Deutschland beim ESC 2023: Meet & Greet mit Lord of the Lost

Foto: Benjamin Tonn/ECG

Einen Tag nach ihrer ersten Probe für den Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool waren die deutschen Vertreter Lord of the Lost im EuroClub zum Meet & Greet. Alle fünf Bandmitglieder, Chris Harms, Class Grenayde, Gared Dirge, Pi und Niklas Kahl, stellten sich den Fragen der internationalen Fanpresse. Dabei überzeugten sie nicht zuletzt mit einem erneut sehr sympathischen und authentischen Auftreten.

Hier und am Ende des Artikels kann das gesamte Meet & Greet mit Lord of the Lost vollständig gesehen werden. 

Zunächst wurden die Hamburger Jungs als die nettesten Typen des Wettbewerbs vorgestellt, weil sie so viele Cover von anderen Beiträgen aus diesem ESC-Jahrgang gemacht haben. Chris erklärte dazu, dass gerade die frisch veröffentlichte Version von „Cha Cha Cha“ die größte Herausforderung war. Es hätte ihn allein drei Stunden gekostet, Zeile für Zeile durch den Text zu kommen.

Zu Finnland habe die Band aber einen besonderen Bezug. Nicht nur, weil sie dort schon mehrfach gespielt habe, sondern auch weil die finnische Jury ihrem Beitrag „Blood & Glitter“ bei der deutschen Vorentscheidung 12 Punkte gegeben hatte. Chris musste sich übrigens die Aufzeichnung der Vorentscheidung später noch einmal anschauen, um sich zu erinnern, wie er sich beim Sieg gefühlt hatte.

Foto: Benjamin Tonn/ECG

Chris erzählte außerdem, dass sich die Band bereits vor zehn Jahren das erste Mal für die deutsche Vorentscheidung beworben hatte. Trotzdem sieht er sich nicht als Fan des ESC, sondern als ESC-Enthusiast. Der Grund: ESC war immer nur ein paar Tage im Jahr und daher hatte er von den Stars auch keine Poster im Zimmer hängen. Pi hat auch schon in seiner Kindheit den ESC gesehen, „der damals noch Grand Prix hieß.“ Bereits jetzt, nach nur zwei Tagen, würde er die ESC-Erfahrung in Liverpool total genießen. Die Band hat übrigens seit der deutschen Vorentscheidung über 500 Interviews gegeben.

Grundsätzlich sind Lord of the Lost sehr organisiert und arbeiten mit Spreadsheets. Aber fest eingetragene „Saufnächte“ gibt es nicht. Da war ein Interview in einer Musikzeitschrift wohl missverständlich. Einig sind sich die Bandmitglieder aber, dass man nur feiern kann, wenn man am nächsten Tag frei hat.

Obwohl Gared Höhenangst hat, war er nicht gegen das große Gestell, mit dem die Band beim ESC auf der Bühne steht. Es ist 7m hoch (das Podest von La Zarra nur drei) – und damit der höchste Bühnenaufbau in diesem Jahr. „We have the longest one“, meinte Chris und erntete Applaus für die Aussage. Das Gestell ist übrigens so hoch, dass es eingeklappt werden muss, wenn es auf die Bühne gerollt wird. Der Vorteil: Es sind alle Bandmitglieder gut zu sehen, auch Niklas, der als Schlagzeuger sonst wohl völlig im Hintergrund bleiben würde.

Foto: Benjamin Tonn/ECG

Außerdem fiel die Entscheidung für diese Inszenierung, weil die Hamburger als Rockgruppe authentisch bleiben wollten. Das wären Tänzer oder fliegende Pferde nicht gewesen. In diesem Zusammenhang bedankten sie sich auch noch einmal bei Marvin Dietmann für die Unterstützung bei der Inszenierung. Die gewählte Auftrittsform habe auch den Vorteil, dass sie vor ihrer Abreise zur Tour nach Südamerika alles besprechen und festlegen konnten. Es gäbe keine klassische Choreographie.

Die Tour so kurz vor dem ESC war nicht mehr abzusagen, da schon viele Tickets verkauft waren. Außerdem haben sie so nicht zuletzt drei neue Länder erlebt. Zwar sei die Reiserei ermüdend gewesen. Aber auf den Konzerten hätten sie von den Fans eben auch viel Liebe und Energie zurückbekommen.

Foto: Benjamin Tonn/ECG

Da am morgigen Samstag König Charles III gekrönt wird, wurde natürlich auch die Begegnung mit ihm in Hamburg vor ein paar Wochen angesprochen. Er sei sehr nett gewesen und habe eine ruhige Aura. Er spricht auch nicht so laut und ist sehr respektvoll. Er war sehr interessiert und habe die Band nach ihrem Kostüm-Designer gefragt. „Vielleicht eine Anregung für ihn morgen?“, scherzte Chris.

Von all den Bands, die in diesem Jahr beim ESC antreten, wären von der Logik her Voyager die Gruppe, mit der sie am ehesten auf Tour gehen würden. Aber sie lieben auch Käärijä und würden gern mit ihm gemeinsam spielen. Selbst Auftritte mit La Zarra und französischen Chansons seien vorstellbar. Pi ergänzte in dem Zusammenhang, dass er dem Drummer der Iren in Amsterdam versprochen habe, ihm das Make-Up für den ESC zu machen. Auch solche Zusammenarbeiten gehen also.

Foto: Benjamin Tonn/ECG

Das Gespräch kam dann auch noch auf Iron Maiden, mit denen LOTL nach dem ESC touren werden. Hier malten sich die Bandmitglieder aus, wie die verschiedenen Musiker von Iron Maiden den ESC schauen und zu ihren Freunden sagen: Schaut, mit denen wir jetzt auf Tour.

Vorher steht aber auch noch die Matinee im Cavern Club in Liverpool an. Dort werden Lord of the Lost am 9. Mai um 10 Uhr (vormittags!) unplugged spielen. Welche Lieder sie darbieten werden, wollen sie spontan entscheiden. Chris erzählte noch, dass seine Mutter Anfang der 60er Jahre auf 50 Konzerten der Beatles in Hamburg gewesen sei. Nun möchten sie also ein Stück Geschichte von St. Pauli zurück in den Stammclub der Beatles bringen.

Das Meet & Greet mit Lord of the Lost startet bei 1:27:30 (der Sound kommt etwas später dazu). Das Video wird von OGAE UK zur Verfügung gestellt. 

Wie hat Dir das Meet & Greet mit Lord of the Lost gefallen? Was hat Dich überrascht oder begeistert? Lass uns gern Deine Meinung in den Kommentaren da. 


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19 Comments
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inga
inga
11 Monate zuvor

Wär spannend gewesen zu hören, was sie denn davon halten, dass ihr TikTok Video nur ohne ton verfügbar ist.

Der Thoddy
Der Thoddy
11 Monate zuvor

Vollprofis – nicht nur bei der Musik sondern auch beim Umgang mit den Medien.

Fluschiblumb
Fluschiblumb
11 Monate zuvor

Gibt es dieses Jahr auch wieder den roten Teppich? Wenn ja, überträgt ihr das dann?

doredo
doredo
11 Monate zuvor
Reply to  Fluschiblumb

Fluschitürkis, nicht rot. 🙄
Sonntag ist meine Vermutung.

sam
sam
11 Monate zuvor
Reply to  doredo

Ja, genau. Hier der Livestream dazu:

https://www.youtube.com/live/2M0DtRFx3YI?feature=share

doredo
doredo
11 Monate zuvor
Reply to  doredo

Ich liebe euch.. 🥰 😁

Indigo
Indigo
11 Monate zuvor

Von LOTL wird man auch die nächsten Jahre noch viel hören ganz unabhängig davon, wie sie beim ESC abschneiden werden.

doredo
doredo
11 Monate zuvor

Ja, das war schön.
Ich freu mich ja immer am meisten mit und für Gared. Ich weiß auch nicht warum.
Irgendwie find ich den total nett und toll. 👍😀

eurovision-berlin
11 Monate zuvor

Dieses Jahr gilt wohl besonders „United By Music“.
Mir gefallen deren Klamotten gut. Und bilde ich mir das nur ein, oder läuft das dieses Jahr alles weniger albern ab als sonst?

Luise
Luise
11 Monate zuvor

Peter Urban hatte Recht. LOTL sind wirklich die netteste Heavy Meta Band. Vermutlich die netteste Band überhaupt. Ich freue mich so, dass sie dieses Jahr dabei sind!

Mareike Kaa
Mareike Kaa
11 Monate zuvor
Reply to  Luise

Heaven Shall Burn sind auch sehr knuffig.

doredo
doredo
11 Monate zuvor
Reply to  Luise

Allzuviele wird er nicht kennen. 🙄
Und davon abgesehen sind das auch alles nur Menschen, die nicht unbedingt Fledermaus rare auf dem Frühstücksplan haben oder so.
Wieso muss man bei Menschen mit einem gewissen Musikgeschmack anfangen, sie zu verteidigen bzw. zu erklären, dass das normale und nette Menschen sind? Das ist ziemlich krank. Es ist nur f**g Musik.

Thomas O.
Thomas O.
11 Monate zuvor
Reply to  doredo

👍
Aber hey, its ESC-time, wir brauchen für alles ne Top10

Funi_Cula
Mitglied
11 Monate zuvor
Reply to  doredo

Naja, viele Metal-Bands inszenieren sich ja bewusst brachial, düster, gerne mit Monstern, fies geschminkt oder mit Referenzen an Krieg, Tod und den Teufel. Dazu die langen Haare und Zottelbärte, wer da keinen direkten Bezug hat, kann leicht mal auf die Idee kommen, dass die wirklich so sind. Und dann gab es in der Historie dieses Genres mit dem norwegischen Blackmetal der 90er ja auch nicht so nette Geschichten.

sunrise40
sunrise40
11 Monate zuvor

LOTL ihr rockt das Finale.

Gaby
Gaby
11 Monate zuvor

Viel Glück, LOTL☘️

mauve
mauve
11 Monate zuvor

Habt Spaß, LOTL – auch wenn es kitschig klingt – unsere Gewinner der Herzen seid ihr bereits! ❤️

Dirtsa
Dirtsa
11 Monate zuvor

Die besten Botschafter, die man sich vorstellen kann. Sie stehen für Offenheit, Diversity und Respekt anderen gegenüber und sind dabei so nett, natürlich und unterhaltsam. Schön, dass ich sie durch den ESC entdecken konnte. Freue mich auf die nächsten Tage und das Finale und hoffe auf ein gutes Ergebnis. Aber wie immer das ausgehen wird, mich haben sie sowas von gewonnen und ich warte darauf, dass ich die Gelegenheit bekomme sie live zu erleben.

trevoristos
Mitglied
trevoristos
11 Monate zuvor

naja natürlich sind sie nicht so ganz. Bzw nur ‚der mit Bart‘, die anderen gehen scheints nur ‚hart übertrieben geschminkt ausm Haus‘. Natürlich wäre anders, meine ich. Finde ausserdem, dass sie, wie eigentlich alle anderen deutschen ESC Teilnehmer, sympathisch sind. Wüsste keinen deutschen ESC Teilnehmer, der schon im Ansatz unsympathisch war.
Das Alter und die Dauer des Daseins im Musikbusiness steigert natürlich ein professionelles Verhalten das für die Öffentlichkeit gedacht ist bzw dort stattfindet. 15, oder 20 oder gar 25 Jahre Jüngere haben halt einfach weniger Erfahrung, was man mitunter dann auch gemerkt hat. LOTL geben sich keine Blöße. Sie wissen welche Stunde für sie geschlagen hat. Was sie von dem ganzen Geschäft wirklich halten, weiss man nicht. Ich würde einer Metal-Band vom Grundsatz her eine eher kritische Grundhaltung zuordnen wollen. Alles toll, alles Bombe und so schön bunt hier…ich weiss ja nicht, das ist doch an sich voll Schlager^^^.