Benidorm Fest 2023: Die Acts der spanischen Vorentscheidung näher kennengelernt (Teil 2)

Quellen: Instagram – @alfredgarcia, @its_alicewonder, @fusanocta, @agoney

Das gebrochene Herz von Lissabon und die volle Manchego-Power: Es geht weiter mit unserer Vorstellung der Kandidaten des Benidorm Fest 2023, dem spanischen Vorentscheid für den kommenden ESC in Liverpool.

Vorher aber die Erinnerung: Am 18. Dezember, also am morgigen Sonntag, sollen alle Benidorm-Beiträge veröffentlicht werden. Dazu wird es auch eine Pressekonferenz geben. Die Uhrzeit genaue Uhrzeit und ob die 18 Benidorm-Acts dabei sein werden, ist noch nicht bekannt. 

Falls Ihr den ersten Teil unserer Vorstellung verpasst habt, könnt ihr ihn natürlich hier nachlesen. Ansonsten starten wir gleich mit einem ESC-Comeback – das bereits erwähnte gebrochene Herz von Lissabon: Alfred García. Der Katalane verliebte sich während der spanischen Casting-Sendung „Operación Triunfo“ unsterblich in die spätere Gewinnerin Amaia. Die junge Frau aus Pamplona erwiderte diese Liebe nur eingeschränkt, trotzdem drängten die Fans und die Presse die zwei zum „Traumpaar“, das dann auch als solches mit einer besonders schmalzigen Ballade beim ESC in Lissabon im Jahr 2018 antreten sollte. Für die Spanier war es die perfekte Kombi. Europa, das den Hype um das junge Pärchen nicht kannte, ließ dies jedoch bekanntermaßen kalt.

Nach dem ESC und der miserablen Platzierung trennte sich das Paar und so begannen beide ihre Solo-Karrieren. Nach eigenen Angaben verarbeitete Alfred die schlechte Platzierung von Lissabon jedoch nie so wirklich und deswegen will er sich erneut beim ESC versuchen mit einem Lied, das angeblich die Ballade von 2018 um Welten übertreffen soll. Er sei sich sehr sicher, dass er den Sieger-Beitrag von Liverpool hat. Die Erwartungen sind also stratosphärisch.

Alfred García war übrigens nicht der einzige, der sich in seiner Operación-Triunfo-Staffel verknallt hatte. So erging es auch Agoney. Der Kanare hatte ein Auge auf seinen Kollegen Raoul geworfen, aber auch diese Liebe wurde nicht erwidert. Wie Alfred legte auch er nach der Staffel eine beachtliche Solo-Karriere hin und konnte neben einem Album auch etliche Singles herausbringen und eine große Fan-Comunity gewinnen.

ESC-Fans in Spanien hatten Agoney eigentlich zur „Persona non grata“ deklariert, da dieser sich eher abfällig über den ESC geäußert und verkündet hatte, niemals am Benidorm Fest teilzunehmen. Nur wenige Monate später musste er seine Worte wieder zurücknehmen. Nach eigenen Angaben habe er seine Meinung geändert und sei nun Überzeugt von dem Format. Anders als sein Hit „Cachito“, der sehr poppig ist, soll Agoneys Benidorm-Beitrag eher dramatischer sein.

Ein Musikstil, der in Spanien die Charts dominiert, ist sicherlich auch der „Spanish Trap“, eine Musikrichtung die Trap und südamerikanische Klänge miteinander verbindet. Besonders erfolgreich sind in Spanien etwa junge Künstlerinnen mit einem urbanen Style und einer Art „Kein Bock“-Attitüde. Und genau das repräsentiert Fusa Nocta.

Die 28-jährige Valencianerin will es beim Benidorm Fest mit dem Lied „Mi Familia“ versuchen. Der Song soll sich jedoch musikalisch etwas von ihren bisherigen Singles abheben. Interessant wird es sein zu sehen, wie Fusa ohne Autotune klarkommt. In der Trap-Szene ist dies sehr geläufig und auch bei ihrem Hit „Luz bajita“ macht sie davon Gebrauch. Im vergangenen Jahr scheiterte bereits ein Benidorm-Act an dieser Hürde.

Auf Autotune verzichtet auf alle Fälle Alice Wonder. Die Indie-Künstlerin aus Madrid ist dafür bekannt, ihr Ding durchzuziehen und sich nicht wirklich um den Mainstream zu scheren. Umso größer war dann die Überraschung, als ihre Bendiorm-Teilnahme bekannt wurde. Alice gab in einem Interview zu, dass ihr die Vorentscheid-Teilnahme angeboten wurde und sie daraufhin die Idee eines Wettbewerbs dann doch ziemlich spannend fand.

Ihr Lied „Yo quisiera“ (Ich möchte) soll laut Alice sehr „eigenartig“ sein. Es soll mit einem Genre anfangen und einem anderen aufhören. Der Song soll eine sehr verletzliche Seite der Künstlerin zeigen, wobei ihr wohl selbst sogar etwas Bange sei. In einem Interview sagte sie ironisch, dass ihr Song leider keinen Chanel-Dancebreak beinhalte.

Ihr eigenes Ding zieht auch Carmen Toledo durch, die als Karmento bekannt ist. Sie kommt aus der Nähe von Albacete und ist damit also eine „Manchega“ wie der berühmte Käse. Sie ist bekannt für ihre Folk-Lieder, die die Kultur des südlichen Kastiliens widerspiegeln. Dort grenzt man schon an Andalusien, was den gewissen Hauch Flamenco in ihren Songs erklärt.

Ihr Lied „Quiero y duelo“ (Ich will und ich schmerze) reiht sich da perfekt in Karmentos Repertoire ein, dabei soll es um eine Geschichte des Leidens gehen, mit der sich wohl jeder Mensch identifizieren könne. Es gibt einige Bendiorm-Künstler, die in diesem Jahr auf Dramatik setzen.

Etwas ganz anderes als Karmento macht die Andalusierin Rakky Rapper. Die 27-Jährige ist bekannt für schrille Pop-Musik, die Elemente von J-Pop und sogar Hardstyle miteinander verbindet – sogenannter Hyper-Pop. Wie  Fusa Nocta benutzt sie viel Autotune. In Interviews sagte sie jedoch bereits, dass ihr Benidorm-Beitrag „Tracción“ davon nichts benötige.

Zuschauer können sich auf eine gewisse Visual-Kei-Optik freuen, wie sie etwa in der japanischen Popkultur sehr verbreitet ist, wo sie auch ihren Ursprung hat. Eine Vorreiterin wäre Rakky jedoch beim ESC nicht mit dieser Optik, denn Jamie-Lee Kriewitz vertrat Deutschland im Jahr 2016 in Stockholm im Visual Kei. Rakky ist trotz ihres Erfolges in der Hyper-Pop-Szene dem Mainstream gänzlich unbekannt. Benidorm soll ihr die Türen für ein breites Publikum öffnen.

Etwas weiter ins Rampenlicht rücken will sicherlich auch Vicco. Die 26-jährige Katalanin hat in den vergangenen Jahren eher im Hintergrund gearbeitet und für andere Künstler geschrieben, unter anderem für die spanische ESC-Vertreterin von Wien 2015, Edurne.

Vicco ist bekannt für ihre Pop-Lieder, ihr Benidorm-Beitrag heißt „Nochentera“ und ist ein Wortspiel zwischen „Die ganze Nacht“ und „Achtzigerjahre“. Viele Fans vermuten – oder befürchten – ein Retro-Pop-Lied. Ein Musikstil, den Dua Lipa in den vergangenen Jahren geprägt hat, der jedoch mittlerweile wieder etwas abgenutzt klingt.

Die Jungs der Band Meler lernten sich im Jahr 2018 in einer Musikschule kennen. Loren, Javi und Jonathan fingen dann an, zusammen auf den Straßen von Madrid und London Musik zu machen, bis sie entdeckt und von einem Plattenlabel unter Vertrag genommen wurden.

Sie beschreiben ihren Musikstil als „Power-Pop“ und genau das soll wohl auch ihr Benidorm-Fest-Beitrag „No nos moveran“ widerspiegeln. Der Titel ist ein sehr bekannter Satz der spanischen TV-Serie „Verano azul“ aus den Achtzigerjahren. Er bedeutet soviel wie „Von hier bekommt man uns nicht weg“.

Wir kommen zum letzten Benidorm-Act: die Girlband E’FEMME. Das Quartett besteht aus Sandy, Melania, BUBU, Lottie – eben typisch spanische Namen. Die Band ist dafür bekannt, verschiedene Musikrichtungen wie den bereits bei Fusa Nocta erwähnten Trap und etwa K-Pop zu vermischen.

Auch das Quartett gilt eher als Newcomer wie so einige Benidorm-Acts. Ihr Lied für den Vorentscheid nennt sich „Ufff“ wie der ziemlich internationale Ausdruck der vielerlei Bedeutung hat. Die Vier wollen eine große Show hinlegen, man darf gespannt sein.

Das waren also die 18 Acts beim diesjährigen Benidorm Fest. Ab Sonntag, dem 18. Dezember wissen wir dann auch, wie ihre potenziellen Songs für Liverpool klingen.

Was haltet Ihr von der Auswahl? Wer hat Euer Interesse geweckt? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!


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7 Comments
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Schlippschlapp71
Schlippschlapp71
1 Jahr zuvor

Tantas/os artistas interesantes que nos vemos a la festival en Benidorm. ¡Muchas gracias, TVE!

Mis favoritas son Blanca Paloma y Karmento pero también Agoney es un chico con encanto y ademas Alice Wonder suena muy interesante. Ya tengos muchas ganas de escuchar las canciónes.

Mit Chanel konnte ich bekanntlich wenig anfangen. Jetzt hoffe ich, daß Spanien auch mit einem komplett anderen Stil Erfolg beim ESC haben kann.

Mucha suerte a los participantes

Schlippschlapp71
Schlippschlapp71
1 Jahr zuvor

Das „nos“ vor „vemos“ bitte editieren, das ist zuviel !

Timo1986
Timo1986
1 Jahr zuvor

Ich bin erst durch Chanel zum Fan des Benidorm-Festes geworden. Ich muss daher die spanische Musikszene erst noch kennenlernen, um sagen zu können, wer mein Interesse bei Benidorm 2023 geweckt hat.

Ich kann lediglich sagen wie ich mir eine Entwicklung für das Benidorm-Fest wünsche, das sich ja noch in seiner Gründungsphase befindet:

Offen für verschiedene Genres, ohne zu sehr radiofreundlich zu sein. Dies schließt aber ein Augenmerk, der sich um den Verkauf von CDs oder die Streaminzahlen auf Onlineplattformen kümmert, nicht aus. Zeitgenössisch und modern ohne trashig zu sein sowie traditionelle andalusische Flamencomusik ohne altbacken und klischeehaft zu sein, sollten wenn möglich gleichberechtigt eine Chance bekommen.

Schlippschlapp71
Schlippschlapp71
1 Jahr zuvor

Wie Du Dir vielleicht denken kannst, kenne ich die spanische bzw. spanischsprachige Musikszene ein bißchen und ich war immer enttäuscht, daß beim ESC in den letzten Jahren davon nichts präsentiert wurde. Insofern ist das Benidorm-Fest für mich eine große Bereicherung.

Matty
1 Jahr zuvor

Neuigkeiten aus Rumänien! Der für den ESC zuständige Sender TVR verkündete heute die 12 Teilnehmer für den ESC-Vorentscheid Selecţia Naţională 2023:

https://eurovoix.com/2022/12/17/selectia-nationala-2023-participants/

Der Song von Aledaida heißt übrigens genauso wie der diesjährige italienische Beitrag zum JESC!

SanomiKedvesem
SanomiKedvesem
1 Jahr zuvor
Reply to  Matty

Und noch ein Bezug zum JESC: Bei Teilnehmerin Andrada Popa handelt es sich um eine Hälfte von Madalina & Andrada, die 2008 mit „Salvati Planeta“ antraten. Jener Titel gewann beim ESC-kompakt-Lesergame die rumänische Vorrunde. Ob das auch beim VE helfen wird oder ob es für sie doch „No Time For Me“ wird, wird sich noch zeigen…

Matty
1 Jahr zuvor

Am 19. Dezember beginnt das traditionelle Festivali i Këngës 61 und heute wurde vom albanischen Sender RTSH die Startreihenfolge verkündet:

https://eurovoix.com/2022/12/17/festivali-i-kenges-running-order/

In der ersten und der zweiten Liveshow werden jeweils 13 Wettbewerbstitel antreten.