Auf dem Weg in die Niederlande: Mehr Details zu den Bewerbungen um den ESC 2020

Foto: NPO

Gestern haben wir darüber berichtet, dass die Bewerbungsfrist für die potenziellen Gastgeberstädte für den ESC 2020 abgelaufen ist. Wie erwartet haben sich fünf Städte beworben: Arnheim, Den Bosch, Maastricht, Rotterdam und Utrecht. Auf unserem Aufmacherfoto hält die Geschäftsführerin des öffentlich-rechtlichen Rundfunks der Niederlande (NPO), Shula Rijxman, die fünf „bid books“, also die offiziellen Bewerbungen in die Kamera.

Nachdem wir vorgestern schon über Details zur Bewerbung von Maastricht („Come Closer“) berichtet haben, wurden gestern im Rahmen und rund um die offizielle Übergabe der „bid books“ auch weitere Informationen zu den Bewerbungen der anderen Städte bekannt. Rotterdam etwa, Maastrichts härtester Konkurrent um die Austragung des ESC 2020, tritt mit unter dem Motto „For Real“ an. „For Real“ ist hier gemeint im Sinne von bodenständig, natürlich, wahrhaftig, das legt zumindest das zugehörige, ebenfalls gestern veröffentlichte Promo-Video nahe. Darin präsentiert sich Rotterdam außerdem als weltoffene und multikulturelle Gastgeberstadt.

Arnheim geht – passend zum 75-jährigen Jubiläum des Tags der Befreiung und dem Ende des Zweiten Weltkriegs – mit dem Slogan „Celebrate Freedom“ ins Rennen, der sich nahtlos einfügen würde in die ESC-Mottos der vergangenen Jahre. Etwas sperriger, aber dafür mit eindeutigem ESC-Bezug kommt der Titel des „bid books“ aus Utrecht daher: „…for making your mind up“.

Bleibt zu guter Letzt noch Den Bosch, das sich für einen niederländischen Slogan entschieden hat: „Douze de groeten uit Brabant“ – „Viele Grüße aus Brabant“, wobei das eurovisionäre „Douze“ in den Satz eingebaut wurde – eine schöne Idee!

Wie geht es jetzt weiter? Das Organisationsteam für den ESC 2020 wird zunächst alle Bewerbungen sichten. Laut ad.nl sollen die aussichtslosen Kandidaten dann schon Ende des Monats Bescheid bekommen, dass sie nicht mehr im Rennen sind. Nach allem, was wir wissen, dürfte das vermutlich Utrecht treffen. Im Anschluss werden die verbliebenen potenziellen Gastgeberstädte bei Vor-Ort-Terminen besichtigt, damit sich die Organisatoren ein eigenes Bild machen können. Mitte August soll dann – natürlich in Absprache mit der EBU – die endgültige Entscheidung fallen, welche Stadt den ESC 2020 austragen darf.

Einen wichtigen Hinweis gab heute der frischgebackene Executive Producer Event für den ESC 2020, Sietse Bakker: Wiwibloggs zitiert ihn mit folgenden Worten:

“You produce perhaps the most complex TV show worldwide. It is important that you have a location where you have the space to do that. And then the city itself: do you have the hotel rooms and can you handle the logistics so that not only the visitors but also all kinds of other people who attract it can stay in the city center?”

Sollte wirklich die Anzahl der Hotelzimmer (in Zentrumsnähe) mit ausschlaggebend sein, wäre eine Entscheidung gegen Rotterdam eine große Überraschung.


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23 Comments
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Matty
Matty
4 Jahre zuvor

Ich bin weiterhin für die Stadt Arnheim, denn dort steht die größte Veranstaltungshalle. Utrecht sehe ich als klaren Ausscheider aus dem Kandidatenrennen, was auch für die Stadt Den Bosch gilt.

Maastricht liegt zwar geographisch nicht weit von der deutschen und der belgischen Grenze entfernt, aber obwohl dort vor 27 Jahren der Maastricht-Vertrag abgeschlossen wurde, sehe ich die Stadt eher als graue Maus und Provinznest.

Rotterdam hat zwar seine Ahoy-Arena und mit Europoort den größten Hafen Europas, touristisch gesehen ist es aber eine der häßlichsten Städte der Niederlande. Das liegt vor allem daran, daß sie im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde und von der alten Bausubstanz nur noch sehr wenig übrigblieb.

Matty
Matty
4 Jahre zuvor

Bosnien-Herzegowina hat entschieden, auch im kommenden Jahr nicht zum ESC zurückzukehren:

https://escxtra.com/2019/07/10/no-bosnia-herzegovina-in-eurovision-2020/

Es hängt mal wieder am schnöden Mammon (Geld)!

Marko
Marko
4 Jahre zuvor

Geld: Rotterdam 15, Arnhem ~10 und Maastricht ~25 Mio
Zuschauer vor Ort: Maastricht und Rotterdam ~13.000 und Arnhem 29.500 (7.500 Stehplätze)
Technik: Arnhem am besten ausgestattet, dann Rotterdam und in Maastricht muss alles, wie in Tel Aviv aufgebaut werden.
Unterkunft: überall in der Region, wobei die Hotels in Hallennähe bereits blockiert sind. Rechne mit 100 Euro pro Doppelzimmer pro Nacht. (Grund: 21% Mehrwertsteuer und Personal kostet im Durchschnitt um die 23 Euro pro Stunde.) Es wird erst billiger wenn man zu viert unterwegs ist.
Randprogramm: in Arnhem vieles für die Einwohner dabei, in Maastricht sind Freiluftkonzerte geplant und in Rotterdam … vielleicht wird die Stadtbevölkerung in definitivem Angebot mehr einbezogen als jetzt bekannt. Für NPO ist dieses Aspekt wichtig, da NPO Leute zusammenbringen soll.

Leider … Sietse Bakker entscheidet nur mit. Seine Stimme ist nicht ausschlaggebend. Amsterdammer Stadtzeitung ‚Het Parool‘ meint zu wissen, dass die erste Entscheidung von Jan Smit, Cornald Maas, Ilse De Lange, Shula Rijxman und die vier Produzenten getroffen wird. Die Idee ist, dass die EBU nur alles bestätigen soll.

Heute: Alle drei Städte haben 33% Chance.

porsteinn
Mitglied
porsteinn
4 Jahre zuvor

Immerhin denke ich bei „For Real“ nicht an Schweinkram, sondern an Athena für die Türkei 2004. War eine coole Nummer!

shoutie
Editor
4 Jahre zuvor
Reply to  porsteinn

100 % Zustimmung! 🙂

Jorge
Jorge
4 Jahre zuvor

In Rotterdam hat der Verantwortliche einfach die Headline seines Datingprofiles kopiert – „for real“ – also fehlt nur der Nachsatz „sofort & ohne langes Gechatte“ … 😉

Immer wieder lustige Slogans, in denen sich jeder mit allem wiederfinden können soll.

Anmey
Anmey
4 Jahre zuvor

Rotterdam oder nichts… alles andere fände ich grob fahrlässig.

Marko
Marko
4 Jahre zuvor

Da ESCfan2009 gestern etwas schrieb über wiwi, habe ich mal nachgeschaut. Er hat recht, nur will keiner es wissen dort.

‚Ethnic Dutch‘ dort in den Kommentaren. Schlimmer geht immer. Hier kennt jemanden die Niederlanden nicht, trotz eine recht übersichtliche Geschichte. Es gibt nur Einwanderer in NL. Seit Mittelalter schon. Erst aus den anderen Ländern in Europa weil es in NL Arbeit gab oder man frei war seine Religion zu praktisieren.
In Rotterdam kommt da noch die Seehafen hinzu. Dort gab es die erste chinesische Minderheit. Wie viele andere Städte in NL hat Rotterdam heute um die 190 Staatsangehörigkeiten.
In Den Haag findet man mehr Nachfahren aus der indische Kolonialzeit. Heute Indonesien. Und in Amsterdam das gleiche Bild, weil mit der Unabhängigkeit von Suriname auch mehrere Hunderttausend Leute nach Holland umgezogen sind.
Wie in Deutschland gibt es auch eine Menge Gastarbeiter, Flüchtlinge und in den letzten Jahren Arbeitsmigranten aus Ost-Europa. ‚Ethnic Dutch‘ gibt es nicht, zumindest nicht mehr nach Hautfarbe oder Aussehen. ‚Ethnic Rotterdam‘: der Stadtrat, der sich mit dem ESC beschäftigt, hat türkisch-marokkanische Wurzeln und redet … jawohl … fließend Rotterdams. Seine Heimat ist Rotterdam und nirgendwo sonst.

Lange Rede, kurze Sinn. Anlass ist Matty’s herrliche Meinung, dass Maastricht ein Provinznest ist und Arnhem nicht. In der realität ist es genau umgekehrt. Maastricht ist viel mondäner, gastfreundlicher, offener als Arnhem.
Hier spielt die Religion im Hintergrund mit. Auf der Karte sollte man einen 50 km breite Strich zeichnen von Zeeland im Südwesten nach Groningen im Nordosten. Alles Nordlich davon ist heute noch locker Evangelisch (Protestants), alles südlich ist locker Katholisch und die 50 km breite Streife ist voller strenggläubige Leute. Das spürt man heute noch immer in der Mentalität, die Sitten und Angewohnheiten der Bevölkerung vor Ort, selbst nun die übergroße Mehrheit der Niederländer kein Mitglied einer Kirche ist.

Wer beim ESC dabei sein will, hofft am Besten auf Arnhem oder Maastricht. Sohn und Anhang empfehlen einen Unterkunft in Emmerich oder Aachen und täglich pendeln. Grund: die Preise ziehen an und in D ist noch alles frei, wo es hier und dort in NL schon schwierig ist mit der Hotelzimmersuche. Für Maastricht ist Lanaken in Belgien noch eine Option.

Matty
Matty
4 Jahre zuvor
Reply to  Marko

Mit solchen Aussagen solltest Du einen großen Bogen um Arnheim machen!

Gaby
Gaby
4 Jahre zuvor
Reply to  Marko

Dein Bericht über Holland ist sehr interessant. Vielen Dank dafür.

Thomas M. (mit Punkt)
Thomas M. (mit Punkt)
4 Jahre zuvor
Reply to  Marko

Ich habe das mit der Streifenziehung auf der Karte soeben versucht, und da kam dann raus, dass Amsterdam und Den Haag im locker evangelischen Teil, Breda, s’Hertogenbosch, Maastricht und Arnheim im locker katholischen und Rotterdam und Utrecht im 50 km breiten strenggläubigen Streifen liegen. Kommt das so ungefähr hin?

Matty
Matty
4 Jahre zuvor

Das ist Unfug und ich habe mir mal die aktuellen Zahlen in Sachen Religionszugehörigkeit angesehen. In den Niederlanden stellen aktuell die Katholiken die Mehrheit. An zweiter Stelle stehen die Protestanten, die seit der Gründung des Landes 1581 die Mehrheit stellten, deren Zahlen aber massiv zurückgingen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Niederlande

Vor 14 Jahren gab es einmal eine statistische Erhebung und da bildeten die Konfessionslosen mit 48,4 Prozent der Bevölkerung die Mehrheit.

Marko
Marko
4 Jahre zuvor

@Thomas: das passt. Rotterdam, Utrecht, Amersfoort, Zwolle gehören zum NL-Bible Belt. Wo es viele Einwanderer gibt, spürt man weniger davon. In den Randgemeinden ist dieser Effekt starker.

@Matty: Leider kein Unfug. Gerade diese Woche auf meine Arbeit zwei Bewerber abgelehnt, weil sie so stark glauben, dass sie unfähig sind mit nicht-Glaubigen zusammen zu arbeiten.

Sohn ruft mir noch zu, dass für die Fraktion Fangirls-mit-Vollbart Maastricht die beste Wahl ist.

shoutie
Editor
4 Jahre zuvor

Ich versteh nicht so ganz wieso das eiogentlich wichtig für den ESC ist, aber Utrecht wirkt alles andere als streng katholisch und eher wie ein kleineres Amsterdam (und zum Glück ohne den ständigen Haschgeruch). Schade das Utrecht so geringe Chancen eingeräumt werden und es wohl chancenlos ist. Eine wirklich tolle Stadt.

Marko
Marko
4 Jahre zuvor

Es sagt etwas aus über die reale Gastfreundlichkeit vor Ort.

Utrecht gehört zum streng-Evangelischen Teil der Niederlande und das sieht man in der Stadtregierung zurück. Die CU (Christliche Union, eine Partei voller orthodox Gläubigen) hat einen Stadtrat (oder doch 2) und diese Partei will keinen ESC in Utrecht. Offiziell wegen der finanzielle Risiken, inoffiziell wegen der schwulenfreundliche Ausstrahlung. Tel Aviv war für die Anhänger und Mitglieder dieser Partei einen Tick zu schwul.

Mal einen Vergleich zum Tourismus entlang der Adria. Die Exzessen konzentrieren sich auf den Region rundum Zadar. Weil die alte Bevölkerung im Zeitraum 1992-1995 verjagt wurde (oder ermordet), sind die Bauer aus dem Hinterland jetzt im Tourismus beschäftigt. Aber Touristen sind keine Kühe und genau das kommt bei diesen Gastgeber nicht an, wodurch viele Gäste sich nicht wirklich willkommen fühlen.

So etwas kann beim ESC auch passieren. Das Verhalten in Rotterdam ‚wir wollen den ESC, aber das Geld soll auf irgendeine Weise erstattet werden‘ empfinde ich nicht wirklich gastfreundlich. Das kommt das Verhalten der nationale Regierung fast gleich: der Gewinner gratulieren und danach die Aussage ‚es gibt vorerst kein zusätzliches Geld‘ für den Feier.

In Arnhem und Maastricht sieht es besser aus. Man will den ESC, damit man in der Zukunft mehr Touristen bekommt und das darf einiges kosten.

Die Abstimmung in den Gemeinderäten war auch vielsagend. In Rotterdam 8 von 45 dagegen, in Arnhem 4 von 45 und laut Buschfunk gab es in Maastricht geschlossene Zustimmung.

shoutie
Editor
4 Jahre zuvor
Reply to  Marko

Na ja… das ist doch jedes Jahr so, dass erstmal Megapreise für Unterkünfte aufgerufen werden und mit der Zeit wieder die Preise wieder fallen, weil irgendwann klar wird, das die ausrichtende Stadt nicht komplett überrannt wird. Zumindest sind das meine Erfahrungen, also bleib ich da bis ins kommende Jahr erstmal entspannt…

Matty
Matty
4 Jahre zuvor

Off-Topic

Das Kosovo versucht seit Monaten, EBU-Mitglied zu werden und wird immer wieder vertröstet. Nun scheint jemand die wahren Gründe dafür zu kennen und belastet EBU-Mitglied Serbien:

https://escxtra.com/2019/07/11/rtk-director-general-accuses-serbian-broadcaster-of-ebu-membership-sabotage/

Es ist einfach ein Trauerspiel!

Marko
Marko
4 Jahre zuvor
Reply to  Matty

Balkan Politik. Slowenien hat bis jetzt erfolgreich den Schengen-Zutritt von Kroatien sabotiert.

4porcelli - U live in a big house with no furniture.
4porcelli - U live in a big house with no furniture.
4 Jahre zuvor
Reply to  Matty

Schade, denn bei einem Tippspiel hätte man mit dem Kosovo natürlich locker punkten können: 8 – Serbia, 10 – Macedonia, and 12… go to Albania!

Marko
Marko
4 Jahre zuvor

Heute Abend gab es überraschend schnell eine Meldung, wovon ich mich frage: warum kein Klartext?

20:14 Pressemitteilung von NPO (NOS und Avrotros): Nur zwei Städte sind noch im Rennen. Ohne Namen.

Wirklich großartig. Nun werden alle das Wochenende über spekulieren welche Stadt noch dabei ist und welche nicht.

20:49 Algemeen Dagblad (ad.nl) hat überall angerufen und sieht Maastricht und Rotterdam noch im Rennen.

Zum Deutschen Vorentscheid
https://www.eurovision.de/news/Alle-Infos-zum-ESC-2020-in-den-Niederlanden,niederlande1188.html
Hinter ‚Deutschland‘ gähnende Leere statt eine Bemerkung wie bei andere Länder.

Matty
Matty
4 Jahre zuvor

Die niederländische Sendeanstalt NOS hat verkündet, daß die beiden Kandidaten Utrecht und Den Bosch als mögliche Veranstaltungsorte ausgeschieden sind:

https://escxtra.com/2019/07/12/eurovision-2020-host-city-race-den-bosch-and-utrecht-reportedly-eliminated-with-final-two-unveiled-next-week/

Ob die beiden verbliebenen tatsächlich Rotterdam und Maastricht sind, steht noch nicht fest. Es könnten auch genausogut Maastricht und Arnheim oder Rotterdam und Arnheim sein.

Marko
Marko
4 Jahre zuvor
Reply to  Matty

Die Quelle deiner Quelle: https://nos.nl/artikel/2293204-drie-steden-vallen-af-in-strijd-om-songfestival.html

‚Volgens NOS-songfestivalverslaggever Martijn van der Zande is de kans klein dat Den Bosch en Utrecht bij de laatste twee zitten.‘ = ‚Laut NOS-ESC-Reporter Martijn van der Zande ist die Chance gering, dass Den Bosch und Utrecht unter die letzte Zwei sind.

Es handelt sich hier um eine Einschätzung von jemanden, der nicht im ESC-Team ist.