Begeisterte Feedbacks erreichen uns vom Team rund um das Eurovision Weekend, welches kurzfristig in Helsinki stattfinden musste, nachdem die traditionelle Eurovision Cruise auf der MS Silja Tallink kurzfristig abgesagt wurde.

Die „story behind the story“ ist eine ernsthafte. Die finnische Reederei hat kurzfristig entschieden, das Schiff weiterzuvermieten, es liegt jetzt in Amsterdam und beherbergt ukrainische Flüchtlinge.

In einem Kraftakt hat OGAE Finnland unter Federführung der neuen Präsidentin Kati Wikström (von deutschen Gästen als „schillernde Persönlichkeit“ beschrieben) binnen weniger Wochen ein ausgewachsenes Alternativprogramm für das Eurovision Weekend 2022 am letzten Augustwochenende mit gleich drei Partyabenden gestemmt.

Auftakt war der FANvision Contest am Freitagabend (am 26. August 2022), ein Mini-ESC für Nachwuchstalente. Dieser fand im uns gut vertrauten HERCULES statt, einem der wenigen internationalen Gay-Clubs, der gleichzeitig einen Wikipedia-Eintrag und einen Darkroom hat(te).

Zeitzeugen, die 2007 beim ESC in Finnland vor Ort waren, erinnern sich noch gerne an die ESC-Party am Freitagabend im HERCULES zwischen dem Halbfinale (es gab nur eins) und dem Finale, an dem DJ Ohrmeister aus Köln das Set seines Lebens aufgelegt hat und das HERCULES im wahrsten und besten Sinne zum Beben brachte. Da passte einfach alles. (Das muss man erstmal hinkriegen, einen Dancefloor zu Beginn gleich mit „Hurricane“ von Westend vollzumachen.)

In 2007 wurde Finnland von Hanna Pakarinen vertreten – mit dem gewöhnungsbedürftigen Rocksong „Leave Me Alone„. Und damit schließt sich der Kreis zu meiner eigenen liebsten Eurovision-Weekend-Erinnerung. Beim zweiten ESC-Weekend in Berlin (EW2) trat im Cover-Wettbewerb ein junger Mann, der sich Schattenpoet nannte, mit einer eigenwilligen Interpretation von Hannas ESC-Klassiker auf. Mich verband mit dem Schattenpoet (Motto: „Finde die Dunkelheit, bevor sie Dich findet.“) unter anderem die Zuneigung zu Betty Dittrich, die Stargast an diesem EW2 war (und sich heute Emma Elisabeth nennt). So haben wir (zu dritt) intensiv miteinander geplaudert und ich möchte den Schattenpoeten an dieser Stelle herzlich grüßen (Hallo Enrico!). Und Emma Elisabeth grüßen wir auch, ihr „LaLaLa“ gehört unverändert zu den besten deutschen VE-Songs ever ever ever. Das Gute bleibt.

Zurück nach Helsinki. Am Freitagabend in Helsinki hat dann Deutschland gleich die ersten beiden Plätze belegt, einmal mit dem Song, ein weiteres Mal mit dem Interpreten. Christopher Grevener aus Lüdenscheid (Foto) wurde Vize, mit seiner Adaption von „Fall From The Sky“ (Albanien 2020), aber dank eines überragendes Publikumpunke-Ergebnisses hat sich Adriana aus Tschechien (Foto unten) durchgesetzt – mit ihrer Version von Lenas „Satellite„.

Beide durften ihre Songs auch noch einmal am folgenden Abend auf der (sehr witzig und zutreffend benannten) „Plan-B-Party“ im Sokos Hotel in Helsinki performen. Der zweite Partyabend wurde wie schon die FANvision-Nacht vom der schillernden Kati zusammen mit Kristoffer Ignatius von OGAE Finnland gestemmt. Bekanntlich war OGAE Finnland Ausrichter des zehnjährigen EW-Jubiläums, weil Jakko Timonen aus Finnland mit einer komplett finnisch gesungenen Version von „Rise Like A Phoenix“ den FANvision-Wettbewerb in Stuttgart gewonnen hatte, wo die ESC-kompakt-Blogger zumindest am Vor-Abend des EW mitgefeiert haben.

Auf der Plan-B-Party war dann noch BESS (VE Finnland 2022, Live-on-Stage im Sokos Hotel) mit einem gefeierten Set zu Gast. Nanne Grönvall (große Heldin des Autors dieser Zeilen) und Stefan aus Estland hatten für die Cruise zugesagt (die in Tallinn geendet hätte), konnten aber am Plan-B-Programm leider nicht teilnehmen. Die Stimmung war dennoch bestens, aufgelegt hat DJ Werneri.

Eine Perle der Vorentscheidungen aus 2022: BESS mit „Ram pam pam“ bei UKM 2022. Sie musste sich bekanntlich „The Rasmus“ geschlagen geben und wurde 3..

Was das Eurovision-Weekend von allen anderen Fan-Events maßgeblich unterscheidet: Es wird gleich drei Tage (und Nächte) gefeiert. Und so gab es am Sonntagabend wieder im HERKULES noch eine Bye Bye Party (bis Montagmorgen um 5:00 Uhr), wo – wie am Freitagabend – wieder DJ Lalla aus Berlin (Foto oben) am Start war.

Wenn alles klappt, findet das nächste EW also in Prag statt, OGAE Tschechien sei jedenfalls „hochmotiviert“, verrät uns Salman, dem wir herzlich für den Content-Input für diesen Beitrag danken. Und wenn ich persönlich einen Wunsch äußern darf, würde ich es supercool finden, wenn mein Freund Enrico diesmal das deutsche Ticket bekommt. 2015 hatte der Schattenpoet mit seiner Interpretation von „Crno i belo“ (Mazedonien 2012) in deutscher Sprache bereits den Preis für die beste künstlerische Interpretation bekommen. Aller guten Dinge sind drei, Enrico.