Italien: Sanremo-Regeln für 2023 veröffentlicht – So wird der italienische ESC-Act gekürt

Wer folgt auf Mahmood & Blanco (Aufmacherfoto) und vertritt Italien beim Eurovision Song Contest 2023? Das entscheidet sich vom 7. bis 11. Februar in Sanremo. Wie diese Auswahl exakt funktionieren wird, das wissen wir seit heute. Denn ungewöhnlich früh hat die italienische Rai das Regelwerk für das Musikfestival veröffentlicht. Die zusätzliche Zeit will man nutzen, um die aktuelle italienische Musik dabei optimal präsentieren zu können.

Das Sanremo-Regelwerk für 2023 umfasst nicht weniger als 32 Seiten. Wirklich einschneidende Änderungen zu den Vorjahren gibt es nicht. Die Auswahl der Beiträge erfolgt durch Amadeus, der bereits zum vierten Mal als künstlerischer Leiter und Dirigent des Festivals fungiert. Die Entscheidung, die Regeln bereits im Juni zu veröffentlichen, zeige laut Rai, dass Amadeus bereits im ständigen Dialog mit der Musikwelt stehe.

„Das Ziel ist es, eine längere Vorbereitungszeit zu haben, um eine spannende Geschichte der heutigen italienischen Musik von der Ariston-Bühne in die Wohnzimmer der Zuschauer zu bringen und dabei neuen Talenten und bereits etablierten Künstlern eine Stimme zu geben“, sagte Amadeus laut Rai. „Die Besetzung, die auch auf den mir vorliegenden musikalischen Vorschlägen basiert, wird wie immer unter Berücksichtigung des Wertes der Songs und ihres Marktpotenzials ausgewählt, mit besonderem Augenmerk auf ihren ‚Radio-Appeal‘.“

Auch in dieser Sanremo-Ausgabe treten 25 Teilnehmer/innen an. Darunter sind die drei Finalist/innen des Nachwuchswettbewerbs Sanremo Giovani im Dezember 2022, die jedoch mit einem anderen Lied am großen Festival im Februar teilnehmen müssen.

Der vierte Sanremo-Abend ist den Coversongs gewidmet: Bei dieser Gelegenheit können die Künstler/innen aus einem Repertoire vom 1. Januar 1960 bis zum 31. Dezember 1999 schöpfen und gemeinsam mit einem von ihnen ausgewählten und von der künstlerischen Leitung genehmigten Gast ein Lied neu interpretieren. Die Song-Präsentation mit den meisten Stimmen wird mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.

Die Lieder im Wettbewerb der 25 Campioni werden vom Publikum zu Hause durch Televoting (aus dem Festnetz und von Mobiltelefonen), von der Jury des Pressezentrums, des Fernsehens, des Radios und des Internets (150 Vertreter der beim Festival akkreditierten Medien) und von der demoskopischen Jury (300 Mitglieder) bewertet.

Am ersten und zweiten Abend wird die Jury aus Presse, TV, Radio und Web ihr Votum abgeben, indem sie sich in drei unabhängige Komponenten aufteilt: ein Drittel für TV und Printmedien, ein Drittel für Radio und ein Drittel für die Web-Jury. Am dritten Abend werden 50% der Stimmen durch das Televoting und die anderen 50% durch die demoskopische Jury vergeben. Am vierten und fünften Abend wird schließlich dreigeteilt abgestimmt: 34% werden von der Televote-Jury, 33% von der Presse-Fernsehen-Radio-Web-Jury und 33% von der demoskopischen Jury vergeben.

Der Sieger bzw. die Siegerin von Sanremo 2023 erhält das Recht, Italien beim ESC 2023 zu vertreten. Vor ihrer Teilnahme müssen die Acts ein Formular bei der Rai einreichen, in dem sie erklären, dass sie sich bereit erklären, Italien beim ESC 2023 zu vertreten, falls sie Saremo 2023 gewinnen. Sollte ein Act gewinnen, der dieses Dokument nicht eingereicht hat, hat die Rai das Recht, aus den verbleibenden Beiträgen den Vertreter bzw. die Vertreterin für den ESC 2023 auszuwählen.


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escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor

Siehste lieber NDR, so macht man das.!!!!!!! Bitte nachmachen. Seit der Rückkehr war Italien, nur 2mal nicht in den Top 10. Hier liest man den Grund, warum. Auch wenn man in Italien jetzt nicht wirklich ESC-verrückt ist, so geht die RAI das mit großer Professionalität und mit angemessenem Ernst heran.

Thilo mit Bobby
Mitglied
Thilo mit Bobby
1 Jahr zuvor
Reply to  escfrust05

Das machen die mehr oder weniger seit glaube ich 1952 schon so. Das Festival hat sich um italienischen Musikmarkt fest etabliert. Die ESC Gruppe von RAI nimmt dann einfach nur den Sieger des Festivals und brauch sich nicht selbst was zu überlegen. Das ist auch wenn ich das genauso möchte wie du für den NDR ziemlich unmöglich das genauso nachzumachen. Deutschland könnte eher versuchen sich an Spanien zu orientieren und was ins Leben rufen was Bestand haben kann und erfolgreich ist.

Meckie
Meckie
1 Jahr zuvor

Wäre es nicht besser, wenn der NDR für Deutschland was eigenes entwickeln würde, anstatt mehr schlecht als recht von anderen Ländern zu kopieren. Passende Acts gibt es mehr als genug, man muss sie nur auch auswählen und sich nicht für das sicherste entscheiden. Glaube aber, wir werden vom NDR bis 2023 eh nichts mehr über den ESC hören.

Christian W
Christian W
1 Jahr zuvor

Noch hat in Spanien ja gar nichts Bestand. Die haben das einmal gemacht und waren einmal erfolgreich, obwohl das Voting eine einzige Katastrophe gewesen ist und ein Lied zum ESC geschickt wurde, das weniger als 5% der Stimmen vom Publikum bekommen hatte… Klassischer Fall von „Glück gehabt“.

Allerdings ist so eine Vorentscheidung ja kein Hexenwerk. Auch der NDR hat’s ja hinbekommen, nur erfolgversprechende Formate unnötig wieder umgebaut, siehe 2013, wo man sich das recht gute Finale von BILD-Zeitung und Co hat kaputtschreiben lassen. Statt das Voting einfach umzubauen, hat man dann irgendwelche Spirenzchen eingeführt, die irgendwann kein Mensch mehr verstanden hat.

10 oder 12 Lieder, eine Jury (meintwegen auch mehrere und gerne auch internationale), eine Publikumsabstimmung. Fertig. Geht doch in anderen Ländern auch.

Porsteinn
Mitglied
Porsteinn
1 Jahr zuvor
Reply to  escfrust05

Hat der NDR dieses Jahr doch schon gemacht. Zitat von oben: „(…) mit besonderem Augenmerk auf ihren ‚Radio-Appeal‘.“ Wir sind also beim Konzept schon ganz vorne mit dabei! 😛

italojeck
italojeck
1 Jahr zuvor
Reply to  Porsteinn

😃 LOL!!!
Es ist aber interessant…. ich wohne seit langem nicht mehr in Deutschland und kann die dortige radio-landschaft schwer beurteilen (aber auch damals.. ich habe fast ausschließlich wdr3 gehört…). In Italien sind die (eher privaten) Radios sehr lebendig und spielen sehr verschiedenen Sorten von Musik. Pop, natürlich, aber auch Rap oder Rock, oldies und neue Songs: radio DeeJay, radio Capital, RDS, RTL 102,5, radio Italia….

AlexESC
AlexESC
1 Jahr zuvor
Reply to  escfrust05

Das Sanremo-Festival gibt es schon sehr lange und war sogar VORBILD für den ESC! So ein langlebiges Format hat dann natürlich auch einen gewissen Stellenwert im Gegensatz zu einem brandneuen Format! Auch Spanien mit ihrem „neuem alten“ Benidorm-Fest muss auch erst einmal beweisen, ob sich das Fest behaupten kann und dies in diesem ´Jahr nicht nur eine Eintragsfliege war!

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor
Reply to  escfrust05

In Deutschland haben wir halt nicht diese Festivalkultur. Es ist schade, aber um so etwas aufzubauen, braucht es einen langen Atem. Es mangelt wohl an bekannten KünstlerInnen, an so einem Festival teilzunehmen. Es gib zwar Rock am Ring und dergleichen, aber auf so einem Festival müssen sie sich ja keinen Wettbewerb stellen. Da werden sie einfach nur bejubelt und haben somit ihr Ego aufgepumpt.😉
Dann ist es (mMn) auch auffällig, dass sich die einzelnen Musikgenres in Deutschland so abgrenzen. War schon zu Zeiten der ZDF-Hitparade so. Ein Herbert Grönemeyer z. B. hat sich hartnäckig geweigert, mit den „Schlagerfuzzis“ aufzutreten. Aber die Vielfalt macht doch erst so ein Festival aus.

Man kann die Italiener und auch die Schweden eigentlich nur beneiden um ihre Festivals.

Frank D.
Frank D.
1 Jahr zuvor

Es werden ja hauptsächlich in den Privatsendern in Ermangelung neuer Ideen alle möglichen alten Formate wieder aufgewärmt, von „Der Preis ist heiß“ bis „Turmspringen“. Wie wäre es denn mal mit dem „Bundesvision Song Contest“? Und in Kooperation mit dem NDR fährt dann der Sieger mit einem neuen Song (falls der Siegertitel schon zu alt ist) zum ESC.

escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor
Reply to  Frank D.

Ja warum denn nicht. Aber dafür fehlt dem NDR und seinen Beamten einfach die Fantasie.

AlexESC
AlexESC
1 Jahr zuvor
Reply to  escfrust05

Das im Jahre 2010 bzw. -wegen der Vorbereitungsdzeit- bereits 2009 das ESC-Team vom NDR auf diesen Gedanken gekommen ist, dass man ja auch mal mit einem Privatsender -damals ProSieben- zusammen arbeiten kann, gibt mir Hoffnung, dass es eventuell ein zweites mal klappen könnte!

Auch ich würde mir wünschen, dass der „Bundesvision Song Contest“ -anstatt einer neuen Ausgabe vom „FreeESC“- zurückkehren würde. Ob er dann allerdings bei einer erneuten Zusammenarbeit zwischen dem NDR und ProSieben als Vorentscheid auch genommen wird, oder es dann doch besser ist ein eigenes Vorentscheidformat (wie eben 2010 „Unser Star für Oslo“) zu entwickeln muss man dann schauen!

Vielleicht, was ich bereits schon einmal angesprochen habe, gibt es für die nächste Saison aber überhaupt keinen „großartigen“ Vorentscheid, da eventuell eine minimale Chance besteht, dass „Electric Callboy“ direkt intern als Vertreter Deutschlands beim ESC 2023 ausgewählt werden?! 😉

Funicula
Mitglied
Funicula
1 Jahr zuvor
Reply to  Frank D.

Ich weiß nicht, ob der BuViSoCo die Lösung des deutschen ESC-Problems ist. Da wurden die teilnehmenden Beiträge doch auch in Kooperation mit Radiosendern ausgesucht. Außerdem war die Abstimmung stinklangweilig, weil es kaum Unterschiede im Abstimmungsverhalten zwischen den Bundesländern gab.

Frédéric
1 Jahr zuvor

Meines Erachtens erfüllt Sanremo so ein bisschen diese Lagerfeuerrolle, die in Deutschland tatsächlich der Grand Prix und sonst noch Einer wird gewinnen oder Wetten dass … inne hatten. Dass Musik bei den letzten beiden nur eine untergeordnete Rolle spielte, ist schon ein wesentlicher Teil des Problems.

Timo1986
Timo1986
1 Jahr zuvor

Ich freue mich bereits jetzt schon total auf das Festival die Sanremo 2023 !!!

Italien und Musik – Musik und Italien ! Das passt und gehört ebenso zusammen wie die Deutsche Bahn AG und Pünktlichkeit – bzw. Pünktlichkeit und die Deutsche Bahn AG (Okay, kleiner Scherz).

Neues habe ich in diesem Artikel jetzt nicht erfahren. Aber das macht nichts, denn ich habe ihn trotzdem gerne gelesen. An Amadeus weiterhin als künstlerischen Leiter festzuhalten ist, so denke ich, die wichtigste Entscheidung von RAI Uno.

Auch die drei Komponenten des Voting-Verfahrens – Medienjury, demoskopische Fachjury aus mehreren hundert Experten sowie Televoting der Fernsehzuschauer (m/w/d) – ist Ausdruck dafür wie Ernst die italienischen Verantwortlichen (m/w/d) von RAI Uno das Festival di Sanremo nehmen. Die Tatsache, dass alle teilnehmenden Künstler (m/w/d) und Bands eine Einverständniserklärung unterschreiben müssen bei einem Sieg des Festivals auch am ESC teilzunehmen zeigt, dass der ESC bei der RAI Uno angekommen ist und als etwas sehr wichtiges wahrgenommen wird. Ich hoffe der NDR hat diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstanden !

By the way: Das Aufmacherfoto von Mahmood und Blanco ist für mich ein Ausdruck von Stil und unaufdringlicher Extravaganz. Einfach nur toll. Außerdem für mich ein „kleiner Strohhalm“ an den ich mich klammere, dass Blanco innerhalb der nächsten drei Jahre erneut am Festival di Sanremo teilnimmt, dieses gewinnt und wir ihn dann beim ESC erneut sehen werden. Vielleicht schon nächstes Jahr mit einem Song wie etwa „Nostalgia“, „Blue celeste“ oder „Notti in bianco“. Ich würde mich darüber sehr freuen ! 🙂

Jorge
Jorge
1 Jahr zuvor

Musikalisch fand ich das SR22 ziemlich dünn. Selbst die Stücke der für mich interessanten Acts waren sehr auf Canzone, sinfonisch, melodisch oder balladesk getrimmt – über das übliche Orchester-Arrangement-Maß hinaus.

Finde es übrigens interessant, dass das 32 Seiten Manual sich weitgehend auf Durchführungsbestimmungen reduziert. Wer – wie – welche Nebenbedingungen erfüllt – ist ja bei anderen Veranstaltungen viel genauer geregelt.

4porcelli stands with Ukraine 🇺🇦
4porcelli stands with Ukraine 🇺🇦
1 Jahr zuvor

Und Wolfslayt macht Urlaub oder holt sich vor dem Spiegel einen runter?