Advent der besten DACH-ESC-Beiträge (14): „When she go low, she go so low!“

Wir haben Euch im letzten Monat nach Euren liebsten ESC- und Vorentscheidungs-Beiträgen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland gefragt – einen lieben Dank an dieser Stelle an alle, die dabei so fleißig mitgemacht und so insgesamt 154 unterschiedliche Beiträge in die Auswahl gebracht haben. Diese haben wir ausgewertet und präsentieren Euch nun Eure liebsten 24 Beiträge der sogenannten DACH-Länder – jeden Tag einen neuen. Bis Heiligabend!

 

Platz 11: Luca Hänni „She Got Me“ (Schweiz 2019)

Nachdem wir gestern schon in der Schweiz zu Gast waren und den diesjährigen Beitrag von Gjon’s Tears hinter unserem Türchen fanden, bleiben wir doch am besten mal dort und gehen lediglich ein Jahr zurück.

Die Schweiz war in den letzten Jahren alles andere als erfolgsverwöhnt beim Eurovision Song Contest. Seit 2007 konnten sich die Schweizer Beiträge nur zweimal überhaupt im Finale platzieren. 2011 blieb im Finale in Düsseldorf für Anna Rossinelli nur der letzte Platz, drei Jahre später schaffte es Sebalter überraschend immerhin auf Platz 13.  In den Folgejahren blieben Mélanie René, Rykka, Timebelle und selbst die Fanlieblinge ZiBBZ allesamt im Halbfinale kleben.

Es musste sich etwas verändern und so wurde das Konzept zur Auswahl des schweizerischen Beitrags komplett über den Haufen geworfen und auf eine öffentliche Vorentscheidung verzichtet. Interessanterweise orientierte man sich mit dem Einsatz zweier Jurys am neuen deutschen Konzept. So wurden die eingereichte Songs ebenfalls von einem 100-köpfigen Zuschauer-Panel und einer 20-köpfigen internationalen Expertenjury bewertet. Anders als 2018 und 2019 in Deutschland fand der komplette Auswahlprozess aber hinter verschlossenen Toren statt (was wiederum Deutschland nach dem Erfolg von Luca Hänni übernommen hat). Am Ende entschieden die beiden genannten Jurys jeweils zu 50%, welcher Künstler mit welchem Song für die Schweiz zum ESC nach Tel Aviv fahren sollte.

Schon vor der offiziellen Bekanntgabe sickerte langsam durch, dass es sich beim Auserwählten um Luca Hänni handeln würde. Luca ist auch in Deutschland kein Unbekannter: Bis 2012 führte Luca noch ein normales Leben und war gerade mitten in seiner Maurerausbildung, als er 2012 die neunte Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) gewann. Seine erste Single „Don’t Think About Me“ und das Album „My Name Is Luca“ waren in Deutschland, Österreich und vor allem in der Schweiz große Erfolge. Im Anschluss daran veröffentlichte Luca im Ein-Jahres-Rhythmus drei weitere Alben. Nach abnehmendem Erfolg war Luca vor seiner Nominierung für den ESC gerade dabei, seiner musikalischen Karriere eine neue Richtung zu geben. So erschien gerade sein erster deutschsprachiger Song „Bei mir“, mit dem er sich eher der schlageraffinen Publikum zuwandte, auch ein komplettes Album auf Deutsch sollte folgen.

Doch daraus wurde erstmal nichts – denn das von Laurell Barker mitgeschriebene „She got me“ hatte nicht viel von deutschem Schlager. Vielmehr ließ Luca dabei den poppigen Latino frei. Mit den internationalen Eurovisionfans fand „She Got Me“ ein mehr als dankbares Publikum – selbst wenn einige den Vergleich zu der Zweitplatzierten aus dem Vorjahr Eleni Foureira nicht scheuten. Die Schweizer Verantwortlichen gingen dann auch prompt auf Nummer sicher und engagierten Sasha Jean-Baptiste, die eben Eleni Foureiras „Fuego“ schon optisch beeindruckend inszeniert hatte.

Nach zwischenzeitlicher Skepsis, ob Luca Hänni seinen Auftritt auch stimmlich würde stemmen können, überzeugte der Schweizer in seinem Halbfinale und erreichte mit einem vierten Platz und 232 Punkten das Finale. Nur die beiden Jurylieblinge Tamara Todevska aus Nordmazedonien und der Schwede John Lundvik sowie der spätere ESC-Sieger Duncan Laurence lagen (teilweise sehr knapp) vor ihm.

Im Finale drehte Luca nochmal so richtig auf – überholte dort sogar noch die beiden Jurylieblinge – und erreichte mit insgesamt 364 Punkten einen tollen vierten Platz für die Schweiz, das beste Ergebnis seit 1993!

„She Got Me“, das sich schon vor dem Contest über viele Streams freuen konnte, wurde ein riesiger Erfolg in der Schweiz. Der Titel schaffte es bis auf Platz 1 der offiziellen Verkaufscharts, wurde mit Platin ausgezeichnet und hielt sich sensationelle 42 Wochen in den Charts. Auch sein Album „110 Karat“, das in diesem Jahr erschien, erreichte Platz 2. Seit diesem tollen Erfolg ist Luca auch im Fernsehen nicht mehr wegzudenken – allein in diesem Jahr nahm er an Let’s Dance teil (wo er auch seine derzeitige Partnerin Christina Luft kennenlernte), ist ständiges Ratemitglied bei The Masked Singer Switzerland, kochte bei Grill den Henssler und turnte sich gerade gestern erst als Ninja Warrior durch die Promi-Ausgabe der gleichnamige RTL-Show.

Auch international gern gesehen: „She Got Me“ zusammen mit Vangelis Kakouriotis

Viel Erfolg weiterhin, Luca!

Morgen gehts schon in eure Top 10 der momentan liebsten DACH-ESC-Beiträge. Was glaubt ihr, wer taucht da noch auf und wer schafft es sogar unter die besten fünf Plätze?

Die bisherigen Adventstürchen findet Ihr hier:
Platz 24: Timebelle „Apollo“ + Cesár Sampson „Nobody But You“
Platz 23: Ben Dolic „Violent Thing“
Platz 22: Mary Roos „Nur die Liebe lässt uns leben“
Platz 21: Max Mutzke „Can’t Wait Until Tonight“
Platz 20: Katja Ebstein „Diese Welt“
Platz 19: Roman Lob „Standing Still“
Platz 18: DAWA „Feel Alive“
Platz 17: Peter, Sue & Marc „Io senza te“
Platz 16: Lena „Taken by a stranger“
Platz 15: Rosenstolz „Herzensschöner“
Platz 14: Ella Endlich „Adrenalin“
Platz 13: Lena Valaitis „Johnny Blue“
Platz 12: Gjon’s Tears „Répondez-moi


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12 Comments
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Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor

Wow, super! Eine tolle Nummer, die mal richtig nach vorne geht.☺️

P. S. Wer könnte in die TOP 10 kommen? Ich tippe auf die Sieger „Satellite“, Ein Bißchen Frieden“, „Rise Like A Phönix“ oder, würde mich sehr freuen, der großartige Udo Jürgens. Habe die Sieger bewußt ausgelassen, da sie meine Unterstützung nicht brauchen. Außerdem haben sie ja schon gewonnen.😉

Karin
Karin
3 Jahre zuvor

Verdienter 4. Platz für die Schweiz, toller Song, hätte für mich auch der Sieger seien können, Klasse Luca!

Rainer 1
3 Jahre zuvor

Eigentlich hätte luca, vom auftritt her, gewinnen müssen. So im nachhinein. Ich glaube, heute sind aber viele vom schweizer fernsehen gottenfroh, dass sie den esc20/21 nicht an der backe haben.
Zu luca. Der wahrscheinlich erfolgreichste nicht-sieger von den dach-ländern der letzten 10 jahre. Mir persönlich geht er langsam un petit peu auf den sack. Man muss jetzt wirklich nicht in jedes format seine nase stecken. Fehlt nur noch promi-bb, back-königin und natürlich der jesc21. Weniger ist manchmal mehr

Rainer 1
3 Jahre zuvor

Noch was anderes und off topic. Wenn ich mir für den esc2022 jemand wünschen dürfte….paula dalla corte. Wenn sie bis dahin nicht weltberühmt ist.

Karin
Karin
3 Jahre zuvor
Reply to  Rainer 1

Ja, Paula ist super, wir wollen sie aber für den deutschen Act haben😊

usain1
usain1
3 Jahre zuvor

Das war nun wirklich mal ein Highlight – ein Wirbelwind auf der Bühne mit einem erstaunlich frischen Song.

roxy
roxy
3 Jahre zuvor

Schön dass es auch einige Acts aus Österreich und der Schweiz in den Kalender geschafft haben.

benne
benne
3 Jahre zuvor

Was, Luca nur auf Platz 11 ?
Unverdient, das ist der beste Schweizer Beitrag der letzten 20 Jahre.

Über seine Performance im Halbfinale habe ich mich echt gefreut.
Nachdem er in den Proben angeblich unter den Erwartungen blieb und einige sogar mit dem Halbfinalaus spekuliert haben, haut er dann live einen richtig Hammerauftritt hin.
Geile Choreografie, kraftvoll umgesetzt und trotzdem stimmlich ohne Aussetzer.
Ich liebe den letzten Refrain, zuerst ganz ruhig gehalten, Feuerwerk und nochmal richtig Party

4porcelli - 2020 year of the zombie minks
4porcelli - 2020 year of the zombie minks
3 Jahre zuvor

Super Song – trotz des in der Headline erwähnten putzigen Englisch – und Auftritt; sympathischer Typ. Zusammen mit Soldi mein Highlight 2019!

togravus ceterum
Mitglied
3 Jahre zuvor

Ist keine große Kunst, macht aber Spaß. 🙂

SanomiKedvesem
SanomiKedvesem
3 Jahre zuvor

Kürzlich wurde „She got me“ bei TMS Switzerland zum Besten gegeben: https://www.youtube.com/watch?v=DP6G7bwmlyg

Und obwohl Luca Hänni offensichtlich angetan war, hat es für den Igel nicht gereicht – er musste die Maske ablegen und entpuppte sich als Florian Ast, ein Musiker, der einst mit Francine Jordi (ESC 2002) liiert war und mit ihr auch mehrere Platten aufgenommen hat.

Mal schauen, wer am Freitag unter den noch verbliebenen Masken zum Vorschein kommt. Und natürlich, auf gut Schweizerdeutsch: „Wer gwünnt?“

Rainer 1
3 Jahre zuvor
Reply to  SanomiKedvesem

Baschi, klare fall😀