Kalush Orchestra veröffentlichen emotionales Musikvideo zu ESC-Siegersong „Stefania“

Nach ihrem Sieg beim ESC 2022 in Turin hat die ukrainische Band Kalush Orchestra heute Vormittag das Musikvideo zu ihrem Siegertitel „Stefania“ veröffentlicht. Der dreiminütige Clip ist während des russischen Angriffskriegs in der Ukraine gefilmt worden. Er zeigt unter anderem Szenen, die in Butscha und Irpin gedreht wurden, den Vororten von Kiew, die Orte einer humanitären Katastrophe geworden sind.

Der Rapper Oleg Psyuk ist zu Beginn des Videos in einem zerstörten Hochhaus zu sehen. Auch die anderen Bandmitglieder werden vor Ruinen und in Trümmern gezeigt. Im Video sind verschiedene Szenen eingebaut, in denen Frauen zu sehen sind, die Kinder aus den Ruinen tragen und in Sicherheit bringen sollen.

Die Mitglieder der Band Kalush Orchestra, Tab, Duzhyk, MC KylymMen, Psiuk and Muzychuk rücken zumindest visuell fast schon in den Hintergrund, was vor allem an der Schwere und der Dramatik der Bilder liegt, die im Video zu sehen sind. Es führt einmal wieder die Brutalität des Angriffskriegs vor Augen, den die Ukraine seit bald drei Monaten erlebt.

Eigentlich ist „Stefania“ eine Hommage an die Mütter, die in ihrem Leben große Last auf ihren Schultern tragen, gleichzeitig aber sehr viel Kraft und Leidenschaft besitzen. Das stellen sinnbildlich auch die Frauen dar, die im Musikvideo zu sehen sind. In Verbindung mit dem Video, welches im Umfeld des verheerenden Kriegs entstanden ist, bekommt „Stefania“ aber auch noch eine ganz andere Botschaft: Die Mutter ist in dem Fall nicht mehr Stefania, sondern die Ukraine.

Zum Video selbst sagen die Bandmitglieder: „Ich habe diesen Song einmal meiner Mutter gewidmet, doch als der Krieg ausgebrochen ist, hat er eine noch ganz andere Bedeutung bekommen“, schreibt die Band unter dem YouTube-Video. „Obwohl der Krieg in dem Lied nicht erwähnt wird, haben es viele Menschen mit der Bedeutung von ‚Mutter Ukraine‘ assoziiert. Es wurde sogar zur Hymne unseres Krieges erklärt“, erklären Kalush.

Abschließend formuliert die Band Hoffnung und Wunsch zugleich: „Wenn Stefania jetzt die Hymne des Kriegs ist, möchte ich, dass sie die Hymne unseres Sieges wird.“

Das Musikvideo macht unmissverständlich deutlich, dass es hierbei um eine politische Botschaft geht – was nach dem Regelwerk der EBU eigentlich nicht erlaubt ist. Ein Sprecher der EBU äußerte sich gegenüber der dpa dazu folgendermaßen: „Wir verstehen die starken Gefühle, wenn es dieser Tage um die Ukraine geht, und betrachten die Äußerungen des Kalush Orchestra und anderer Künstler zur Unterstützung des ukrainischen Volks eher als humanitäre Geste und weniger als politisch.“

Eines ist sicher: Mit 1,3 Millionen Aufrufen für das Musikvideo in 4 Stunden und 5,9 Millionen für ihren Finalauftritt sind Kalush Orchestra die Band, über die Europa (und die Welt) zur Stunde spricht.

Wie gefällt Euch das Musikvideo zu „Stefania“? Findet Ihr, dass das Musikvideo gelungen ist und erreicht Euch die Botschaft, die Kalush Orchestra damit in die Welt tragen wollen? 


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

16 Comments
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
torstenschubert1
torstenschubert1
1 Jahr zuvor

Große Solidarität mit der Ukraine meinerseits. Das finde ich aber nicht unproblematisch. Die EBU wird das selbstverständlich durchgehen lassen. Aber es wird nun nicht nur politisch sondern vor allem politisch.

jot
jot
1 Jahr zuvor

So schlimm die Situation in der Ukraine auch ist: Das Musikvideo geht mir dann doch ein bisschen zu sehr in die Schiene Kriegshymne. Ich hoffe wirklich, dass sich der ESC 2023 trotz der grausamen Realität in eine andere Richtung orientieren kann und wir nächstes Jahr dann doch eher ein Fest der Freude bekommen…

ESC1975
ESC1975
1 Jahr zuvor
Reply to  jot

Es wird ja nur die Zerstörung gezeigt, sowas hat wenig heroisches, was man für eine Hymne bräuchte. Dass da eine Soldatin – wohl als Stefania stellvertretend für alle Mütter – Kinder rettet, ist nicht gerade kriegverherrlichend. Was in der Richtung möglich ist, kann man täglich auf RT sehen, wo die Reporter auf Panzern mitfahren und Krieg als Ballerspiel präsentieren, bejubelt von „befreiten“ Ukrainern..
UNd etwas markaber klingt es, wenn du hoffst, dass du beim nächste ESC nicht mehr von sowas wie Krieg belästigt wirst, und zwar nicht dadurch, dass es keinen Krieg mehr in Europa gibt, sondern der ESC den dann ignoriert. Oder habe ich das falsch verstanden?

Paul
Paul
1 Jahr zuvor

„Der Ukraine Sieg ist kein politischer Sieg.“ Bla, bla, bla. Gestern das Statement noch dem Auftritt ohne Konsequenzen (Normal: Disqualifizierung) und dann auch noch das aktuelle Video. JA, der Krieg ist schrecklich. Da darf keine Verharmlosung stattfinden. Hat beim ESC aber nichts zu suchen.

ESC1975
ESC1975
1 Jahr zuvor
Reply to  Paul

Wer hat jemals behauptet, dass das kein politscher Sieg sei? Ich habe nur Menschen gesehen, die „dieses Zeichen“ begrüßten. Malik hat beispielsweise gesagt, dass ihm der Sieg der Ukraine wichtiger war, als letztlich sein Abschneiden.

Christian W
Christian W
1 Jahr zuvor
Reply to  Paul

Würde ja sonst den wohlstandsverwahrlosten Westeuropäer beim Amüsement stören, nicht wahr? Sollen die doch da verrecken, aber wir wollen Spaß haben, richtig? Richtig. Dass es Einige echt immer noch nicht kapiert haben, was da eigentlich passiert.

Michi
Michi
1 Jahr zuvor

Eine tolle und faire Geste, das Musikvideo erst nach dem ESC zu veröffentlichen. Einen besseren Zeitpunkt wie nach einem Sieg kann es nicht geben.

Auch, wenn ich mir Spanien als Gewinner gewünscht hätte, trotzdem Gratulation an die Ukraine!

Slava Ukraini! 🇺🇦🇺🇦🇺🇦

Festivalknüller
Festivalknüller
1 Jahr zuvor

Sehr eindringlichen Video, das zeigt in welcher Misere die Ukraine steckt.
Auf europäischer Ebene sind wir alle mitverbunden und können/könnten beim ESC nicht darüber hinwegsehen.
Der Song Contest hat Position bezogen, auch wenn man sich wünschen würde, dass es nie dazu hätte kommen müssen. Mein Fazit: gemeinsam sind wir stark und gemeinsam überwinden wir die Krise !

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor

Ich muss weinen, wenn ich das sehe.🥲

goynen67
1 Jahr zuvor

Ich verstehe es das die Gewinner des ESC nun den Krieg und das Elend in Ihrem Video einbinden. Ich denke Sie sehen es als Aufgabe immer wieder auf das Elend zu verweisen. Denn Sie fordern ja stets maximale Unterstützung ein. Viel Glück und die Hoffnung auf baldigen Frieden wünsche ich allen Ukrainern.

Rainer 1
1 Jahr zuvor

Das hätte es von mir aus nicht gebraucht. So zelebrieren sie sich selbst als sieger, die nur wegen dem krieg gewonnen haben.

ESC1975
ESC1975
1 Jahr zuvor
Reply to  Rainer 1

Ich denke, solche Gedanken sind den 6 wie allen anderen Ukrainern, sowas von egal.
Ich fand es heute bei der Nachbesprechung von eurovision.de berührend, wie erzählt wurde, wie die ukrainische Delegationsleitung unter Tränen erzählt hat, dass man nun nach zwei Wochen Bubble wieder zurück in die Ukraine und damit in den Krieg müsse.
Da relativieren sich schnell Gedanken, ob der Sieg verdient war, er wird ausgenutzt, und genau das wollten die Zuschauer mit ihrem Votum auch.

Frank B.
Frank B.
1 Jahr zuvor
Reply to  Rainer 1

Man darf aber nicht vergessen, dass es in der Ukraine derzeit nur eingeschränkte Berufsperspektiven gibt: Entweder nutzen Sie Ihre aktuelle Popularität, um richtig auf die Trommel zu hauen (um Hilfe zu erbitten und auch um der heimischen Bevölkerung Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu gaben. Alternativ können Sie darauf verzichten und früher nach Hause in die Landesverteidigung – und dann wird einigen aus der Band wohl kein ESC 2023 mehr vergönnt sein.

Wie die EBU und „der Westen“ damit umgeht bzw. was wir daraus machen (evtl. in Bezug auf künftige politische Äußerungen beim ESC), ist ein komplett anderes Thema. Wenn jedoch die Kalush-Mitglieder derzeit irgendetwas für ihn Land tun können, wird es Ihnen (vollkommen zurecht) am Hintern vorbei gehen, ob wir in Europa das jetzt gut finden oder nicht.

Felixx
Felixx
1 Jahr zuvor

Seit dem 24 Februar 2022 hat es sich auch die sportliche und kulturelle Szene der Ukraine zur Aufgabe gemacht, mit ihren zur Verfügung stehenden Möglichkeiten all den Gräueltaten der russischen Aggressoren in ihrem friedlichen Land ein Gesicht zugeben.
Es ist nur verständlich, das auch diese Möglichkeit eines erschütternden, ehrlichen 3 Minuten Videos, was auch bei einer anderen Platzierung sicherlich heute erschienen wäre genutzt wird.
Man weiß ja auch, das sich das Kalush Orchestra nicht nur auf der musikalischer Ebene seit dem 24.2.22 für ihr Land einsetzen.
Für mich steht die Musik von “Stefania” ( ich mag es wirklich) für den Sieg der Ukraine beim ESC.
Das Video zeigt die traurige aktuelle Realität der Ukraine seit dem 24.2.22.
Ob Solidaritätssieg oder nicht – die Kombination aus ukrainischer Folklore & moderner Musik und das Video mit Bildern der sinnlosen Zerstörung & humanitären Katastrophe werden bleiben und die Erinnerung wach halten
Ich persönlich finde das Video ergreifend und richtig.
Vielleicht erreicht es jetzt auch den ein oder anderen noch “ahnungslosen” russischen Jugendlichen / Soldaten …

Marcomunetti
Mitglied
Marcomunetti
1 Jahr zuvor

Eignetlich wollte ich mich nicht mehr mit der Thematik um Alina Pash befassen, aber ich kann hier nicht anders…. Kalush kupfert gerade soviel bei ihr ab, nachdem sie sie diskreditiert und in Verruf gebracht haben. Der Song von Alina ist eine Hymne an die Ukraine und seine Geschichte, während Stefania jetzt zu genau diesem stilisiert wird. Auch die Augen beim Staging von Stefania sind eindeutig von Alina’s Vidbir Auftritt abgekupfert. An und für sich hätte ich keine Probleme damit, aber da es eben diese Vorgeschichte gibt… So und jetzt genug whining….
Video ist grosses Kino und es ist richtig, dass die Ukraine gewonnen hat, egal mit welchem Song!!

Matty
Matty
1 Jahr zuvor

Der Gruppe wird noch eine besondere Ehre zuteil: sie bekommt eine eigene Briefmarke! Laut dem aktuellen Post der Tagesschau auf Instagram will die ukrainische Post den Sieg der Band beim ESC mit einer Briefmarke würdigen. Finde ich mega!