Alvan & Ahez aus Frankreich im Interview: „‚Fulenn‘ handelt von der Freiheit der Frauen“

Selten war auf ESC kompakt ein drei Wochen altes Interview aktueller: Am Pressenachmittag von Eurovision in Concert am zweiten Aprilwochenende haben wir mit Alvan & Ahez aus Frankreich über ihren emanzipatorischen ESC-Beitrag „Fulenn“ gesprochen, aktuell ist die mögliche Abschaffung des Rechts auf Abtreibung in den USA eines der beherrschenden Themen auch diesseits des Atlantiks. Kurz bevor der französische Act morgen zum ersten Mal die Probenbühne in Turin betritt, erfahrt Ihr hier nicht nur, worum es in „Fulenn“ geht, sondern auch, wie die drei sich getroffen haben und was es Ihnen bedeutet, auf Bretonisch zu singen.

ESC kompakt: Wie fühlt Ihr Euch hier in Amsterdam?

Sterenn Diridollou: Wir sind sehr, sehr glücklich. Aber auch ein bisschen müde, weil wir so lange nicht geschlafen haben. Aber eher glücklich als müde.

Alvan: Wir kommen so langsam in Stimmung. Die Niederlande sind so schön!

Und bis heute Abend werdet Ihr dann sicherlich wieder fit, oder?

Alle: Klar, wir sind schon jetzt fit!

Wie ist es Euch denn ergangen, seid Ihr die Vorentscheidung gewonnen habt?

Sterenn Le Guillou: Eine sehr große Veränderung.

Alvan: Es war eine totale Überraschung für uns.

Also habt Ihr nicht mit dem Sieg gerechnet?

Marine: Nein. Aber wir waren natürlich sehr stolz, glücklich,…

Alvan: …schockiert.

Sterenn Le Guillou: Wir haben samstags die Vorentscheidung gewonnen und sollten eigentlich am Montag wieder auf der Arbeit sein. Also mussten wir unsere Chefs anrufen und sagen: Tut uns leid, wir können nicht kommen.

Was bedeutet es für Euch, dass Ihr mit einem Song auf Bretonisch beim ESC antreten werdet?

Marine: Das ist sehr wichtig für uns und wir sind sehr stolz darauf. Bretonisch ist unsere Herzenssprache. Wir haben es schon ganz jung in der Schule gelernt. Ich habe Sterenn und Sterenn in der Schule kennengelernt. Auch meine Großeltern haben Bretonisch gesprochen. Sie haben sich dafür geschämt, diese Sprache zu sprechen, weil sie als Sprache der armen Leute galt. Deshalb sind wir sehr stolz, dass wir jetzt der ganzen Welt zeigen können, dass man sich für diese Sprache nicht schämen muss.

Und wie habt ihr drei dann Alvan kennengelernt und Euch als Gruppe zusammengeschlossen?

Marine: Das war sehr bretonisch – wir haben uns in einer Bar kennengelernt, in Rennes.

Alvan: Ich wollte ein Lied mit ethnischem Gesang machen. Das habe ich zuerst mit der Stimme meiner Großmutter versucht, aber das hat mir nicht gefallen. Dann habe ich es auch noch mit der Stimme meiner Mutter versucht. Aber dann habe ich Marine in einer Bar getroffen und wir haben angefangen, uns über Musik zu unterhalten. Also sind die drei zu mir nach Hause gekommen, ich habe ihnen die Musik vorgespielt und sie mochten es. Danach hat Marine den Text in zwei Tagen geschrieben und fertig war „Fulenn“.

Marine, worum genau geht es in dem Text?

Marine: „Fulenn“ heißt „Funken“, aber auch „schöne Frau“. Es ist die Geschichte von einem Mädchen, dass nachts zum Tanzen in den Wald geht. Sie ermutigt damit andere Frauen es ihr gleich zu tun, sich mit ihren Körpern frei zu fühlen und all das zu tun, was sie tun wollen, ohne sich über das Urteil oder die Blicke der anderen Leute – vor allem der Männer – Gedanken zu machen. Das Lied handelt von der Freiheit und der Emanzipation der Frauen.

Inspiriert ist der Song von einer bretonischen Legende. Es geht um eine junge Frau, die es mag zu tanzen, was aber verboten ist. Deshalb wird sie in einen Turm eingesperrt. Aber sie kann entkommen und auf das Fest gehen. Dort trifft sie einen geheimnisvollen Mann, der eigentlich der Teufel ist. Sie tanzt mit dem Teufel und am Ende stirbt sie. Also keine besonders fröhliche Geschichte.

Sie ist in der Geschichte eigentlich eine Anti-Heldin, aber wir fanden, dass das ein guter Gegensatz ist zu dem positiven Bild, das wir heute von mutigen Frauen haben sollten. Unser Lied hat also einen sehr modernen Hintergrund und wir haben die alte Legende in etwas Positives umgewandelt.

Wie wollt Ihr all das denn in Turin sichtbar werden lassen?

Alvan: Es wird viele Überraschungen geben. Die Inszenierung wird wie in der Vorentscheidung, aber besser.

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10 Comments
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Tamara
Mitglied
1 Jahr zuvor

Ooooooh <3 <3 <3 Ich weiß schon, warum das dieses Jahr mein Lieblingsbeitrag ist. Supersympathisches Interview, das ist echt eine tolle Truppe. Jetzt drück ich die Däumchen für Samstag in einer Woche direkt noch ein bisschen mehr 😀

Jofan 💙💛
Jofan 💙💛
1 Jahr zuvor
Reply to  Tamara

Ich stimme @Tamara vollends zu, die Daumen sind gedrückt, dass meine Nr.1 nächste Woche Samstag gut abschneidet. Aber egal was auch immer dabei herauskommt, ich werde sie auf jeden Fall auf ihrem weiteren Weg verfolgen.

4porcelli stands with Ukraine 🇺🇦
4porcelli stands with Ukraine 🇺🇦
1 Jahr zuvor

Meine NR. 2, absolut herausragend. Kommt eventuell etwas zu verpeilt After Hours rüber, aber sollte wieder Top Ten für Frankreich werden.

Schlippschlapp71
Schlippschlapp71
1 Jahr zuvor

Das will ich doch hoffen….

torstenschubert1
1 Jahr zuvor

Sehr schönes Interview. Gehört dieses Jahr absolut zu meinen Lieblingsbeiträgen.

eurovision de la chanson
eurovision de la chanson
1 Jahr zuvor

Bevet Breizh ! ! ! (vive la Bretagne). On vous aime et on croit en vous.

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor

Drücke ganz fest die Daumen. Frankreich gehört auch dieses Jahr zu meinen Favoriten. Hoffentlich bekommen sie eine stimmige Inszenierung hin.

JoBi
JoBi
1 Jahr zuvor

Meine Nummer 1 <3

inga
inga
1 Jahr zuvor

Klingt überraschend gut, aber wird bzw. was von den Stimmen ist wirklich live gesungen? Das ist doch Studiosound, oder?

inga
inga
1 Jahr zuvor
Reply to  inga

Aaaaah Fehler erkannt … es ist das offizielle Video und nicht der Probenmitschnitt. Das erklärt den guten Sound. Wie peinlich. Bitte gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu lesen.