Große Aufregung an der St Hilda’s Church of England High School in Liverpool. Am Donnerstagnachmittag kamen die deutschen Vertreter beim Eurovision Song Contest 2023, Lord of the Lost, zu Besuch in die renommierte Schule. Die Band stellte sich den Fragen der Schüler/innen, die diese auf Deutsch formulierten. Trotz einer Erkältung von Chris Harms, aufgrund derer er seine Stimme schonen soll, sangen sie vor 1.100 Schüler/innen ihren Beitrag „Blood & Glitter“. Ein herzlicher Besuch mit viel gegenseitiger Sympathie, bei dem auch gemeinsam musiziert wurde (Aufmacherfoto).

Da die britische Botschaft in der Hauptstadt London fast 300km von der ESC-Stadt Liverpool entfernt ist, gibt es in diesem Jahr keinen Botschaftsempfang für die deutschen ESC-Vertreter. Aber dennoch engagierte sich die deutsche Botschaft auch hier in Mittelengland und lud gemeinsam mit dem NDR und der St Hilda’s Church of England High School zu einem Besuch ebendieser Schule.

Als Lord of the Lost die Aula in ihren Trainingsanzügen betraten, wurden sie bereits von etwa 200 Schüler/innen verschiedener Jahrgangsstufen erwartet, die Deutsch als Fremdsprache belegt haben.

Die Hamburger Band nahm gutgelaunt in der ersten Reihe Platz und nach einer kurzen Begrüßung auf Deutsch und teilweise Englisch begann das Programm mit einem Auftritt des Schulchors, der noch am Vortag im Rahmen des Euro-Festivals in Liverpool vor 4.000 Leuten aufgetreten war.

Unter der Leitung der Musiklehrerin, die entgegen der naheliegenden Vermutung keinen persönlichen Bezug zu Frankreich hat, aber einfach den Beitrag des Landes mag, sangen sie zunächst ein ukrainisches Lied. Danach folgte „Seasons of Love“ aus dem Musical Rent.

Anschließend konnten die Schüler/innen Fragen an die Band stellen. Diese waren natürlich vorbereitet und wurden auf Deutsch vorgetragen. Die Gruppe sollte auch auf Deutsch antworten, was eine der beiden Deutschlehrerinnen dann noch einmal zusammengefasst ins Englische übersetzte.

Im Gegensatz zu vorherigen Interviews sprach Sänger Chris Harms dieses Mal so gut wie nicht, da er erkältet ist und er seine Stimme schonen soll. Wortführer war stattdessen Pi, wobei die anderen sich auch aktiv einbrachten.

Die Fragen waren vielfältig, passten aber gut zum ESC: Lord of the Lost singen auf Englisch, weil das laut Pi die schönere Sprache zum Singen ist und sie sich damit besser ausdrücken können. Ihre Lieblingslieder des aktuellen ESC-Jahrgangs sind Estland, Finnland, Australien, Norwegen, Kroatien. Christ machte die Einhorn-Handbewegung. Damit war klar: Israel ist sein Favorit.

Deutschland beim ESC zu vertreten, ist ihnen aus nationaler Perspektive nicht so wichtig, sondern dass sie hier ihre alternative Musik präsentieren und so eine andere Facette zum ESC bringen können. Sie nehmen den Liverpooler Akzent als sehr willkommen-heißend wahr und fühlen sich sehr wohl hier. An der Stadt gefällt ihnen der Vibe. Liverpool ist ja wie Hamburg eine Hafenstadt, so dass ihnen das natürlich auch sehr liegt.

Inspiration für ihre Songs bekommen sie aus den unterschiedlichsten Situationen. Musik würden sie gerne mal mit Lady Gaga, Floor Jansen von Nightwish, Käärijä und dem Chor der Schule machen. An den Siegmoment bei der Vorentscheidung in Köln kann sich keins der Bandmitglieder mehr richtig erinnern, so überwältigend sei es gewesen.

Chris hat noch keinen Disney-Becher gekauft, bat die Schüler/innen aber um Tipps für entsprechende Läden (hier sprach er dann doch mal selbst; Bild oben). Ihre Lieblingsfestivals sind das Summer Breeze Open Air, der ESC und Wacken. Während der ganzen Zeit hingen die Schüler/innen an den Lippen der deutschen Musiker. Auch Chris hob das am Ende hervor und lobte sie: Er sei beeindruckt, dass man während der ganzen Zeit eine Stecknadel hätte fallen hören können.

Nach der Fragerunde wurde die Band gebeten, mit dem Chor zu musizieren. Gemeinsam wollten sie von den Beatles „She Loves You“ und „I Want To Hold Your Hand“ singen. Da war die Band sofort am Start: Gared am Piano, Pi an der Gitarre, Niklas und Claas mitten im Chor. Herzerwärmend United by Music.

Als ob das nicht mehr gesteigert werden könnte, ging es danach ins Atrium der Schule. Dort warteten dann bereits Hunderte weitere Schüler/innen auf den verschiedenen Ebenen und bereiten Lord of the Lost einen furiosen Empfang.

Die Band sang eine Unplugged-Version von „Blood & Glitter“, wobei es eher an der Soundanlage als an Chris‘ angeschlagener Stimme lag, dass dabei nicht jedes Wort zu verstehen war.

Außerdem wissen die Hamburger auch, wie man das Publikum umgarnt. So spielten sie kurz den britischen Beitrag „I Wrote a Song“ an und animierten das Publikum zum Mitsingen.

Der Nachmittag in der St Hilda’s CE High School endete mit einem kleinen Empfang in der Caféteria, wo unter anderem diese schwarz-rot-goldene Sektglaspyramide aufgebaut wurde. Liverpooler wissen halt, wie man Gäste empfängt und ihnen ein Gefühl des herzlichen Willkommenseins vermittelt. Thank you for having us!