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Live-Blog Russland: Национальный отбор – Nationale Auswahl

Heute Abend entscheidet sich, welche/r Künstler*in Russland mit welchem Titel beim Eurovision Song Contest 2021 in Rotterdam vertreten wird. Während das Datum und die Uhrzeit bekannt sind, ist weiter völlig offen, wer genau dort mit welchen Liedern auftreten wird. Unklar ist auch die Rolle von Little Big, die im letzten Jahr intern ausgewählt worden waren und mit ihrem Song „Uno“ zu den großen Favoriten gehörten. Sie sollen in der Show auftreten – ob im Wettbewerb oder als Pausenact weiß man nicht sicher. Auf jeden Fall haben sie am heutigen 8. März ihre neue Singles „Sex Machine“ veröffentlicht. Der Autor sieht den Song allerdings eher als Hommage an James Brown, denn als originäre Komposition – und damit eher nicht als Wettbewerbsbeitrag.

Little Big – Sex Machine

Aus der Programmankündigung des russischen Fernsehens für die Vorentscheidung geht hervor, dass die Show in Russland um 20 Uhr Moskauer Zeit (18 Uhr deutsche Zeit) im Ersten Kanal beginnt und um 21 Uhr vorbei sein soll, wenn die Hauptnachrichtensendung startet. Aus dem Programmschema ist nicht zu erkennen, dass zu einem späteren Zeitpunkt der Siegerbeitrag bekanntgegeben wird. Insofern gehen wir mal davon aus, dass wir bereits um 19 Uhr deutsche Zeit wissen, was wir aus Russland in diesem Jahr angeboten bekommen.

Ebenfalls nicht eindeutig ist, welchen Titel die Show genau hat. Auf der Übersichtsseite heißt sie „Евровидение 2021. Национальный отбор. Прямой эфир“ (Eurovision 2021. Nationale Auswahl. Live-Sendung). So wurde die Sendung auch am Sonntagabend in der Hauptnachrichtensendung angekündigt (Foto oben). Auf der Seite der Show selbst steht dann „Национальное голосование“ (Nationale Abstimmung). Auch aus dem Trailer, den das russische Fernsehen über die sozialen Medien spielt, wird man nicht viel schlauer:

Hier ist in jedem Fall der Tänzer zu sehen, den wir vom letzten Jahr aus dem Video zum ESC-Beitrag „Uno“ kennen. Er tritt in drei Rollen auf. Am Ende des Trailers folgt die Aufforderung zum Einschalten am 8. März um 20 Uhr. Dieser Tag ist in Russland übrigens – wie in Berlin auch – ein Feiertag.

Wir schalten auf jeden Fall für Euch ein und begleiten die Nationale Auswahl mit einem Live-Blog. Den Live-Stream solltet Ihr hier finden können.

Dobre Wedscher! Ich bekomme gerade unendlich viel Werbung vor dem Stream. Ich hoffe, dass ich vor 18 Uhr live bin. Jetzt scheint es zu gehen. Noch läuft ein Spielfilm. Ich würde mal sagen aus den frühen 80ern. Nun kommt aber schon die Ankündigung, dass es gleich mit der Vorentscheidung losgeht.

Und da ist die Eurovisions-Fanfare. Es ist sogar Publikum im Studio – und keiner mit Maske. Jana Tschurikowa moderiert. Sie trägt einen grünen Anzug (Kostenpunkt beim Karnevalsausstatter vielleicht 30 Euro). Kann man machen – oder auch sein lassen. Zunächst kommt ein Einspieler über die Auftritte von Russlands beim ESC. Ein schneller Zusammenschnitt. Natürlich ist Philipp Kirkorov dabei. Gestern in der Hauptnachrichtensendung hat man sich deutlich mehr Zeit für den ESC-Rückblick gelassen. Aber wir wollen ja auch in einer Stunde schon durch sein. Es wird wieder darauf verwiesen, wie viele Videoauftrufe „Uno“ von Little Big im letzten Jahr hatte.

Kirkorov und Natalia Gordienko sitzen im Publikum. Als erstes treten Little Big mit „Uno“ auf. Großer Applaus im Studio. Sie tragen ihre Outfits aus dem offiziellen Video – und machen auch die bekannten Moves. Wirklich viel Applaus. Jana interviewt die Gruppe. Übrigens dürfte jetzt auch klar sein, dass sie heute wirklich nicht zur Wahl stehen.

Little Big bedanken sich und werden verabschiedet. Jetzt geht es um die wirklichen Teilnehmer. Es sind also drei Beiträge, die zur Wahl stehen. Die Zuschauer entscheiden.

Ich sitze hier allein und werde maximal 10 Punkte geben. Bitte entschuldigt, wenn ich die Namen der Bands und die Titel falsch transkribiere. Die werden dann nachträglich angepasst. Die Künstler werden je mit einem langen Film vorgestellt. Anton, der erste, ist wohl bei The Voice dabei gewesen.

Therr Maitz – The Future is Bright

Der Sänger hat eine recht raue Stimme. Er steht in einem schwarzen Outfit auf der Bühne und hat eine Band bei sich. Das Lied scheint ein recht ruhiger Midtempo-Rocksong zu sein. Es wir auf Englisch gesungen und der Text auf Russisch per Untertitel eingeblendet. Der Refrain ist zeitweise hymnisch mit einem großen Akkord. Dann ändert sich das Lied aber total, fast wie ein neuer Song. Auch das Licht ist ganz anders. Die Bühne ist dunkel und es wird viel mit Laser gearbeitet. Dann explodiert es zu einer Regenbogen-Elektro-Instrumentalnummer. Jetzt spielt der Sänger auch Keyboard. Das sind mal neue Töne.

4 Punkte

Die nächste Gruppe wird vorgestellt. Es ist ein Duo aus zwei Frauen. Auch die waren wohl bei The Voice.

2Mashi – Bitter Words

Die beiden Sängerinnen kommen getrennt auf die Bühne und treffen sich dort dann zum Refrain. Das Lied hat deutlich mehr Zug als das erste Lied. Es sind auch zwei Gitarristen und zwei Backgroudsängerinnen auf der Bühne. Der Song ist zweistimmig. Es gibt Latino-Anklänge und auch Blasinstrumente sind zu hören. Zeitweise wird der Text als Sprechgesang vorgetragen. So richtig eingängig ist die Melodie nicht. Aber modern ist es. Das kann man sicher sagen. Auch visuell. Das hier zu beschreiben, würde zu lange dauern. Das Video wird nachgereicht.

6 Punkte

Als nächstes kommt Manizha. Damit hatte 100teljubam alle drei Acts in seinem Kommentar richtig benannt. Zeitlich sind wir gut dabei. Bis halb können wir alle drei Songs durch haben. Dann gibt’s genug Zeit zum Voten und für den Auftritt von

Manizha – Russkaja Schentschina (Russische Frau) 

Ok, wenn das nicht die Siegerin ist?! Nicht nur, weil heute Weltfrauentag ist. Die Sängerin beginnt mit einem traditionelleren Outfit und legt das spät ab. Dann steht sie in einem roten Overall auf der Bühne. Begleitet wird sie von vier Sänger*innen. Das Lied ist also auf Russisch und ist ein Crossover aus Rap und volkstümlichen Klängen. Zwischendrin gibt es einen hymnischen und durchaus melodischen Einschub. Das Ganze klingt etwas aggressiv, ist aber interessant und man bleibt dran. Das ist jetzt auch kein Song zum Mitsummen. Für einen Liederwettbewerb aber durchaus machbar.

7 Punkte

Zum Schluss schickt Manizha noch einen Spruch auf Russisch hinterher. Tja, für mich dürfte es Manizha sein. Vorstellbar wären aber auch 2Mashi. Beides moderner und auffälliger als Therr Maitz. Die Endnummern fürs Abstimmen werden benanntgegeben. Dann kommt der Schnelldurchlauf. Die Abstimmung geht offenbar nur über SMS. Die Ausschnitte im Schnelldurchlauf sind wirklich sehr kurz. Da wird nicht gebummelt.

Es folgt … Werbung. In Russland scheint die ESC-Zuschauerschaft eher weiblich zu sein. Zumindest sind die ersten Ads eher für Frauen.

Kurzes Zwischenfazit: Ich verstehe, dass keiner beim russischen Fernsehen bei den drei Beiträgen den Kopf für eine interne Nominierung hinhalten wollte. Alle Beiträge fallen arg gegenüber Little Big ab. Das Finale wäre sicher machbar. Aber eine Topplatzierung beim ESC würde bei jedem der Beiträge überraschen. Dann lieber die Zuschauer*innen entscheiden lassen und es später auf sie schieben.

Weiter geht es mit einem weiteren Schnelldurchlauf. Im Publikum werden etliche ehemalige (bela-)russische ESC-Teilnehmer*innen begrüßt. Und Mr. Eurovision, wie Jana ihn tatsächlich nennt – Philipp Kirkorov. Er verweist darauf, dass auch die Komponisten von „Sugar“ mit dabei sind.

Schon nach wenigen Sekunden ist der Redeanteil von Philipp Kirkorov größer als der von allen anderen in der Show zuvor. Dann wird ein erstaunlich langer Ausschnitt von seinem ESC-Auftritt gezeigt. Und dann singt er seinen 1995er Song für Dublin in einer Dancefloor-Version. Herrlich, das könnte auch auf Radio Paloma in der Partynacht laufen – also, wenn es auf Deutsch wäre.

Man fragt sich ja wirklich, ob Kirkorov irgendetwas gegen die gesamte russische Unterhaltungsbranche in der Hand hat, dass er da so schalten und walten kann. Na mal gut, dass er keine Homo-Propaganda betreibt. Die Moderatorin erinnert, dass man noch abstimmen kann. Ein weiterer Schnelldurchlauf.

Palina Gagarin wird angekündigt und singt „A Million Voices“ auf Russisch. Sie trägt ein weißes Kleid und ist rank und schlank wie immer. Begleitet wird sie von fünf weißen Trommlern. Die Stimme sitzt nach wie vor.

So, langsam wird’s eng für Natalia. Oder der bzw. die Sieger*innen können nicht noch einmal auftreten. Die Moderatorin führt ein weiteres Interview im Quasi-Greenroom. Und es ist immer noch beeindruckend, dass da wirklich niemand eine Maske trägt. Diese Sputnik V-Zeug muss Wunder wirken. Weiterer Schnelldurchlauf.

Die Russen haben wirklich die Ruhe weg. Jetzt kommt nochmal Werbung! Es ist 18:55 Uhr. In fünf Minuten ist die Chose vorbei. Eigentlich. Die Werbung erinnert nun sehr an das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland. Ich kenne bald das gesamte russische Apotheken-Angebot auswendig.

So, zurück in der Show. Jetzt kommt Dima Bilan in einem Telekom-Anzug. Er setzt sich auf die Bühne und singt „Believe“. Die Nachrichten müssen heute offenbar warten.

Die Moderatorin ist ganz aufgeregt und redet noch schneller. Und dann kommen plötzlich die Nachrichten?! Womöglich nur der Überblick bevor es weitergeht? Der Nachrichtenmann steht in einem Tulpenfeld. Es ist halt Frauentag. Darum geht es jetzt auch. Aber was ist mit dem ESC?!

Um 21:20 Uhr Ortszeit soll „Pretty Woman“ auf Kanal 1 beginnen. Auch passend zum Feiertag. Mal schauen, wie sie den ESC davor noch unterkriegen. Die Schlagzeilen, die angekündigt waren, würden ja für zwei Stunden reichen. Jetzt spricht Putin zum Feiertag. Und nun geht’s um eisfischende Frauen. Es gibt Dinge, die kann man sich nicht ausdenken. Ach, nach 19 Minuten geht’s mal um Covid-19.

Und nach Meghan ist das Eurovisions-Logo wieder da. Geht es jetzt weiter? Der Nachrichtensprecher nennt jetzt noch einmal die Nummern zum Abstimmen. Bitte?! Es wird immer absurder. Demnächst kommentiert Ingo Zamperoni in den Tagesthemen den ESC-Schnelldurchlauf und nennt die Nummern fürs Voting.

So, Sam hat es schon gesehen: Um 21:30 Uhr (also 19:30 Uhr) geht es mit der Vorentscheidung weiter. Zehn Minuten sind dafür noch einmal vorgesehen. In einem sehr langen Nachrichten Bericht übers Eiskunstlaufen gab es gerade ESC-Bezug. Da war doch der Eiskunstläufer vom ESC-Sieger 2008 zu sehen, oder?

Und zurück geht’s zum ESC-Vorentscheid. Endlich! Das Publikum jubelt wie zuvor. Jetzt wird die Abstimmung mit einem Countdown beendet. Dann werden alle drei Acts auf die Bühne geholt. Wird jetzt das Ergebnis verkündet? Die Künster*innen dürfen noch kurz etwas sagen, sind aber etwas überfordert.

Jetzt ist es wohl langsam soweit. Ernest & Young hat wohl die Abstimmung überwacht. Scheint alles ok zu sein, so ein Mann, der seit dem Kauf des Anzugs anständig am Buffet zugelangt haben muss.

Die Siegerin ist Manizha!

Das war jetzt etwas unspektakulär mit der Ergebnis-Bekanntgabe. Die Prozentwerte liefen immer weiter in die Höhe. Manizha hatte 39,7%. Sie bedankt sich u.a. bei ihrer Großmutter. Sie vergießt einzelne Tränen der Freude. Damit kommen wir zum Ende der Vorentscheidung. Der Aufritt von Mainzha wird noch einmal vom Band eingespielt.

Ich bedanke mich bei allen, die heute dabei waren. Gleich folgt noch die Abstimmung über den Beitrag in unserem ESC-Barometer. Dafür benötige ich noch einen Moment.

Morgen kommt dann der nächste Live-Blog: Um 10 Uhr vormittags erfahren wir mehr über den österreichischen Beitrag „Amen“ von Vincent Bueno.

In diesem Sinne Spacibo u doswidanja!


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