Konzertbericht: Duncan Laurence ganz intim in Berlin

Im Dezember hatten Fans aus Deutschland die Chance, Duncan Laurence live zu erleben. Nach einer ausverkauften Tournee in den Niederlanden ging der ESC-Gewinner auf Europatour und spielte dabei ganze vier Termine in Deutschland: Köln, München, Berlin und Hamburg standen auf dem Programm. Nachdem ESC-kompakt-Blogger Florian Duncan bereits im Oktober in Rotterdam erleben durfte, waren Benjamin und Berenike in Berlin live dabei.

Ca. 600 Personen waren in das fast ausverkaufte Lido gekommen, um Duncan live zu sehen. Das klingt erst einmal nicht nach viel, da Duncan neben „Arcade“ jedoch bisher nur einen weiteren Song veröffentlicht hat, ist das aber durchaus eine Leistung.

Das Konzert beginnt sehr ruhig und stimmungsvoll: Duncan betritt die fast dunkle Bühne und trägt die Ballade „Kings“ im Schatten vor. Ein mutiger Beginn – und doch passt es. Duncans Stärke liegt ganz eindeutig im authentischen Vortragen von intimen Balladen.

Vielleicht wurde der zurückgenommene Beginn aber auch ganz einfach gewählt, weil Duncan kaum „Stimmungsmacher“ im Repertoire hat. Die Setlist ist von vielen ruhigen Stücken geprägt. Diese klingen alle eindeutig nach Duncan, sind aber trotzdem abwechslungsreich und hören sich nicht alle gleich an. So wird es keinen Moment langweilig, auch wenn das Publikum die Lieder meist zum allerersten Mal hört. Das spricht eindeutig für die Qualität der Titel.

Trotzdem wurde hier meiner Meinung nach viel Potential verschenkt. Viele von Duncans neuen Stücken sind, genauso wie „Arcade“, emotionale und ehrliche Balladen, zu denen viele Zuhörer wahrscheinlich ebenso eine enge Bindung aufbauen werden. Es sind Songs, die die Fans auf Konzerten sicher intensiv miterleben und mitsingen würden. Da die Titel jedoch noch nicht veröffentlicht worden sind, fehlt genau das. Bei den meisten Liedern wird lediglich aufmerksam zugehört. Nur bei Duncans zweiter Single „Love don’t hate it“ und selbstverständlich noch lauter bei „Arcade“ singt das Publikum mit. Das erzeugt ein ganz intensives Gefühl und gehört zu den schönsten Augenblicken des Konzerts. Und diese magischen Momente hätte es auch bei anderen Liedern geben können. Da viele der Titel schon seit dem Sommer live gespielt werden, stellt sich die Frage, warum Duncan sie bislang noch nicht aufgenommen und herausgebracht hat, wenigstens als EP.

Außerdem ist reichlich gutes Material unter den neuen Stücken, viele überzeugen direkt beim ersten Hören. Duncan beweist, dass er ein talentierter Künstler und Songschreiber ist. Allerdings erfahren das erst einmal nur diejenigen, die neugierig genug waren, auf ein Konzert zu gehen.

In Berlin zeigt Duncan nicht nur sein Talent als Songwriter, sondern auch sein Live-Talent. Man hat nicht das Gefühl, einen Nachwuchskünstler zu erleben, der gerade auf seiner ersten Tournee ist. Duncan scheint sich auf der Bühne zu Hause fühlen, genießt sichtlich die Reaktion des Publikums und hat einfach natürliche Bühnenpräsenz. Die Emotionalität der Balladen kommt sehr gut rüber und bei den wenigen schnelleren Stücken klatscht das Publikum mit.

Bei den Zwischenansagen ist Duncan immer wieder recht redselig, versucht sich sogar hin und wieder an ein paar Worten Deutsch, und zeigt hier seine lebhaftere, verspieltere Seite. Und er freut sich immer wieder über alle, die gekommen sind, und die Reaktion der Menge. Auch wenn er den ESC gewonnen hat, ist er ein Künstler, der die ersten eigenen Schritte macht, und es ist schön zu sehen, wie viel ihm diese Dinge bedeuten, die für „alte Hasen“ Normalität sind.

Insgesamt ist es ein kurzweiliger und emotionaler Abend, an dem Duncan auf der Bühne überzeugt und zeigt, dass er keine Eintagsfliege ist. Im nächsten Jahr soll es neue Musik geben, bis zur Veröffentlichung eines vollständigen Albums wird es allerdings noch eine Weile dauern. Zuerst wird Duncan Anfang 2020 noch einmal nach LA fliegen, um weitere neue Titel zu schreiben. Hoffentlich ist es dann für ein Album noch nicht zu spät, weil die Aufmerksamkeit durch den ESC-Gewinn dann bereits stark abgeflaut sein wird. Duncan ist ein wirklich talentierter Künstler, wie er in Berlin wieder eindrucksvoll bewiesen hat, dem nur zu wünschen ist, dass er sich im Musikbusiness etablieren kann.


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12 Comments
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Gaby
Gaby
4 Jahre zuvor

Vielen Dank für den schönen Bericht.

escfan05
escfan05
4 Jahre zuvor

Mal ne Frage: Ist Arcade eigentlich in vielen europäischen Charts gewesen? Er war bestimmt in Holland ein Hit, aber in Deutschland habe ich den Song weder im Radio gehört oder das Video bei einer der Musikkanäle gesehen. Obwohl der Song eigentlich typische Radio-Mucke ist.

Benjamin Hertlein
Admin
4 Jahre zuvor
Reply to  escfan05
Matty
Matty
4 Jahre zuvor

Ein typischer Chartflop also, was ja auch kein Wunder ist.

ESC1994
ESC1994
4 Jahre zuvor

@Matty

Klar, natürlich wäre dein „Schatzi“ Sergei vieeel erfolgreicher gewesen.

*ironieoff“

Tamara
Mitglied
Tamara
4 Jahre zuvor

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Ein Chartflop sieht definitiv anders aus.

stefanohh
stefanohh
4 Jahre zuvor

Mir gefiel ice age live gut und Duncan kam sympathisch rüber und konnte auch gut performen, da hätte es keine Mini Piano in Tel Aviv gebraucht:)

Bernd
Bernd
4 Jahre zuvor
Reply to  stefanohh

„ein typischer Chartflop“……was für ein dämlicher Kommentar mal wieder von Herrn Lotterdam😖

Mr. Mi
Mr. Mi
4 Jahre zuvor

Ich war in München beim Konzert und fand es (auch) großartig. Tolle Songs, eine sehr charmante und witzige Art mit dem Publikum zu agieren und vor allem eine großartige Stimme. War ein toller Abend.

4porcelli - Yes, I have tricks in my pockets
4porcelli - Yes, I have tricks in my pockets
4 Jahre zuvor

@ESC1994 – das heißt „Superschatzi“.
@stommie – fake news!

ANDi
ANDi
4 Jahre zuvor

Vielen Dank für den tollen Bericht! Ich habe sowohl Duncan als auch Mahmood in Berlin sehen dürfen und war von beiden begeistert. Tatsächlich waren meine Erwartungen nicht sehr hoch und sie wurden in beiden Fällen übertroffen. Ich könnte nicht entscheiden wen ich besser fand!
Tatsächlich schade, dass die Songs von Duncan noch nicht veröffentlicht sind, was aber höchstwahrscheinlich auch nicht so von im entschieden wurde. Da sind Künstler nun mal abhängig von den Entscheidern vom Label, wenn sie nicht alles selbst finanzieren wollen…