ESC-Songcheck kompakt 2023 (15) – Tschechien: „My Sister’s Crown“ von Vesna

Bild: Instagram @vesna__music

Dobrý den! Heute geht es bei unseren diesjährigen Songchecks um den tschechischen ESC-Beitrag in Liverpool. Vesna ist die einzige Gruppe (mit mehr als zwei Mitgliedern) im Wettbewerb 2023, die ausschließlich aus Frauen besteht. Sie sind im Vorentscheid ESCZ 2023 für Liverpool ausgewählt worden, der aus zwei kurzen Shows bestand. Zwischen den beiden Übertragungen konnten sowohl tschechische als auch internationale Zuschauende eine Woche lang abstimmen.

Nachdem man zuerst über einen kleinen Vorentscheid mit nur drei Acts nachdachte, entschied sich die tschechische Fernsehanstalt doch für eine größere Vorauswahl mit fünf Acts. Zum ersten Mal seit ganzen 15 Jahren gab es einen tschechischen ESC-Vorentscheid mit Live-Performances aus einem TV-Studio. Daraufhin konnte ausschließlich online per App über den Gewinner-Act entschieden werden. Eine gute Woche lang konnten internationale Fans, deren Meinung 75% des Ergebnisses ausmachte, gemeinsam mit Zuschauer:innen aus Tschechien, die zu 25% mitbestimmten, voten. Die – etwas holprige Moderation – übernahm Adam Mišík, der ausschließlich auf Englisch moderiert hat. Unter den ESCZ-2023-Acts befand sich auch die Vorentscheids-Wiederholungstäterin und Backgroundsängerin von Mikolas Josef 2018, Pam Rabbit. Am Ende konnten Vesna mit ihrem Beitrag „My Sister’s Crown“ aber eindeutig gewinnen.

Vesna besteht aus den sechs Frauen Patricie Fuxová, Bára Šůstková, Olesya Ochepovská, Markéta Vedralová, Tereza Čepkova und Tanita Yankovová. Drei der aktuellen Mitglieder stammen aus Tschechien, die restlichen drei aus der Slowakei, Russland und Bulgarien. Vesna gründeten sich bereits vor sieben Jahren, um die Einheit slawischer Frauen zu feiern. Die Band hat bereits zwei Alben veröffentlicht und konnte mit „Na Dračích Perutích“ einen Radiohit landen.

Das Lied

Vesna werden mit „My Sister’s Crown“ im ersten Halbfinale am 9. Mai versuchen, Tschechien erneut ins ESC-Finale zu bringen. In ihrem Song geht es, passend zur generellen Motivation der Band, um den Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung slawischer Frauen. Auch genereller Support untereinander und Gleichberechtigung seien wichtige Botschaften der Nummer, so die Band. Dabei singen (und rappen) Vesna auf Tschechisch, Ukrainisch, Bulgarisch und Englisch.

„My Sister’s Crown“ überzeugt in der Fangemeinde bisher viele Hörer:innen durch die Folklore-Elemente, die mit einer modernen Produktion kombiniert werden, und durch die unterschiedlichen Einflüsse der slawischen Regionen. Die Nummer vereint HipHop-Elemente mit Pop und Folklore. Auch wenn es zu Beginn Spekulationen um eine Disqualifikation – aufgrund angeblich politischer Botschaft im Song – gab, verschwanden diese Gerüchte schnell wieder und die EBU hat Vesnas Teilnahme abgesegnet. Tschechien kann sich seit der Veröffentlichung der Vorentscheid-Songs in den Top 10 bei den Buchmachern halten.

Der tschechische Beitrag für Liverpool ist von den Mitgliedern Patricie Fuxová und Tanita Yankovová geschrieben und komponiert worden. Hilfe bekamen sie dabei von Kateryna Vatchenko. Das Dreier-Gespann Production Lovers ist für die Produktion des Songs verantwortlich. Auch das Team, das die Bühnenshow inszeniert, sowie die Choreografie zur Nummer wurden bereits bekannt gegeben.

Der Check

Song: 5/5 Punkten
Stimme: 3,5/5 Punkten
Darbietung Musikvideo: 5/5 Punkten
Darbietung Live-Auftritt: 3/5 Punkten
Instant Appeal: 4,5/5 Punkten

Benny: Am Anfang war ich total begeistert, aber irgendwie hat sich der Song mittlerweile für mich schon etwas abgenutzt. Ich denke aber, dass Vesna den Funken mit einer tollen Live-Performance wieder entfachen können. Ansonsten ist das Lied eine fast perfekte Mischung zwischen folkloristischen Elementen, wie sie den ESC ausmachen, und moderner Musik. 8 Punkte.

Berenike: Hier wird wirklich alles vermengt: Sprachen, Kulturen, traditionelle und moderne Klänge. Das kann schief geben, bei „My Sister’s Crown“ ergibt das jedoch einen Mix, der mir sehr mundet. Live müssen die „Schwestern“ noch einen Zacken zulegen. Wenn ihnen das gelingt, könnten sie das Publikum für sich gewinnen. 8 Punkte.

Douze Points: Die Tschechen machen in diesem Jahr mit „My Sister’s Crown“ vieles richtig, aber so ganz zündet der Song dann doch nicht. Zwar ist der Crossover aus traditionellen und modern-schrägen Elementen gut gelungen. Es fehlt aber die klare Wiedererkennbarkeit bzw. eine (schöne) wiederkehrende Melodie, die sich festsetzen kann. So wird der Auftritt viel leisten müssen, damit der Beitrag wirklich ankommt und in Erinnerung bleibt. Mir ist der Song stellenweise zu gewollt. Das Thema ist natürlich gut und passend. Insgesamt reicht es daher für 6 Punkte.

Flo: Tschechien hat mit Vesna eine starke Nummer am Start, die ethnische Klänge mit modernen Sounds kombiniert und das auf dem Niveau, das schon Acts wie Go_A aus der Ukraine weit gebracht hat. Der dazu eingängige Refrain prägt sich schnell ein, durch den gerappten Part der zweiten Strophe bleibt die Nummer vielseitig und durch die Botschaft zugleich inspirierend. 8 Punkte.

Manu: Die Tschechen liefern mit Vesna genau das, was sich wohl viele in diesem Jahr von der Ukraine gewünscht hätten. Folkloristische Elektro-Rhythmen auf kreativem Klangteppich. Weiblicher Chorgesang, eingängiger Refrain und eine Message, hinter der wir wohl alle stehen können. Und doch habe ich mir „My Sister’s Crown“ extrem schnell überhört. 6 Punkte.

Max: Hier verstehe ich den Hype nicht so ganz. Sicherlich ein interessanter Beitrag aus Tschechien, vielleicht der interessanteste seit langem. Alles hängt jedoch von der Performance beim ESC ab und die war beim Vorentscheid nicht so super. Mit einem guten Auftritt traue ich der Nummer jedoch viel zu, zumal der Song den Geschmack von einigen osteuropäischen Ländern trifft. Vielleicht springt sogar die beste Platzierung für das Land beim ESC heraus, wer weiß. Ich selbst höre das Lied nicht so häufig und andere finden wohl viel mehr an der Nummer als ich. 5 Punkte.

Peter: Großes Kino. Vesna lösen in mir allerbeste Tulia-Erinnerungen aus. Ausdrucksstarke Powermädels sind mit einem Song am Start, der landestypische Klänge und moderne Rap-Elemente intelligent und vielstimmig miteinander kombiniert. Neben dem Chorus mag ich auch sehr den Sprachenmix – und die spielerisch formulierte intelligente Songbotschaft, die auf Stanzen verzichtet und sich nicht anbiedert. 12 Punkte.

Rick: Vesna haben mich musikalisch sofort gepackt. Mir gefällt der bulgarische Rap-Part genauso wie die ukrainischen Zeilen im Refrain. Insgesamt ist alles total stimmig, obwohl die Nummer so viele unterschiedliche Einflüsse hat. Auch das Gesamtkonzept ist einfach interessant und gut durchdacht. Produktionstechnisch auch ein sehr hohes Level, das zeitgemäß und cool rüberkommt. Einzig von den Live-Vocals bin ich noch nicht ganz begeistert, aber We Are Domi haben das, nach anfänglichem Bedenken, bis zum ESC im Mai letztes Jahr ja auch draufgehabt. Ich bin jedenfalls Fan! 12 Punkte.

Gesamtpunktzahl: 65/96 Punkten

Beim ESC kompakt-Index landet „My Sister’s Crown“ auf Platz 6 von 37.

Wie schneidet der tschechische Beitrag "My Sister's Crown" von Vesna ab?

  • Platz 6-10 (38%, 225 Votes)
  • Platz 11-15 (26%, 152 Votes)
  • Top 5 (14%, 82 Votes)
  • Platz 16-20 (10%, 59 Votes)
  • bleibt im Halbfinale hängen (9%, 52 Votes)
  • Platz 21-26 (3%, 20 Votes)

Total Voters: 590

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Bisher erschienene Songchecks:

Erstes Halbfinale

(1) Irland: „We Are One“ von Wild Youth
(2) Kroatien: „Mama ŠČ!“ von Let 3
(3) Lettland: „Aijā“ von Sudden Light
(4) Malta: „Dance (Our Own Party)“ von The Busker
(5) Norwegen: „Queen Of Kings“ von Alessandra
(6) Portugal: „Ai Coração“ von Mimicat
(7) Serbien: „Samo Mi Se Spava“ von Luke Black
(8) Aserbaidschan: „Tell Me More“ von TuralTuranX
(9) Finnland: „Cha Cha Cha“ von Käärijä
(10) Israel: „Unicorn“ von Noa Kirel
(11) Moldau: „Soarele şi Luna“ von Pasha Parfeni
(12) Niederlande: „Burning Daylight“ von Mia Nicolai & Dion Cooper
(13) Schweden: „Tattoo“ von Loreen
(14) Schweiz: „Watergun“ von Remo Forrer


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88 Comments
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ag9
ag9
1 Jahr zuvor

Ich hab den Song erstmals beim tschechischen Vorentscheid (eben live) gesehen und gehört und überhaupt nicht verstanden, warum er als Sieger gehandelt wurde. Als ich dann später das Video gesehen habe, schon.
Also kann auch ich nur wiederholen: Video Top, alle 3 Liveauftritte naja.

Was sehen wir am 9. (und wahrscheinlich 13.) Mai? Eben…

Bei mir Video: Platz 4, Live: Platz 16.
Finale sehr wahrscheinlich, dann aber eher um den 15. Platz, außer sie steigern sich noch sehr und/oder tricksen geschickt…

Fabian
Fabian
1 Jahr zuvor
Reply to  ag9

Mein favorit! Ich sage Platz 6 bis 10,12 Punkte und ist ganz ausgezeichnet!

Gerd Geomax
Gerd Geomax
1 Jahr zuvor

Das war der erste Beitrag dieses Jahr, der ein wenig Begeisterung bei mir ausgelöst hat (Schade, dass dann nicht viele für mich folgten). Dieser tolle Mix aus Ethnopop und Rap mit einem guten Text, coole Frauen, gut abgestimmter Sprachenmix und ein passendes Video. Ja, da wären dann noch die Liveauftritte. Die hier so häufig herangezogenen Auftritte auf den Partys lasse ich nicht gelten, die haben sich auch bei den anderen Teilnehmern teils grausig angehört, aber nur bei Vesna wird es hier argumentiert. Dennoch ist da was dran, dass die Vesnas sich einiges überlegen müssen, um die Magie des Videos in den Auftritt zu packen. Nur für das Video würde ich tatsächlich die Höchstwertung geben (immer noch), aber für die bisherigen Liveperformances muss ich einen Punkt abziehen, daher vergebe ich 10 von 12 Punkten. Es ist definitiv vom Song her für mich der bislang beste tschechische Beitrag und liegt sowohl im Semi als auch insgesamt auf Platz 3. Bei aller Skepsis für den Auftritt, in diesem insgesamt schwachen Feld sollte die Finalqualifikation nicht gefährdet sein (alleine schon dank der bulgarischen Diaspora, die man nicht unterschätzen sollte). Für das Finale habe ich mal mit Platz 6-10 gevotet, wobei bei einem richtig guten Auftritt durchaus auch Top 5 machbar ist, genauso wir in Platz im hinteren Drittel, falls der Auftritt gegenüber dem Vorentscheid sich nicht entscheidend verbessert.

ag9
ag9
1 Jahr zuvor
Reply to  Gerd Geomax

Ich lasse bei mir die Pre-Party-Auftritte durchaus gelten, denn auch bei diesen abgespeckten Auftritten haben tendenziell in der Regel jedes Mal dieselben überzeugt wie Blanca Paloma oder Pasha Parfeni oder eben nicht überzeugt wie Mae Muller oder eben Vesna…

(Man erinnere sich an die erste Ernüchterung bezüglich Österreich letztes Jahr genau nach den Preparties)

Gerd Geomax
Gerd Geomax
1 Jahr zuvor
Reply to  ag9

Mal abgesehen davon, dass es für einen Solokünstler auch einfacher ist, vor allem da bei beiden der Backgroundgesang vom Band kam (bei Vesna singen alle sechs live) finde ich es grundsätzlich bei den veröffentlichten Aufnahmen die Soundqualität für eine Beurteilung zu schwach. Bei allen Pre-Partys kann man den Sound,in nicht mit dem im Wettbewerb vergleichen, daher klingen für mich auch Blanca und Pashas Auftritte nur bedingt gut. Blanca singt aber tatsächlich fantastisch (ich kann das Lied nur leider über eine Länge von drei Minuten schwer ertragen).
Im übrigen, bei Israel Calling fand ich Vesnas Auftritt sogar sehr überzeugend (in Barcelona klang es zugegebenermaßen ein bisschen schräg). Daher halte ich im Gegensatz zum Vorjahr, wo sich der FFF Österreichs sich bei allen Auftritten abzeichnet die Vermutung über FFF bei Vesna noch für verfrüht.

Uli Wagner
Uli Wagner
1 Jahr zuvor

Leider auch bei Rick der m.E. unpassende Fachbegriff aus der Kriminologie „Wiederholungstäterin“.

Jofan
Jofan
1 Jahr zuvor

Ich liebe diesen Song einfach! Der Refrain gehört für mich zu den besten des ganzen Jahrgangs und zusammen mit dem Rap ergibt das ein sehr rundes Konzept. Die Stimmen harmonieren super und die Verschmelzung von vier (!) verschiedenen Sprachen in drei Minuten ist meisterhaft umgesetzt worden. Live gibt es noch Luft nach oben, aber es dürfte auch ziemlich schwer sein 6 Stimmen gut abzumischen und den Flair aus dem Video auch auf die Bühne zu transportieren.
Von mir gibt’s 8-10 Punkte, Platz 8/37, wird in Liverpool mittig links landen, wenn nicht alles schiefgeht.

Schlippschlapp71
Schlippschlapp71
1 Jahr zuvor

Wird möglicherweise der Ukraine einige Punkte beim Televoting wegnehmen. Irgendwie könnte sich die Diaspora damit mehr anfreunden als mit dem sehr amerikanisch klingenden Beitrag von Tvorchi.

Christliches
Christliches
1 Jahr zuvor

Ist in meinen Top 10. Ich hoffe Tschechien hat Geld locker gemacht, damit die Live Performance ein Knaller wird. Die Botschaft packt mich! Aber natürlich nur, weil mir der Song gefällt. Ich halte mich gerne kurz mit meinen Kommentaren, weil so vieles hier ja schon oft genug gesagt wird.

Schlippschlapp71
Schlippschlapp71
1 Jahr zuvor

Der Auftritt in Tel Aviv war schon wesentlich besser als bei den Parties zuvor. Allerdings finde ich ziemlich nervig, daß mittlerweile fast alles zu simplen Dancenummern mutiert. Gerade der hymnische Refrain sticht eigentlich heraus, das könnte man auch live eher „düster“ präsentieren.