Corona: Eurovision Cruise 2020 fand wie geplant statt – und sorgt für Diskussionen unter den Fans

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An diesem Wochenende fand die traditionelle Eurovision Cruise statt, die der finnische OGAE-Fanclub Euroviisuklubi alljährlich organisiert – in diesem Jahr bereits zum 11. Mal. Für Gesprächsstoff sorgen in den sozialen Medien aktuell jedoch weniger die Auftritte von Saara Aalto, Erika Vikman und Catharina Zühlke, sondern vielmehr die Tatsache, dass das Event in Zeiten von Corona überhaupt stattgefunden hat – und sich offensichtlich nicht alle Fans an die Sicherheitsvorgaben gehalten haben. Unser Ex-PRINZ-ESC-Co-Blogger Salman hat an der Eurovision Cruise teilgenommen und uns seine Eindrücke geschildert.

Vorab: Finnland gehört zu den europäischen Ländern, die aktuell die niedrigsten Zahlen an Neuinfektionen haben. Für das Land gelten weiterhin sehr strikte Einreiseregeln, gleichzeitig sind die internen Maßnahmen im Vergleich eher moderat. So gibt es zum Beispiel keine Maskenpflicht (nur eine entsprechende Empfehlung) und auch (Tanz-)Veranstaltungen sind zum Großteil wieder erlaubt, Clubs haben geöffnet. So ist es zu erklären, dass der finnische Fanclub sich dazu entschlossen hat, die Eurovision Cruise in diesem Jahr trotz Corona stattfinden zu lassen.

An Bord des Kreuzfahrschiffes gab es natürlich entsprechende Vorkehrungen, um Abstände einzuhalten und das Hygienekonzept umsetzen zu können:

„Grundsätzlich muss man sagen, dass die Tallink Silja Line sich größte Mühe gegeben hat in Zeiten von Corona für Sicherheit an Bord zu sorgen: An allen Ecken waren Desinfektionsmittelspender, am Boden waren überall Abstandsmarkierungen, in den Geschäften an Bord war nur eine maximale Anzahl von Personen zugelassen, in den Restaurants war genügend Abstand zwischen den Tischen und insgesamt waren auch nur 600 statt normalerweise 3000 Leuten auf der Cruise zugelassen.

Auch im Bar- und Discobereich gab es Markierungen und sie wurden anfangs auch eingehalten.“

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Soweit, so gut. Allerdings kamen dann die Auftritte der Stargäste und im Eifer des Gefechts haben sich wohl zahlreiche Fans dazu hinreißen lassen, sich über die vorgegebenen Sicherheits- und Abstandsvorgaben hinwegzusetzen.

„Als aber die Auftritte anfingen, ist die Stimmung übergekocht und vor allem die finnischen Gäste (größtenteils kein ESC-Stammpublikum) sind nach vorne gestürmt. Das Schiffpersonal konnte oder wollte nicht durchgreifen. Nach kurzer Zeit hatte man das Gefühl, Corona würde es nicht mehr geben – irgendwie hat sich alles total unreal angefühlt.

Der Höhepunkt dieser Entwicklung war mit Sicherheit der Auftritt von Saara Aalto. Ich stand sprachlos mit Abstand an der Bar und habe aus der Ferne gefilmt.“

Es sind auch diese Szenen, die heute in den sozialen Netzwerken viel Kritik hervorgerufen haben. Zahlreiche Fans, die nicht an der Cruise teilgenommen haben, haben sich zu Wort gemeldet und das Verhalten der Zuschauer bei diesen Auftritten als leichtsinnig und verantwortungslos bezeichnet. Teilweise wählen sie dafür sehr deutliche Worte. Andere führen an, dass in Finnland aktuell andere Regeln gelten als bei uns und viele Partys auf noch engerem Raum stattfinden würden. Trotzdem muss man festhalten, dass es Vorgaben der Veranstalter und der Reederei gab und diese nicht von allen eingehalten wurden.

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Salmans Fazit fällt insgesamt trotzdem eher positiv aus und er weist darauf hin, dass sich die meisten Fans und Gäste an die Vorgaben gehalten haben:

„Fazit: Ich selbst habe mich eigentlich zu jeder Zeit an Bord sicher gefühlt und die Mehrheit der Gäste hat sich auch an die Regeln gehalten. Es war keineswegs so, dass alle unvernünftig waren! Auch wenn es keine Maskenpflicht gab, haben viele Passagiere (auch ich) Maske an Bord getragen.“

Am Ende muss man wahrscheinlich fragen, ob die Zuschauer der ESC-Community nicht einen Bärendienst erwiesen haben. Die Veranstaltung war erlaubt, also war es ihr gutes Recht, daran teilzunehmen. Sie hätten aber – auch mit Blick auf andere Fanevents und schon im Hinblick auf Rotterdam – zeigen können, dass sie sich an die Vorgaben halten, die Behörden und Veranstalter ihnen auferlegen. Solche Überlegungen werden in Zukunft – neben den gesetzlichen Vorgaben – bei vielen Eventplanungen eine Rolle spielen: Halten sich am Ende auch alle an unsere Vorgaben? Können wir das sicherstellen? Bleiben die Fans auf den ihnen zugewiesenen Plätzen? Werden Abstände eingehalten? Laufen wir Gefahr, dass die Veranstaltung abgebrochen werden muss? Brauchen wir zusätzliches Sicherheitspersonal, dass die Vorgaben durchsetzt? In dieser Hinsicht ein positives Zeichen zu setzen, das wurde versäumt – selbst wenn am Ende alles gut gegangen sein sollte und es keine Corona-Neuinfektionen durch die Cruise gegeben hat.

Vielen Dank an Salman für die Einschätzungen und das Bildmaterial.


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torstenschubert1
torstenschubert1
3 Jahre zuvor

Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Fühle mich ein wenig bestätigt, am Ende nicht gefahren zu sein. Sehe auch die Probleme für kommende Events, denn wir müssen auch im Frühjahr 2021 – selbst wenn es einen Impfstoff gibt – noch mit Beschränkungen rechnen.
Die Auftritte scheinen aber klasse gewesen zu sein.

Michi
Michi
3 Jahre zuvor

Hier kann man dasselbe Phänomen ganz klar erkennen, dass man sich – wie auch in vielen Urlaubsgebieten – viel zu schnell mitreißen lässt und man Abstände vernachlässigt. Ehrlich gesagt wundert es mich nicht, dass die Infektionszahlen wieder steigen, ich habe es eigentlich schon erwartet.
Repsekt aber trotzdem an Salman, dass er die Maske trotzdem getragen hat und uns einen kleinen Einblick ermöglicht hat

AlexESC
AlexESC
3 Jahre zuvor

Mal ganz allgemein gesehen: Ich finde es schade und auch nicht gerade menschlich, dass viele Urlauber, vor allem die, welche in die Risikogebiete gereist sind, gemeint haben, dass man es im Urlaub nicht so genau nehmen muss mit den „Corona-Hygiene-Vorschriften“! Wobei ich mich, wie viele andere bestimmt auch, frage, weswegen man in Risikogebiete zum Urlaub machen reisen muss? Bei uns im Landkreis sind die Zahlen seit rund zwei Wochen, zum ersten mal seit Anfang Juni, wieder sehr angestiegen und laut Landrat sind bisher alle Fälle seit zwei Wochen auf Urlaubsrückkehrer zurückzuführen!
Da bin ich ehrlich gesagt schon ein wenig „angesäuselt“, wenn uns jetzt die Urlaubsrückkehrer neue Coronafälle bescheren!

KölschKolaBernd
KölschKolaBernd
3 Jahre zuvor

So funktioniert das nicht. Ich erwarte zwar von den Homos nicht, dass sie besser sind als der Rest der Gesellschaft, aber wenn wir uns jetzt nicht alle mal schwer am Riemen unseres MNS reißen, werden wir unter den gesundheitlichen und ökonomischen Folgen in diesem ganzen Jahrzehnt schwer zu tragen haben,

Ein solche Kreuzfahrt ist – wie alle Kreuzfahrten zurzeit – vollkommen unangebracht und unvernünftig

4porcelli - Narrative electricity
4porcelli - Narrative electricity
3 Jahre zuvor

Persönlich kann ich Kreuzfahrten nix abgewinnen; dass diese noch dazu Brutherde aller möglichen Krankheiten sind, ist klar – um so bizarrer, dass Rentner sie so sehr lieben. Ich hätte gedacht, einer der wenigen positiven Aspekte an Corona wäre, dass dem ganzen ein Ende gemacht wird – aber wenn ich das richtig verstehe, laufen die schon seit einiger Zeit wieder an (und hörten auch sehr spät auf – ich meine, selbst im Mai gab es noch Berichte, dass irgendwo gerade ein Kreuzfahrtschiff angelegt hatte).

Patrick Schneider
3 Jahre zuvor

Ich bringe da mal etwas Licht in dein Dunkel: ich fahre normalerweise 3-5x im Jahr mit einem Kreuzfahrtschiff und habe mich jederzeit, was Hygiene und Sauberkeit angeht, wesentlich sicherer gefühlt als auf der Bahnfahrt zum Hafen oder im öffentlichen Nahverkehr an den Zielen während der Reisen.

Als das mit Corona bei uns Mitte März so richtig losging haben ALLE Schiffe weltweit sofort die Reisen beendet und teils unter extremem Aufwand die Gäste so schnell wie möglich aus allen Ecken der Welt zurück nach Deutschland gebracht. Ende März waren mehr als 99,5% aller KF-Schiffe ohne Passagiere.

Das Schiff, das erst im Mai ankam, war die Artania, die aus Australien zurück nach Bremerhaven kam und gerade mal 8 „flugunfähige“ Passagiere dabeihatte.

Du hast Recht, seit Juni finden wieder Flussreisen statt (ich war Ende Juni auf der allerersten Donau-Tour nach dem Lockdown) und seit Ende Juli sogar wieder Hochseereisen, aber da wird mit Corona-Tests, Maskenpflicht, permanentem Desinfizieren gearbeitet, bei strikter und sofortiger Ausschiffung von Passagieren, die sich etwa bei Ausflügen von der Gruppe entfernen.

Nicht umsonst geben viele Passagiere dieser neuen Reisen an, sich dort sicherer als im heimischen Supermarkt gefühlt zu haben.

Dass diese Leute auf der finnischen Fähre sich daneben benommen haben ist ärgerlich, aber sicherlich kein Grund, die Branche der Kreuzfahrtschiffe ganz allgemein zu verurteilen.

Jorge
Jorge
3 Jahre zuvor

Salman macht es wohl auch wie ich: Auf Reisen stelle ich nebenbei eine ESC-bezogene Frage und bei falscher Antwort bekommen die Leute heimlich ein Kreuz auf die Schulter gemalt, so erkenne ich immer Nicht-ESC-Stammpublikum! 😉

Ich verkneife mir übertriebene Urteile über das Partyverhalten, vermeintliches oder tatsächliches Risiko durch die deutsche Brille. Das einzige, was mir auffiel, dass man so eine Party auch super bei schönem Ambiente auf dem Deck im Freien hätte machen können. Und wichtig wäre mir persönlich Rücksicht bei Kontakt mit Angestellten.

Vorsicht bei Rückschlüssen auf 2021:
Es sind zu viele Corona-Glaskugel-Fälschungen im Umlauf …

Salman
3 Jahre zuvor
Reply to  Jorge

@Jorge: Haha…muss ich mal das nächste Mal auch so versuchen 🙂

Nein aber im Ernst…wenn man seit Jahren auf sämtlichen ESC Fanveranstaltungen war kennt man irgendwann die „üblichen Verdächtigen“ – also das ESC-Stammpublikum. Von denen waren tatsächlich dieses Jahr nur wenige da. Und diejenigen die da waren (grösstenteils von OGAE Finnland) haben sich an die Regeln gehalten und standen im hinteren Bereich mit grösserem Abstand zur Bühne.

Auf diesen Fahrten sind auch immer viele Jugendliche. Gestern war z.B. auch eine Abschlussklasse an Bord. Und viele von ihnen sind als Erstes nach vorne gerannt…Saara und Erika sind halt in Finnland auch ausserhalb der ESC Bubble bekannt und fast schon Mainstream.

Die Idee mit dem freien Himmel ist sehr gut! Werde ich an die Veranstalter von OGAE Finnland weitergeben! (falls sie es sich nicht auch schon überlegt haben und was technisch dagegen spricht)

Jorge
Jorge
3 Jahre zuvor
Reply to  Salman

Dachte ich mir .. aber so eine Vorlage konnte nicht ungenutzt bleiben, die waren immerhin textsicher und den bulligen Typ mit lichtem Haaransatz im Video habe ich so aus HH nicht unter Security verbuchen wollen. 🙂 Und die letzte Schote: Die 1,5m beziehen sich auf den Abstand UNTEREINANDER, nicht zur Bühne. 😉

Vielleicht sind finnische Möwen auch aggressiver, k.A.. Ich stelle mir das so vor: Der Pool wird mit Badelotion eingeseift und aus dem Schaumbad steigt, begleitet von Tänzern im Delfin- und Goldfischkostüm, Erika als Mermaid empor. Nebenbei hätte man bei exzessivem Einsatz auch das gesamte Publikum desinfiziert. Vielleicht engagiert man auch Martin Österdahl als fiesen Poseidon!

LG

MarkusK
Mitglied
MarkusK
3 Jahre zuvor

Ich hatte eine Karte schon gebucht für die Fahrt und habe mir das über das Jahr hinweg mal angeschaut und letztendlich vor 3 Wochen tatsächlich storniert (ging super schnell und problemlos und hat 5 Euro gekostet). Die Videos und was man bei Instagram gesehen hat machen schon Lust auf Party, aber auf die Art ist das völlig unverantwortlich in Corona-Zeiten!

Lustigerweise war ich dann als Ersatzprogramm auf einer echten Kreuzfahrt bei der deutschen Reederei mit 3 Buchstaben: Das Schiff würde normal ~3000 Personen fassen; zugelassen im Hygiene Konzept waren 1600 Gäste und an Bord etwa 1000 (plus Besatzung). Dort wurde das Hygiene Konzept richtig gut umgesetzt und eingehalten (Ich wurde gescholten, weil ich einmal eine Linie um einen halben Schuh übertreten habe) und die Personen haben sich super verteilt (Selbst bei 25°C und Sonnenschein waren vielleicht 20-30 Leute auf dem gesamten Pooldeck und maximal mal 6 Leute im großen Pool). Disco und Sauna waren zu; für jede Veranstaltung musste man sich anmelden, es gab auch keine Pool-Parties, sondern nur Theater (die ersten 5 Reihen sind freigeblieben und dahinter war immer 1.5m Abstand zwischen den Personen bzw. Paaren/Familien). Selbst draußen sind die Leute dauerhaft mit Mundschutz rumgelaufen und haben den nur zum Essen/Trinken oder liegen (wenn genug Abstand war) abgenommen. Allen war klar, wie drastisch die Lage ist wie priviligiert sie waren, dass sie mitreisen durften. Ich hab mich auf dem Schiff sicherer gefühlt als in einer deutschen Fußgängerzone oder Restaurant im Moment.

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor

Danke für den interessanten Bericht.
Es ist halt eine abstrakte, unsichtbare Gefahr, die viele Menschen in ihrer Begeisterung vergessen.
Ich muss auch sagen, dass es mich ein bisschen ärgert, dass Leute in diesen Zeiten sich nicht an die Vorgaben halten, so sehr ich auch die Sehnsucht nach Normalität verstehen kann. Aber so werden wir ja den Sch… Virus nie los.☹️ Man hätte diese Veranstaltung in diesem Jahr vielleicht doch ausfallen lassen sollen, war doch klar, dass in der Euphorie sich viele Menschen nicht mehr an Hygiene- und Abstandsregeln halten.

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

Sorry, ich wollte jetzt keinen auf moralisch machen, aber es war doch klar, dass man eine euphorisierte Menge nicht im Zaum halten kann. Ich fürchte, wenn bis nächstes Jahr kein wirksamer Impfstoff gefunden wird, dann wird es wohl einen ESC geben, aber ohne Publikum.

Patrick Schneider
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

Ob es überhaupt einen ESC geben wird mache ich jetzt erst mal abhängig davon, OB und wenn ja, WIE der Junior ESC im November stattfinden wird. Denn Zeit genug zur Planung hatte man jetzt seit März, auch für den Fall, dass die Infektionszahlen wie aktuell wieder steigen sollten.

escfan05
escfan05
3 Jahre zuvor

Jeder der ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Das Klugscheißertum hat in der Coronazeit deutlich zugenommen und vor allen die Hilfssheriffsmentalität. Ich sehe da nix schlimmes. Aber was solls. Ich hoffe das diejenigen die dort waren, ne schöne Zeit hatten. Das braucht man in diesen miesen Zeiten.

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor
Reply to  escfan05

Von „Hilfssheriffs“ halte ich genauso wenig, da gebe ich Dir recht. Trotzdem kann man nicht so tun, als wäre nichts. Es muss doch möglich sein, zu feiern, und dabei gewisse Dinge (im Moment) beachtet. Je besser man zur jetzigen Zeit aufeinander achtet, desto schneller ist der Mist hofentlich überstanden. Sorry, das ist meine Meinung, und dazu stehe ich.
Aber es ist toll, dass sich die Mehrheit an die Vorgaben gehalten hat.🙂