Advent der liebsten Blogger-ESC-Momente (15): Mit dem Kassettenrekorder vor dem Fernseher

Ups, da habe ich doch glatt die chronologische Reihenfolge meiner Kalendereinträge vermasselt und aus Versehen die dritte Folge vor der zweiten geschrieben. Aber da wir hier sowieso fleißig durch die Jahr(zehnt)e hüpfen, ist das wohl nicht weiter dramatisch und ich nehme euch heute mit ins Jahr 2001. Zwischen meinem ersten ESC vor dem Fernseher im Jahr 1998 und meinem ersten ESC live vor Ort 2010 lagen nämlich zahlreiche Jahre, in denen ich die Shows wie die allermeisten Fans Jahr für Jahr vor dem Fernseher verfolgt habe. Soweit ich mich erinnere, habe ich in dieser Zeit auch fast gar nicht die damals schon rudimentär vorhandene (Online-)Berichterstattung im Vorfeld verfolgt. Es gab die deutsche Vorentscheidung und dann den ESC – fertig.

Auf den ESC konnte ich mich aber doch immer ein paar Wochen vorbereiten, denn sobald das offizielle Album zum Wettbewerb erschienen ist, habe ich mir das natürlich besorgt und hoch und runter gehört. Ganz früher – die Älteren werden sich erinnern – entsprach die Reihenfolge der Songs auf der CD auch der Startreihenfolge und so konnte man sich also auch diese schon durch das Anhören des Albums einprägen. Mein knapp dreieinhalb Jahre jüngerer Bruder (Grüße an dieser Stelle!) hatte die Reihenfolge immer viel schneller drauf als ich. Meine Mutter zog diese Gedächtnis-Leistung auch in späteren Jahren immer noch gerne als Beleg dafür heran, dass mein Bruder mit ganz wenig Aufwand in der Schule sehr viel bessere Noten hätte haben können – wenn er denn nur gewollt hätte.

Aber zurück zu den ESC-CDs: In meinen frühen ESC-Jahren wusste ich nicht einmal, dass es überhaupt so etwas wie ein offizielles Album zum Eurovision Song Contest gibt. Dass ich mir trotzdem zu helfen wusste, war zunächst einem sehr schlechten Timing zu verdanken: 2001 konnte ich den ESC nämlich nicht live sehen, weil ich an diesem Wochenende auf Konfirmanden-Freizeit war. Also habe ich mir den Contest aufgenommen (auf VHS-Kassette!) und dann am Sonntagabend nachträglich angeschaut. Damals gab es kein mobiles Internet (wenn man überhaupt Internet hatte) und keine sozialen Medien, die Gefahr von Spoilern war also relativ gering.

Dass ich den Contest jetzt aber auf Video hatte, hatte den großen Vorteil, dass ich mich mit meinem Zweifach-Kassettendeck-Radio vor den Fernseher setzen und alle meine Lieblingssongs (und das waren viele!) auf Kassette aufnehmen konnte – zum immer wieder anhören. Davon machte ich später auch exzessiv Gebrauch und so ist mir der 2001er-Contest – hauptsächlich auditiv und weniger visuell – bis heute mit am besten im Gedächtnis.

Warum Estland damals gewonnen hat, werde ich wohl nie verstehen. Meine Favoriten waren Rollo & King aus Dänemark, Friends aus Schweden, Nuša Derenda aus Slowenien, Skamp aus Litauen, MTM aus Portugal und Piasek aus Polen. Michelle fand ich okay (dass sie Lou & Band mit dem absolut genialen „Happy Birthday Party“ verhindert hatte, konnte ich nur schwer verzeihen) und war mit der deutschen Platzierung deshalb mehr als zufrieden.

Ab 2002 habe ich mir dann übrigens immer alle offiziellen ESC-Alben zugelegt (und halte daran bis heute fest) und auch die 2001er-Ausgabe habe ich irgendwann noch für sehr wenig Geld auf einem Sale-Aktions-Resterampe-Wühltisch bekommen. Für mich ein Contest, an dem ganz viele Erinnerungen hängen.

Bislang in unserem Adventskalender erschienen:

(1) Mein „erstes Mal“
(2) Die BRAVO und ein Kindheitstrauma
(3) Der ESC 2000 in Stockholm
(4) Ein Hoch auf Moya Doherty
(5) Null Punkte und das Comeback von Ann Sophie
(6) Abba 1979 live in Dortmund
(7) Der Euroclub in Kiew
(8) Jamalas Sieg in Stockholm
(9) Hier geht es nicht um Oslo und Lena
(10) Deutscher Vorentscheid 2019 und Eurovision in Concert in Amsterdam
(11) Aufregung nach einem Jahr ESC-Entzug
(12) Mamma Mia Musical Premiere in Hamburg
(13) Das ECG-Treffen 2021 mitten in der Coronazeit
(14) Fitnesstraining mit Birthe Kjær

2020: Advent der besten DACH-ESC-Beiträge
2019: Advent der besten ESC–Momente


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21 Comments
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Matty
Matty
2 Jahre zuvor

Was mir vom ESC 2001 in Erinnerung blieb war der Satz des legendären britischen Kommentators und Moderators des ESC von 1998 Terry Wogan über den Auftritt von Michelle „A bust to remember“.

TimoESCFan
TimoESCFan
2 Jahre zuvor

Benny, Skamp waren aus Lithauen nicht Slowenien.

Meine Favoriten waren: Frankreich, Dänemark, Bosnien & Herzegovina, Norwegen, Russland, Spanien, Türkei und natürlich Griechenland

TimoESCFan
TimoESCFan
2 Jahre zuvor
Reply to  TimoESCFan

O Gott, Litauen nicht Lithauen ich Vollidiot. Wenn man ein Verbesserungsvorschlag schreibt und nicht gerade besser ist

Trakol
Mitglied
Trakol
2 Jahre zuvor

2001 bin ich im zarten alter von 9 Jahren zum ersten mal mit dem ESC in berührung gekommen, als meine Schwester sagte „Die Michelle singt für uns beim Grand Prix“ und ich mir dachte wer ist Michelle und wo singt sie? 😀

togravus ceterum
Mitglied
togravus ceterum
2 Jahre zuvor

2001? Mein Beileid. 😉

Na ja, einige wenige Beiträge, die ich auch heute noch ganz gerne mag, gab es schon. Mein Sieger ist Russland, gefolgt von BiH, Deutschland, Griechenland und Estland. Bei Spanien und Dänemark laufe ich nicht weg. Der Rest geht in die Tonne …

Porsteinn
Mitglied
Porsteinn
2 Jahre zuvor

Da haben wir doch glatt denselben Sieger. 🙂

Rainer 1
Rainer 1
2 Jahre zuvor

2001 ist an mir völlig vorbeigerauscht und auch im nachhinein finde ich nichts weltbewegendes. Ausser der wirklich fast 1:1 abgekupferte schwedische song. Hmmm….vielleicht noch spanien und der imposante ausschnitt von michelle.

italojeck
italojeck
2 Jahre zuvor

[Aus der Karnevalsecke. Fast ein Offtopic]
Für mich ist 2001 vor allem das Superjeilezick-Jahr. Für Karneval (oder besser Fastelovend) war das schon ein Meilenstein (Maach noch ens die Tüt an….). Eine Weile konnte ich die Rock-Version von Those were the days nicht mehr hören (und mitsingen), es war einfach zu viel. Aber heute bekomme ich immer Gänsehaut wenn das in der richtingen Kneipe mitgesungen wird. Der traurige Unterton ist entscheidend. Ein grosser Klassiker.

4porcelli - #Tiger4Turin
4porcelli - #Tiger4Turin
2 Jahre zuvor
Reply to  italojeck

Du weißt ja, ich bin kein Karnevalsfan, aber Superjeilezick ist wirklich ein Klassiker; mit Niemals geht man so ganz und Verdamp lang her DER Klassiker der Kölner Musik.

italojeck
italojeck
2 Jahre zuvor

👍👍👍

4porcelli - #Tiger4Turin
4porcelli - #Tiger4Turin
2 Jahre zuvor
Reply to  italojeck

Do fängt et an ze schneie, medden im August (spiagga time!).

Gaby
Gaby
2 Jahre zuvor

Den 2001er-Jahrgang fand ich musikalisch gar nicht so schlecht Gibt einige Songs, die ich immer noch gerne höre: Frankreich, Slowenien, Spanien, Griechenland, Israel – alles feine Songs.😊
Umso entsetzter war ich über den Sieger, und auch Dänemark fand ich jetzt nicht so pralle.

4porcelli - #Tiger4Turin
4porcelli - #Tiger4Turin
2 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

Nur Griechenland für mich 2001… die Gewinner fand ich auch sehr WDR2. Und die surreale Moderation ist natürlich ein Klassiker.

Gaby
Gaby
2 Jahre zuvor

Irgendwie habe ich den ESC 2001 ziemlich hektisch in Erinnerung. Es gab wohl mehrere Kameraschwenks ins Publikum, wo doch ein reges Treiben herrschte. War schon eine merkwürdige Location…😉

Porsteinn
Mitglied
Porsteinn
2 Jahre zuvor

2001 war ich über meine Kassettenzeit schon hinaus (davor aber exzessiv für Filme genutzt!), das war mein erstes Jahr mit CD. Die CD von 2000 kam dann etwas später.

Dafür habe ich allerdings die Songs von der CD auf den PC gezogen und die Hintergrundmusiken eines PC-Spiels mit dem 2001er ESC ersetzt. 🙂

DoDo
DoDo
2 Jahre zuvor

MAL EINE KURZE FRAGE AN DIE ESC-KOMPAKT-BLOGGER!!!

Gibt es so wie schon im letzten Jahr ein ESC-Kompakt LIVE Video zum Junior Eurovision Song Contest???
Und wen Ja, WANN??? Vorher oder nachher???

Cali
Mitglied
Cali
2 Jahre zuvor

2001 ist immerhin mein Geburtsjahr und Estland hat gewonnen, schon alleine deswegen hat dieser Contest einen Platz in meinem Herzen. 😉 Der stärkste war er aber auch nicht. Mit Bosnien, Slowenien, Griechenland, Spanien und Co. waren aber einige gute Lieder dabei (und viele der Favoriten waren ausnahmsweise mal zurecht favorisiert), aber dafür war Dänemark der furchtbarste Ausrichter in der Geschichte. Ich habe es im 2000-Beitrag schon einmal erwähnt; die Transformation von Konzertsaal in eine richtige Halle ist den Schweden ziemlich gut gelungen im Vorjahr. 2001 sah man eindrücklich, wie das auch schiefgehen kann. Und die Kommentatoren…ja gut, kein Kommentar. Und die Bühne war auch eine der hässlichsten in der Geschichte.
Estland als Sieger kann ich auch nicht so richtig nachvollziehen, aber in der Reihenfolge fällt der Song schon positiv auf. Aber man hat die Jahre zuvor bessere Songs geschickt.

AgnethaFrida
AgnethaFrida
2 Jahre zuvor

Also mein absoluter Favorit ist bis heute Griechenland. Ich fand diesen Beitrag um vieles besser als den von 2005…..

Tamara
Mitglied
Tamara
2 Jahre zuvor

Gott, Ihr seid alle so jung … und ich bin so alt … als ich angefangen hab zu gucken, war Benny wahrscheinlich noch nicht mal geboren.

Aber den Kassetti hatte ich auch zweimal, nämlich 1988 (warum? Warum? Vor allem: Den besten Song („Don’t Go“) nicht aufgenommen, aber dafür später dann die Single und das Album gekauft – letzteres auf Kassette) und 1989 (da war ich abwesend. Die Familie hat den kompletten ESC 1989 aufgenommen inklusive allem. Und mir nicht verraten, wer gewonnen hat, bis ich es gehört hatte.)

Cali
Mitglied
Cali
2 Jahre zuvor
Reply to  Tamara

Meinst Du mit „Don’t Go“ den britischen Beitrag („Go“) oder einen anderen?
Und was jetzt natürlich am interessantesten ist: Wie war Deine Reaktion, als Du gesehen hast, dass Jugoslawien den ESC gewonnen hat? ^^