Komponist Borislav Milanov: „Die EBU missachtet die harte Arbeit der Songwriter“

Nachdem ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber hier bei uns bereits Stellung zu der kürzlich bekanntgegebenen Entscheidung der ESC Reference Group nahm, die ESC-Lieder aus diesem Jahr nicht für den ESC 2021 zuzulassen, teilt nun auch Komponist und Produzent Borislav Milanov seine persönliche Meinung mit. Milanov ist in diesem Jahr unter anderem für den deutschen ESC-Beitrag „Violent Thing“ von Ben Dolic verantwortlich, aber auch für den maltesischen und den bulgarischen Beitrag.

In der Kommentarspalte eines Artikels auf der Facebookseite von wiwibloggs nimmt der bulgarische Produzent Stellung. In seinem Statement äußert Milanov, dass nicht nur die jeweiligen Länder und Fans von der Entscheidung, dass die Songs des diesjährigen Wettbewerbs nicht erneut antreten dürfen, getroffen wurden. Es sei auch die große Mehrheit der Songschreiber, Produzenten, Plattenfirmen und Publishern, die traurig und enttäuscht über die Entscheidung ist. Jedes Land, so Milanov, sollte die Wahl haben, entweder denselben Song noch einmal verwenden zu dürfen und dabei die Konsequenzen und Risiken dieser Entscheidungen zu tragen. Die für ihn gerechteste Lösung wäre gewesen, die Länder zu fragen und ihnen die Entscheidungsfreiheit zu überlassen. Man könne immer neue Songs schreiben, so Milanov, dies sollte aber der Entscheidung jedes Landes obliegen.

Des Weiteren äußert der bulgarische Komponist und Produzent, dass alle Songs bis zum 9. März eingereicht werden sollten, damit diese auf dem Eurovision YouTube-Kanal veröffentlicht werden können. Dieselben Regularien würde die Teilnahme der Lieder im nächsten Jahr nun unmöglich machen, so Milanov. „Fast alle Komponisten und Publisher hätten die Songs sonst niemals auf diesem Wege veröffentlicht und diese anderweitig verwendet!“, sagt Boris Milanov.

Außerdem geht er auf den Wettbewerb als solches ein. Er schildert, dass die Songs von zentraler Bedeutung für den Wettbewerb seien und es ohne Songschreiber, Produzenten und Publisher schließlich keine Songs geben würde. Der Eurovision Song Contest sei als Wettbewerb für Komponisten und Songschreiber gestartet und sei jetzt zu einen Reference Group Contest geworden, der bestimmten speziellen Interessen diene und die harte Arbeit der Songwriter komplett missachte.

„Wie soll der ESC jemals stärker denn je zurückkommen ohne die Songs und Komponisten, wenn so viele Menschen ihr Vertrauen in eine fair handelnde EBU verlieren?“, fragt Milanov. „Viele von uns sind von der Entscheidung enttäuscht, da wir bereits so viel hineingesteckt haben, aber unsere Arbeit nicht geschützt wird“, fügt der bulgarische Komponist abschließend an.

Was sagt Ihr zu den Äußerungen von Borislav Milanov? Sollte die EBU ihre Entscheidung möglicherweise doch noch einmal überdenken? 


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32 Comments
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Rainer 1
Rainer 1
4 Jahre zuvor

Das könnte der start für einen neuen, weltweiten wettbewerb sein. Es scheinen sich fronten zu bilden. Dieses thema dürfte uns ein bisschen über den verpassten esc hinweg helfen. Hoffentlich alles öffentlich und nicht in den „nebeln von norwegen“

Michael HH
Michael HH
4 Jahre zuvor

Ich kann ihn sehr gut verstehen. Wenn man an einem gewissen Punkt erkennt, dass all die Arbeit, all das Herzblut, das man investiert hat, umsonst war, ist das sehr bitter. Erschwerend kommt noch die Erkenntnis hinzu, dass diese Entscheidung sehr willkürlich ist und auch weniger rigoros hätte ausfallen können.

Lucius
Lucius
4 Jahre zuvor

Ich möchte hier an dieser Stelle mal die Arbeit von Boris Milanov würdigen, der im Gegensatz zu den meisten anderen Serientätern wie zum Beispiel G:son eigentlich (fast) nur hoch qualitative Beiträge einreicht und den Contest immer wieder bereichert!

Thomas M. (mit Punkt)
Thomas M. (mit Punkt)
4 Jahre zuvor
Reply to  Lucius

Mich wundert schon die ganze Zeit, dass ein G:son und eine Barker hier ständig kritisiert, ein Milanov aber hoch gelobt werden bzw. wird. Mir selbst gefallen einige von Milanovs Werken gar nicht, aber das ist, wie so vieles in der Musik, Geschmackssache. Ich denke, der Hauptunterschied ist wohl, dass Milanov noch nicht so lange dabei ist. Zu Zeiten von „Euphoria“ wurde über G:son hier bestimmt auch noch anders geschrieben. Bin mal gespannt, wie das in ein paar Jahren bei Milanov sein wird.

Thomas M. (mit Punkt)
Thomas M. (mit Punkt)
4 Jahre zuvor
Reply to  Lucius

Grundsätzlich bin ich für eine möglichst große Vielfalt an Komponisten, wenn immer weniger Autoren immer mehr Songs zum ESC beisteuern, halte ich das für gar keine schöne Entwicklung.

Gaby
Gaby
4 Jahre zuvor

Sehe ich genauso.

4porcelli - Penguins will rule the world
4porcelli - Penguins will rule the world
4 Jahre zuvor

Artikel basierend auf der Kommentarspalte von WiWiBlogs, gefolgt von „Was meint Ihr?“ Das wirkt jetzt irgendwie wie eine feindliche Übernahme von EK.

Frédéric
Frédéric
4 Jahre zuvor

Jemandem, der sich gleich drei Start-Plätze beim ESC gesichert hat (allesamt intern), nehme ich nur sehr bedingt ab, dass ihm andere Komponisten am Herzen liegen. Man kann es auch andersrum betrachten und sich für all die Komponisten freuen, die dieses Jahr das Nachsehen hatten, sich nun aber für die nächste Saison Hoffnung machen können.

Uli Wagner
Uli Wagner
4 Jahre zuvor
Reply to  Frédéric

Milanov hat recht!

Mariposa
Mariposa
4 Jahre zuvor
Reply to  Uli Wagner

Nein, hat er nicht.

ESCFan2009
ESCFan2009
4 Jahre zuvor

Ich schließe mich Lucius an: Boris bereichert den ESC sehr. Natürlich kann man das in Bezug auf den gerne vorgebrachten Bezug zum Land kritisch sehen, aber ganz ehrlich: für mich ist es ein Musikwettbewerb, ich will gute Musik hören, mir gefallen seine Songs, also ist mein Ziel erreicht und ich hab Spaß beim Hören 🤷🏻‍♂️
If Love Was A Crime ist mein Platz 2 2016. Beautiful Mess ist episch und mein Sieger 2017. Chameleon ist mein Platz 5 2019. Und Bulgarien und Deutschland 2020 sind beide in meinen Top 10. Fazit: der Mann und sein ganzes Team liefern jedes Jahr ab!

BessengeneverBernd
BessengeneverBernd
4 Jahre zuvor

Na, ja , ich kann bei den meisten Songs ziemlich wenig „harte Arbeit“ feststellen

Nils.G
Nils.G
4 Jahre zuvor

Tja, so allmählich bröckelt der ESC und schafft sich selbst ab. Ersatzlos!

meckienrw
4 Jahre zuvor

Ich bin auch total enttäuscht von der EBU. Klar, der diesjährige ESC musste verschoben werden. Auch um ein Jahr. Nur man hätte die Teilnehmer behalten sollen. Egal, ob diese Songs dann über ein Jahr alt sind oder nicht… interessiert eh keine Sau wirklich. Die EBU hat viel Glas zerschlagen…. im Moment bin ich durch mit dem ESC.

Ich meine das IOC hat ja seinen Athleten auch nicht abgesagt für 20201….

Andi
4 Jahre zuvor
Reply to  meckienrw

Der Vergleich hinkt aber sehr, weil für Olympia kein Athlet direkt nominiert wird. Die müssen alle vorher eine sportliche Qualifikation ablegen, um bei Olympia starten zu dürfen. Da das für 2020 noch nicht alle geschafft haben, können sie zwangsläufig auch nicht direkt für 2021 zugelassen sein.

Thilo mit Bobby
Mitglied
Thilo mit Bobby
4 Jahre zuvor
Reply to  meckienrw

Du übersiehst dabei aber die Länder die möglicherweise nächstes Jahr wieder dabei sind oder neu am Start sein könnten. Das wäre dann irgendwie Wettbewebsverzerrend. Egal wie die EBU es macht es wird so oder so immer jemanden geben der unzufrieden ist

Yess
Yess
4 Jahre zuvor

Irgedwie stimmt da was nicht. Komponist Borislav Milanov: „Die EBU missachtet die harte Arbeit der Songwriter“ . Hatte genau dieser Kompinist nicht stolz erklärt, dass der Song Violent Thing in 10 Minuten fertig war ?? Dann dürfte es doch auch kein Problem sein in 2021 einen neuen Song in 10 Minuten zu erarbeiten !!

Branko
Branko
4 Jahre zuvor
Reply to  Yess

Ich dachte jetzt immer, Violent Thing sei bereits bei der Schweizer Vorentscheidung eingereicht worden, dort aber nicht genommen worden??? Was stimmt denn bitte nun? Wer sagt die Wahrheit? In 10 Minuten geschrieben oder bereits 2018 in der Schweizer Vorentscheidung drin???

Branko
Branko
4 Jahre zuvor
Reply to  Branko

Glaube der Song hieß in der Schweizer Vorentscheidung „Such a violent thing“, bin mir aber nicht so sicher.

Benjamin Hertlein
Admin
4 Jahre zuvor
Reply to  Branko

Wieso kann er nicht in zehn Minuten für die Schweizer Vorentscheidung geschrieben worden sein? Das mit den 10 Minunten habe ich jetzt aber nicht mehr präsent, wo hat Boris das gesagt?

Sven
Sven
4 Jahre zuvor
Reply to  Yess

Weder noch. Der Song selbst ist vielleicht in 10 Minuten geschrieben, die ganze Vorarbeit dazu dauert aber um einiges länger: Künstler kennen lernen, Fähigkeiten und Stärken erkennen, überlegen wie man die einbringen kann und wenn man sein Handwerk beherrscht wie Milanov, dann geht das Song schreiben schnell. Und bei der Varietät, die Milanov dieses Jahr einbringt mit Deutschland (Dance), Malta (Pop), Bulgarien(Balladesk-poppig-klangvoll, für mich sehr außergewöhnlich), kann man ihm nicht vorwerfen er schreibt nur 08/15 Lieder.

Henrik Wiegmann
Henrik Wiegmann
4 Jahre zuvor

Er hat es auf den Punkt gebracht. Ich finde es von der EBU auch äußerst schwach und rücksichtslos, die Entscheidung über die Köpfe aller hinweg zu entscheiden. Natürlich gibt es Regeln, aber Regeln können sich ändern, und Ausnahmesituationen sollten eigentlich ein Anlass dazu sein, Regeln auszusetzen. Und das wäre ja nun alles andere als unverständlich und willkürlich, die Regel anlässlich der Pandemie auszusetzen, zumal sich ja, wie Milanov sagt, alle Länder un-be-dingt an die Deadline halten mussten, obwohl ja immer unsicherer war, ob der ESC überhaupt stattfinden würde.
Die Lieder verbrauchen sich doch nicht, wenn sie ein Jahr ruhen, aber die EBU findet, sie muss mal ein paar Träume zerstören und die Früchte von harter Arbeit und viel Geld in die Tonne schmeißen.
Ich finde, die EBU hat mit dieser Entscheidung großen Mist gemacht und sowohl Verschlossenheit als auch Starrheit bewiesen. Obwohl es für manche übertrieben klingen mag, ich verurteile die Entscheidung.

Thilo mit Bobby
Mitglied
Thilo mit Bobby
4 Jahre zuvor

Die EBU muss sicher auch an die potentiellen Teilnehmer denken die nächstes Jahr wieder mitmachen wollen( also die dieses Jahr ausgesetzt haben) oder neu dabei sind. Da kannst du dann nicht verschiedene Regeln aufstellen

Henrik Wiegmann
Henrik Wiegmann
4 Jahre zuvor

In dem Fall wäre dann die Möglichkeit, die Länder entscheiden zu lassen, angebracht gewesen. So, wie es gemacht wurde, wurde es jedenfalls nicht gut gemacht, weil völlig missachtet wurde, wie die Länder dazu stehen. Die Länder haben 2020 in jedem Fall völlig umsonst Geld in die Produktion eines Beitrages investiert, und man muss beachten, es gibt einige Teilnehmerländer, die begrenzte Mittel zur Verfügung haben! Solche Aktionen sorgen dafür, dass die Länder dem ESC fernbleiben oder zumindest nah an der Geldnot sein können. Man kann froh sein, dass Bosnien-Herzegowina nicht ihre Teilnahme für 2020 zugesagt haben, denn die sind wirklich in Geldnot, und für die wäre die Entscheidung der EBU ein Schlag ins Gesicht gewesen, mehr noch als für alle, für die es das sowieso schon ist.

Ichbins
Ichbins
4 Jahre zuvor

Naja, wenn die Songs gut wären, dann gingen sie bestimmt auch ohne den ESC zumindest in ihrem Heimatland viral und stiegen in die Charts ein. Auch kack Lieder werden, nur weil sie am 16. Mai aufgeführt werden (sollten), nicht zu gold.

4porcelli - Penguins will rule the world
4porcelli - Penguins will rule the world
4 Jahre zuvor
Reply to  Ichbins

Seh ich auch so; Ben Dolic ist z.B. durch Violent thing in DACH zum Superstar geworden und sollte darum umbedingt wieder geschickt werden. Egal mit welchem Song, er ist einfach extrem charismatisch und sympathisch.

Kowalski
4 Jahre zuvor

Logisch, das er sich ärgert. An drei TopTen Werken beteiligt, einen vermeintlichen Siegesaspiranten dabei und nun schwimmen die Felle davon. Viele andere Autoren werden das entgegen seinen Äußerungen aber entspannter sehen. Weil sie ihre so oder so verlustträchtigen Rohrkrepierer vertraglich abgesichert haben oder einfach nur froh sind, nicht ins offene Messer laufen zu müssen und ihnen vielleicht sogar noch eine zweite Chance exklusiv eingeräumt wird. Das die Autoren heute in dem ganzen Zirkus viel zu kurz kommen glaube ich ihm aufs Wort. Da wird so mancher Gruppierung das Hemd näher sein als der Rock.

trevoristos
Mitglied
trevoristos
4 Jahre zuvor

Es versteht sich doch von selbst dass nicht über 1 Jahr alte Songs nochmals durchs Dorf getrieben werden können. Es ist halt Pech dass Corona aufgetaucht ist. Lamentieren lohnt nicht. Neue Songs machen. Zeit genug ist ja.

Henrik Wiegmann
Henrik Wiegmann
4 Jahre zuvor
Reply to  trevoristos

So ganz versteht es sich nicht von selbst. Natürlich sind die Lieder dann ein Jahr alt, aber das ist doch völlig egal. Es geht darum, die Arbeit und alles, was in die Beiträge gesteckt wurde, zu würdigen. Zu zeigen, dass der EBU die Zusammenarbeit mit den Delegationen am Herzen liegt. Dass es ihnen wichtig ist, dass die ausgewählten Künstler mit dem Lied, für das sie alles gegeben haben, die Erfahrung des ESC machen dürfen. Dass auch die Fans der Lieder mitfiebern können und sich über ihre Ergebnisse freuen dürfen.
Genau das Gegenteil scheint der Fall zu sein, wenn die EBU sich an einer Regel festhält, die angesichts der Situation ganz einfach mal ausgesetzt werden kann. Das wäre nämlich sehr einfach gewesen. Wie jemand anderes in den Kommentaren gesagt hat, wenn man etwas nicht will, findet man genug Gründe, dass es nicht geht. Dass es außerdem nicht einmal für nötig gehalten wurde, das mit den Delegationen zu besprechen, ist echt schwach.
Klar, Zeit genug ist, aber sind die Mittel auch da, so wie das Geld, das somit gut auch gleich in die Tonne geschmissen worden sein können hätte, oder die Inspiration für ein Lied mit der gleichen Qualität?

trevoristos
Mitglied
trevoristos
4 Jahre zuvor

Und wer glaubt Autoren kämen zu kurz sollte sich doch mal deren GEMA Schecks/Überweisungen ansehen…und natürlich auch deren Verträge. Es ist da schon wichtig zu wissen wer eigentlich wieviel von den eingehenden Tantiemen bekommt. So lange man das alles nicht weiss muss man das Lamentieren nicht im mindesten Ernst nehmen…

Henrik Wiegmann
Henrik Wiegmann
4 Jahre zuvor

Natürlich darf man das ernstnehmen, auch wenn man nicht in der Materie drin ist. Es gibt schließlich genug Gründe.