Wenn am Donnerstagvormittag der offizielle Ticketverkauf für den Eurovision Song Contest 2022 in Turin beginnt, heißt das auch, dass die Fan-Pakete an die glücklichen Mitglieder von OGAE Germany und EC Germany verkauft worden sind. Zwar konnten auch in diesem Jahr nicht alle Interessenten eine bzw. mehrere Eintrittskarten für die ESC-Shows erhalten. Fast wäre es aber möglich gewesen. Denn die Nachfrage lag um ca. 40% niedriger als 2019 für den ESC in Tel Aviv.

Lange, sehr lange mussten Fans und Öffentlichkeit warten, bis die italienischen Veranstalter des ESC Informationen zum Kartenverkauf bekanntgaben. Erst am letzten Donnerstag, den 31. März konnten die (deutschen) ESC-Fanclubs ihre Mitglieder informieren – und diese mussten sich dann innhalb von guten zwei Tagen für eine Ticket-Option entscheiden.

Diese hatten es nicht nur finanziell in sich. Denn im Gegensatz zu den Vorjahren wurden nicht Pakete mit allen drei Jury- und den drei TV-Shows verkauft (also sechs Eintrittskarten), sondern es gab Live-Show-Pakete und Jury-Show-Pakete mit jeweils drei Eintrittskarten. Natürlich waren die Live-Show-Tickets die teuersten. Für einen Sitzplatz in unmittelbarer Bühnenähe waren 850 Euro zu berappen; im günstigsten Fall (einem Sitzplatz im hinten Teil der Halle mit Seitenblick) kam man für 550 Euro zum Zuge. Wer bühnenah stehen wollte, musste sich auf 950 Euro einstellen. Für die Jury-Shows gab es zwei Kategorien: für 350 oder für 170 Euro gab es Tickets für die drei Shows.

Das sind wahrlich keine Schnapper, auch wenn sich die Kritik der Fans daran wohl im Rahmen hielt. Michael Sonneck vom EC Germany bringt das auf den Punkt: „Das Ticketangebot war insofern besser als früher, als man nicht Tickets für alle sechs Shows kaufen musste, sondern es getrennte Pakete für die Live-Shows und die Jury-Shows gab. Allerdings waren die Preise für drei Shows so teuer wie 2019 für sechs Shows!“ Die offiziellen Finalpreise, die im freien Verkauf zu zahlen sind, sind übrigens etwas günstiger als in Tel Aviv: in diesem Jahr Jahr kosten Finaltickets zwischen 150 und 350 Euro, 2019 musste man zwischen 280 und 485 Euro zahlen.

Für die Fantickets haben sich in diesem Jahr deutlich weniger Personen interessiert als in früheren Jahren. Das bestätigen beide Fanclubs, wobei EC Germany konkret angibt, dass es nach ca. 300 Bewerbungen im Jahr 2019 dieses Mal nur 164 Interessenten gab – ein Rückgang also um mehr als 40%. Bei dem Fanclub führte das am Ende dazu, dass insgesamt nur zehn Bewerber leer ausgingen. Auch beim OGAE Germany konnten nicht alle Bewerbungen positiv beschieden werden – auch, weil es wohl insgesamt weniger Ticketpakete gab als in früheren Jahren. Das wiederum kann u.a. am pandemiebedingt veränderten (sprich: verkleinerten) Stehbereich vor der Bühne liegen.

Für den Rückgang des Interesses an den Fan-Paketen sieht Klaus Woryna vom OGAE verschiedene Gründe: „Es sind weniger Nachfragen nach Tickets als in den letzten Jahren gewesen, was unter anderem an den weiter gestiegenen Preisen und einer allgemeinen hier auch spürbaren Verunsicherung wegen Corona liegt, wie mir immer wieder gespiegelt wird. Zwar wollen viele feiern und den ESC erleben, dennoch schwingt immer noch eine Unsicherheit mit, ob und wie Großveranstaltungen pandemietreibend sind.“

Beide deutschen Fanclub verwiesen auf unsere Frage darauf, dass der Fan-Ticket-Prozess wegen der engen zeitlichen Vorgaben in diesem Jahr „wieder einmal sehr sportlich“ (O-Ton Woryna) gewesen sei. Allerdings zeigten sie auch Verständnis für die besondere Noch- bzw. Nach-Panedmie-Situation. Diese birge weiter viele Unsicherheiten und schränke die Planungsspielräume ein. Insofern haben EC Germany und OGAE das beste aus der Situation gemacht – und letztlich auch die meisten interessierten Fans mit ESC-Tickets versorgt. Wer das Glück nicht hatte, dem sei jetzt noch einmal der freie Verkauf empfohlen.