ESC-Songcheck kompakt 2023 (31) – Slowenien: „Carpe Diem“ von Joker Out

Bild: Urša Premik/EBU

Wir schreiten weiter voran mit den diesjährigen Songchecks und kommen heute zum Beitrag aus Slowenien. Das Land wird beim Eurovision Song Contest 2023 vertreten durch, die aktuell wohl angesagteste slowenische Band, Joker Out. Die fünf Jungs sind intern vom Sender RTVSlo ausgewählt worden, nach Liverpool zu reisen, und hatten dabei relativ viel Freiheit bei der Wahl ihres Songs. Herausgekommen ist ihre Punkrock/Indiepop-Nummer „Carpe Diem“.

EMA 2022, der mehrwöchige Vorentscheid letztes Jahr – inklusive eigenem Nachwuchs-Wettbewerb, bei dem Wildcards für die eigentliche Show gesucht wurden – resultierte im ESC-Halbfinal-Aus der Band LPS. Auch das könnte der Grund für die diesjährige interne Nominierung von Joker Out gewesen sein. Die Band besteht aus Bojan, Kris, Jan, Nace und Jure. Die Jungs machen hauptsächlich Musik auf Slowenisch, haben jedoch auch schon Songs auf Englisch veröffentlicht. Sie sind in ihrer Heimat vor allem für ihre energiegeladenen Live-Shows bekannt.

Joker Out gründeten sich 2016 und gaben seitdem nicht nur unzählige Konzerte in ganz Slowenien, sondern konnten auch mehrere Musikpreise gewinnen. Die Band veröffentlichte mit „Umazane misli“ und „Demons“ bereits zwei erfolgreiche Studioalben. Die ESC-Community wurde spätestens letztes Jahr im Vorentscheid auf die Band aufmerksam, als Frontmann Bojan gemeinsam mit Amaya, die als Maja Keuc beim ESC in Düsseldorf antrat, den italienischen Gewinnersong aus 2021, „Zitti e buoni“, performte.

Das Lied

Kurz nach der Bekanntgabe als ESC-Vertreter für Liverpool teilte man mit, dass Joker Out ihren Beitrag in Hamburg aufnehmen würden. Die Jungs reisten hierfür schon im Dezember nach Deutschland. In den Clouds Hill-Studios entstand, neben weiteren Songs, auch der slowenische Beitrag 2023 „Carpe Diem“.  Im Song geht es darum, den Moment zu genießen. Im Hier und Jetzt zu leben, anstatt zu sehr an die Folgen seiner Taten und die Zukunft zu denken, wird zelebriert. Die Band singt an einer Stelle zudem, dass sie sich von Hass distanzieren und Liebe verbreiten will.

Auch wenn der Song einen lateinischen Titel hat, wird „Carpe Diem“ komplett auf Slowenisch gesungen. Es existiert mittlerweile aber auch die englischsprachige Version der Nummer. Joker Out bezeichnen ihren Stil immer wieder als „Shagadelic rock‘n’roll“ – und der Sound der Band hat tatsächlich etwas ganz Eigenes, was in ihrem ESC-Beitrag gut rüberkommt. Die Mischung aus Pop, Punk und Rock’n’Roll grenzt die Jungs vom restlichen Teilnehmerfeld ab. Als weitere  Stärke gilt zudem die lebensfrohe und charmante Art der Jungs, die zu einer mitreißenden Bühnenpräsenz führt.

Der Check

Song: 4/5 Punkten
Stimme: 3,5/5 Punkten
Darbietung: 4,5/5 Punkten
Instant Appeal: 4/5 Punkten

Benny: Richtig gute Rock-Nummer, die auch ordentlich Spaß macht. Joker Out haben außerdem eine gute Bühnenpräsenz und können das Publikum mitreißen. Ähnlich wie LOTL haben sie aktuell das Problem, dass das von der Bubble und den Wettquoten noch nicht honoriert wird, aber gespielt wird auf dem Platz und da werden Joker Out sicherlich noch viel rausholen. 10 Punkte.

Berenike: Ich bin jedes Mal begeistert, wie schön die Liedmelodie und die Sprachmelodie des Slowenischen Hand in Hand gehen. Außerdem gefällt mir die aufmunternde, lebensbejahende Grundstimmung des Tracks, die die sympathischen Bandmitglieder im Präsentationsvideo auch live gut rüberbringen. Und obendrein setzt sich „Carpe Diem“ als eines der wenigen Lieder in diesem Jahrgang, die auf „echte“ Instrumente setzen, schön ab. 10 Punkte.

Douze Points: Ich habe mittlerweile gelernt, dass Joker Out keine Schülerband ist. Da habe ich mich wohl von der Boyband-mäßigen Ausstrahlung der Musiker leiten lassen. Und in der Tat, der Auftritt im offiziellen Video wirkt professionell und erfahren. Das Lied ist für Indie-Rock geschmeidig und die Melodie eingängig. Dennoch frage ich mich, wer dafür anrufen soll. Aber natürlich drücke ich den sympathischen Jungs die Daumen. 6 Punkte.

Flo: Ich habe bei Slowenien in diesem Jahr ein gutes Gefühl, denn die Liveperformance von „Carpe Diem“ kommt meiner Meinung nach besser rüber als die Studioversion. Die eingängige Komposition ist in diesem Fall ein Pluspunkt, zumal sie ihren ganz eigenen Sound einbringen, der es verdient hätte, im Finale gehört zu werden – für mich eine der besten Nummern 2023! 1o Punkte.

Manu: Wer hätte gedacht, dass eine (kleine) Show zur Veröffentlichung eines ESC-Beitrags mehr Spaß machen kann als ein ganzer Vorentscheid? Ich nicht – und so war ich nicht wirklich begeistert, einen Live-Blog zu „Misija Liverpool“ zu übernehmen, während sich die meisten anderen in diversen Vorentscheidungen herumtrieben. Doch ich sollte mich täuschen – „Misija Liverpool“ machte durch die schnell getakteten Auftritte ehemaliger slowenischen ESC-Teilnehmer*innen unheimlich viel Spaß. Völlig berauscht von der Show, habe ich auch „Carpe Diem“ damals gefeiert. Klar, das Lied der charismatischen Joker Out erfindet nichts neu (erinnert mich vom Stil her ein wenig an Mando Diao’s „Dance With Somebody“), ist aber auf den Punkt produziert und schreit danach, europaweit die Charts zu entern. Viel Glück – von mir gibt’s dafür extrem gut gelaunte 12 Punkte!

Max: Das ist genau meins. Der Retro-Vibe, der Band-Vibe, die slowenische Sprache… Früher hat mir Slowenien immer sehr gut gefallen beim ESC, das war in den vergangenen Jahren gar nicht mehr der Fall. Hier bin ich aber wieder voll und ganz im slowenischen Boot und der Song hat sich zu einer meiner absoluten Faves entwickelt, auch wenn ich der Nummer nicht so viel zutraue. Jedoch sehe ich im eher schwachen zweiten Halbfinale sehr gute Karten für Slowenien. 12 Punkte.

Peter: „Carpe Diem“ ist so ein wunderbares und wichtiges und richtiges Motto und Joker Out verkörpern und leben dieses Motto in der Showcase-Performance und im Musikvideo gleichermaßen. Klar, der Titel ist musikalisch nicht sonderlich innovativ und erinnerungsstark, aber er ist mitreißend vorgetragen und das in Landessprache. Und die fünf Jungs sind Eye Candy bis zum Anschlag. Das Boyband-Goes-Party-Konzept wird’s anscheinend immer geben. Bin gespannt, mit wem die Jungs fraternisieren werden in Liverpool (Blanca oder Blanka – das ist hier die Frage). 12 Punkte.

Rick: Am meisten gefällt mir am slowenischen Beitrag, dass die Jungs von Joker Out so viel Lebensfreunde und Charisma versprühen. Sie sind auf der Bühne zuhause und das merkt man total. Aber auch musikalisch überzeugt „Carpe Diem“ durch die authentische und eigenwillige Stilrichtung. Das könnte sich definitiv abheben und durch die Ausstrahlung der Fünf auch weit oben landen. Weiterer Pluspunkt: Gesungen wird in Landessprache. Da Rock’n’Roll einfach nicht wirklich meine Musik ist, reicht’s nicht für meine Top Ten. Dennoch vergebe ich sehr gute 7 Punkte!

Gesamtpunktzahl: 79/96 Punkte

Beim ESC kompakt-Index landet „Carpe Diem“ auf Platz 13 von 37.

Wie schneidet der slowenische Beitrag "Carpe Diem" von Joker Out ab?

  • Platz 11-15 (38%, 175 Votes)
  • Platz 6-10 (29%, 133 Votes)
  • Platz 16-20 (15%, 69 Votes)
  • Top 5 (8%, 35 Votes)
  • bleibt im Halbfinale hängen (5%, 23 Votes)
  • Platz 21-26 (4%, 20 Votes)

Total Voters: 455

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Bisher erschienene Songchecks:

Erstes Halbfinale

(1) Irland: „We Are One“ von Wild Youth
(2) Kroatien: „Mama ŠČ!“ von Let 3
(3) Lettland: „Aijā“ von Sudden Light
(4) Malta: „Dance (Our Own Party)“ von The Busker
(5) Norwegen: „Queen Of Kings“ von Alessandra
(6) Portugal: „Ai Coração“ von Mimicat
(7) Serbien: „Samo Mi Se Spava“ von Luke Black
(8) Aserbaidschan: „Tell Me More“ von TuralTuranX
(9) Finnland: „Cha Cha Cha“ von Käärijä
(10) Israel: „Unicorn“ von Noa Kirel
(11) Moldau: „Soarele şi Luna“ von Pasha Parfeni
(12) Niederlande: „Burning Daylight“ von Mia Nicolai & Dion Cooper
(13) Schweden: „Tattoo“ von Loreen
(14) Schweiz: „Watergun“ von Remo Forrer
(15) Tschechien: „My Sister’s Crown“ von Vesna

Zweites Halbfinale

(16) Armenien: „Future Lover“ von Brunette
(17) Belgien: „Because Of You“ von Gustaph
(18) Dänemark: „Breaking My Heart“ von Reiley
(19) Estland: „Bridges“ von Alika
(20) Griechenland: „What They Say“ von Victor Vernicos
(21) Island: „Power“ von Diljá
(22) Rumänien: „D.G.T. (Off and On)“ von Theodor Andrei
(23) Zypern: „Break A Broken Heart“ von Andrew Lambrou
(24) Albanien: „Duje“ von Albina & Familja Kelmendi
(25) Australien: „Promise“ von Voyager
(26) Georgien: „Echo“ von Iru
(27) Litauen: „Stay“ von Monika Linkytė
(28) Österreich: „Who the Hell Is Edgar?“ von Teya & Salena
(29) Polen: „Solo“ von Blanka
(30) San Marino: „Like An Animal“ von Piqued Jacks


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97 Comments
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fetterhase2006
fetterhase2006
1 Jahr zuvor

Toller Song, symphatische Band. ich tippe auf Platz 6-10 im Finale

Karin
Karin
1 Jahr zuvor

Wenn man in der Songcheckliste Georgien aufrufen will, bekommt man Litauen.

Wo ist Songcheck Georgien geblieben ? Vermute eine Verschwörung🤫

stefanohh
stefanohh
1 Jahr zuvor

10/37 mit 8 Punkten, Finale 16-20

Maggisama
Maggisama
1 Jahr zuvor

Geht es nur mir so, oder klingen Joker Out so, als hätte man die Band vom letzten Jahr für ein paar Tage in den Raum der Zeit aus Dragonball gesteckt und sie sind ein paar Jahre älter und reifer wieder rausgekommen? Mir gefällts auf jeden Fall ganz gut!

undeuxtrois
undeuxtrois
1 Jahr zuvor
Reply to  Maggisama

So ist es 🙂

Timo1986
Timo1986
1 Jahr zuvor

Slowenien kann abwechslungsreich. Nach Zala Kralj & Gašper Šantl mit „Sebi“ vom ESC 2019 sind Joker Out mit „Carpe Diem“ mein zweiter Lieblings-ESC-Beitrag aus Slowenien.

Tobiz
Mitglied
Tobiz
1 Jahr zuvor

Könnte sogar ein shocking NQ sein.

Schlippschlapp71
Schlippschlapp71
1 Jahr zuvor
Reply to  Tobiz

Nö, dazu gibt es zu wenig wirklich starke Beiträge im zweiten Semi.

goynen67
1 Jahr zuvor

Ich mag den Song sehr gerne und kann der breiten Zustimmung der Blogger nur zustimmen. Wie der Song im Wettbewerb abschneidet ist nicht so einfach. Hier kann von einer Top10 Platzierung bis zu einem Halbfinalaus alles passieren.

Matty
1 Jahr zuvor

Heute Abend gab es die zweite Folge der norwegischen Songcheckshow „Adresse Liverpool“ und da belegten Joker Out mit ihrem Song den sechsten Platz:

https://eurovoix.com/2023/04/21/finland-wins-adresse-liverpool-show-two/

Zudem gibt es auch einen neuen Song der Band, den sie zusammen mit Elvis Costello veröffentlicht haben und der heißt „New Wave“:

ag9
ag9
1 Jahr zuvor
Reply to  Matty

Oh, hab mir das gerade erst angeschaut.

Sooo finde ich Joker Out Suuuper, mit ihrem ESC-Beitrag leider nicht.

Inge Periotte
Inge Periotte
1 Jahr zuvor

Ach, das ist einfach toll! Auf den Beitrag war ich nach der Ankündigung des Acts total gespannt, und jetzt beim wiederholten Hören steigen die Jungs aus Slowenien grade wieder auf in meiner Top Ten auf Platz 4. Richtig gute Musik und dann noch in Landessprache 🙂

lasse braun 🚜🇪🇪🇪🇸🇨🇿🇦🇩🇫🇮🇩🇪
lasse braun 🚜🇪🇪🇪🇸🇨🇿🇦🇩🇫🇮🇩🇪
1 Jahr zuvor

die slowenische boyband wird sicher vom neuen semimodus profitieren = klar im semi.
im finale werden die jurys aber (wenn es normal läuft) nicht besonders gnädig sein,daher platz 15-22 im finale.
das einzig interressante an dem song sind die solis,ansonsten läuft da eine sich wiederholende musikschleife.
ich schließe mich den bookies an und sehe hier einen der FFF 2023.

p.s. muß mich noch „erholen“ vom lustigen NDR reactionvideo zu dänemark – frau c. meint doch glatt,daß der gelockte jüngling ein guter sänger ist und der song auch voll gut.🥳
überhaupt dänemark…polen war auch krass. 😆

Schlippschlapp71 (Ex-Mariposa)
Schlippschlapp71 (Ex-Mariposa)
1 Jahr zuvor

Diese Songchecks sind doch die reinste Lachnummer. Passen leider aber ziemlich gut zur Attentüde unserer „Experten“ vom NDR-

Schlippschlapp71
Schlippschlapp71
1 Jahr zuvor

Ist heute der deutsche Beitrag dran ? Das würde passen, denn genau am 22.4.22 wurde „Rockstars“ besprochen. Ich habe mir nochmal die Kommentare von damals durchgelesen…

Jofan
Jofan
1 Jahr zuvor

Ich verstehe diesen konstruierten Hype einfach nicht. Das ist musikalisch absolut belanglos und tritt drei Minuten auf der Stelle, sodass auch keine Entwicklung stattfindet. Jedes Mal, wenn ich an den Song denke, muss ich erst einmal minutenlang nach der Melodie suchen, weil der Song für mich keineswegs eingängig ist. Ich finde es schade, dass der Song bei 80% aller Bewertungen hier keine Rolle spielt und nur aufs Äußere geachtet wird. Mittlerweile geht mir die omg-handsome-cute-Mittelscheitel-Hühnerbrust-army mehr auf den Senkel als die hier sonst viel zitierte yass-gurl-queen-slay-army.
Aufgrund der schwachen Konkurrenz bei mir Platz 22/37 und in Liverpool werden sie (leider) Semi 1 deutlich gewinnen und im Finale Top 5, wenn sogar nicht Top 3, hoffentlich kein Kompromisssieger. Leider wird von vielen hier halt die omg-handsome-cute-Mittelscheitel-Hühnerbrust-army unterschätzt, die wird dafür sorgen, dass Slowenien zumindest im Televoting im Finale in die Top 3 kommt, die Juries werden dieses weichgespülte Etwas hoffentlich nicht overhypen und überbewerten.

4porcelli - The Otter‘s the best
4porcelli - The Otter‘s the best
1 Jahr zuvor
Reply to  Jofan

Du bist hier drolligerweise sehr auf die Looks fixiert; die schaden nicht, aber der Song macht einfach Spaß. Wenn es nur ums Aussehen gehen würde, würden Zypern und Italien in einem Erdrutsch vorne liegen.

trevoristos
Mitglied
trevoristos
1 Jahr zuvor

Der Song ist bei mir auf die 5 gestiegen, d.h. würde derzeit sogar Votings von mir bekommen falls möglich. Sänger ist top telegen und finde kann transportieren. Girl Material. Hat ja nen Grund warum die in Slowenien Stars sind. Deren Musik ist jetzt an sich nicht so mein top gusto. Die Sprache auch nicht. Dieser einzelne Songs gefällt mir aber.

Problem ist, dass die iwo natürlich im Genre-Like Sektor, in dem der deutsche Beitrag fischt, Fang haben wird. Ne seichtere Rocknummer, wie die Slowenische könnte zb bei den 40+ rockaffinen möglicherweise mehr Interesse auf sich ziehen, als der möglicherweise als ‚härter‘ empfundene Beitrag Deutschlands, der glaub ich auf nur wenig ‚Girl Material‘ Bonus kommen wird. Wäre natürlich so gesehen gut, wenn Australien hängenbliebe.

herrtobsucht
Mitglied
herrtobsucht
1 Jahr zuvor

Ich glaub das ist einer der wenigen Songs dieses Jahr, auf den sich nahezu alle einigen können. Jedenfalls bietet er wenig Angriffsfläche.
Er dürfte auch mein liebster Rockband Beitrag sein, ganz knapp vor Blood and Glitter.
Ich mag einfach diese zackigen Gitarrenriffs und diese frischen, unverbrauchten Sound.
Ich denke im Finale landet er so um 12/13 rum.