ESC-Songcheck kompakt 2023 (1) – Irland: „We Are One“ von Wild Youth

Bild: Mollie McKay / RTÉ

Es geht los – wir starten mit unserem Songcheck für den Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool. Ab heute werden wir täglich einen der 37 Beiträge ganz genau unter die Lupe nehmen, Euch alle wichtigen Infos liefern und das Gesamtpaket im typischen ESC-Punkteschema bewerten. Den Anfang macht heute „We Are One“ von Wild Youth aus Irland.

Die grüne Insel setzte in diesem Jahr auf ihr (mehr oder weniger) bewährtes Auswahlverfahren im Rahmen eines „Eurosong Specials“ der „The Late Late Show“. Insgesamt sechs Acts stellten sich hier zur Wahl, unter anderem Public Image Ltd., die neue Band von Sex-Pistols-Frontmann John Lydon aka Johnny Rotten. Das sorgte im Vorfeld auch in internationalen Medien für reichlich Aufsehen. Es half alles nichts: Trotz einiger kleinerer Änderungen im Vergleich zum Vorjahr war das Finale der irischen Vorentscheidung – vor allem was den Gesang der Teilnehmer*innen anging – nur schwer zu ertragen. Mit dem ersten Platz sowohl bei der nationalen Jury als auch beim irischen Publikum und einem zweiten Platz bei der internationalen Jury konnte sich am Ende die vierköpfige Band Wild Youth vor der Nachwuchssängerin und Fan-Favoritin CONNOLLY durchsetzen.

Wild Youth kommt aus Dublin, konnte in Irland bereits eine Reihe von Top-Hits landen und ging in der Vergangenheit mit großen Namen wie Niall Horan, Lewis Capaldi und Westlife auf Tour. Frontmann Conor O’Donohoe hat auch eine Reihe von Top-Hits für andere Künstler geschrieben und etwa mit Moncrief und The Script zusammengearbeitet. Neben ihm gehören Callum McAdam, David Whelan und Ed Porter zur Band.

Das Lied

Wild Youth werden beim ESC ihren Song „We Are One“ präsentieren. Dieser wurde von den Bandmitgliedern Conor O’Donohoe und Ed Porter gemeinsam mit dem Grammy-nominierten schwedischen Songwriter Jörgen Elofsson geschrieben. Dieser hat bereits 2017 den irischen Beitrag „Dying to Try“ von Brendan Murray zum ESC beigesteuert, gehörte zu den Songwritern von Ivy Quainoos „Unser Lied für Lissabon“-Lied „House on Fire“ und hat „In the Mirror“ geschrieben, Demi Lovatos Lied in „Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga“. Er ist darüber hinaus für seine Zusammenarbeit mit unter anderem Kelly Clarkson, Westlife und Agnetha Fältskog bekannt.

„We Are One“ ist ein Midtempo-Song, der im Pop-Rock-Genre angesiedelt ist. Die Strophen sind extrem ruhig und die zurückgenommene Instrumentation stellt die Stimme von Frontmann Conor in den Vordergrund. Im Refrain geht der Song dann jedoch stärker nach vorne und entwickelt sich zu einer eingängigen Stadion-Hymne. Das hat schon zu (hinkenden) Vergleichen mit Coldplay und U2 geführt. Anfang März wurde ein Revamp zu „We Are One“ veröffentlicht, der im Vergleich zur Ursprungsversion jedoch nur sehr geringfügige Änderungen enthält.

Textlich beschwört „We Are One“ den Zusammenhalt, durch den auch die kleinen und großen Rückschläge im Leben besser zu bewältigen sind. Dabei bedient sich die Band aber durchaus einiger Plattitüden im Stile von „Under the falling sun / Tonight we are one“. Oder anders gesagt: United by music.

Der Check

Song: 1,5/5 Punkten
Stimme: 3/5 Punkten
Darbietung: 2/5 Punkten
Instant Appeal: 2/5 Punkten

Benny: Achja, Irland. Es läuft einfach nicht. „We Are One“ war in der uninspirierten Vorentscheidung noch (mit) der beste Beitrag und mir gefällt das Stadion-hymnenmäßige auch sehr gut. Das war’s dann aber auch schon, ansonsten rauscht der Beitrag vorbei, ohne beeindruckt und ohne gestört zu haben. War was? 3 Punkte.

Berenike: „We Are One“ ist der Inbegriff eines radiotauglichen Songs. Insgesamt ist das Lied schon nicht schlecht, es ist durchaus eingängig und die hymnischen Anklänge sind ganz nett. Aber am Ende ist es extrem austauschbar und überraschungsarm, man hat es zigmal schon so ähnlich gehört. Nicht wirklich schlecht, aber eben auch überhaupt nichts Besonderes. 4 Punkte.

Douze Points: Irland macht wieder einmal nichts wirklich falsch, aber auch nichts richtig. Ganz okayer Stadion-Pop einer vergleichsweise wenig charismatischen Band. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das in Liverpool so auf die Bühne gebracht wird, dass sie es ins Finale schaffen. 5 Punkte.

Flo: Irland tut sich ja ähnlich wie Deutschland schwer, in den letzten Jahren konstant abzuliefern. Mit Wild Youth geht man ein Stück weit auf Nummer sicher und gleichzeitig wird vielleicht zu wenig riskiert, um aus der Menge an Beiträgen hervorzustechen. Der Song bietet aber trotzdem eine Grundlage, mit der sich bei einem guten Liveauftritt vielleicht doch noch ein Finalplatz rausholen lässt. 4 Punkte.

Manu: Musikalisch haben sich Wild Youth für „We Are One“ anscheinend bei Bands wie Coldplay und U2 inspirieren lassen. Das tönt an einigen Stellen durchaus atmosphärisch, endet im hymnischen Refrain aber lyrisch in oberflächlichen Phrasen, die mich mittlerweile wirklich anfangen zu nerven. Der etwas poppigere Revamp zerstört eher als das er ein Zugewinn ist und wirkt zudem nicht gut produziert – an einigen Stellen wird der Sound sogar breiig und ist anstrengend zu hören. Eigentlich sollte mir das besser gefallen, so kann ich aber nur noch 3 Punkte geben.

Max: Ich werde bei Irland nicht ein von vielen ESC-Fans verpöntes Wort verwenden. Aber dennoch, das Lied ist freundlich und könnte auch im Radio laufen… wenn ihr versteht. Es ist absolut kein schlechter Song, nur leider löst er keine Emotionen in mir aus, polarisiert nicht, findet nicht in meiner eigenen ESC-Playlist statt und ich fürchte, dass es vielen anderen ebenso ergeht und Irland leider wieder im Semi kleben bleiben wird. Da wird auch eine möglicherweise höhe Dichte an Iren im Publikum beim ESC nicht helfen. Schade Irland, nur 3 Punkte.

Peter: „We Are One“ ist ein konventioneller Boygroup-Uptempo-Titel ohne große Ecken und Kanten – leider. Text und Botschaft sind gut und gut vorgetragen, das versöhnt etwas mit dem wenig aufregenden Durchschnitts-Radiopop, der gefällig rüberkommt aber bedauerlicherweise nicht danach ruft, in heavy rotation gehoben zu werden. 6 Punkte.

Rick: Man nehme ein wenig Coldplay, ein wenig U2.. heraus kommt „We Are One“. Das ist für mich nicht mehr, als typisch belanglose Radiomusik mit Lyrics, die man beim ESC schon hunderte Male gehört hat. Auch der Revamp hat da kaum etwas verbessert. Das könnte nur noch mit einer extremst spektakulären Bühnenshow gerettet werden. Fast schon eine Frechheit, eine so nichtssagende Nummer zum größten Musikwettbewerb der Welt zu schicken. Für so etwas Unkreatives gibt’s von mir 2 Punkte.

Gesamtpunktzahl: 30/96 Punkten.

Beim ESC-kompakt-Index landet „We Are One“ auf Platz 37 von 37.

Wie schneidet der irische Beitrag "We Are One" von Wild Youth ab?

  • bleibt im Halbfinale hängen (89%, 745 Votes)
  • Platz 21-26 (6%, 47 Votes)
  • Platz 16-20 (3%, 29 Votes)
  • Platz 6-10 (1%, 5 Votes)
  • Platz 11-15 (1%, 5 Votes)
  • Top 5 (0%, 4 Votes)

Total Voters: 835

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115 Comments
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AT1982
AT1982
1 Jahr zuvor

Das dürfte das sicherste Halbfinalaus dieses Jahr sein. Langweilig, unauffällig und noch nichtmal modern. Alles andere als ein klares Halbfinalaus käme einem Wunder gleich.

Frédéric
Frédéric
1 Jahr zuvor

Augenscheinlich ein Versuch, Westlife mit Stadionrock zu kreuzen. *schauder*

Immerhin:
When we go down, we go down, we go down, we go down
deutet eine gewisse Vorahnung, vielleicht sogar Sinn für Humor an …

Thomas M. (mit Punkt)
Thomas M. (mit Punkt)
1 Jahr zuvor
Reply to  Frédéric

Ich mag weder Westlife noch Stadionrock, aber „We are one“ schon. Ich denke dabei eher an so schöne Songs wie D:Reams „Things can only better“ und das Hymnische erinnert mich auch ein klein wenig an das wunderschöne „Story of the blues“ von The Wah (an das es dann aber doch lange nicht rankommt).

Frédéric
Frédéric
1 Jahr zuvor

Die Erwähnung von Story of the Blues zeugt mal wieder von deinem gediegenen Geschmack, allerdings kommt da We Are Young pardon, One so dermaßen lange nicht ran, dass mir die Ähnlichkeit nicht so recht auffallen will.

Mit Stadionrock meine ich auch eher so Altersheim-Mitgrölhymnen-Täter wie eben U2, Simple Minds und Coldplay. Fand ich alle drei anfangs wirklich gut, aber inzwischen durch die Bank langweilig bis schlimm.

Thomas M. (mit Punkt)
Thomas M. (mit Punkt)
1 Jahr zuvor

Mitgrölhymnen mag ich nun wirklich auch nicht, wobei sie m.E. auch nicht besser werden, wenn sie von Teenagern gegrölt werden 🙂

Ich kriege nicht so mit, was die Simple Minds heute machen, aber Perlen wie „New Gold Dream“ und „Glittering Prize“ höre ich immer noch gerne, auch ihre großen Hits „Belfast child“ und v.a. „Don’t you forget about me“ gefallen mir immer noch (bei letzterem kann ich mir an bestimmten Stellen ein Mitsingen der mitgealterten Fans in einem Stadion durchaus vorstellen, aber Grölen passt zu diesem Kunstwerk doch nun wirklich nicht …).

inga
inga
1 Jahr zuvor

Aktuell gehen 92% der Votes an ‚bleibt im Halbfinale hängen‘. Dem ist nichts hinzuzufügen.

LoicLover
LoicLover
1 Jahr zuvor

Ich seh’s leider wie Rick. Schön wenn es Leute da draußen gibt, die es mögen aber meins ist es echt nicht. Ich brauch‘s nicht. Viel Glück Irland 2024

Teufelchen
Teufelchen
1 Jahr zuvor

Erstaunlich uninspirierter Song. Vielleicht reißt es die Show noch raus, aber aktuell sehe ich Irland nicht im Finale.

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor

Für Irland dürfte es wohl leider auch dieses Jahr wieder schwer werden, das Finale zu erreichen. Wirklich sehr schade, aber diese Nummer ist doch ein wenig zu seicht und unauffällig geraten.

Thomas M. (mit Punkt)
Thomas M. (mit Punkt)
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

Hallo Gaby! Ich bin gerade mit dem Lesen etwas hinterher, vielleicht hast Du anderswo schon früher geschrieben, aber dieser Kommentar hier ist der erste, den ich seit längerer Zeit wieder von Dir entdecke, deswegen freue ich mich genau hier 🙂

zwo.2
zwo.2
1 Jahr zuvor

Schrecklicher Titel !!!

trevoristos
Mitglied
1 Jahr zuvor

Die irische Musikszene ist eh stark im Wanken. 2 irische Musikacts (Niall Horan & Hozier) in den aktuellen Song Top 200. Das ist 1%. Dürftiger sieht es glaub ich in keinem anderen Land Europas mit den einheimischen Acts aus. 1%. Newcomer aus Irland sind in Irland quasi ohne jede Chance. Die Plattenfirmen investieren da auch nichts rein. Das höchste der Gefühle ist, dass die wen nach ‚England schicken‘. War meine ich zu CD-Zeiten nicht so extrem, wie seit des Aufkommens des Streamens.
Finde die ESC Miserfolge Irlands der vergangen Jahre sind mit der schwachen Nachfrage im Inland durchaus verbunden. Der Wild Youth Titel ist ein Ausdruck davon. Das Ding läuft ja in Irland wirklich schlecht. Muss zwar nicht unbedingt was für den ESC heissen, aber der Song ist ja an sich als Radio- und Chartmaterial ausgelegt. Greift nur nicht. Fehlschlag.

ag9
ag9
1 Jahr zuvor

Ich schließe mich den quasiallen anderen Kommentaren an.

Bei mir persönlich so um Platz 27, weil: es gibt schlimmeres…

lasse braun 🚜
lasse braun 🚜
1 Jahr zuvor
Reply to  ag9

@ag9
polen (live) und dänemark (live) untertoppen alles! 🤠

ag9
ag9
1 Jahr zuvor

Vor allem Polen, entschieden meine 37, wäre es wohl sogar, wenn sie singen könnte…DK ist sicher auch in meinen 30ern.

Marina.
Marina.
1 Jahr zuvor

Ich hätte Irland mal wieder das Finale gegönnt, aber leider ist dieser Beitrag zu belanglos dafür.
Als ich ihn meiner Mutter vorgespielt habe, hat sie relativ schnell gesagt: „Wie langweilig.“

MarKe:-)
MarKe:-)
1 Jahr zuvor

Wenn ich diesen Beitrag höre, fällt er mir gar nicht mal sonderlich negativ auf. Aber halt auch nicht in irgendeiner positiven Art und Weise. Schlechte Voraussetzungen für den ESC, denn anrufen würde ich für Irland jetzt nicht. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Irland im starken ersten Halbfinale auch nur in die Nähe der Top 10 und somit ins Finale kommen wird.

Jan Wehner
Jan Wehner
1 Jahr zuvor

Ich fühle mich zur Fußball-EM 2021 zurückversetzt: „We are the people we’ve been waiting for“. Ist Bono nicht auch Ire?
Irgendwie geht dieses Teil schon gut ab, aber es ist halt dann doch eine einzige Plattitüde. Im zweiten Halbfinale könnte es schon für den Finaleinzug reichen, aber hier müssen Wild Youth mit so vielen Meisterwerken konkurrieren, daher wird es leider sehr schwer. Es ist halt schon ein zwar starkes, aber dennoch nichtssagendes Lied.

Porsteinn
Mitglied
Porsteinn
1 Jahr zuvor

Schade für die Iren, dass sie im ersten Semi sind. Ich glaube, im zweiten hätten sie mehr Chancen gehabt.

Jofan
Jofan
1 Jahr zuvor

Prinzipiell kann ich mich Rick bei seiner Kritik nur anschließen – nur muss ich sogar noch einen Schritt weiter gehen. Dies ist nun mein (verflixtes) siebtes Jahr, in welchem ich den ESC intensiv in der Bubble verfolge und wirklich in sieben Jahren gab es kaum schlechtere Songs, vielleicht gerade mal eine Hand voll. Dieser klischeehafte, kitschige und generische Etwas ist selbst für meinen Haussender NDR2 zu schlecht (und das muss schon was heißen 😜) und war sogar so grottenschlecht, dass ich ihn als einzigen Beitrag nicht aktiv zu Ende hören konnte, habe gerade so unter heftigem Kopfschütteln den ersten Refrain überlebt.
Grottenschlecht, deswegen 0 Punkte, Platz 37/37, wird krachend im Semi scheitern.
Edit:
Ich habe mir heute alle Songs zum ersten Mal anhören und werde die Songchecks in den kommenden Tagen nun nachholen.

Tamara
Mitglied
Tamara
1 Jahr zuvor

Oh je. Das geht ja richtig gut los. Irlands junge Wilde (ha, ha, ha, as if!) singen ein gefällig ins Ohr und sofort wieder raus gehendes Liedchen, das uns in seiner Machart fatal an das Line-Up der letztjährigen deutschen Vorentscheidung erinnert, um sich mal an einem inzwischen sehr unbeliebten Wort vorbeizuschummeln, das mit r anfängt und mit adiotauglich aufhört. Fürs Radio mag es ja hübsch sein, da würde ich nicht ausmachen, wenn ich gerade Kehrwoche mache oder so, und das sind auch nette Jungens. Aber nett reicht eben nicht. Die Klamotte vom Leadsänger ist übrigens eher gar nicht so hübsch. Wenn man schon „We are one“ singt, dann bitte vorher noch so Zeilen wie „Justice and peace and liberty, we write the story.“ Sonst ist das leider langweilig und deshalb abzulehnen.

Chancen aufs Finale: NEIN.
Cork 2024: Wird immer noch eine nette Stadt sein, aber RTÉ muss kein Geld für einen ESC dort ausgeben.
5/10 (Kinder 4 und 4)

ESC1994
ESC1994
1 Jahr zuvor
Reply to  Tamara

@Tamara

Danke für diesen Kommentar!! Da kommt doch noch so ein Feeling wie auf deinem Blog auf.

Stimme dir übrigens komplett zu. Wenn sich irgendjemand als besonders „wild“ bezeichnet ist er/sie es in 99,99 % der Fälle nicht.