Das erste Mal beim ESC mit Presse-Onsite-Akkreditierung (Torniamo a Torino 21)

In diesem Jahr durfte ich zum ersten Mal mit einer Presse-Onsite-Akkreditierung für ESC kompakt beim Eurovision Song Contest dabei sein. Auch wenn ich schon einmal mit einer Fanakkreditierung in Tel Aviv vor Ort dabei war und die Proben und Pressekonferenzen in Rotterdam mit einer Online-Akkreditierung verfolgen konnte, war das noch einmal eine ganz neue Erfahrung für mich. 

Bis zum Erhalt der Vorort-Akkreditierung war es jedoch aufgrund der neuen Akkreditierungspolitik der EBU in diesem Jahr ein holpriger Weg: die endgültige Zusage dafür habe ich erst erhalten, als ich schon im Zug nach Turin saß… Vorher wurden wir immer wieder und wieder und wieder vertröstet, was für einiges an Unsicherheit in der Planung sorgte. Irgendwann lief die Stornierungsfrist für das Hotel ab und ich musste eine Entscheidung treffen. Die dann für mich hieß: ich fahre, selbst wenn es am Ende heißt, dass ich die Proben nur online verfolgen kann und vom Hotelzimmer aus bloggen muss. Benny und Peter hatten sich so dafür eingesetzt, da wollte ich auch vor Ort sein, wenn es Last-Minute klappt. Was es dann glücklicherweise auch tat. 

Den ersten Samstag vor Ort hatte ich kaum Aufgaben für den Blog und konnte mich so etwas in Turin umschauen. Am Sonntag kam dann auch Benny an und am Dienstag haben wir unseren Badge abgeholt. Die Abholung selbst lief unkompliziert, den Abholpunkt zuvor aber erst einmal zu finden, war dagegen etwas schwieriger. Nachdem Benny und ich etwas auf dem Gelände rumgeirrt sind, haben wir zum Glück eine Volunteer gefunden, die uns den Weg wies. 

Benny und ich nach dem Erhalt unserer Badges

Nachdem wir unseren Badge und eine Willkommenstüte, die neben Merchandise viele Masken enthielt, erhalten hatten, mussten wir zum Corona-Schnelltest. Dank Bennys Planung konnten wir die Stoßzeiten bei allen Tests gut umgehen, sodass dies immer recht schnell ging. Ganz effektiv gestaltet war das Procedere trotzdem nicht: Zuerst musste man ein Papierformular mit Hand ausfüllen, welches dann Mitarbeiter an der nächsten Station abtippten. Und das jedes Mal, obwohl bei späteren Tests die Daten theoretisch schon hinterlegt waren… Besser als die Deutschen schienen die Italiener also auch nicht aufgestellt zu sein… Dann erhielt man eine Nummer und durfte zum Abstrich und hat schließlich den Badge aktiviert – seltsamerweise schon, bevor das Ergebnis des Tests fest stand. 

Der nur auf italienisch gewiesene Weg zum Testzentrum

Den Test musste man dann alle drei Tage wiederholen. An sich kein Problem, wenn man denn nicht auf dem Weg zur Pressekonferenz der Hosts feststellt, dass man heute wieder an der Reihe ist, man sowieso schon spät dran ist und der vorher zweiminütige Weg zwischen Testcenter und Pressecenter auf einmal durch die Einlassabsperrung blockiert war, sodass man auf einmal 20 Minuten um die Halle und das daneben stehende Stadion marschieren musste… Zum Ende hin wurden die Tests dann mit der fragwürdigen Begründung, dass die Inzidenz unter den Getesteten geringer als in der Italienischen Bevölkerung sei, ganz abgeschafft. Genau in dem Moment, in dem sich die Fanpresse begann im Eurofansclub und bei den Shows gegenseitig anzustecken. Abgesehen davon, dass geringer ja nicht gar nicht heißt… 

Die ersten Proben durften wir leider noch nicht im Pressezentrum verfolgen und mussten so von unserem Hotelzimmern aus bloggen. Aufgrund der minimalen von der EBU bereitgestellten Informationen und TikTok-Videos war das eine, nett ausgedrückt, extrem zähe Beschäftigung. Am letzten Probentag der ersten Proben haben Benny und ich dann wenigstens zusammen im Aufenthaltsbereich meines Hotel gebloggt. Auch wenn es das Schreiben der Artikel anhand des dürftigen Materials der EBU nicht unbedingt spannender machte, hockten wir so zumindest nicht mehr allein in unseren Hotelzimmern und konnten bei der Recherche zum Artikel über die nicht funktionierende Bühne gut zusammenarbeiten. 

Gemeinsame Blogarbeit

Am Mittwoch der ersten Probenwoche war es dann endlich soweit: wir durften zum ersten Mal ins Pressezentrum. Dieses war in einem großen weißen Zelt untergebracht. Am Anfang musste man durch eine flughafenartige Kontrolle, in der die Gültigkeit des Badges und der Inhalt der Taschen kontrolliert wurde. 

Nach dem Kontrollbereich folgte ein Vorraum, an dem es zwei Infostände gab, wo wir unter anderem unseren WLAN-Zugang erhielten, und in dem eine kleine Cafeteria untergebracht war. Schließlich gelangte man in den Hauptraum, in dem viele lange Tische aufgebaut waren. An den Stirnseiten der Tische waren genauso wie an den äußeren Wänden Bildschirme aufgebaut, sodass man von allen Sitzplätzen aus gut das Geschehen auf den Monitoren verfolgen konnte. 

Das noch leere Pressecenter am frühen Morgen

Dass man an Tischen sitzen und gut sehen und hören konnte, mag erst einmal selbstverständlich klingen, da ich aber 2019 schon einmal mit einer Fanakkreditierung für den EC Germany Fanclub die Proben verfolgt habe und wir dort auf Hockern ohne Tisch oder gar auf dem Boden sitzend alles in der Lobby verfolgen mussten, weil wir nicht in den Pressebereich durften, war das Luxus im Vergleich dazu. 

Unser Stammplatz war an einem Tisch, an dem auch die Wiwi-Blogger:innen saßen. Und aufgrund deren Bekanntheit zog es Acts, die ihren Weg ins Pressecenter fanden, so immer auch in unsere Nähe. So war es z.B. sehr unterhaltsam, die Interaktion von Suzanne mit Citi Zēni und Benny, der kurzerhand von ihr zum Fotografen ernannt wurde, zu beobachten.

Citi Zēni im Pressezentrum

Auch schön war der Moment, als auf einmal Akkordeonklänge im Pressezentrum ertönten und Zdob și Zdub einen Überraschungskurzauftritt von “Trenuleţul” spielten. 

Die zweiten Proben konnten wir auf den Bildschirmen im Pressecenter verfolgen und haben unsere Eindrücke in den Probenberichten wiedergegeben. Die gleichen TV-Bilder konnte man auch im Online-Pressecenter sehen, trotzdem war es vor Ort noch einmal anders: hier konnte man die Reaktionen eines “Publikums” erleben und man konnte sich im Anschluss an die Probendurchläufe mit anderen austauschen. Ich fand es schön, dieses “Feedback von außen” zu erleben.

Nach den Proben der DACH-Länder haben wir die Reaktionen der anwesenden Pressevertreter:innen eingesammelt. Benny hat die ersten Meinungen nach der Probe von Marius Bear eingefangen, meine Aufgabe war es dann Eindrücke zu LUM!X und Pia Maria einzuholen. Da ich eher etwas schüchtern bin, ist das nicht unbedingt ganz meins, jedenfalls wenn es zum ersten Mal ist. Aber ich konnte ja nicht kneifen. Zum Glück sind die meisten (Fan-)Pressevertreter:innen sehr nett und alle geben gerne ihre Meinung kund. Danach mussten die Aufnahmen geschnitten, das Gesagte transkribiert, Untertitel gesetzt und natürlich alles übersetzt werden. In so einem fünfminütigen Video steckt oft sehr viel mehr Arbeit, als man im ersten Moment sieht. 

Nach ihren Proben hätten wir theoretisch die Pressekonferenzen aller Teilnehmer:innen verfolgen können. Weil wir nur zu zweit waren, haben wir unseren Schwerpunkt aber auf die Pressekonferenzen der DACH-Acts und die PKs nach den Halbfinals und dem Finale gelegt. Und als früherer großer Mika-Fan, konnte ich mir die Host-Pressekonferenz auch nicht entgehen lassen. Schön an den PKs war, die Acts auch einmal recht nahe in persona zu erleben zu können. Vom Informationsgehalt gaben sie jedoch meist nicht so viel her. 

Pressekonferenz mit Malik Harris

Die Acts des Jahrgangs kurz in persona erleben durften wir auch am türkisen Teppich. In diesem Jahr war die eine Seite des Teppichs für die Presseakkreditieren reserviert, die andere für Italiener mit Einladung. “Normale” ESC-Fans wurden leider nicht hinein gelassen, was ich ziemlich unfair fand. Die Acts flanierten den Teppich entlang, posierten für Fotos und gaben kurze Interviews. Benny schaffte es, Grüße von fast allen Acts einzusammeln, während ich das Stehen bleiben der Künstler:innen nutze, um Fotos für den Blog zu schießen. 

Andrea auf dem türkisen Teppich

Und als dann Konstrakta vorbeikam, konnte ich als Fangirl, das Peter in nichts nachsteht, dann nicht widerstehen, um ein Foto zu bitten. 

Foto mit Konstrakta auf dem türkisen Teppich

Die zwei Wochen in Turin waren für mich extrem spannend und voller Eindrücke. Ich fand es sehr interessant dieses ganz “drum herum” zu erleben und das Gesehene und Erlebte in den Blogartikeln und Livestreams zu teilen, es war toll fulltime in die ESC-Bubble einzutauchen. Weil der Tag allerdings nur 24 Stunden hat, kamen so andere Dinge dann leider doch etwas zu kurz, angefangen vom ganz simplen in Ruhe etwas essen bis hin zu auch mal länger die Stadt als “Tourist” erkunden und vor allem auch Zeit mit dem Partner verbringen zu können. Deshalb hoffe ich, dass wir im nächsten Jahr mit größerer Mannschaft vor Ort sein können, damit wir die Aufgaben auf mehr Schultern verteilen können, aber auch, damit andere Blogger die erlebnisreiche Erfahrung des „zum ersten Mal dabei“ machen dürfen. 

Bisher in der Serie „Torniamo a Torino“ erschienen:


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13 Comments
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Jorge
Jorge
1 Jahr zuvor

Mit diesem „Das erste Mal“-Artikel wird „Unheilig – Als wär´s das erste Mal“ aus dem VE2014 endgültig zur offiziellen Bloghymne erklärt! https://youtu.be/tIt5TGZMVLI

Jorge
Jorge
1 Jahr zuvor

Leider hat der Artikel nur sehr sehr beiläufig die Merchandise-Packages erwähnt, auf die vor Corona alle ganz heiß waren! Gibt es da etwas zu verheimlichen? 😎 Berenikes intimes candlelight Meet & Greet mit Ochman oder der SloMo-Schlüpper von Chanel in Benjamins Merchtüte? 😉

4porcelli
4porcelli
1 Jahr zuvor
Reply to  Jorge

Bruda, ich glaube mal, dass Ochmann eingeschränkt an Frauen interessiert ist.

Jorge
Jorge
1 Jahr zuvor
Reply to  4porcelli

Das ist LGBT+-Propaganda von dir! Dann bekommt eben Berenike die Tüte und Benny die Homestory. Wenn du unbedingt den Gag zerstören willst … 😉

Benjamin Hertlein
Admin
1 Jahr zuvor
Reply to  Jorge

Grüße von Krystian!

Jorge
Jorge
1 Jahr zuvor

Sehr engagiert.

⭐ Gefällt 1 Person

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor

Liebe Berenike, vielen Dank für Deine Eindrücke. War wirklich sehr interessant.😊

Thilo mit Bobby
Mitglied
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

Da schließe ich mich Gaby gerne an. Hab den Artikel sehr interessiert gelesen. Ganz toll finde ich ja das ihr euch euren Stress mit Begegnungen der Stars belohnen könnt. Berenike das Foto mit Konstrakta wird ein wahrer Schatz für dich sein – mehr als nur eine Erinnerung.

Rusty
Mitglied
1 Jahr zuvor

Das ist ein sehr eindrucksvoller Bericht von dir Berenike.Lieben Dank dafür.Ich habe vollen Respekt vor dem,was ihr da leistet,auch wenn es euer Hobby ist.Ich weiß das sehr zu schätzen und bin froh,dass es euch gibt.Wünsche euch,dass ihr nächstes Jahr wieder mit mehreren Bloggern vor Ort sein könnt.

chris
chris
1 Jahr zuvor

Habt ihr die PK-Fotos selbst gemacht? Ich habe mich nur gefragt, ob sich nicht jemand erbarmen könnte und der Wikipedia einige Fotos schenken könnte, nachdem es dieses Jahr leider wieder nichts geworden ist.

Matty
1 Jahr zuvor

Seit heute gibt es einen neuen Bewerber um den Austragungsort des ESC im kommenden Jahr. Es handelt sich dabei um die in Nordirland gelegene Stadt Londonderry bzw. Derry:

https://eurovoix.com/2022/08/02/eurovision-2023-derry-bid/

Londonderry bzw. Derry ist auch die Heimatstadt von Dana, die 1970 den ersten Sieg für Irland beim ESC in Amsterdam holte. Veranstaltungsort wäre das Millennium Forum, das jedoch über ein Fassungsvermögen von nur 1000 Zuschauern verfügt. Eine Alternative wäre das Ryan McBride Brandywell Stadium, das aber leider kein verschließbares Dach hat.

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor
Reply to  Matty

Kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass der ESC 2023 in Nordirland stattfinden wird. Denke nach wie vor, dass Glasgow die besten Chancen hat.

Micha
Micha
1 Jahr zuvor

„ Genau in dem Moment, in dem sich die Fanpresse begann im Eurofansclub und bei den Shows gegenseitig anzustecken.“ Also, hab ich mir mein „Souvenir“ (auf das ich gerne verzichtet hätte) von dort geholt 😉