comments
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esc.Club.EL
esc.Club.EL
3 Jahre zuvor

Einer der langweiligsten und überbewertesten Beiträge des ESC ever !!!

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor
Reply to  esc.Club.EL

Du kommentierst eigentlich nur negativ. 😕

Rainer 1
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

😀ist mir auch grad aufgefallen. Warum ist jemand in einem fan-club, wenn ihm(ihr) eigentlich nix gefällt.

4porcelli - 2020 year of the zombie minks
4porcelli - 2020 year of the zombie minks
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

Das „eigentlich“ hättest Du jetzt nicht gebraucht :-(.

Matty
3 Jahre zuvor
Reply to  esc.Club.EL

Leg mal eine andere Platte auf! Du hast hier noch NIE einen positiven Kommentar hier abgelassen und ich kann User wie Gaby und Rainer verstehen, die davon schon genervt sind!

Thilo mit Bobby
Mitglied
3 Jahre zuvor
Reply to  esc.Club.EL

Nu lasst ihm seine Meinung. Es hat nicht jeder den Verstand dafür eine besondere Stimme zu erkennen und ein gutes Lied. Vielleicht gefällt ihm eher Heavy Metall das gibt es ja auch ab und zu beim ESC

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor

Seine Meinung darf er (oder sie) gerne haben. Aber leider liest man von esc.Club.El eigentlich nie etwas Positives. Da fragt man sich natürlich, was hat man diesem armen Menschen denn angetan, dass er immer so negativ eingestellt ist.

Thomas M. (mit Punkt)
Thomas M. (mit Punkt)
3 Jahre zuvor
Reply to  esc.Club.EL

Andererseits muss man esc.Club.EL zugestehen, dass er damit die Existenz von weniger langweiligen und weniger überbewerteten Beiträgen beim ESC einräumt, das ist doch eigentlich etwas Positives 😉

elkracho
Mitglied
elkracho
3 Jahre zuvor
Reply to  esc.Club.EL

@ esc.Club.EL…..aber ich muss dir trotzdem zu 100 Prozent zustimmen.

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor

Hat bei mir etwas gedauert, da ich anfangs mit der heulenden Stimme etwas meine Probleme hatte, aber spätestens das Video hat mich überzeugt. Mittlerweile höre ich „Répondez-moi wirklich sehr gerne. Hätte ich mir sehr gut in Rotterdam auf der Bühne vorstellen können. Schade. Aber na ja, er hat ja nächstes Jahr noch mal die Chance, hoffentlich mit einem ähnlich gutem Lied. Viel Glück.🙂

togravus ceterum
Mitglied
togravus ceterum
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

Bei mir war es genau andersherum. Am Anfang gefiel mir das Lied sehr gut, aber dann fing es an, mir ab und zu etwas auf die Nerven zu gehen: zu emotional und zu intensiv … das halte ich nicht ewig aus. Ist aber trotzdem ein wirklich gutes Lied.

Dominik
3 Jahre zuvor

Meine Rede. Handwerklich gut gemachte Ballade, die sich leider enorm abgenutzt hat. Damals ’ne sichere Bank für meine Top 6, heute wär ich mir nicht so sicher, ob’s für ’ne Position unter den ersten 10 reichen würde.

Thomas
Thomas
3 Jahre zuvor

Nachdem oben Tarkowski als Video-Inspiration erwähnt wurde, da kommt mir doch diese Szene aus „Der Spiegel“ in den Sinn:

JoBi
JoBi
3 Jahre zuvor

Ich mag diesen Song sehr. Oh Mann ich hätte hier für ihn abstimmen können, daran hab ich überhaupt nicht gedacht. An dieses Lied gehen meine 12 Punkte.

ESC1994
ESC1994
3 Jahre zuvor

Mein persönlicher Sieger 2020!!

Rainer 1
3 Jahre zuvor

Sicher nicht ein song für jeden tag , sondern eigens für den 16.mai 2020 gemacht. Ich bin mir sicher, dss hätte funktioniert.
Für rd21 erhoffe ich mir einen ähnlich emotionalen song, hoffentlich mit einem einprägsamen refrain. Die jury hat er sowieso im sack.

Karin
Karin
3 Jahre zuvor

Ich liebe dieses Lied💓

floppy1992
Mitglied
floppy1992
3 Jahre zuvor

Wenn man sich die Kommentare direkt nach der Veröffentlichung nochmal anschaut, fällt auf, dass der Song zunächst eher ambivalent aufgenommen wurde (Peter hat sich im darauf folgenden ESC-Kompakt Live auch direkt zu der Einschätzung hinreißen lassen, das der Song „nie und nimmer“ ins Finale kommt). Der große Hype hat sich dann erst nach und nach entwickelt. Wenn man jetzt noch in Betracht zieht, dass französischsprachige Songs von den Fans fast schon traditionell in der Platzierung überschätzt werden, glaube ich, dass gerade im Televoting der ganz große Erfolg doch ausgeblieben wäre.
Gjon wäre gut beraten, in seinem neuen Song einmal etwas mehr auf Eingängigkeit geachtet und außerdem die Vokal-Akrobatik eine Stufe zurückgeschraubt zu haben, damit die Emotionalität, die er ja durchaus zu vermitteln in der Lage ist, noch unmittelbarer wirken kann; es scheint ja wieder in die Balladen-Richtung zu gehen.

Thomas M. (mit Punkt)
Thomas M. (mit Punkt)
3 Jahre zuvor
Reply to  floppy1992

Volle Zustimmung bei allem, insbesondere bei der Vokal-Akrobatik. Den Nebensatz „dass französischsprachige Songs von den Fans fast schon traditionell in der Platzierung überschätzt werden“ würde ich vielleicht umformulieren in „dass französischsprachige Songs beim ESC fast schon traditionell nicht gut genug bewertet werden“ 😉

Auf jeden Fall wünsche ich diesem sympathischen Sänger viel Erfolg!

forever
forever
3 Jahre zuvor
Reply to  floppy1992

Platz 7 von 10 im „deutschen Finale“ (3 Punkte vom Publikum, 6 von der Jury) ist auch nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass eine Top 5-Platzierung oder gar besser sicher gewesen wären.
Was mich persönlich angeht: Bei mir zieht selten so orientalisch angehauchtes Liedgut. Wäre bei mir auch nicht weit oben gewesen.

Thilo mit Bobby
Mitglied
3 Jahre zuvor

Ich war sofort begeistert von dem Song und elektrisiert von dieser besonderen Stimme. Mein großes Highlight 2020. Danke Manu für den schönen Bericht über Gjon und möge er für 2021 einen ähnlich guten bewegenden Song bekommen um ganz vorne mitzuspielen

roxy
roxy
3 Jahre zuvor

Mir hat der Song beim ersten Anhören auch nicht besonders gefallen, aber das Video hat mich sehr überzeugt und ich hielt die Schweiz für ein potentielles Siegerland 2020. Ich hoffe, dass man wieder einen ähnlich starken Song für ihn gefunden hat. Er hat eine tolle Ausstrahlung, die sehr gut zu seiner Stimme passt.

Jorge
Jorge
3 Jahre zuvor

Wenn er dieses Jahr noch etwas Babyspeck verloren hat, geht er als komplett neuer Act durch.

Hab den Beitrag nie in der Nähe von Siegchancen verortet, obwohl ich ihn schon mochte. Und da etliche Künstler irgendwie den Drang haben, auf Corona-Emotionalität zu machen (diese „stürmische Zeiten“-Autoroutine), wird es vermutlich eine oder zwei Balladen zu viel mit ihm 2021 geben.