ESC-kompakt-Leserin Anke ist bei den Proben für den kroatischen Vorentscheid „Dora 2021“ live dabei. In diesem Gastbeitrag berichtet sie von ihren Eindrücken aus Opatija. 

Entgegen aller Prognosen, dass HRT pandemiebedingt auf eine große Vorentscheidung verzichten wird, wurde doch am Konzept der vergangenen beiden Jahre festgehalten. Ich war ehrlicherweise erstaunt, ließ mich aber doch auf diese spannende “Reise” ein.

Wer jemals das Glück hatte bei der DORA dabei zu sein, weiß wie beschaulich und bodenständig es hier zugeht. In anderen Ländern (nicht zuletzt Deutschland) habe ich oft eine Teilung in “die Wichtigen auf der Bühne” und “der kümmerliche Rest” erlebt. Hier gibt es nur ein Miteinander.

Strategisch günstig platzieren kann man sich für gewöhnlich in der “Caffebar” direkt am Austragungsort, der Sporthalle „Marino Cvetkovic“ in Opatija. Vor und nach den Proben schauten hier alle auf einen Kaffee vorbei, seien es Künstler, Regisseure, Beleuchter, Journalisten oder Fans. Selbst die größten Stars sind sich nicht zu schade, dort mitten im Pulk zu sitzen. In diesem Jahr ist die Bar auch geöffnet, allerdings gibt es lediglich “Coffee to go” und Stehtische in der Kälte. Ganz allgemein wird sehr auf Trennung der einzelnen Teilnehmergruppen geachtet. Shuttleabfahrten vom Hotel zur Halle sind auf die Minute geplant und pünktlich. Im Vorfeld mussten selbstverständlich alle Künstler plus Anhang einen negativen Test einreichen. Zugelassen in der Halle sind maximal 7 Personen, von denen lediglich 5 auf der Bühne stehen dürfen. Da ich mit meinem besten Freund Bojan (Startnummer 10) hier bin, aber nicht mit auf der Bühne stehe, bekam ich direkt vor der 1. Probe einen Vorgeschmack auf die strikte Einhaltung der Regularien. Ich war natürlich angemeldet, getestet und am Eingang mit normaler Temperatur gemessen worden, durfte aber erst 5 Minuten vor dem Beginn der Bühnenprobe in den Greenroom, um von dort Aufnahmen zu machen. Die freundlichen Sicherheitsleute entschuldigen sich regelmäßig für die ständigen Einschränkungen, auch wenn sie gar nichts dafür können.

Nach den trotzdem recht entspannten Proben soll man möglichst zügig die Halle verlassen. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt kann man sich zum Warten aber in ein Zelt mit Heizstrahlern zurückziehen. Um auch nicht einen Hauch von Gemütlichkeit aufkommen zu lassen, gibt es hier ebenfalls lediglich Stehtische. Kaum sind Ashley und Bojan raus aus der Halle, fährt uns der Shuttlebus aber dann auch schon zurück ins Hotel. Hier versucht man sich den Tag zu vertreiben. Die Gastronomie ist in Kroatien geschlossen, so wie in Deutschland. Ich vermisse es sehr, ins erste Café am Platze, das “Café Wagner” auf eine Cremeschnitte zu gehen und nachzusehen, wen man dort so trifft. Letztes Jahr hielt Jacques Houdek dort oft Hof, zusammen mit seiner Familie, seinem Manager und Roko. Da wir alte Bekannte sind, saßen wir zusammen und tauschten Neuigkeiten aus.

Immerhin ist es gestattet, dass man im Hotel normal frühstückt und (sofern die Unterkunft weitere Verpflegung anbietet) auch Mittag- oder Abendessen einnimmt. Unser Hotel gehört zur Amadria-Kette, wir bekamen das Angebot in einem Schwesterhotel für 75 Kuna (knapp 10 Euro) zu Mittag zu essen. Es war ein „once in a lifetime“ Erlebnis. Wir durften zwischen Pasta Bolognese und Schnitzel mit Erbsen und Reis auswählen und erhielten eine Portion. Geeignet, um den berühmten hohlen Zahn zu füllen. Sonst nichts. Gar nichts. Nicht einmal etwas zu trinken. Kurzum nutzen wir nun lieber den Lieferservice des Restaurants „Roko“ (nicht verwandt und nicht verschwägert…) und bekommen Pizza, Nudeln, Burger oder Risotto für 5-8 Euro pro reichhaltiger Portion. Das Hotel stört es nicht.

Während Ashley und Bojan nun gerade beim Juryfinale ihr Bestes geben, sitze ich hier in der 5. Etage des Hotels, schaue auf das nächtliche Opatija und das Meer. Ashley hat ein besonderes Gadget auf der Bühne, welches von zwei Leuten bedient wird. Somit sind die zwei Begleiter zu den 5 Personen auf der Bühne bereits vergeben. Es trifft auch Mark, Ashleys Freund aus Los Angeles, der extra knapp 20 Stunden unterwegs war, um sie nun aus dem „kuscheligen“ Zelt mit Heizstrahlern und Stehtischen anzufeuern.

Ich hatte seit heute Mittag genug davon, denn während der 1. Generalprobe saß ich 2 Stunden draußen vor der Halle und habe einige Künstler um ein kurzes Video für euch gebeten (zu sehen hier auf Instagram). Und alle die ich traf, hatten dafür Zeit. Selbst Tony Cetinski, der eine Legende in Kroatien ist (euch natürlich bekannt durch den ESC 1994) und hier bei uns im Hotel wohnt. Wie schon oben gesagt, ist sich niemand zu schade dafür oder fühlt sich zu berühmt.

Wartet ihr schon sehnsüchtig auf Tratsch? Na gut… ich lasse mich nicht lange bitten. Die meiste Aufmerksamkeit ziehen derzeit Tony Cetinski und Kiki Rahimovski auf sich. Tony ist als Impfgegner bekannt und möchte eigentlich ungern eine Maske tragen. Dennoch habe ich ihn maximal 5m von seinem Tisch nach draußen zu unserem kleinen Videodreh ohne Maske gehen sehen. Kiki ist da schon ein ganz anderes Kaliber. Er ist der Sohn des bekannten Rockstars Aki Rahimovski und alles andere als ein Kind von Traurigkeit. So wurde Anfang der Woche bekannt, dass er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, da er seine Ex-Frau und Kinder bedroht hat. Ebenso berichten die Zeitungen derzeit, dass er rund 43.000 Kuna (ca. 5700 Euro) Mietschulden haben soll.

Dann war man überrascht, dass Brigita Vuco (Tochter des ebenfalls sehr bekannten Skandalrappers Sinisa Vuco) plötzlich ohne ihre Tänzer auftrat. Aus gut unterrichteter Quelle erfuhr ich, dass ihre Tänzer zwar das Geld für den notwendigen PCR-Test eingestrichen haben, den Test selbst jedoch nur dank Photoshop erhielten. HRT versteht in diesem Punkt keinen Spaß und entfernte die beiden aus der Veranstaltung.

Doch wer wird nun die DORA gewinnen und Kroatien in Rotterdam vertreten? Ich hätte nach dem Gesetz der Serie auf Mia Negovetić getippt. Sie war letztes Jahr Zweite, was hier schon oft dazu führte, dass man es im Jahr danach auf die 1 schaffte. Die Fans sehen Nina Kraljić oder Bernarda vorne. Ein Bekannter ist als “Zoom”-Publikum dabei, hat alle Auftritte in voller Länge gesehen und tippt auf Albina.

Dass es Ashley und Bojan sein werden, glaube ich ehrlich gesagt nicht. Sollten die zwei gewinnen, würde ich vor Schreck vom Hotelbett fallen.

Ich wünsche euch einen unterhaltsamen DORA-Abend. Eines ist sicher: für jeden Geschmack ist etwas dabei und so soll es doch sein.

Dora 2021 findet heute um 20:10 Uhr statt. Wir werden die kroatische Vorentscheidung live bloggen.