Ikke Hüftgold erzählt in Echtzeit von seinen NDR-Erfahrungen

© NDR/Marc Bremer,

Das angekündigte Statement über „den manipulierten ESC-Vorentscheid und die verlogenen und fragwürdigen Machenschaften des NDR rund um die Entscheidungsträger A. Gerling und A. Wolfslast“ (Originalton Ikke Hüftgold auf Instagram) ist da. Matthias Distel aka Ikke Hüftgold hat es heute ebenfalls auf Instagram veröffentlicht.

Der Text ist in allererste Line einmal lang. Sehr lang. Sehr, sehr lang. Wer ihn lesen möchte, findet ihn hier und sollte sich mindestens eine halbe Stunde und zwei Espressolängen Zeit nehmen.

Um allen Beteiligten gerecht zu werden, ist es tatsächlich die erste Empfehlung, dass alle, die sich eine tiefere Meinung bilden wollen, tatsächlich die Zeit nehmen, diesen Text in Gänze zu lesen.

Man hat das Gefühl, Matthias Distel und der von ihm geschaffene Partyschlagersänger Ikke erzählen von ihren Erfahrungen mit dem NDR in Echtzeit – kein Detail wird ausgelassen. Das geht soweit, dass man erfährt, dass für den Auftritt von Ikke und seiner Band beim deutschen Finale 676 Euro als Zuzahlung für Bodennebel fällig waren.

Trotz seiner Länge erzählt der Text wenig Neues, was nicht schon in der Bubble hinter den Kulissen (und teilweise auch davor bekannt) war. Spekatuläre Erkenntnisse, die Anlass wären, Teile der deutschen ESC-Geschichte neu zu schreiben, enthält das Statement nicht.

Es ist erfrischend, dass Matthias Distel den Text pragmatisch mit „Ikke Hüftgold vs. NDR“ überschreibet, denn nur darum geht es, um nicht mehr, aber auch nicht um weniger.

Zwei Dinge fallen mit spezifischem Blick auf diesen Konflikt auf.

1.) Es ist nicht nachvollziehbar, warum der NDR seinen Zuschauerinnen und Zuschauern die exakten Zahlen des Online-Votings und des Televotings vorenthält, so wie wir es auch schon in unserem ESC kompakt LIVE mit Alex Wolfslast und Stefan Leidner zum Thema gemacht haben.

Denn an der Geheimhaltung der Daten macht das Statement viele Skandalisierungen fest und das eröffnet überhaupt erst die Chance zum Flankenangriff.

Der NDR verhält sich mit dem Schweigen anders als die meisten anderen europäischen TV- und Rundfunkanstalten in der EBU – und auch anders als der NDR es in der Verantwortung von Thomas Schreiber früher selbst gehandhabt hat. Transparenz hilft allen. Vorbildlich ist auch hier einmal mehr beispielsweise das Melodifestivalen (SVT).

Ikke Hüftgold backstage bei den Proben zu „Unser Lied für Liverpool“

Angeblich werden die Votingdaten zurückgehalten, um die VE-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer auf den niedrigen Televotingrängen zu schonen. Das ist in Social -Media-Ellenbogenzeiten maximal ein schwaches Hilfsargument, zumal nach NDR-Bekunden jeder Künstler, der die Zahlen haben wollte, sie auch bekommen hat.

2.) Der NDR hat von Anfang an klar gesagt, dass am Ende des Tages die Redaktion über die Besetzung des deutschen Vorentscheids befindet. Aber das eben nicht laut und nicht immer. Der Weg zur Interpretensuche wurde in vielen Presseveröffentlichungen und anderen Kommunikationsformaten des NDR stattdessen emotional verklärt. Pathetisch wurde z.B. bei ESC Update verzerrt berichtet und in Hintergrundgesprächen wurden verschiedenste Experten-Gremien einschließlich einer internationalen Expertenjury in den Vordergrund geschoben.

Der Text von Matthias Distel setzt dort an und wirft einen entlarvenden Blick auf ein gewisses Redaktionschaos „inside NDR“, wenn es denn tatsächlich so war, dass Ikke Hüftgold nächst eine Zusage für ein bestätigtes Ticket im deutschen Finale hatte und dann in die TikTok-Abstimmung geschoben wurde, weil es interne ARD-Widerstände gab.

Wie auch immer das im einzelnen „inside NDR“ war, am Ende hat der NDR ein Vorentscheid-Line-Up gefunden und stolz verkündet. Da ist es ein Unding, wenn ein maßgebender ESC-Botschafter des NDR wie Peter Urban sich öffentlich für einen Vertreter aus diesem Line-Up nachträglich schämt, so sympathisch er damit auch einigen im Geiste Verbündeten wird.

Man gewinnt tatsächlich den Eindruck, als haben die Urban-Zitate in promiflash und SZ die Wutausbrüche von Ikke Hüftgold erst provoziert. Dieses in seiner Länge und seiner Detailverliebtheit ermüdende Statement liest sich wahrhaftig nicht so, als wäre es kalkuliert oder folge einer wohlüberlegten langfristigen Agenda. Da liest man viel Bauch zwischen den Zeilen.

Wie und ob der NDR mit diesen Vorwürfen umgehen wird, verliert sich derzeit noch in den Nebeln von Norwegen. In der Tat könnte Ikke Recht behalten, dass der Konflikt so rückgewandt und kleinteilig ist, dass er am Ende keine große Öffentlichkeit bekommt. Ikke sagt es nur etwas ruppiger: „Vielleicht hat der NDR Glück und dieses Statement interessiert genauso wenige Menschen wie den runtergewirtschafteten und fragwürdig gewordenen ESC Vorentscheid.“

Im heutigen ESC Update konnte der NDR noch nicht auf die Vorwürfe reagieren. Der heute veröffentlichte Podcast ist bereits vor zwei Tagen aufgezeichnet worden, hat Eurovision.de Redakteur Marcel Stober ESC kompakt bestätigt. In ESC Update geht es vordringlich auch darum, dass die SZ-Zitate, die die Verstimmung von Matthias Distel ausgelöst haben, unzutreffend sind. Wozu wiederum die SZ noch nichts sagen konnte. ESC kompakt bleibt dran.


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Tamara
Mitglied
Tamara
1 Jahr zuvor

@Alle: Ich finde, bevor man sich seine Meinung bildet, sollte man sowohl Statement lesen als auch Podcastfolge anhören, vielleicht erscheint dann ja einiges in einem neuen Licht. Alles andere führt nur zu Beleidigungen und Spekulatius, äh, Spekulationen.

Lieber Peter Urban, lieber Ikke Hüftgold, nachdem ich mir heute Nacht sowohl Statement als auch Podcastfolge gegeben habe, möchte ich Euch mal eine Sache nahelegen: Wie wäre es denn, mal MITEINANDER zu reden statt ÜBEREINANDER? Anscheinend entbehren ja Ikkes Vorwürfe jedweder Grundlage, denn Peter hat im Interview nach dem, was er im Podcast gesagt hat, die Aussagen so nie getätigt. Warum ein Feuilletonist der Süddeutschen (!) dann trotzdem sowas daraus macht, weiß ich nicht, aber zimperlich waren die Jungs (seltener: Mädels) mit dem ESC ja eh noch nie. Vielleicht wäre hier tatsächlich mal eine Gegendarstellung angezeigt.

Das Popcorn ist mir jedenfalls im Hals steckengeblieben, denn langsam ist es nicht mehr wirklich witzig. Der ESC in Deutschland wird aber dennoch keinen Schaden nehmen, dazu ist es im Moment noch zu sehr unter dem Teppich und wird dort hoffentlich auch bleiben. Auch Twitter aka Master of the Aufregeritis ist da noch recht ruhig, zumindest habe ich eben beim ersten Drüberfliegen kaum was gesehen. Einige wenige kritisieren Ikkes Statement, das wars dann aber auch. Sollte sich allerdings Mark Pittelkau der Sache annehmen, dann gnade uns allen …

Deshalb meine Bitte an ESC kompakt: Es ist gut, dass Ihr darüber berichtet habt, aber mit diesem Artikel sollte das Ganze auch ad acta gelegt werden – es sei denn, es kommen noch so signifikant neue Entwicklungen, dass man darüber berichten MUSS. Ein Nachtritt in welcher Form auch immer ist keine solche Entwicklung.

Und ansonsten möchte ich einen Gedanken aufnehmen, den der von mir sehr verehrte Thomas Hitzlsperger damals zur WM in Katar gesagt hat: „Fußball ist so groß, das lasse ich mir weder von Katar noch von der FIFA kaputtmachen“ (aus dem Gedächtnis zitiert). Der ESC ist so großartig, den lasse ich mir auch von nichts und niemandem kaputtmachen. Wir haben doch nun wirklich schon ganz Anderes durchgestanden beim ESC.

Liebe Jungs von Lord of the Lost: Ihr seid supertolle Vertreter für Deutschland! Geht raus nach Liverpool und rockt das Ding!

escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor
Reply to  Tamara

Warum sollte der Urban mit dem Hüftgold reden sollen? Hat der doch gar nicht nötig. Vielmehr sollte sich der Hüftgold mal öffentlich beim Urban entschuldigen.

Tamara
Mitglied
Tamara
1 Jahr zuvor

Abschließend noch ein Zitat von Peter Ustinov, das mir gerade in die FB-Timeline gespült wurde und das hier einfach super passt: „Erfolg besteht manchmal in der Kunst, das für sich zu behalten, was man nicht weiß.“

Siminski
Siminski
1 Jahr zuvor

Ja es ist sehr lang geworden, wer das nicht alles lesen will kann es einfach überspringen.

Ich baue nochmal auf einige Kommentare von mir in diversen anderen Threads auf.

Peter Urban, ob er es so gesagt hat wie in der SZ geschrieben wurde oder nicht, hätte diplomatischer sein können, und als Gesicht der Deutschen Ausstrahlung (in dem Fall muss ich Ikke recht geben, irgendwo ist Peter Urban das irgendwo schon, allerdings macht ihn das noch lange nicht zum Gesicht des ganzen NDR!) auch müssen. Das dann aber so hinzustellen als hätte Urban für den ganzen NDR gesprochen und so zu tun als wäre das ein absichtliches Nachtreten von Seiten des NDRs gewesen, ist schlicht überzogen und absichtliche Stimmungsmache, ein Aufhänger um seinen Rant veröffentlichen zu können, und das zufällig mit einer Ankündigung direkt vor, und dem tatsächlichen Statement direkt nachdem sein neues Lied veröffentlicht wird. Das betrachte ich erstmal mindestens mit Skepsis.

Und SOLLTE an Ikkes Vorwürfen etwas dran sein, muss es eigentlich auch in unserem Interesse als ESC-Fans sein, dass das ganze aufgeklärt wird. Darüber hinaus hat er mit einigen Punkten definitiv recht, auch wenn diese (meiner Meinung nach) nichts sind, weshalb der NDR plötzlich ausgetauscht werden müsse. Dass der NDR wohl überwiegend absolut keinen Bock auf Ikke hatte, können wir denke ich als Fakt ansehen. Die Frage ist dabei aber, wieso er das scheinbar als ein Vergehen gegen die Menschlichkeit ansieht. Warum muss der NDR ihn unbedingt wollen, solange er die Chance bekommt, das Ding zu gewinnen, indem er zum VE, und sei es mit vorheriger TT Abstimmung, zugelassen wird? Ich finde im Gegenteil es zeugt von großer Kompromissbereitschaft, die erstmal (dieses Jahr!) FÜR den NDR spricht, solange dann nicht tatsächlich manipuliert wurde und das ist nunmal mitnichten bewiesen, solange er nichts vorlegt. Klar, in einem professionellen Umfeld muss man stets höflich bleiben, aber wenn ich das recht verstehe, war das von Seiten des NDR auch der Fall (bis auf das mit der angeblichen mündlichen Zusage, aber dazu komme ich gleich). Das Einzige was er da nennt ist, dass eine ungenannte Journalistin zwei ungenannte Produktionsmitarbeiter ÜBERHÖRT hat. Das folgenschwerste an der Sache ist mMn die Wortwahl „verhindert“, die, wenn die Aussage denn wirklich getätigt wurde, in der Tat erstmal schwerwiegend in Bezug auf die weitergehend von Ikke geäußerten Manipulationsvorwürfe klingt, wenn man den Kontext nicht kennt. In der Tat, es klingt als hätte der NDR beabsichtigt manipuliert, um Ikke aktiv zu „verhindern“. Der Kontext ist aber, dass 99% der Bubble von Beginn an genau dieses Wort in Bezug auf Ikkes möglichen Sieg verwendet hat. Das wissen die Mitarbeiter des NDR, und das weiß auch Ikke. Damit wird dieser Vorwurf sofort zum zahnlosen Tiger, vielmehr ist es wahrscheinlich, dass einfach die Ausdrucksweise der Bubble auch im NDR benutzt wurde. Darüber hinaus wissen wir gar nicht, um was für „Produktionsmitarbeiter“ es sich handelt. Schlau gewähltes Wort, denn es könnte alles sein, von Bühnenhelfern, bis in die oberste Etage. Sie alle sind an der „Produktion“ beteiligt, und daher könnte dieses Wort für alle benutzt werden, nicht nur für die tatsächlichen Produzenten. Es ist nicht schwer vorstellbar, dass diese Mitarbeiter möglicherweise sogar selbst Fans und Teil der Bubble sind, was die Wortwahl noch viel verständlicher macht. Wie gesagt, Ikke weiß, dass das Wort sehr viel von Fans benutzt wurde. Seine eigenen Fans hingegen wissen das aber nicht unbedingt (alle). Und damit kann er das sehr gut als weiteres sehr aussagekräftiges Argument nutzen, aus dem Kontext reißen und eine (weitere) effektive Bombe zünden. Zahnloser Tiger hin oder her, in seiner Bubble ist es machtvoll, und genau darauf legt er es an.

Genau dieses es offensichtlich drauf anlegen und komplette Nebenschauplätze aufzubauschen und teilweise künstlich erst zu konstruieren ist mein großes Problem an diesem Statement. Selbstverständlich war es blöd von den Mitarbeitern, was auch immer das für welche waren, dass sie nicht sichergestellt haben unbeobachtet zu sein bevor sie ihre Meinung ausdrücken (wenn es dieses Gespräch denn tatsächlich gegeben hat), aber im Endeffekt ist es die private Meinung von Individuen bei der Produktion, die auch vermeintlich privat ausgedrückt wurde, und keine ÖRR-weite Verschwörung, hat also in einem Manipulationsvorwurfsstatement nichts zu suchen, es sei denn man versucht bewusst aufzuwiegeln und damit selbst zu manipulieren.

Dasselbe gilt für die Aussagen zum Budget und den Kosten zum Auftritt, die er (angeblich) selbst zahlen musste. Er hat ja noch nicht mal unrecht damit, dass das mindestens ein Geschmäckle hat, wenn der NDR scheinbar vieles auf die Künstler abdrückt, bleibt dabei aber mindestens so intransparent wie er es dem NDR vorwirft zu sein, und scheint auch bewusst Dinge auszulassen, die gegen seine Argumentation sprechen. Ein Mindestmaß an Möglichkeiten wird der NDR sicher schon bereitstellen, und alles was darüber hinaus geht, müssen die Künstler dann vermutlich selbst stellen. So weit, so fair. Wenn Ikke Extrawürste haben will, schön und gut. Aber erstens sollte man sich dann nicht darüber beschweren, und zweitens hat er der ganzen Chose eingewilligt. Erst einwilligen und dann aber Trara machen geht halt nicht, außer man hat eine Riesenfanbase die zu allem Ja und Amen sagt, weil man manchmal gute Aktionen mit Geflüchteten oder Kindern bringt. Gute Taten machen einen noch nicht zum Guten Menschen, besonders wenn man es dann bei jeder Gelegenheit erwähnen muss. Klar ist es toll dass er sich da einsetzt, aber das gibt nunmal keine Freikarte, deshalb immer seine Follower gegen alles aufzuhetzen, was einem nicht passt (und scheinbar auch nur nachträglich nicht mehr passt, weil zuerst fand man es ja total okay – sonst hätte man ja nicht eingewilligt). Und wie gesagt, er hat ja noch nichtmal unrecht, mit einem Budget von zwei Millionen hätte die Produktion eigentlich eine viel bessere sein müssen und es wundert einen schon, wo das Geld hin ist. Wie er an die Sache rangeht zeichnet jedoch ein Bild, das für mich noch viel fragwürdiger ist als das, was er vom NDR zu zeichnen versucht.

Und jetzt kommen wir zu einem weiteren Punkt, mit dem er absolut nicht unrecht hat, aber mit seiner Ausdrucksweise absolut nicht gut wegkommt, und zwar dem des Hasses. Den hat er sicherlich bekommen, ob direkt an ihn gerichtet oder aber auch nur an Orten wie hier, in öffentlichen Kommentaren zum Thema. Und ja, viele derer die zu weit gegangen sind, sind ESC Fans und in der Bubble. Aber erstens waren das sicherlich nicht die einzigen, ich habe oft Leute sich einmischen sehen die den ESC selbst nicht schauen und lächerlich finden, aber dennoch meinten ausdrücken zu müssen dass Ikke ja schlimmer als alles andere wäre. Darüber hinaus gab es auch sehr viele Fans, die mit ihrer Kritik an und eigenen Meinung zu Ikke zwar sehr deutlich waren, aber im Rahmen geblieben sind. Nun ja, er verallgemeinert auch nicht und sagt alle ESC Fans wären schlimm gewesen. ABER. Die ESC-Fancommunity ist sehr divers. Die verallgemeinert er aber sehrwohl. Ich erkläre kurz: ich kann mich täuschen, aber so wie ich die Bubble kenne, fordert „die Bubble“ zwar gerne Toleranz für Minderheiten, und er hätte dahingehend recht, dass die Bubble (damit meine ich jene grenzüberschreitende, zu denen ich mich jetzt mal nicht zuzählen würde aber auch nicht zweifelsfrei sagen könnte, dass ich noch nie beleidigend war) ihm gegenüber intolerant war und auch immer mal zu sehr grenzwertigen Äußerungen neigt. Was er aber sagt, ist, dass es die Leute waren, die ja so gern Toleranz für „ihresgleichen“ fordern – Fordern wir wirklich Toleranz für uns als Randgruppe der ESC Fans? Zumindest in einem solchen Maße, dass diese Äußerung Sinn ergäbe? Nein, das würde ich so nicht sagen, und das kann mEn nur bedeuten, dass Matthias (er tritt hier ja nicht als Kunstfigur auf) hier die Bubble auf eine einzige Eigenschaft reduziert, und zwar, dass viele von uns Schwule Männer sind, und dass er das mit „Toleranz für ihresgleichen einfordern“ meint. Und das finde ich mehr als problematisch. Das fängt bei der Verallgemeinerung an, dass die Bubble ja nur aus Schwulen bestehe, geht bei der Formulierung „ihresgleichen“ weiter weil das ein klarer Fall von Othering ist, und hört dabei auf, dass er scheinbar alle Fälle von anderen verdrängt, die ihn beleidigt haben, die nicht Schwule Männer darstellen. Da habe ich genügend von bei Twitter o.ä. gesehen. Ich will nicht meinen persönlichen Eindruck als Fakt darstellen, aber es WIRKT für mich wie latente Homophobie. Ich sage nicht, dass Ikke Hüftgold das unbedingt so gemeint hat, aber dass es so rausgekommen ist in einem sicherlich mehrfach gecheckten Statement, spricht für mich trotzdem Bände. (Das entschuldigt im Übrigen aber trotzdem nicht das grenzüberschreitende Verhalten ihm gegenüber, das will ich nochmal ganz klar sagen.)

Nochmal kurz zum NDR. Es gibt auch nach wie vor vieles, wofür der NDR kritisiert werden kann und muss, und auch Ikke nennt einige relevante Punkte bis hin zu schweren Anschuldigungen, die wie gesagt, wenn sie richtig sind, ganz schwere Folgen für das Team haben MÜSSEN, und nur weil ich Ikke (nach dieser Farce, nicht wegen der Musik die er macht) aktuell noch schlimmer finde als sie, sollte der NDR definitiv keine Freikarte bekommen (auch wenn ich aktuell nach wie vor der Meinung bin, dass zumindest die Richtung eigentlich recht gutes verheißen lässt). Ikke hinterlässt mit seinen Taktiken aber viel verbrannte Erde und ich möchte von ihm in Zukunft bitte gar nichts mehr sehen, auch wenn er jetzt alles fein säuberlich belegt. Das würde dann nur bedeuten, dass ich weder von Ikke noch vom NDR noch was sehen will, aber seine guten Taten hat er für mich mit seiner selbstdarstellerischen Art zertrampelt und bespuckt (nicht die Taten an sich, aber meine Meinung darüber was das über ihn als Mensch Matthias aussagt – die Taten sind toll, ohne Frage. Das will ich ihm auch nicht nehmen, auch wenn es vielleicht manchmal so wirkt – ich akzeptiere es nur nicht als Totschlagargument für seinen Charakter).

Ganz kurz zu Sachen auf die ich noch nicht eingegangen bin, einerseits was die Glaubwürdigkeit seiner Vorwürfe angeht, zum Beispiel was die angebliche mündliche Zusage angeht, und andererseits was seine Followeräußerungen angeht, und dass er aufgrund seiner Minions ja gar nicht verloren haben könne, weil es gab ja PublIKKE Viewings etc., da würde ich auf floppy1992 und Jastus verweisen, die bringen es gut auf den Punkt.

Ich wiederhole, ich will Ikke kein Unrecht tun, aber der Eindruck den ich von ihm bekomme ist stark manipulativ und einfach nur aufmerksamkeitsgeil um seine neue Single nochmal zu promoten, mit Mitteln die gerne auch von Populisten verwendet werden. Und solange sich in seiner Kommunikation nichts ändert, wird dieser Eindruck auch erstmal bestehen bleiben. Ich erhebe aber keinen Anspruch auf Richtigkeit meiner Interpretationen, es musste aber mal raus.

escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor
Reply to  Siminski

Um es klar auszudrücken, nur weil viele Ikke Hüftgold nicht wollten, heißt das nicht,das die ESC-Bubble irgendwelche illegale Manipulationen am Televoting begrüßen würden. Da Herr Hüftgold überhaupt keine Beweise für seine Manipulationsvorwürfe vorgelegt hat, gehe ich einfach davon aus, das das Voting, Jury wie Televoting, korrekt abgelaufen ist. Hüftgold ist einfach nur ein schlechter Verlierer mit einem miesen Charakter. Der Kerl hat genügend Aufmerksamkeit bekommen, jetzt ist es Zeit sich auf Liverpool zu konzentrieren und LoTL zu unterstützen.

ESC1994
ESC1994
1 Jahr zuvor
Reply to  Siminski

@Siminski

Dein Post war zumindest besser zu lesen als das Geschreibsel von Herrn Hüftgold.

inga
inga
1 Jahr zuvor

„Ikke Hüftgold erzählt in Echtzeit“ … in der Schule sagte man dazu auch Erlebnisaufsatz. 🙂

Der VE liegt 6 Wochen zurück und in nur 4 Wochen ist der Spuk in diesem Jahr auch schon wieder vorbei. Außerhalb der ESC Bubble interessiert sich für diesen Twist kaum jemand und so halte ich es jetzt auch.

Organic banana
Organic banana
1 Jahr zuvor
Reply to  inga

Wobei die üblichen Verdächtigen, die gerne von Lügenpresse schwafeln, solche Äußerungen als weitere Bestätigung sehen.

Thomas Frank
1 Jahr zuvor

Vorwort: Ikke Hüftgold ist für mich ein Heuchler und richtig schlechter Verlierer.

Aber nun zum NDR, der die VE 1996 vom MDR übernommen hatte.
Was hat der NDR vorzuweisen in 26 Jahren von 1996 – 2022, wenn man die 6 Jahre (98,00,04,10-12), in denen Stefan Raab involviert war, nicht berücksichtigt.

Von den verbleibenden 20 Jahren:

5 mal Letzter
3 mal Vorletzter
1 mal nicht qualifiziert 1996
6 mal Plätze zwischen 18 und 21

Das sind schon mal 15 von 20 Jahren schlechte Ergebnisse = 75 %

2 mal Mittelfeld (Platz 12 und 15)

3 mal TopTen (Platz, 3, 4 und 8).

Eine richtig miserable Bilanz (ohne Raab). Es hat schon 1996 angefangen, wo angeblich die Tonqualität des vom NDR den int. Jurys zur Verfügung gestellten Tonbandes von „Planet of blue“ miserabel gewesen sein soll. Ein Mitglied der UK-Jury hatte das so gesagt.
2009 hatte Oceana ihre Debüt-Single „Cry, cry“ eingereicht. Der Song, der danach in 6 Ländern in Süd- und Osteuropa Nr. 1 der Charts erreicht hatte, wurde auch von einigen Jury-Mitgliedern bei der interner Auswahl favorisiert. Alex Christensen, selbst Hamburger, hatte jedoch beste Beziehungen zum NDR.

Bevor jetzt mein Beitrag länger wird als das Statement von Ikke, weil ich könnte noch zu den meisten anderen Jahrgängen, wo wir miserable Plätze erreicht haben, Kritik am NDR vorbringen.

Erfolgreiche Künstler in DE sind doch schon lange nicht mehr bereit sich an der VE zu beteiligen. Mit LOTL hatte der NDR nochmal Glück gehabt. Die hätten es auch nicht mehr nötig gehabt. Ohne LOTL hätten wir nun wirklich Ikke am Start. Für mich,der Alkoholismus und damit verbundene häusliche Gewalt als Kind in der eigenen Familie erlebt hatte, ist dieser „Künstler“, der Alkoholkonsum banalisiert und verherrlicht in seinen Liedern, ein rotes Tuch.

Wäre 2020 der ESC wegen Corona nicht ausgefallen, wäre der ESC in Liverpool mein
50. ESC den ich live on TV verfolge.

Auf meine alten Tage habe ich aber nur noch einen Wunsch in Bezug auf den ESC:

Bitte liebe ARD entzieht dem NDR den ESC. Ich weiß, dass wohl kein anderer Sender den haben will. Müsst ihr halt irgendeinen bestechen. Geht schon irgendwie. Oder fragt das ZDF.

Johannes
Johannes
1 Jahr zuvor

Die Gurdy ahnt offenbar dass sie zum Thema „Manipulation“ kein großes Fass aufmachen muss da sie wohl selbst weiss dass sowohl ihr Lied als auch der Auftritt KACKE waren 🙂 🙂

olfi
olfi
1 Jahr zuvor

Weiß jemand, wo der oben im Text erwähnte Thomas Schreiber heute seinen Schreibtisch stehen hat, wofür er zuständig ist, und wie weit diese Zuständigkeit in die Verantwortung für den ESC hineinreicht?
Frage für einen Freund hmhm…

olfi
olfi
1 Jahr zuvor

Danke für die Info – ein schnell-googeln hat mir das nicht ausgeworfen, oder ich hab zu schlampig geguckt. Meinst du, dass da trotzdem noch einige Fäden und Leitungen gespannt sind?

togravus ceterum
Mitglied
togravus ceterum
1 Jahr zuvor

Oh nein! Die Degeto. Die sind ja auch nicht unbedingt für qualitativ hochwertige Produktionen bekannt.

MinaD
MinaD
1 Jahr zuvor

Oh man. Da hat Ikke ja einen Bärendienst für die diesjährigen ESC Teilnehmer erwiesen. Negative Schlagzeilen zum ESC sind halt auch Schlagzeilen zum ESC. Ist ja nicht so, als wäre der ESC in Deutschland eh schon irrsinnig beliebt und mit der ganzen Euphorie stecken wir die anderen Länder an, dass sie alle für uns Voten… *ironie off*.

Ich verstehen, dass die Aussaga von Urban nicht die Beste war. Und verstehe, dass Ikke das nicht auf sich beruhen lassen kann.
Aber all die anderen (teilweise berechtigten) Vorwürfe hätte er doch bitte erst NACH dem ESC aufs Trapez bringen sollen.
LOTL haben den Shitstorm, der jetzt wieder los geht, wahrlich nicht verdient. Und natürlich bekommen sie das mit und tief im Innern wird das irgendwo auch bei der Band eingebrannt werden. Schön ist das nicht. Fair ist es schon gar nicht. Und dass der deutsche ESC gesamthaft jetzt wieder als Buhmann der Nation da steht bringt auch nicht gerade sympathiepunkte.

Das es vieles Aufzuklären gibt ist nicht neu. Die Intransparenz kreide ich auch schon lange an. Und über die Onlinevotings wurde schon genug reklamiert.
Dass Ikke das TikTok Voting haushoch gewinnt war ja auch klar gegen die unbekannten Künstler. Darauf zu schliessen, dass er auch den ESC Vorentscheid dann automatisch auch gewinnt erschliesst sich mir allerdings nicht.
Zahlen Daten Fakten… Bleibt der NDR Schuldig. Aber bitte erst NACH dem ESC Finale.

Wünsche LOTL alles Gute für ihren Auftritt. Habt Spass und bleibt so entspannt wie irgend möglich.

Teufelchen
Teufelchen
1 Jahr zuvor

Ich hoffe der Herr Distel erhält keine größeren Plattformen, die die Aufmerksamkeit weiter steigern. Die Leute aus seinem Team machten in Einspielern eigentlich einen sympathischen Eindruck. Aber der Ikke Darsteller ist bei mir wieder unten durch. Die Art Musik mochte ich eh nie.

Was der ESC und der NDR angeht. Die sehen darin halt eine x-beliebige, wenn auch große Unterhaltungsshow, was sie ja auch ist. Es gibt dort halt kaum jemanden mit Herzblut, zumindest nicht unter den meisten Entscheidern. Merkt man auch gut daran, dass immer wieder die recht ahnungslose Babsi den Vorentscheid moderieren darf.

Was allerdings das Abschneiden und die geschickten Kandidaten angeht, da waren auch oft die Voter schuld. die „Mainstream“ bevorzugten.

The Riddler
The Riddler
1 Jahr zuvor

Als NDR hätte ich die genauen Zahlen zu jedem Teilnehmer veröffentlicht, um allen Vorwürfen Wind aus den Segeln zu nehmen. Meine Meinung zu allem: Ja, ich würde mir künftig mehr Transparenz vom NDR wünschen. Stimmt es wirklich, dass Verantwortliche Ikke zunächst die Teilnahme mündlich fest zugesagt und sich dann nicht daran gehalten haben? Wenn ja, wer war die Person, waren die Personen in führender Position, die gestänkert und Ikke rausgekickt haben? Gab es wirklich, wie von Ikke behauptet, Entscheidungsträger beim NDR, die geschäftlich mit einem oder mehreren der Vorentscheid-Teilnehmer verknüpft sind, was nicht zu akzeptieren wäre. Hier erwarte ich von ESC Kompakt gründliche und saubere Recherchen. Ich kann auch nicht verstehen, wenn Teilnehmer eines Wettbewerbes für die Teilnahme zahlen sollen. Das würde ja auch dem Teilnehmer mit mehr finanziellem Background einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Zu Peter Urban: Wenn er sich in einem anderen Interview ähnlich geäußert hat, nehme ich ihm das alles nicht ab, dass er sich in der Süddeutschen nicht in diese Richtung geäußert hat. Ob jetzt ein einzelnes Wort gefallen oder nicht gefallen ist, spielt weniger eine Rolle, sondern der Gesamtkontext. Hat er es sinngemäß so geäußert und gemeint? Wenn das Statement völlig erfunden ist, warum verlangt Urban dann keine Richtigstellung in der Zeitung? Zu Ikke Hüftgold: Wie ich schon schrieb, glaube ich ihm Teile seiner Ausführungen durchaus, aber was ich nicht gut finde, dass man eine Manipulation ohne Beweis unterstellt. Das ist einfach schlechter Verlierer und schadet dem Ansehen des ESC. Selbst wenn Ikke deutlich mehr Online-Folllower als LOTL hat, ist das kein Beweis, dass er auch das Telefonvoting gewonnen haben muss. Beispielsweise können auch Leute für LOTL angerufen haben, die keine Fans sind, um Ikke zu verhindern, weil fast jeder ahnte, dass am Ende die Entscheidung nur zwischen den beiden Teilnehmer viel und LOTL war dann für viele möglicherweise das kleinere Übel. Das würde auch die wenigen Votings für alle anderen Teilnehmer erklären. Ich finde es schade, dass Ikke, der vor dem Vorentscheid überall so auf nett tat, plötzlich seine hässliche Seite zeigt und hier teilweise überheblich und unfair austeilt. Schlimm, dass 95 Prozent seiner Fanbase, wie die Kommentare bei Insta und fb zeigen, nicht zu einer objektiven Betrachtung in der Lage sind und einfach als gottgegeben angenommen wird, dass Ikke die meisten Anrufe gehabt haben muss und alles verschoben wurde, um Ikke zu verhindern. Das erinnert mich wirklich an Trum, Corona-Leugner und AfD-Aktive.

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