Die Ukraine hat entschieden: Das ist die Vidbir-2023-Jury

Bild: Instagram @suspilne.eurovision

Während die Juror:innen in Belgien und Albanien 2023 kein Mitspracherecht mehr bei der Auswahl des nationalen ESC-Beitrags haben, wird in der Ukraine viel wert auf die dortige Jury gelegt. Hier wurde aus der Wahl der Vidbir-2023-Jury sogar ein eigener Online-Wettbewerb gemacht. Damit alles fair zu geht, konnten App-Nutzer:innen während der vergangenen Tage über ihr Wunsch-Jurymitglied abstimmen.

Heute ist das amtliche – und ziemlich knapp ausgefallene – Ergebnis bekannt gegeben worden. Mit ESC 2016-Gewinnerin Jamala, Antytila-Leadsänger Taras Topolia und Sängerin Julija Sanina werden drei Musiker:innen in der Jury der ukrainischen Vorentscheidung sitzen. Ganze 500.000 Votes sind bei der App-Abstimmung eingegangen.

 

Mit 17,41% bekam Taras Topolia die meisten Stimmen in der App. Er ist Leadsänger der Band Antytila. Einige Mitglieder der Band, darunter auch Topolia selbst, sind freiwillig in der ukrainischen Armee tätig. Dadurch kam es auch zu einer weltweiten Aufmerksamkeit für die Band. Sie wollten, wie sie per TikTok-Video bekannt machten, nämlich am Birminghamer „Concert for Ukraine“ teilnehmen, das vergangenen März stattfand. Auch wenn die Anfrage vom Organisatoren des Konzertes abgewiesen wurde, ist Weltstar Ed Sheeran auf Antytila aufmerksam geworden und arbeitete daraufhin mit der Band zusammen (Video unten).

Topolia selbst ist mit der ukrainischen ESC 2010-Vertreterin Alyosha liiert. Zudem stand er in Kiew unter anderem mit U2-Star Bono auf der Bühne und sorgt immer wieder mit seiner Band und deren Engagement für Schlagzeilen. Im Dezember wird er nun also auch in der Vidbir-Jury tätig sein.

Jamala ist neben ihrem ESC-Sieg vor sechs Jahren mittlerweile auch als Botschafterin ihres Landes europaweit bekannt. Sie tritt seit dem Krieg immer wieder auf Kundgebungen und Demos auf. Zudem war als Stargast unter anderem auch beim deutschen ESC-Vorentscheid vergangenen März mit dabei. Aus der ukrainischen Musikszene ist Jamala seit Jahren nicht mehr wegzudenken. Sie sicherte sich ihren Platz in der Vidbir 2023-Jury mit 15,71%.

Nur gaaanz knapp dahinter, mit 15,70%, ist auch Julija Sanina Teil der Jury. Sie ist mit ihrer Band The Hardkiss unglaublich erfolgreich und beliebt in der Ukraine. Mit der Band versuchte sie 2016, ihr Heimatland beim ESC zu vertreten. Bei der ukrainischen Version von X-Factor konnte Julija bereits Erfahrungen als Jurorin sammeln und arbeitet mittlerweile auch als Synochronsprecherin. Nächsten Monat bildet sie ein Drittel der kommenden Vidbir-Jury.

Knapp vorbeigeschrammt an einer Jury-Teilnahme ist Tina Karol. Die Sängerin saß bereits 2022, kurz vor dem russischen Überfall auf die Ukraine, in der Vidbir-Jury. Dabei vergab sie Sänger Wellboy ihre Höchstwertung und setzte die späteren Gewinner vom Kalush Orchestra auf Platz Zwei. Bei der jetzigen Juryabstimmung für die kommende Vidbir-Ausgabe lag sie nur 0,03% hinter Julia Sanina. Tina Karol vertrat die Ukraine beim ESC in Athen 2006 mit „Show me your love“.

Vidbir 2023 wird am 17. Dezember stattfinden und den, wahrscheinlich ersten, ESC-Beitrag für Liverpool bestimmen. Die Show wird aus Sicherheitsgründen in einer U-Bahn-Station in Kiew produziert. Die Ukraine ist als eigentlicher Gewinner aus diesem Jahr bereits sicher für das Finale im Mai gesetzt. Als Big 5-Land und Gastgeber ist Großbritannien auch automatisch Teil des ESC-Finales in Liverpool.

Was sagst du zur Vidbir-Jury für kommendes Jahr? Wünschst du dir auch für den deutschen Vorentscheid eine vorherige Online-Wahl der Juror:innen? Lass gerne ein Kommentar da. 


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14 Comments
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lenya
lenya
1 Jahr zuvor

Ich finde das Auswahlverfahren der Ukraine sehr kritisch weil dort zum öfteren Gewinner wie Maruv oder Alina Pash disqualifiziert werden

Meckie
Meckie
1 Jahr zuvor
Reply to  lenya

Man erinnere sich nur an die Vorentscheidungs-Skandale von 2010 oder 2011 oder teilweise 2012 oder an das ständige Verschlimmbessern in 2009 oder 2014.

Basti
Basti
1 Jahr zuvor

Die Inquisitorin ist auch wieder dabei, war ja klar.

Matty
1 Jahr zuvor

Königin Jamala sitzt in der Jury und das bedeutet, es wird nicht langweilig!

AlexESC
AlexESC
1 Jahr zuvor

Ich finde es ja toll, dass die Ukraine sogar auch über die Jury abstimmen lässt, aber hier stelle ich mir die Frage -wenn alle Länder dies so machen würden- ob dies jetzt positiv, negativ oder egal ist, wenn man die Öffentlichkeit darüber abstimmen lässt.

Auch beim ukrainischen JuniorESC-Vorentscheid konnte man bereits über die Jury abstimmen und vor kurzem konnte man hier auch sogar über die ukrainische JESC-Jury (die welche dann bei der Jury-Show die Punkte vergeben) abstimmen. Wird dann wohl beim ESC auch so kommen, dass man hier dann über die Punkte-Jury abstimmen kann.

Meckie
Meckie
1 Jahr zuvor
Reply to  AlexESC

Finde es nicht gut. So kann mit Korruption das Ergebnis beeinflusst werden. Hätte es besser gefunden, wenn die Jury erst nach der Abstimmung bekannt gegeben werden würde. Es gab ja auch 2022 in Deutschland Probleme wegen Felicia in der ESC Jury.

Meckie
Meckie
1 Jahr zuvor

Jamala wird sicher auch beim ESC 2023 wieder eine nicht unwichtige Rolle spielen.

Timo1986
Timo1986
1 Jahr zuvor

Eine vorherige Online-Wahl aller Juroren (m/w/d) finde ich gut. Sie macht aber erst dann Sinn, wenn die Juroren (m/w/d) nicht die eigene Karriere oder die des ehemaligen Schützlings (m/w/d) aus einer Casting-Show im Blick haben, sondern ausdrücklich nur den ESC und den damit verbundenen Wunsch dorthin einen guten Künstler (m/w/d) hinschicken zu wollen.

Spontan fallen mir ohnehin keine deutsche Kandidaten (m/w/d) für eine Jury ein. Von den hochkarätigen Stars (m/w/d) nur noch Peter Fox und wenn man allein nach den Verkaufszahlen in den deutschen Charts geht Helene Fischer – auch wenn sie nicht meine Wunschkandidatin ist.

Solche Kaliber (m/w/d) wie eine Hanne Haller oder ein Volker Lechtenbrink sind ja leider nicht mehr unter uns. Aber explizit diese beiden wären für mich ein Traum als Jury-Besetzung.

Wenn man tatsächlich eine Jury mit qualifiziertem Personal besetzen will, dann würde ich dazu raten diese mit beispielsweise einem Violinisten (m/w/d) aus der Hamburger Elbphilharmonie, mit Universitätsprofessoren (m/w/d) aus einem musischen Studiengang und mit Leuten aus dem Event-Management, die bspw. Rock im Park organisieren zu besetzen. Also wirklich nur kulturelle und musikalisch-künstlerische Hochkaräter. Und das dann vielleicht Mal für ein paar Jahre ohne einen jährlichen Wechsel.

Tobiz
Mitglied
Tobiz
1 Jahr zuvor
Reply to  Timo1986

Ich mag mir gar nicht vorstellen, wenn ein Florian Silbereisen, eine Helene Fischer, ein Mark Forster, eine Michelle, ein Udo Lindenberg und jemand 0815 Unbekanntes über unseren Beitrag bestimmen würden – wobei…ist nicht genau das unsere jährliche deutsche Jury beim ESC?
Dann noch natürlich mit kräftigen Lästerreien über den ESC und was für eine schlimme Zirkusshow das doch ist. Dazu noch Barbaras Klamauk. Was für ein Graus.
Und es muss ja nichtmal nach Song gehen, geht auch nach Person. Die Schwestern hatten ja auch einen Bekannten in der Jury, der „überraschend“ für sie stimmte.

Fand die Kommentierjury 2017 schon ganz schlimm. Letztendlich haben sie alles in den Himmel gelobt, egal wie schlimm das war. Und abgesehen vom Namedropping und dem Zuschauer sagen, was sie wählen zu haben, hatten die keine Funktion. Das passiert in der Ukraine nicht. Da wird angesprochen, wenn etwas nicht gut war.
Von daher mache ich mir da keine Sorgen. In Deutschland würde so ein „Eliten-Treffen der deutschen Musikkultur“ wieder nur Fremdscham auslösen.

Thomas O.
Thomas O.
1 Jahr zuvor

So toll die Musik beim Vidbir ist, genau so schlimm ist dessen zunehmende Politisierung der letzten Jahre auf Kosten der eigenen Künstler geworden.
Und Jamala will ich seit den „unangenehmen“ Fragen an Maruv und Anna Maria 2019 eigentlich nicht mehr als Jurorin sehen

Christian W
Christian W
1 Jahr zuvor
Reply to  Thomas O.

Ist halt ein wenig schwierig nicht politisch zu sein, wenn die russische Armee im Land mordet, brandschatzt und vergewaltigt seit mittlerweile 2014… Vielleicht setzt man da mal an und beschwert sich beim Urheber des Konflikts, statt sich immer nur über die böse Ukraine auszulassen, die sich ja so unverfroren einfach wehrt, selbstbestimmt möchte und sich nicht vom russischen Faschismus unterjochen lassen will.
Frag doch mal in Russland nach der Politisierung auf Kosten der Künstler. Die ist dort nämlich ein viel massiveres Problem, siehe Frau Pugatschowa, die ihr Land verlassen musste, weil sie dem Führer nicht huldigen wollte. Aber das ist ja sicherlich wieder was ganz anderes…

Thomas O.
Thomas O.
1 Jahr zuvor
Reply to  Christian W

Ich hatte die Politiesierung „auf Kosten der eigenen Künstler“ kritisiert, nicht im Allgemeinen.
Das hat auch nichts zu meiner Haltung zu dem russischen Angriffskrieg zu tun.
Das gehört auch nicht auf diesen Blog

Tobiz
Mitglied
Tobiz
1 Jahr zuvor

The Hardkiss nahm im gleichen Jahr wie Jamala teil. Kleine Reunion also.

Amion
Amion
1 Jahr zuvor

schon wieder Jamala …schlimm