Das waren die Unterschiede im Telvoting und Juryvoting beim ESC 2022 (Torniamo a Torino 19)

Nachdem es in den 2000e- Jahren viele Diskussionen über Diaspora- und Blockvoting gab, wurden 2009 die Jurys wiedereingeführt. Diese machen seitdem 50% des Ergebnisses des ESC aus (auch wenn sich die Art und Weise, wie die Televoting- und Juryabstimmung zusammengerechnet werden, immer wieder geändert hat). Wir wollen im heutigen Artikel unserer Serie „Torniamo a Torino“ einen Blick darauf werfen, wie sich das Voting von Zuschauern und Musikprofessionellen beim Eurovision Song Contest 2022 unterschieden hat.

Erstes Halbfinale

Hier noch einmal das Ergebnis des ersten Halbfinales:

Wenn man die Länder von der größten positiven zur größten negativen Punktedifferenz zwischen Televoting und Juryvoting anordnet, ergibt sich folgendes Bild:

Die größte Punktedifferenz gibt es bei Moldau: Zdob și Zdub und die Advahov Brothers haben 135 Punkte im Televoting und nur 19 im Juryvoting erhalten. Im Televoting haben sie damit Platz zwei erreicht, im Juryvoting hätten sie sich nicht einmal für das Finale qualifiziert. Auch die Ukraine, Litauen und Albanien wurden von den Televotern eher bevorzugt als von den Jurys. Bei der Ukraine und Albanien ist das nicht überraschend, bei „Sentimentai“ hingegen ist das vielleicht schon etwas unerwartet. Bei Norwegen ist auch ein Punkteunterschied vorhanden, mit 31 Punkten Differenz aber gar nicht so viel wie vielleicht im Vorfeldzu vermuten.

Die großen Jurylieblinge waren die Schweiz und Griechenland, die beide mehr als 90 Punkte mehr von den Jurys erhalten haben. Auch die Niederlande und Portugal wurden von den Jurys mehr geschätzt als von den Televotern.

Zweites Halbfinale

So ist das zweite Halbfinale ausgegangen:

Und so hat sich die Abstimmung von Zuschauern und Jurys unterschieden:

Die größte Differenz im zweiten Halbfinale gibt es bei Serbien: 111 Punkte mehr im Televoting als im Juryvoting. Dass die Jurys auf einen Partysong wie „Trenuleţul“ nicht triggern, mag noch nachvollziehbar sein, warum die künstlerische Qualität von Konstraktas „In corpore sano“ so wenig Wertschätzung von der Jury erhalten hat, hinterlässt ein paar Fragezeichen. Auch von den Zuschauern für deutlich besser befunden wurde „Llámame“ von WRS, wobei hier sicherlich auch die rumänische Diaspora einen Anteil hat. Außerdem erhalten Zypern, Finnland und Polen merklich mehr Punkte von den Zuschauern.

Die großen Jury-Favoriten im zweiten Halbfinale waren Aserbaidschan und Australien, die 96 respektive 95 Punkte mehr von der Jury erhalten haben. Für Aserbaidschan hatten die Zuschauer sogar keinen einzigen Punkt übrig. Außerdem kamen Belgien, Schweden und Nordmazedonien besser bei den Jurys an.

Finale

Das ist das Endergebnis des Finales:

Und auch hier ein Blick auf die Unterschiede zwischen Televoting und Juryvoting:

Die größte Differenz gibt es beim diesjährigen Sieger: 247 Punkte Unterschied liegen zwischen Televoting und Juryvoting für die Ukraine. Das ist auffällig mehr als im Halbfinale, wo die Differenz nur 62 Punkte betrug. Es kam damit zu einer Vervierfachung der Punktedifferenz bei nur einer Verdopplung der abstimmenden Länder. Ob das Televoting sie im Finale massiv überbewertet hat oder ob die Jury sie abgewertet hat, mag jeder für sich selbst entscheiden.

Danach folgen die Länder, die auch in den Halbfinals von den Zuschauern am deutlichsten mehr Zuspruch erhalten haben: Moldau und Serbien mit 225 und 138 Punkten Unterschied. Bei Moldau ist die Differenz aus dem Halbfinale prozentual gleich geblieben (Verdopplung der absoluten Differenz bei Verdopplung der abstimmenden Länder), bei Serbien hingegen ist die absolute Differenz nur minimal angewachsen.

Im Gegensatz zum Halbfinale, wo die Punktedifferenz nur 31 Punkte betrug, ist bei Norwegen der Unterschied zwischen Zuschauer- und Jury-Voting im Finale recht deutlich: 110 Punkte und 10 Plätze. Ähnlich verhält es sich bei Portugal, nur in die andere Richtung: im Halbfinale erhielt das Land nur 34 Punkte mehr von den Jurys, im Finale dann 135.

Die weiteren großen Jury-Favoriten sind Beiträge, die auch im Halbfinale von den Juroren bevorzugt wurden: Australien, Griechenland und Aserbaidschan. Und auch ein Land der Big 5 kam bei den Jurys deutlich besser an: Das Vereinigte Königreich. Obwohl Sam Ryder auch im Televoting mit 183 Punkten ordentlich Punkte einsammelte, sind es von den Jurys noch einmal 100 Punkte mehr.

Relativ einig waren sich Televoter und Jurys bei Island und Frankreich, die beide nicht viele Punkte erhalten und einig war man sich auch darüber, dass Spanien gut ist. Deutschland erhielt von den Televotern 6 Punkte mehr als von den Jurys.

Insgesamt waren sich Jurys und abstimmende Zuschauer in diesem Jahr relativ häufig uneins. Bei lediglich sieben Beiträgen im Finale beträgt der Punkteunterschied weniger als 30 Punkte, bei ganzen neun Beiträgen mehr als 100 Punkte in die eine oder andere Richtung. Das wirft die Frage auf, ob die Jurys ein sinnvolles Korrektiv des Televotings sind oder das Ergebnis unnötig verzerren.

Wer stimmt Eurer Meinung fairer ab: Die Zuschauer zu Hause oder die Jurys? Oder ist das gemischte System das beste für Euch? Gäbe es Eurer Meinung nach noch Verbesserungsmöglichkeiten bei einer prinzipiellen Beibehaltung eines Juryvoting-Televoting-Systems?

Bisher in der Serie „Torniamo a Torino“ erschienen:


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50 Comments
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Matty
Matty
1 Jahr zuvor

Das System soll so bleiben wie es jetzt ist.

JoelESC
JoelESC
1 Jahr zuvor

Muss Matty recht geben, Es sollte 50/50 geben, auch wenn manche Länder „schummeln“. Es sollte kein 75/25% geben und auch kein reines Televoting wie in den 00er-Jahren und auch kein reines Juryvoting

Thomas O.
Thomas O.
1 Jahr zuvor

Es gibt wohl niemand, der geschmacklich 100% auf Seiten von Televote oder Jury ist.
Aber ich merke schon dass ich jedes Jahr deutlich näher an der Televote-Wertung bin.
Ein reines Jury-Voting wäre für mich der Horror, mit dem Mix kann ich mittlerweile gut leben.

AlexESC
AlexESC
1 Jahr zuvor

Nein, ich finde den Zweck welchen die Einführung der Jury im Jahre 2009 bewirken sollte, nicht gelungen! Vor allem da beim Juryvoting auch weiterhin sich bestimmte Länder die Punkte zuschieben. Besonders negativ fällt so eine Punkteschieberei natürlich dann bei wenigen Teilnahmeländern ins Gewicht. Ich denke hierbei an den JuniorESC! Bestes Beispiel beim JuniorESC im letzten Jahr ist Aserbaidschan, welches jetzt -meiner Meinung nach-. nicht wirklich einen starken oder besonderen Song hatte, aber beim Juryvoting dann trotzdem den 4. Platz eingefahren hat. Beim Online- bzw. Zuschauervoting hat Aserbaidschan dagegen den 15. (fünftletzter) Platz eingenommen und lag damit übrigens auch hinter Deutschland! Sorry, aber ich glaube hier hat das Zuschauervoting schon eher die „Wahrheit“ gesprochen als wie das Juryvoting!

Also um es kurz zu sagen: Ich würde die Jurys wieder abschaffen!

Zumindest beim JuniorESC könnte man die Jury weglassen oder einen Test für den ESC abhalten mit einem anderen Punktesystem, wo alle Länder gewertet werden, was ich bereits in einem Kommentar vor ein paar Wochen schon mal angesprochen habe! Die einzelnen Jurymitglieder müssen ja sowieso bei ihrer Stimmabgabe ALLE Länder bewerten.

Es hat einfach keinen Sinn, wenn gefühlt die Hälfte der Länder sich beim Jurysvoting gegenseitig Punkte zuschieben! Dies sollte ja eigentlich vermieden werden, hat es aber nicht! Das „Highlight“ davon hatten wir in diesem Jahr mit den Juryabsprachen in einigen Ländern! Solche „Absprachen“ gäbe es beim Televoting -schon aus logistischer sicht- nicht!

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor

Bin ein wenig überrascht, dass Litauen besser beim Publikum ankam wie bei den Jurys. Dachte eigentlich, das wäre typisches „Jury-Futter“. Hm… so kann man sich täuschen.😉
Wer stimmt fairer ab? Kommt natürlich auf die Sichtweise an, denke, da gibt es weder fair noch unfair. Eins steht für mich nur fest: Die Versuchung bei den Jurys, sich abzusprechen und zu mauscheln, scheint schon recht groß zu sein. Sie waren ja ursprünglich eingeführt worden, um Diaspora- und Nachbarschaftsvotings etwas auszugleichen. Das funktioniert wohl nur bedingt. Denn auch die Jurys bedenken die Nachbarn gerne mit Punkten. Also lange Rede, kurzer Sinn: Ein wirklich faires System wird es wohl nicht geben. Ich hoffe nur für die Zukunft, dass man sich anstelle eines fehlerhaften Votings etwas anderes einfallen läßt, als ein Algorithmus zu bemühen. Denn wenn dort z. B. immer Schweden an erster Stelle steht, wirkt es irgendwann auch unglaubwürdig.
Meine Idee wäre, die betreffenden fehlerhaften Votes nicht zu berücksichtigen. Dann muss man natürlich erwähnen, dass bei den betreffenden Ländern Fehler aufgetreten sind, sie könnten sich bloßgestellt fühlen. Aber damit müssen sie dann mMn leben, sie hätten es sich ja vorher überlegen können.

ESC1994
ESC1994
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

@Gaby

Ich persönlich finde das aktuelle System ganz in Ordnung. Sowohl reines Jury- als auch reines Televoting wären keine guten Ideen, besonders 2019 war ich froh über die aktuelle Handhabung, denn weder der Jurysieger (Nordmazedonien) noch der Televotesieger (Norwegen) hätten dem ESC wirklich gut getan sondern ihn eher zurückgeworfen.

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor
Reply to  ESC1994

Nun, mir fällt momentan zumindest keine optimale Lösung ein. Nur diesen Mauscheleien sollte ganz entschieden entgegengetreten werden. (Auch mit einer empfindlicher Geldstrafe, verbunden mit der Warnung, wenn sich das wiederholt, wird das betreffende Land mal ein Jahr vom ESC gesperrt.) Das muss dann aber auch umgesetzt werden.
Und wenn die betreffenden Länder das nicht akzeptieren wollen, und mit Rückzug drohen, tja, dann kann man wohl nur sagen: „Reisende soll man nicht aufhalten.“
Irgendwann ist mal Feierabend.☹️

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor
Reply to  ESC1994

Sorry, hab‘ ich mich jetzt im Ton vergriffen? Wollt‘ ich nicht. Normalerweise halte ich mich für einen gutmütigen Menschen. Aber diese Mauscheleien gehen mir echt auf den Keks.

Rainer 1
Rainer 1
1 Jahr zuvor
Reply to  ESC1994

@gaby, nein, hast du nicht…und noch dazu hadt du völlig recht.

Timo1986
Timo1986
1 Jahr zuvor

Ob Juryvoting oder Televoting – ist mir egal. Hauptsache Italien oder Deutschland gewinnt ! 😉

Karin
Karin
1 Jahr zuvor
Reply to  Timo1986

🤣

togravus ceterum
Mitglied
togravus ceterum
1 Jahr zuvor

Warum setzt man nicht ganz einfach Menschen, die über Unabhängigkeit und Integrität verfügen, in die Jurys statt Sternchen und B-Prominenz, die z. B. in Griechenland so abstimmen, wie es Ihnen Dimitris Kontopoulos vorschreibt? Ich wäre z. B. für Musikprofessoren. 🙂

Timo1986
Timo1986
1 Jahr zuvor

@ togravus ceterum:

„Ich wäre z. B. für Musikprofessoren.“

Ey, ey, ey. Also wen ich diese Meinung oder eine vergleichbare so äußern würde, bräche dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Shitstorm sondergleichen über mich herein. Ich erinnere mich nur zu gut an meine zutreffende Beschreibung meinerseits, dass ich mich völlig zurecht für intelligent halte. Und an meine rhetorische Frage welchen Schulabschluss Blanco aufgrund seiner mangelnden Englischkenntnisse hat und die darauffolgenden Reaktionen anderer Teilnehmer (m/w/d) hier erinnere ich mich noch ebenfalls sehr genau. Arroganz, Selbstverliebtheit, extremes Geltungsbedürfnis und der hält sich für etwas Besseres waren noch die harmloseren Kommentare hier.

Aber meine Zustimmung hast du dafür definitiv. Niemand käme auf die Idee einen Einzelhandelskaufmann (m/w/d) in der Konditorei eine Torte backen zu lassen und es käme auch niemand auf die Idee einen Biologen (m/w/d) bei Daimler Benz als Ingenieur (m/w/d) arbeiten zu lassen, um ein Auto zu konstruieren.

Gleiches gilt daher auch für die Musik, Kunst und Kultur. Denn auch hier geht es nicht darum mit wohlklingende Floskeln seine Musikwahl einfach nur zu begründen, sondern es geht vielmehr darum, dass mit professionellem Sachverstand musikalisch eine vertretbare Entscheidung getroffen wird. 🙂

Inge Periotte
Inge Periotte
1 Jahr zuvor
Reply to  Timo1986

Jetzt muss ich Timo1986 doch mal kurz Recht geben: Also ich bin Biolog*in (m/w/d), und wenn man mich bei Daimler anstellen würde, dann könnte man in den Autos hinterher wahrscheinlich Toastbrot toasten oder die als ESC-Karaoke-Maschine benutzen. Aber fahren würden die wahrscheinlich nicht … oder nur einmal.

Diwe54
Diwe54
1 Jahr zuvor
Reply to  Timo1986

Ich könnte mir gut vorstellen, in den Halbfinals allein die Zuschauer entscheiden zu lassen wer ins Finale kommt. In den Auswertungen ist erkennbar, dass die Punktunterschiede zwar teilweise markant sind, aber die Platzierung um Platz 10 herum nur 1 bis 2 Titel betrifft, die dann im Finale sowieso keine große Rolle spielen.
Im Finale würde ich die 50/50 Regel beibehalten

AlexESC
AlexESC
1 Jahr zuvor

Ich bin hier auch bei euch! Es sollte eine gewisse „Qualität“ in der Jury geben!
Für mich sitzen in den Jurys vor allem zu wenige Personen von der Kategorie,welche überhaupt die Songs erschaffen, also Komponisten und Textdichter! Da schließe ich Deutschland mit ein! Es sind oft Sänger oder Musikjournalisten in den Jurys, also Menschen die sich zwar mit Musik auskennen, welche aber vielleicht noch nie selbst überhaupt einen Song geschrieben haben!

Funicula
Mitglied
Funicula
1 Jahr zuvor

Es ist eine Unterhaltungsshow für die Zuschauer und ich finde es eine Zumutung, wenn durch die Jurys Beiträge (Schweiz und Aserbaidschan) ins Finale gevotet werden, die bei den Zuschauern klar durchgefallen sind. Die Unstimmigkeiten bei manchen Jurys sind ein weiterer Grund, warum ich mir momentan keine Jurys oder einen geringeren Einfluß der Jurys wünschen würde.

togravus ceterum
Mitglied
togravus ceterum
1 Jahr zuvor
Reply to  Funicula

„Es ist eine Unterhaltungsshow für die Zuschauer“

Ist da so? Und wer hat hier die Definitionshoheit? Als ich zuletzt nachgeschaut habe, war es ein Lieder(Komponisten)wettstreit.

Nils
Nils
1 Jahr zuvor

Die Jurys machen schon Sinn und taugen weiterhin hervorragend darin, Geschmacksvertretungen des Publikums auszugleichen (der zweite Platz im Televoting für Moldawien ist da Warnung genug). Wenn ich mir das isolierte Juryvoting anschaue, krieg‘ ich aber trotzdem Jahr für Jahr Hörnchen … Norwegen besser als Island oder Litauen?! Geht nach Hause, Juroren, ihr seid besoffen.

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor
Reply to  Nils

„Norwegen besser als Island oder Litauen?!“ Muss auch sagen, Norwegen war ganz unterhaltsam, aber Island und Litauen hatten doch mehr musikalische Substanz. Eigentlich waren doch auch die Jurys eingeführt worden, um diese zu erkennen….

Nils
Nils
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

Ganz deiner Meinung, Gaby!

Nils
Nils
1 Jahr zuvor
Reply to  Nils

Sehr gerade: Es sollte natürlich „Geschmacksverirrungen“ heißen. Da hat Autocorrect mal wieder kräftig „geholfen“.

togravus ceterum
Mitglied
togravus ceterum
1 Jahr zuvor
Reply to  Nils

Schade. Mir hat das Wort „Geschmacksvertretungen“ sehr gut gefallen. 🙂

Nils
Nils
1 Jahr zuvor
Reply to  Nils

Hmm. Da müsstest du mir meine Neuschöpfung aber erst noch erklären. 😅Offenbar wurde im Korrektur-Kommentar aus „sehe“ auch „sehr“. Das ist aber wahrscheinlich weniger auf Autocorrect, denn vielmehr auf Wurstfinger zurückzuführen. 😖

CC
CC
1 Jahr zuvor
Reply to  Nils

Inhaltlich bin ich nicht Deiner Meinung, aber sprachlich gefällt es mir in der Bedeutung von „Fehltritt“ auch sehr gut.

cars10
cars10
1 Jahr zuvor

Pro und kontra Juryvoting, das kann man so eindeutig nicht sagen.

Wir erinnern uns aber auch gerne an die Jahre in denen die deutschen Juroren im Stech- bzw. Gleichschritt immer Dänemark und/ oder Schweden vorne gesehen haben.

Und der Shitstorm, als es dann mal ein Sido wagte, diese abgedrehte Nummer aus Georgien (die mit den Segelschiff) auf den ersten Platz zu setzen.

Auch wenn manche auf die Juries in anderen Ländern schimpfen, die deutsche Jury ist mehr als verhaltensauffällig gewesen in der Vergangenheit. Man denke nur an die Aussagen einer Leslie Clio, die vom ESC weniger Ahnung zu haben schien als die Mücken in meinem Garten.

Fazit: alles so belassen wie es ist, und nur diese sinnbefreiten 12 Punkte für Schweden abschaffen, wenn mal wieder gemauschelt, äh betrogen wird.

CC
CC
1 Jahr zuvor
Reply to  cars10

Als Sebastian Krumbiegel 2009 im Anschluss des ersten Semifinals, nach seiner fachlichen Einschätzung befragt, äußerte, „baltische Folklore“ sei nicht sein Ding (EE, LT und LV starteten alle im 2. HF und ohne Ethno-Titel), und sich später explizit mit der Westlichkeit seines Musikgeschmack brüstete — wobei er mit dem französischen Beitrag nichts anfangen könne, da er den Text nicht verstehe — war mir schon klar, wohin die Reise leider gehen würde. Mein Eindruck ist allerdings auch, dass der ideologische Zwang der ersten Jahre, das Goutieren von stromlinienförmigem Pop aus/und „guten“ Ländern, mittlerweile aufgehoben ist oder jedenfalls vom NDR weit mehr Individualität zugestanden wird.

Meckie
Meckie
1 Jahr zuvor
Reply to  cars10

Sido hat absichtlich Georgien Punkte gegeben, weil er den ESC hasst. Hat er in nem Interview auf einem HipHop Forum gesagt. Außerdem gab er Conchita wenig. Punkte wegen seiner Vergangenheit mit ihr in einer österreichischen Castingshow. Nordmazedonien wurde wahrscheinlich hoch bepunktet wegen Maliks Freundschaft zu ihr, da sie im Jury Finale doch eher unterdurchschnittlich performt hatte. Außerdem wurde Schweden und Israel hoch bepunktet aus den üblichen Gründen, besonders bei Israel nachvollziehbar.

DoDo
DoDo
1 Jahr zuvor

Nur wegen der Jury sind die wirklich schönen Songs aus Nord-Mazedonien und Zypern rausgeflogen und das eher unbeliebter Werk Aserbaidschans weitergekommen. Echt schade. Die Jurys sind wirklich ein zweischneidiges Schwert.

ESC1994
ESC1994
1 Jahr zuvor
Reply to  DoDo

@DoDo

Ähm, nur dank der Jurys ist das strunzöde Teil aus Nordmazedonien überhaupt 11. geworden, bei den Zuschauern gab es nen „überragenden“ Platz 16.

lasse braun
lasse braun
1 Jahr zuvor

ich sehe grade erst,daß´finnland aber richtig mit zitronen gehandelt hat(20+),tja da hätte es 2-3 bessere optionen ja durchaus gegeben.😈

Kontrapunkt
Kontrapunkt
1 Jahr zuvor

An sich ein sinnvolles System, aber die EBU muss dringend genauer darauf schauen, wie es sein kann, dass die Jurys einiger Regionen den Nachbarn sogar eher noch Punkte zuschieben als das Publikum.
Auch die Jury in Italien ist „auffällig“ in dem Sinn, dass sie oft Beiträgen den 12er gibt, die sonst nirgendwoher einen 12er bekommen – und dann oft Ländern, die keine direkten Mitfavoriten sind. Auch die oftmals etwas merkwürdigen Wertungsunterschiede zwischen Halbfinale und Finale müssten näher untersucht werden. Wenn eine Jury im Finale einen Beitrag höher bewertet als im Finale, obwohl die im Halbfinale höher bewerteten Beiträge alle noch mit dabei sind und es dann sogar mehr Konkurrenz gibt, dann wirft das zumindest Fragen auf, wie das kommen kann.

Mauscheleien müssen da dringend härter bestraft werden.
Außerdem muss dringend an der Qualität der Jurys gearbeitet werden. Mir sind da zu viele Leute mit drin, die anscheinend allein deswegen qualifiziert sind, weil sie ab und an ihren Senf zum ESC dazu geben oder irgendwelche C-Prominenz. Ist in den EBU-Statuten nicht die Rede von „Music Professionals“? Und die Wertungen müssen transparenter gemacht werden. Es gibt 4 klare Wertungskriterien, auch wenn die nicht völlig objektiv sind.

Aber ich glaube solange die Schweden so starken Einfluss auf die EBU haben, wird sich da nichts tun.

Tobiz
Mitglied
1 Jahr zuvor

Kann nicht ganz nachvollziehen, warum so viele dachten, dass Litauen ein Jurry-Song ist. Für mich war das von Anfang an ein Televote-Magnet, weil der Song viel zu komisch für Jury ist.

CC
CC
1 Jahr zuvor
Reply to  Tobiz

Für mich ein kleines Wunder, dass die Nummer überhaupt bei einer Seite verfangen hat. Ich werte es als positive Überraschung, wenngleich musikalisch nicht ganz meins.

JoelESC
JoelESC
1 Jahr zuvor

Um 13 Uhr gibt es eine Präsentation vom spanischen Sender zum Thema „Junior Eurovision Song Contest“ und „Benidorm Fest 2023“

Udo Schmidt
Udo Schmidt
1 Jahr zuvor

Das immer wiederkehrende Thema… Nun muss ich auch mal meinen werten Senf beisteuern:

Nur, weil einzelne Jurys schummeln, sollte man nicht die Jurys selbst abschaffen, sondern stattdessen alles tun, um die Schummeleien zu verhindern.

Nur, weil die Jurys nicht meinen Geschmack treffen, sollten sie auch nicht abgeschafft werden. Geschmäcker sind nun mal unterschiedlich. Bei einer Veranstaltung, wo es neben Spaß um Vielfalt, Gemeinschaft und Toleranz geht, sollte der Respekt vor anderen Geschmäckern selbstverständlich sein.

Selbst wenn Jury und Publikum manchmal weit auseinander liegen, ist das für mich kein Grund, die Jurys abzuschaffen. Das wäre vergleichbar mit einer Europameisterschaft im Eiskunstlauf, Skispringen oder Kitesurfen, bei der nur die Zuschauer abstimmen, wer gewinnt.
Es sollte auf jeden Fall Fachleute geben, die die musikalische Qualität eines Stückes beurteilen können, die mit Begriffen wie Akkord, Tonart oder Range etwas anfangen können. Ohne Jury würde aus meiner Sicht die Gefahr bestehen, dass musikalische Qualität weitgehend untern Tisch fällt.

Ein völlig anderer Aspekt ist hingegen der, dass natürlich auch ein noch so musikalisches Jurymitglied ein Stück nicht rein objektiv bewerten kann und wird. Persönliche Eindrücke und Geschmäcker werden auch bei den Jurys immer eine Rolle spielen. Deshalb sollten die Jurys groß genug sein, um hier einen Ausgleich zu schaffen und auch die Bestechlichkeit schwieriger zu machen.

Da man Musik also ohnehin nicht völlig objektiv bewerten kann, finde ich die Beteiligung des Publikums völlig berechtigt, da doch gerade das Mitvoten auch Spaß macht und das Publikum sich dadurch einbezogen fühlt.

Fazit: EIN KLARES VOTUM FÜR DIE BEIBEHALTUNG DER 50:50-REGELUNG !!!

CC
CC
1 Jahr zuvor
Reply to  Udo Schmidt

Die Vergleiche hinken doch sehr.
Beim Skispringen und Kiteboarden lassen sich die Werte via Technik mit Exaktheit bestimmen. In der Beurteilung von Eiskunstkaufläuferinnen (d/m/w) kommt man an völlige Objektivität zumindest sehr nah heran. Natürlich braucht es hierfür hochrangige Spezialistinnen (d/m/w) — die sitzen dann aber tatsächlich in den Panels und entscheiden auch unbeeinflusst von
„persönlichen Eindrücken“ und
„Geschmäckern“. Wollte man es mit den ESC-Jurys vergleichen, müssten Schlittschuhfabrikantinnen (d/m/w), Ehemalige, auf niedrigeren Ebenen Ausgeschiedene, Sponsorinnen (m/d/w) usw. in geselliger Runde, vllt. noch anhand der Probe vom Vortag, die Wertung machen. Mehr Ahnung als der „Normalo“ haben die schließlich auch…
Ist doch Käse! Gegenstand des Grand Prix ist Unterhaltungsmusik. Und wer könnte besser entscheiden, was unterhält, an diesem einen Abend, als das Publikum selbst? Spätestens das pointierte Urteil zu Rosa Linn’s Radio-TikTok-Scheiße sollte den finalen Beweis erbracht haben.

Udo Schmidt
Udo Schmidt
1 Jahr zuvor
Reply to  CC

Guggsdu oben: „…dass natürlich auch ein noch so musikalisches Jurymitglied ein Stück nicht rein objektiv bewerten kann und wird…“. Ist mir auch klar, dass da der Vergleich hinkt – der Vergleich sollte bloß deutlich machen, was ich meine.
Dass Musik nicht objektiv bewertbar ist, ist für mich das Argument dafür, dass es richtig ist, das Publikum mit zu beteiligen und das ganze nicht komplett in die Hand von Jurys zu geben.

Letztendlich läuft es auf die Frage hinaus, ob es „hochwertigere“ Musik als andere gibt. Wenn man z.B. ein „“Bohemian Rhapsody“ neben „Wahnsinn“ oder andere Ballermann-Hits stellt, wird es spannend. Sicherlich haben alle Musikrichtungen ihre Daseinsberechtigung und es muss einem nicht alles gefallen — ach vielleicht hab ich einfach nur Panik, dass der ESC irgendwann zum Schlagermove – Abklatsch wird… lach…

JoelESC
JoelESC
1 Jahr zuvor

Off-Topic Spanien: Das Benidorm Festival findet am 31.01,2.02,4.02 statt. In jedem Semi sind 8 teilnehmer

Matty
Matty
1 Jahr zuvor

OFF-TOPIC

Es gibt eine traurige Nachricht aus Frankreich! Die Sängerin und Schauspielerin Dani (bürgerlicher Name Danièle Graule) ist im Alter von 77 Jahren verstorben:

https://www.leparisien.fr/culture-loisirs/musique/la-chanteuse-dani-est-morte-a-lage-de-77-ans-19-07-2022-U7RE4YZMPNHNBBC3GAVIENQWUE.php

Danièle Graule sollte Frankreich 1974 beim ESC in Brighton mit dem Titel „La vie à 25 ans“ vertreten, aber durch den unerwarteten Tod des damaligen Staatspräsidenten Georges Pompidou mußte das Land seine Teilnahme absagen. So hätte sich „La vie à 25 ans“ angehört:

https://www.youtube.com/watch?v=FPIcBezMhJ0

Sie starb gestern in ihrem Wohnsitz in Tours im Alter von 77 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Ruhe in Frieden!

lasse braun
lasse braun
1 Jahr zuvor

wenn sogenannte (fach)jurys litauen mit ziemlicher mißachtung (deja vu 2021!) strafen und stattdessen den albernen songs aus spanien und UK tiktok frönen,ja dann kann man sie auch ersatzlos streichen!
wenn der song aus UK die zukunft der popmusik sein soll dann gute nacht.
das war die kleine farce innerhalb der großen farce.🥶
wegen meiner kann der ESC 2023 auch mal ausfallen – dann ist mal ruhe im karton.🤡

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor
Reply to  lasse braun

Ich frage mich auch, nach welchen Kriterien die Jurys genau voten. Ob es da überhaupt Richtlinien gibt.
Die sollte es mMn geben, z. B. Stimme, Gesang, Komposition…
Habe so den Eindruck, sie werten einfach nach ihrem Geschmack, aber eine Jury sollte doch etwas objektiver sein als das Publikum.
Im Grunde gebe ich togravus ceterum Recht: Es sollten wirkliche Fachleute ran, nicht irgendwelche Leute, die schon mal beim ESC aufgetreten sind.

ESC1994
ESC1994
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

@Gaby

Na ja, ich finde aber Udo Schmidt hat da einen guten Punkt angesprochen. Auch Fachleute werden nie zu 100 % frei von Subjektivität sein, jeder hat einfach ne andere Definition für einen „perfekten“ Song.

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

@ESC1994

Na klar, sind ja auch nur Menschen. Aber dann wären die Jurys ja auch nur ein (ausgewähltes) Publikum.
Musik zu bewerten ist auch extrem schwierig, da vieles natürlich auch Geschmacksache ist.
Klar, ob die Töne getroffen werden, kann man objektiv beurteilen, wenn man geschult ist.
Aber bei der Stimme und auch bei der Komposition geht es doch schon los: Da können ja die Meinungen schon auseinander gehen, Qualität definiert jeder natürlich auch ein bißchen anders.

Puh, ganz schwieriges Thema, es ist immer noch so stickig…😓

ESC1994
ESC1994
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

@Gaby

Bei mir ist es auch nicht angenehm.

In Großbritannien wurden heute zum ersten Mal mehr als 40 Grad gemessen, auf einem Flughafen ist sogar die Piste etwas geschmolzen und in London gab es Brände.

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

@ESC1994

Ja, jetzt bekommen wir wohl die Auswirkungen des Klimawandels mit voller Wucht zu spüren.
Es ist erschreckend, keine Ahnung, wohin das noch führen soll…

Aber ich glaube, die wenigsten Leute können sich von der Verantwortung freisprechen. Irgendetwas macht wohl jede*r, was dem Klima nicht guttut. Nehme mich natürlich nicht aus.
Ich habe zwar kein Auto und reise auch nur mit der Bahn, esse mittlerweile auch weniger Fleisch, aber ganz auf tierische Produkte zu verzichten, schaffe ich denn doch nicht. Für mich gehört einfach Käse, Joghurt und Quark (und auch schonmal ein Ei) zur Ernährung dazu, sorry.
Aber global gesehen ist es wohl ein Fehler, ich weiss.

ESC1994
ESC1994
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

@Gaby

Ich könnte auch niemals vegan leben, dafür bin ich einfach zu sehr Käseliebhaber. Du musst wissen dass ich als Kind ein sehr pingeliger Esser war, habe fast nix gegegessen und getrunken außer Kakao oder Knödel mit Soße, und dort musste meiner Mutter jeden noch so kleinen Fitzel Fleisch rausfischen, ansonsten hätte ich das nicht gegessen. Käse mochte ich dagegen schon als Kind sehr gerne.

Matty
Matty
1 Jahr zuvor

Übrigens wird es auch im nächsten Jahr wieder eine ESC-Pre-Party in der spanischen Hauptstadt Madrid geben:

https://eurovoix.com/2022/07/19/spain-eurovision-spain-pre-party-2023-take-place-april-7-and-8/

Veranstaltungsort ist das Sala La Riviera und als Datum sind der 7. und 8. April 2023 vorgesehen.

Conny
Conny
1 Jahr zuvor

Auf jedem Fall bei mir im Club läuft nur Sekret aus diesjährigen ESC ob wohl Sie nur Platz 30 oder 40 wurde, und bin mir sicher das viele meine Kunden nicht einmal wissen wie Sieger Song überhaupt ist oder zumindest wird nichts von diesjährigen ESC gewünscht zu hören außer Ronela, von daher mit Voting kein gute Sache wenn eine Künstlerin Homosexuelle Show abliefern gleich mit 0 Punkte zu bestrafen. Dann Frage ich mich warum wollten die Leute nicht Chanel oder Bananas aus Norwegen anhören?

Tjure
Tjure
1 Jahr zuvor

Ich muss sagen, dass das Televote-Ergebnis in der Regel näher an meinem persönlichen Geschmack liegt als das Jury-Ergebnis. Allerdings fällt mir immer wieder auf, dass die Startnummer beim Televote einen großen Einfluss hat. Ganz augenscheinlich zu sehen bei den diesjährigen Beiträgen aus Armenien und Tschechien. In den Halbfinals bei den Zuschauern mit der letzten Startnummer noch ziemlich weit vorn, sind sie im Finale mit niedrigen Startnummern abgeschmiert. Schon nur deshalb bin ich weiterhin für die bestehende 50:50-Regel.