ESC-Songcheck kompakt 2023 (18) – Dänemark: „Breaking My Heart“ von Reiley

Reiley – Foto: Reiley

Der dänische ESC-Vertreter Reiley wird das zweite Halbfinale eröffnen Von den Verantwortlichen wurde er bei der Vergabe der Startplätze an die erste Position gesetzt und hat nun die Aufgabe, die Zuschauer mit seinem Popfunk-Beitrag „Breaking My Heart“ von Anfang an mitzunehmen.

Die Dänen im Vorentscheid Dansk Melodi Grand Prix 2023 mitzunehmen, ist ihm auf jeden Fall schon einmal gelungen: Im Superfinale setzte er sich vor allem Dank des Juryvotings mit großem Abstand gegen seine Mitbewerber durch und löste so das Ticket nach Liverpool.

Reiley, der bürgerlich Rani Petersen heißt, ist der erste dänische ESC-Teilnehmer, der von den Färöer-Inseln kommt. Er stammt aus Thorshavn, mit 13.000 Einwohnern das Zentrum der Färöer-Inseln. Der 25-jährige ist – wie so viele Künstler seiner Generation – ein geradezu idealtypischer TikTok-Aufsteiger, er erreicht bei TikTok knapp 11 Millionen Follower. So wurde Atlantic Records (Bruno Mars, Ava Max) auf ihn aufmerksam, die ihn gezielt für den Weltmusikmarkt entwickeln. Einzelne TikTok-Clips von Reiley erreichten 30 Millionen Zugriffe, seine Debütsingle aus 2021 „Let It Ring“, in der der iPhone-Klingelton gesampelt wurde, erzielte bei Spotify bis heute über 4 Millionen Zugriffe. Mit seiner extrovertierten spielerischen Selbstdarstellung in einer farbenfrohen Bonbonwelt hat es Reiley außerhalb Dänemarks vor allem zu einer Popularität im K-Pop Mutterland Südkorea gebracht.

Das Lied

„Breaking My Heart“ ist eine eingängige, fröhliche Popfunk-Nummer, die schnell im Ohr hängen bleibt. In den Strophen singt Reiley im Falsett, im Refrain wird seine Stimme verzerrt. Die Produktion ist Synthie-dominiert und sehr voll, es werden viele verspielte Spuren aus Lautelementen, Schlagzeug und sogar Vogelgezwitscher übereinander gelagert.

Im Gegensatz zum gut gelaunten, aufgedrehten Grundgefühl der musikalischen Produktion ist der Text gar nicht so positiv: Reiley beschreibt eine nicht funktionieren wollende Beziehung. Selbst wenn es für beide Partner noch einmal einen Neustart geben würde, würde es wieder auseinander gehen. Was vor allem am leicht toxischem Gegenüber liegt, das unter anderem anvertraute tiefste Ängste nutzt, um Reiley beim Streiten zu verletzten. So hat Reiley auch keine Angst, sie oder ihn zu lieben, sondern davor, dass sein wieder Herz gebrochen wird. Für Text und Musik zeichnet das Viererteam aus Bård Bonsaksen, Hilda Stenmalm, Sivert Hjeltnes Hagtvet und Reiley selbst verantwortlich.

Für seinen ESC-Auftritt in Liverpool verspricht Reiley eine völlig neue Performance im Vergleich zu seinem Auftritt beim Dansk Melodi Grand Prix, die aber immer noch „sehr bunt“ werden soll. Ob er alles so umsetzten kann, wie geplant, ist aber fraglich: laut OGAE Griechenland soll das Produktionsteam der BBC neben der zyprischen auch die dänische Delegation gebeten haben, die Kosten der Produktion zu verringern.

Der Check

Song: 3,5/5 Punkten
Stimme: 3/5 Punkten
Darbietung: 4/5 Punkten
Instant Appeal: 3,5/5 Punkten

Benny: Ich kann nicht bestreiten, dass der Song ein Ohrwurm ist. Allerdings führt mich dieser Beitrag unweigerlich zu der Frage, warum so viele Leute es ständig für eine gute Idee halten, Acts mit Liedern zu den Vorentscheidungen oder zum ESC zu schicken, die sie stimmlich überhaupt nicht stemmen können. Immerhin scheint die Reißbrett-Social-Media-Strategie der Strippenzieher hinter diesem Act bislang noch nicht aufzugehen. Alles in allem (zu) wenig Substanz. 4 Punkte.

Berenike: Wie so viele Beiträge in diesem Jahr hat auch Dänemark das Problem, dass ich es nicht schlecht finde, aber das gewisse Etwas fehlt. Der Song zeichnet sich durch eine sehr eingängige Melodie aus und die synthielastige Produktion finde ich genauso wie das Falsett gut. Die Stimmverzerrung hingegen stört mich eher. Und am Ende fehlt die Zutat, die es zu etwas Besonderen macht. 6 Punkte.

Douze Points: Färöer und Genderfluidity hin oder her – „Breaking My Heart“ hatte bereits vor der dänischen Vorentscheidung seinen Ohrwurmcharakter bei mir entfaltet. Der Song ist vielleicht nicht optimal für den ESC (und der Live-Gesang von Reiley auch nicht), aber er ist absolut zeitgemäß und erinnert ein bisschen an Troye Sivan. Ich mag ihn wirklich gern und hoffe auf eine gelungene Inszenierung. 10 Punkte.

Flo: Eine eingängige Pop-Nummer aus Dänemark oder auch alles beim Alten? Mit Reiley hat Dänemark aber einen Künstler im Gepäck, der endlich wieder für einen Finaleinzug sorgen könnte, denn so wie er im Dansk Melodi Grand Prix und auf TikTok Menschen für sich gewinnen konnte, kann es auch in Liverpool funktionieren, für „Breaking My Heart“ zu mobilisieren. 5 Punkte.

Manu: Gut gemachter Indie-Pop trifft auf jungen Sänger, der ausschaut, als sei er das uneheliche Kind von Instagram und TikTok. Das als Stilmittel eingesetzte Autotune im Refrain nervt mich zwar mit der Zeit ein bisschen, aber unterm Strich kann ich „Breaking my Heart“ gut hören. 5 Punkte.

Max: Dänemark war in meinen Anfangsjahren beim ESC eines meiner Lieblingsländer – das hat sich jedoch in den vergangenen Jahren dramatisch geändert und „Breaking My Heart“ trägt leider dazu bei. Ich kann dem Song nur wenig bis nichts abgewinnen, unaufgeregter Radio-Pop-Song der auch nach Mello-B-Ware klingt. So böse wollte ich jedoch nicht sein mit Dänemark… ähm… ich mag Kopenhagen! Eine tolle Stadt einfach. Für mich gibt es für den Song nur 3 Punkte.

Peter: Ich liebe Dänemark! Einige der allerallerbesten ESC-Evergreens kommen aus DK und inzwischen – nach einigem Powerplay – finde ich auch Reileys TikTok-inspired Funfunk-Pop-Beitrag spitzenmäßig. Und ich mag die Vibrations, die mit seiner Herkunft von den Faröer-Inseln verbunden sind. Das alles verknüpft mit Reileys charmanter Stage-Dynamik ist wie ein Besuch im Candystore, Abteilung Bonbons mit Brausefüllung. 12 Punkte.

Rick: Tatsächlich gefällt mir „Breaking My Heart“ in der Studioversion besser als live im dänischen Vorentscheid. Das liegt nicht an Reileys Live-Gesang, sondern am lieblosen Staging. In Liverpool soll das zum Glück anders werden und könnte der Nummer dann auch gerecht werden. Musikalisch mag ich’s nämlich sehr: eingängig, zeitgemäß und durch die Voice-Effekte auch anders als die restlichen Popsongs. Ich mag auch den Eighties-Vibe des Songs. 8 Punkte.

Gesamtpunktzahl: 53/96 Punkten.

Beim ESC-kompakt-Index landet „Breaking My Heart“ auf Platz 20 von 37.

Wie schneidet der dänische Beitrag "Breaking My Heart" von Reiley ab?

  • bleibt im Halbfinale hängen (38%, 195 Votes)
  • Platz 16-20 (23%, 118 Votes)
  • Platz 21-26 (23%, 117 Votes)
  • Platz 11-15 (11%, 54 Votes)
  • Platz 6-10 (4%, 21 Votes)
  • Top 5 (1%, 7 Votes)

Total Voters: 512

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Bisher erschienene Songchecks:

Erstes Halbfinale

(1) Irland: „We Are One“ von Wild Youth
(2) Kroatien: „Mama ŠČ!“ von Let 3
(3) Lettland: „Aijā“ von Sudden Light
(4) Malta: „Dance (Our Own Party)“ von The Busker
(5) Norwegen: „Queen Of Kings“ von Alessandra
(6) Portugal: „Ai Coração“ von Mimicat
(7) Serbien: „Samo Mi Se Spava“ von Luke Black
(8) Aserbaidschan: „Tell Me More“ von TuralTuranX
(9) Finnland: „Cha Cha Cha“ von Käärijä
(10) Israel: „Unicorn“ von Noa Kirel
(11) Moldau: „Soarele şi Luna“ von Pasha Parfeni
(12) Niederlande: „Burning Daylight“ von Mia Nicolai & Dion Cooper
(13) Schweden: „Tattoo“ von Loreen
(14) Schweiz: „Watergun“ von Remo Forrer
(15) Tschechien: „My Sister’s Crown“ von Vesna

Zweites Halbfinale

(16) Armenien: „Future Lover“ von Brunette
(17) Belgien: „Because Of You“ von Gustaph


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92 Comments
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Unedeuxtrois
Unedeuxtrois
1 Jahr zuvor

Für mich ist das nichts, ein Kunstprodukt, damit meine ich natürlich den Beitrag und die Stimme. Aber auch dafür scheint es Fans zu geben, ich kann eigentlich nicht an eine Finalqualifikation glauben. Es können ja nur 10 durchkommen.

lasse braun 🚜🇪🇪🇪🇸🇨🇿🇦🇩🇫🇮🇩🇪
lasse braun 🚜🇪🇪🇪🇸🇨🇿🇦🇩🇫🇮🇩🇪
1 Jahr zuvor

Stimme: 3/5 Punkten

das ist doch ein jux? 🥶

Teufelchen
Teufelchen
1 Jahr zuvor

Es ist erstaunlich. Aber mich holt der Song ab. Wenn der Auftritt gut umgesetzt wird, könnte es etwas werden mit dem Finaleinzug.

ag9
ag9
1 Jahr zuvor

So, Osterurlaub ohne Internet beendet!

Ach ja, der gefühlt 12jährige mit der Schamhaarfrisur und dem Zuckerwatte-Werbesong, der in den Vocodertopf gefallen ist. Sagt mir eher weniger zu und fliegt im Halbfinale raus – und damit liege ich sicher meilenweit daneben, es gibt bestimmt genügend Leute beiderlei Geschlechts, die den Song oder/und das Büblein zuckrig-süß finden und auch für ihn anrufen; deshalb tippe ich auf einen Platz zwischen 15 und 20 im Finale.

Und zu Reileys Ehrenrettung muss ich sagen: zu Unrecht wird ihm vorgeworfen, nicht singen zu können. Das wissen wir doch gar nicht, das Stimmchen ist zwar extrem dünn, aber dass er die Töne nicht trifft, kann ich nicht beurteilen, dazu ist zuviel Vocoder drübergelegt (den Auftritt in Madrid kenne ich noch nicht).

Da es deutlich Schlimmeres gibt, isser bei mir um Platz 30.

escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor

Er ist ja ganz knuffig der kleine Däne oder Faroer. Ich habe gehört, in Liverpool haben sie das ESC-Jugendzentrum schon eingerichtet und die Betreuer wurden auch schon eingestellt. Samt Bälleparadies für den Dänen und den kleinen Griechen. Für den haben se extra ein Planschbecken aufgestellt. Ach ja, der Song. Hmm, ist halt da. Mehr als Halbfinale ist da nicht drinn.

escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor
Reply to  escfrust05

Ach ich habe den Kleinen Schweizer noch vergessen. Ihm werden sie dann seine Wasserpistole rauslegen, damit er mit den anderen spielen kann.

thomaslunafrank
1 Jahr zuvor

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