Deutschland hat in diesem Jahr zum zweiten Mal am Junior Eurovision Song Contest teilgenommen und mit „Imagine Us“ von Pauline (Aufmacherfoto) den 17. Platz belegt. Wie hat sich das Interesse der Deutschen am Wettbewerb entwickelt und wie fällt das Fazit der Verantwortlichen aus? Wir werfen einen Blick auf die TV-Quoten sowie die Pressestatements von KiKA und NDR.
Im Vergleich zum letzten Jahr war es diesmal gar nicht so einfach, überhaupt an die deutschen Einschaltquoten für den Junior ESC 2021 zu kommen. Das zeigt zumindest, dass das Interesse der großen Branchenportale nach dem deutschen Debüt 2020 deutlich nachgelassen hat, denn damals wurden die Quoten noch intensiv ausgewertet (etwa bei DWDL). In diesem Jahr brauchte es einige Anfragen unsererseits bei NDR, KiKA und Kommunikationsagentur sowie drei Tage, bis wir an die Zahlen gekommen sind.
Erfreulich ist, dass der JESC 2021 in der KiKA-relevanten Zielgruppe im Vergleich zum Vorjahr zulegen konnte. Bei den 3-13-Jährigen steigerte sich der Marktanteil um 0,2 Prozentpunkte auf 16,1%. Bei den 10-13-Jährigen wurde sogar ein noch höherer Marktanteil von 19,8% erreicht (2020: 17,8%). Im Durchschnitt sahen 105.000 Personen zwischen 3 und 13 Jahren den Contest.
Das Interesse des Gesamtpublikums ist allerdings deutlich zurückgegangen: Schalteten im vergangenen Jahr im Durchschnitt noch 370.000 Zuschauerinnen und Zuschauer ein, so waren es in diesem Jahr nur 230.000. Das bedeutet also ein Minus von 140.000 und damit mehr als einem Drittel. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum lag bei 1,1%. Man kann wohl davon ausgehen, dass sich die Verantwortlichen hier mehr erhofft hatten.
Ein Statement dazu haben wir leider nicht bekommen, aber bereits kurz nach der Show wurde eine Pressemitteilung finalisiert (und möglicherweise auch verschickt, wenn auch nicht an den KiKA-JESC-Presseverteiler), in der sich KiKA und NDR zu Wort melden, allerdings ohne wirklichen Bezug zur Show selbst bzw. zum armenischen und/oder deutschen Ergebnis. Aus Chronistenpflicht dokumentieren wir die Statements hier aber dennoch.
KiKA-Programmgeschäftsführerin Dr. Astrid Plenk wird mit folgenden Worten zitiert:
„Herzliche Glückwünsche senden wir nach Paris und gratulieren Pauline zu ihrer Platzierung. Ihr Auftritt war musikalisch wie emotional ein prägendes Erlebnis. Für KiKA ist es ein wirklich großes Ereignis, das jungen Talenten eine internationale Plattform und den Kindern zu Hause tolle Vorbilder bietet. Musik ist für Kinder so viel mehr als nur Unterhaltung, sie ist ein Ausdrucksmittel, das über Grenzen hinweg verbindet.“
Und Frank Beckmann, NDR-Programmdirektor, äußert sich folgendermaßen:
„Wir bedanken uns bei den französischen Kolleginnen und Kollegen. Und wir bedanken uns bei Pauline, die mit dem Song ‚Imagine Us‘ ihre Botschaft wunderbar zum Ausdruck gebracht hat.“
Begeisterung und Euphorie scheinen bei den beteiligten Sendern also nach wie vor ungebrochen und so können wir wohl davon ausgehen, dass Deutschland in Sachen JESC einen langen Atem beweist und 2022 in Armenien zum dritten Mal am Wettbewerb teilnehmen wird.
Das interessiert die Kinder ja wahrscheinlich genau so wie „Die Sendung mit der Maus“ oder andere von Berufskindern für Berufskinder gemachten Sendungen : nämlich nicht die Bohne !
…oder noch anders ausgedrückt: Warum sollte ich mir als Maus Kochsendungen von Katzen anschauen?
Also nach dieser Logik müssten ja alle Kinder kein und nie Fernsehen schauen wollen, weil da alles von Erwachsenen gemacht ist. Wäre mir jetzt aber neu, zumindest wenn ich an meine Kindheit denke oder meine Neffen und Patenkinder als Referenz nehme.
Na, das ist mal ein Vergleich – wie der Vergleich zwischen Porsche und Trabi.😉
Wie man an den Aussagen „Begeisterung“ für den JESC rauslesen kann, ist mir vollkommen unverständlich. Das ist nur 08/15-PR-Sprech, nicht mehr und nicht weniger. Ähnlich wie in diesen Zeugnissen die man vom alten Arbeitgeber bekommt. Wenn da steht „er war stets bemüht“, dann ist das keine gute Bewertung. Aber der alte Arbeitgeber darf nix negatives in ein Zeugnis reinschreiben. So ähnlich ist das hier auch.
Nimm Dir nochmal ein bisschen Zeit und lies die letzten Absätze nochmal ganz in Ruhe durch…
Im letzten Absatz steht klar „…. Begeisterung und Euphorie scheinen bei den beteiligten Sendern ungebrochen……“. Also entweder habt ihr das ironisch gemeint und ich habe die Ironie nicht erkannt,, oder ich habe eure Intention genau richtig verstanden, aber dann weiß ich wirklich nicht was du willst. Für mich haben diese Statement nix mit Begeisterung zu tun, sondern sind für mich so zu verstehen, wie ich es in meiner ersten Reaktion beschrieben habe.
#escfan05: ich verstehe den Absatz inhaltlich genau wie du.
Ironie bzw. Humor in schriftlicher Form zu installieren, ist hohe journalistische bzw. literarische Kunst.
Das die Zahl der Zuschauer gesunken ist, liegt aber auch daran, daß auf einigen anderen Sendern Filme oder andere Unterhaltungsshows liefen (z. B. „Ratatouille“ auf RTL, „Yoko & Klaas gegen ProSieben auf ProSieben, „Der Polarexpress“ auf Sat.1).
Jedenfalls ist Deutschland nicht das einzige Land, das rückläufige Einschaltquoten hatte. Auch aus Italien, Spanien und den Niederlanden haben weniger Menschen den JESC gesehen als letztes Jahr.
Weder in der Schule noch im Jugendclub oder in unseren Sportvereinen. Also ich kenne niemanden aus der JESC Zielgruppe, der den JESC sah, sicher nicht repräsentativ, aber so viele Kids sahen den JESC 2021 in meinem Umfeld wirklich nicht. Kids in der Zielgruppe haben andere Interessen. Vielleicht war das bei euren Kids anders, aber hier zumindest war es so. 9 bis 14 ist aber auch ein schwieriges alter heutzutage.
Um die Einschaltquoten richtig einschätzen zu können, müsste man die vergleichbaren Zahlen im gleichen Timeslot am gleichen Wochentag kennen.
Interessant wären der Kostenvergleich mit anderen Produktionen im gleichen Timeslot, dann könnte eher eingeschätzt werden, wie attraktiv der JESC für KiKa, ARD und NDR ist.
Und ich muss einem anderen Kommentatoren recht geben, die Statements von ARD und NDR drücken keine Begeisterung aus, sondern sind Pressestatementblabla.
Mit den diesjährigen Zuschauervoting kann man, aus deutscher Sicht, schon zufrieden sein, da beim Online-Voting ab Platz 4 (Frankreich) abwärts punktemäßig alle sehr eng beieinander liegen. Der größte Abstand hier beträgt nur 7 Punkte zwischen Platz 9 (Kasachstan) und Platz 10 (Malta & Russland). Zwischen Platz 4 von Frankreich und Deutschlands Platz 14 liegen nur 21 Punkte(!).
Über die ersten drei Plätze im Online-Voting, sowie über die Jurys wurde ja heute bereits im vorangegangenen JESC-Beitrag hier bei „ESC kompakt“ diskutiert. Deswegen sage ich hier mal nichts dazu, wobei ich mich da wirklich tausendmal wiederholen konnte.
Die Zuschauerzahlen sind wirklich bei einigen anderen Ländern ebenfalls zurück gegangen. Ich spreche jetzt mal für Deutschland:
1. Letztes Jahr zur JESC-Zeit gab es doch noch härtere Maßnahmen (wenn ich es noch richtig im Kopf habe), was bedeutet, dass dort mehr Kinder einfach Zuhause waren.
2. War der JESC am 1. Advent und nicht so kurz vor Weihnachten. Je näher wir an Weihnachten rücken, desto mehr Filme für Kinder gibt es im TV zu sehen. Da gibt es also auch Konkurrenz.
Der 3. und für mich wichtigste Punkt:
Der deutsche Vorentscheid, wo Pauline gewonnen hat, fand am 10. September statt! Einen Tag später, am 11. September, gab es dann noch im Rahmen von „KiKA Live“ ein Interview mit Pauline. Danach gab es lange Zeit nichts mehr von Pauline zu sehen. Erst wieder rund zweieinhalb Monate nach dem Vorentscheid, am 26. November, wo sie beim „KiKA Award“ ihren Song live performt hat. Und danach dann halt ab letzter Woche, der JESC-Woche, gab es sehr viel Pauline im KiKA.
Der KiKA hat Pauline auf zwar ihrem Weg (Musikvideodreh etc.) zum JuniorESC mit der Kamera begleitet, aber alles erst letzte Woche gesendet. Ich hätte es da besser gefunden, wenn man dies in einem weniger großen Abstand sendet, da man so die Zeit zwischen Vorentscheid und JuniorESC besser hätte nützen können und es somit eine JuniorESC-Lücke im KiKA-Programm gegeben hätte.
Wenn also das Musikvideo im Oktober gedreht worden ist, dann hätte man das „Making of“ dazu auch im Oktober senden können und nicht erst im Dezember.
Also ich hfofe ich habe dies einigermaßen gut erklärt, so dass ihr versteht, was ich damit sagen will!
Meine Meinung zu einer erneuten Teilnahme:
Gerade jetzt wo wieder mehr Länder Interesse am JuniorESC zeigen u. a. Island und Norwegen, sowie -laut Martin Österdahl- stehen auch die Chancen auf eine Rückkehr von UK zum JESC nicht schlecht, würde ich einen Rückzieher von Deutschland sehr schade finden. Gerüchten zufolge soll wohl auch Schweden eine Delegation beim JuniorESC am Sonntag gehabt haben. Ob dieses Gerücht stimmt weiß ich nicht, da es da von SVT keine offizielle Info zu gibt.
Außerdem hat Martin Österdahl letzte Woche auf einer Pressekonferenz sogar noch erwähnt, dass er gerne alle „Big Five“ beim JuniorESC haben möchte, wo aktuell nur noch Großbritannien fehlen würde.
Übrigens habe ich irgendwo in den letzten Tagen gelesen (jetzt müsste ich nur noch suchen wo), dass Frankreich der ganze JESC (Halle, Trailer usw. „nur“ ca. 5 Millionen gekostet hat) – quasi ein Schnäppchen, wenn man die internationale Reichweite betrachtet.
Hier noch mal mein letzter Kommentar zum JESC dieses Jahr. So sah unser Beitrag aus Sicht der Zuschauer aus (die schwankende Lautstärke lag anscheinend an der Kamera/ am Smartphone des Users):
Beeindruckend. Danke für die Perspektive.
War das nun ironische, Nilsilaus?
Für Stimmung wurde ja gesorgt. Allerdings viel zu weit weg von der Bühne. Pauline und die beiden Tänzerinnen sind kaum sichtbar.
Ich finde das Konzept der ARD richtig, den JESC alleine auf den KiKa zu fokussieren, gibt zwar weniger Zuschauer, dafür sind es die Richtigen.
Ich habe noch ein paar Infos zum Greenroom, welcher ja auf die beiden Brücken aufgeteilt wurde. Deutschland bzw. Pauline und ihr Team saßen auf der rechten Brücke (von den Zuschauern aus gesehen). Nachbar von Deutschland war das Siegerland, nämlich Armenien.
Auf der rechten Brücke saßen 10 Nationen, auf der linken logischerweise nur 9.
Was mir aufgefallen ist, als ich mir die Moderationen des diesjährigen JESC auf YouTube nochmals angeschaut hatte war, dass die rechte Brücke bzw. der rechte Greenroom sehr häufig von oben zu sehen war, während dies beim linken überhaupt nicht der Fall war. Wahrscheinlich stand nur rechts so eine Kamera welche den Greenroom auch von oben zeigen konnte.
Falls es jemanden interessiert, aus dem Internet habe ich die Sitzordnung vom Greenroom aufgegabelt. Beim Greenroom auf der rechten Seite konnte man die Sitzordnung auch als Zuschauer gut sehen, da -wie oben bereits erwähnt- dieser oft von oben gefilmt wurde. Beim linken allerdings leider nicht! Ich poste sie jetzt einfach mal hier, kann ja nicht schaden, vielleicht interessiert sich jemand dafür:
Brücke bzw. Greenroom -rechts:
Hinten => Malta, Nordmazedonien, Russland, Irland, Serbien
Vorne => Kasachstan, Portugal, Deutschland, Armenien, Spanien
Brücke bzw. Greenroom -links:
Hinten => Aserbaidschan, Polen, Georgien, Albanien, Bulgarien
Vorne => Niederlande, Italien, Frankreich, (leer), Ukraine
Zwischen Frankreich und der Ukraine beim Greenroom auf der linken Brücke gab es eine kleine schwarze Wand mit LED-Streifen als Platzfüller. Diese ist ein wenig zu sehen bevor Carla das Interview mit Enzo führt. Ich weiß jetzt aber nicht in welcher Minute dies genau ist.
Frankreich hat zwar den JESC-Sieg verpaßt, triumphiert dafür aber in einem anderen Wettbewerb. Es ist der OGAE Video Contest und den hat die Grande Nation mit seinem Teilnehmer Julien Doré und dem Titel „Nous“ (Uns) gewonnen:
https://eurovoix.com/2021/12/23/france-wins-ogae-video-contest-2021/
Deutschland belegte im Gegensatz zum JESC und ESC 2021 einen Platz in den Top Ten: Wincent Weiss ist mit „Wer wenn nicht wir“ auf dem sechsten Platz gelandet.
Eine Pleite erlebte dagegen die ESC-Teilnehmerin von 2016, Iveta Mukuchyan, die für Armenien antrat und am Ende nur auf dem 17. Platz landete. Auch Polen erlebte eine Bruchlandung und holte die Rote Laterne.
Also ich denke das die Frau Mukuchyan sehr gut damit leben kann. denn der OGAE-Song Contest ist ja nur in der Fanbubble bekannt. Außerhalb davon nicht.
Die Realitätsferne der Verantwortlichen ist wie stets nur in Lichtjahren zu bemessen. Und ob nun „kleiner“ oder“großer“ ESC, die Leidtragenden sind ebenfalls wie stets die gleichen: Künstler, Marke, Zuschauer.
Wenn man dann alles ruiniert hat, werden am Ende die sich verändernden Sehgewohnheiten oder weiß der Schinder was schuld sein am Desaster. Jede Wette.
Vielleicht sollte man den Junior Eurovision eher als „Familienshow“ vermarkten und bewerben – obwohl, beim KiKa finde ich ihn schon richtig – da es sich um Kinder und junge Teenager handelt. Am letzten Sonntag gab es auch um 9.15 Uhr Berichte (und da laufen ja Sachen für die Kinder auf ARD) ….aber trotzdem war es mir noch zu wenig Werbung dafür (insgesamt gesehen). Auf jeden Fall sollten alle Rundfunkanstalten nun handeln – vielleicht das Gesamtkonzept verändern von einem reinen Wettbewerb hin zu einer Show? Ach, ich weiß mir auch keinen Rat. Ich finde es klasse, dass es den JESC gibt – aber irgendetwas müsste doch verändert werden, damit der bekannter wird.