Interview mit Paula Seling und Ovi: „Ich konnte nicht aufhören zu lachen“

Sie eröffneten das Fantreffen des EC Germany in Köln: die Rumänen Paula Seling und Ovi (Jacobsen bzw. Ovidiu Cernăuțeanu). Mit „Playing With Fire“ und „Miracle“ haben sie zwei ESC-Floorfiller und Fan-Favorites geschaffen. Natürlich haben sie auch das Kölner Gloria gerockt. Vorher trafen wir sie zum Interview.

ESC kompakt: Willkommen in Köln! Paula, ich habe gehört, dass Du in der letzten Zeit häufiger in Deutschland gewesen ist. Was hast Du hier gemacht?

Paula: Ich war auf einer größeren Tour für die Rumänen in Deutschland. Das Singen von Weihnachtsliedern ist eine beliebte Tradition in Rumänien. Es gibt bestimmte Lieder, die sie von mir kennen und die sie hören wollen. Dafür war ich hier. 

Ovi, bist Halbnorweger, richtig?

Ovi: Nein, ich bin eigentlich rumänischer Staatsbürger. Ich wurde in Rumänien geboren, habe aber in Norwegen viele Jahre gelebt. 1995 bin ich dahin gezogen und 2011 dann wieder zurück nach Rumänien. Daher bin ich auch norwegischer Staatsbürger. Ich kenne beide Kulturen. 

Du könnest also auch nach Deutschland kommen und hier norwegische Weihnachtslieder singen… 

Ovi: Ja, jederzeit. Soll ich das als Einladung sehen? Wenn Du mich einlädst, dann komme ich und singe norwegische Weihnachtslieder (lacht). 

Ihr seid beide sehr populär in Rumänien und wart zweimal beim ESC. Wie kamt Ihr dazu, Euch zusammenzutun und es gemeinsam beim ESC zu versuchen? 

Paula: Ovi hat vorgeschlagen, es noch ein zweites Mal als Duett zu versuchen. Er hatte „Miracle“ in einem Song Writing Camp geschrieben und es mir geschickt. Es hat sofort Klick gemacht und ich fand den Titel großartig. Wir dachten, wir wären zusammen stärker. Wir wussten, was beim ESC passieren würde und wie gut wir vorbereitet sein müssten. Es war eine gute Möglichkeit, gemeinsam an den Start zu gehen. 

Paula Seling & Ovi – Miracle 

Kanntet Ihr Euch beide vorher schon vor 2010 persönlich?

Ovi: Wir haben uns 2009 persönlich kennengelernt, als ich bei einem Festival aufgetreten bin und sie in der Jury saß. Da habe ich ihr vorschlagen, dass wir es mal mit einer Zusammenarbeit versuchen sollten. 2010 folgte dann „Playing With Fire“. Danach blieben wir in Kontakt und machten Shows gemeinsam. 2014 kam „Miracle“ und 2017 entwickelten wir gemeinsam eine nationale TV-Show, die auf dem Konzept der beiden Pianos basierte. Die Show hieß dann auch „Piano-Duell“. Davon haben wir vier Staffeln gemacht und eine fünfte könnte nächstes Jahr folgen. Im Grund haben wir in den letzten zehn Jahren immer wieder zusammengearbeitet. Nächstes Jahr haben wir unser Zehnjähriges der musikalischen Zusammenarbeit …

Paula: … und unser Freundschaft! 

Ihr seid also nicht voneinander genervt? 

Paula: Manchmal vielleicht. 

Ovi: Es ist ein Interview, deshalb kann ich das nicht wirklich sagen. 

(beide lachen) 

Ovi: Tatsächlich hatten wir sehr selten Streit. Es ist eine sehr entspannte Freundschaft. 

Und was magst Du an Paula am meisten, Ovi?

Ovi: Mal abgesehen davon, dass sie eine schöne Frau ist und ihr Ehemann hier sitzt (lacht). Ich finde, sie ist eine fantastische, professionelle Künstlerin, die immer auf die Details achtet. Sie ist sehr zielstrebig, wodurch sie soweit gekommen ist. Sie ist ein gutes Beispiel für viele Künstler, dass man nicht aufgeben darf, sondern härter weiterarbeiten soll. 

Paula, für Dich drehe ich den Spieß um: Was magst Du an Ovi nicht so sehr? Welche Schwächen hat er?

Ovi: Das kann sie nicht sagen. 

Paula: Wenn ich ehrlich bin: Er hat eigentlich keine Schwächen. Er liebt das Leben und schafft es, Arbeit und das Genießen des Lebens in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Ich als Person kann schon mal den spaßigen Teil opfern für die Arbeit. Er macht das nicht und das bewundere ich an ihm. Manche würden das vielleicht als Fehler sehen, ich finde das großartig. 

Ovi: Das ist gar nicht so schlecht, oder?

Paula: Und ich finde, er ist ein großartiger Klavierspieler, ein toller Unterhalter und er weiß genau, was das Publikum will. Das ist eine wichtige Eigenschaft für einen Künstler. Das ist sicher etwas, was er bei seinen vielen Auftritten in Norwegen gelernt hat. Er ist eine One-man-show: er spielt Klavier, er schreibt Songs. Nur die Texte schreibt er nicht selbst. Da ist er vielleicht nicht so stark. 

Und da ergänzt Du ihn dann?

Paula: Manchmal. Und ja, ich schreibe meine eigenen Texte für meine Lieder. Sowohl auf Rumänisch als auch auf Englisch.

Was war das Verrückteste, was Ihr beide zusammen erlebt habt?

Ovi: Das Lustigste war, als wir solche Geräte in der Hand hatten für den ESC-Auftritt von „Playing With Fire“. Während der Nummer sollten wir sie anzünden. Und ich glaube, es war bei einer Proben. Aus Versehen explodierte es in meiner Hand. Und Du hättest mein Gesicht sehen sollen. 

Paula: Ich konnte nicht aufhören zu lachen. Ich glaube, alle haben es in der Probe gesehen. Er hatte so ein verängstigtes Gesicht, als das passierte. Aber Gott sei dank war alles in Ordnung. Er hat sich nicht verbrannt. Aber ich konnte nicht aufhören zu lachen, wegen der Anspannung. Und ein paar Tage später hat unsere Head of Delegation dafür gesorgt, dass ich es immer und immer wieder probe, damit ich an der Stelle nicht mehr lache. Denn sie hatte Angst, dass ich während der Show auf die Bühne gehe und dann auch lache. 

Paula Seling & Ovi – Playing With Fire

Ihr beide seid weiterhin mit dem ESC verbunden. Ovi, Du bist gerade in der Schweizer Jury für den dortigen Beitrag. Wie kam es dazu und was machst Du da?

Ovi: Es ist bereits das zweite Jahr. Im Grunde kam einfach eine E-Mail vom Schweizer Fernsehen. Offenbar zahlt sich jetzt alles aus, was ich beim ESC gemacht habe in den letzten Jahren sowohl als Künstler als auch als Liedschreiber. Es ist echt toll und eine Ehre, Bestandteil von dem Panel zu sein. 

Unter uns, was kannst Du bereits zum Schweizer Künstler für den nächsten ESC verraten?

Ovi (lacht): Ich habe dort einen Vertrag, dass ich nichts sagen darf. Aber es ist ein sehr interessanter Prozess, weil Du die Arbeit von anderen Liedschreibern hörst, während Du selbst ja auch weiter Lieder schreibst – womöglich auch für den ESC. Da bekommt man einen ganz guten Eindruck, was im nächsten Jahr musikalisch passieren wird bzw. kann. Welche Trends es gibt.

Also schreibst Du was für den ESC?

Ovi: Ich schreibe immer etwas für den ESC. 

Paula, was sind Deine Pläne? Du bist ja auch schon als Solo-Künstlern bei der rumänischen Vorentscheidung aufgetreten?

Paula: Ich habe es sechs Mal ohne Ovi versucht und es nie allein zum ESC geschafft. Da gab es Komponisten, die wollten, dass ich deren Songs singe und ich sagte: warum nicht? Aber wenn ich zurückblicke, kann ich das auch als Ratschlag geben für Künstler, die wirklich zum ESC wollen: Bis 2010 war ich als Künstlerin nicht bereit für den ESC. Ich war nicht stark genug und nicht genug vorbereitet für so viel Verantwortung. Es gibt einen Moment für jeden Künstler. Und wenn du es wirklich, wirklich, wirklich willst, wird das Universum es schon so arrangieren. 

Ihr seid beide Stars, Ihr wart gleich zweimal beim ESC. Was kann bzw. soll das Universum jetzt noch für Euch arrangieren? Woran arbeitet Ihr?

(Sie überlegen lange)

Ovi: Ich denke, jeder, der mal auf der großen ESC-Bühne gewesen ist, würde das wieder machen wollen… Ich persönlich arbeite gerade an einem Musikprojekt und hoffe, dass ich es damit zu großen Musikfestivals in Europa schaffe. Das ist ein Crossover-Projekt zwischen Pop, Jazz und traditioneller Musik aus Rumänien. Das ist eine Herausforderung. Eine neue TV-Show steht auch an. 

Paula: Ich habe in der letzten Zeit ein paar Songs geschrieben, die wirklich besonders sind. Ich plane ein Duett mit einer sehr großen Künstlerin, deren Namen ich jetzt noch nicht nennen darf. Der Gott der Panflöte, Gheorghe Zamfir, der „Der einsame Hirte“ komponiert hat, hat dafür schon zugesagt. Und ich nehme ein Album auf, mit dem ich auf den US-Markt gehen will. Es ist eine besondere Mixtur von traditioneller rumänischer Musik und meinen Stil. Mal sehen, was daraus wird. Ich mache eigentlich nicht gerne Pläne. Ich mache Dinge, und wenn es klappt, dann klappt’s. Das ist eine große Premiere von mir, darüber zu sprechen. 

Dann wünsche ich Euch viel Erfolg für Eure spannenden Projekte. Und wer weiß: vielleicht sehen wir Euch ja noch einmal beim ESC: Aller guten Dinge sind ja drei. 

André Rieu & Gheorghe Zamfir – Der einsame Hirte 


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11 Comments
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Gaby
Gaby
4 Jahre zuvor

Sorry, dass ich schon wieder meinen Senf zugebe: Sie sind beide sicher sehr sympathisch, aber ihre beiden ESC-Beiträge mag ich trotzdem nicht. Besonders die Stimme der Paula Seling empfinde ich als unangenehm.

Rainer 1
Rainer 1
4 Jahre zuvor

Was sind den das für zwei beulen in paulas gesicht?
Ich mag auch beide songs überhaupt nicht und kann die plätze 3+12 überhaupt nicht nachvollziehen. Seit dem brennenden piano sind die beiden bei mir eh untendurch.

togravus ceterum
Mitglied
4 Jahre zuvor

*nörgelnörgelnörgel* 🙂

ESCFan2009
ESCFan2009
4 Jahre zuvor

Danke für das Interview! Ich liebe „Playing With Fire“, mein persönlicher Gewinner 2010 (ja, Lenas Sieg war toll, aber das berücksichtige ich hierbei mal nicht ^^)

Thomas
Thomas
4 Jahre zuvor

Wieder mal tolles Interview mit zwei wirklich sehr sympatischen ESC-Legenden!
Wusste gar nicht, dass Sie auch verheiratet sind, kein Wunder das die Chemie zwischen den beiden bei den Auftritten auch so gut gestimmt hat

Blueshirt
Blueshirt
4 Jahre zuvor

Ovi sieht aber erheblich gealtert aus…

Karin
Karin
4 Jahre zuvor

Ovis angebliches Geklimper auf dem runden Klavier bei Miracle ist aber ganz schön albern

Tamara
Mitglied
Tamara
4 Jahre zuvor

Das Andre-Rieu-Vorschaubild da unten macht mir gerade Angst. Hoffentlich kommen die Niederländer da für 2020 nicht auf dumme Ideen. Ansonsten schließe ich mich an: Tolles Interview! Danke dafür!

Karin
Karin
4 Jahre zuvor
Reply to  Tamara

Ich kriege da auch ein ganz mieses Gefühl …. Holländer kennen da kein Pardon🙄

Volkisistan
Volkisistan
4 Jahre zuvor

Okay, einer muss es ja sagen: ich finde beide Songs von Paula & Ovi großartig!; ihre Stimmen ergänzen sich – in meinen Ohren – einfach perfekt. Ein ESC-Comeback würde ich uneingeschränkt begrüßen.