NDR bestätigt ESC-Teilnahme Deutschlands für 2024, Halbfinale weiterhin nicht im Ersten

Nachdem Guildo Horn auf Facebook empfohlen hat, Deutschlands ESC-Teilnahme auszusetzen, um dann nach ein paar Jahren Pause neu anzusetzen, reagiert der NDR unmittelbar und lässt über die Deutsche Presse-Agentur wissen, dass Deutschland auch 2024 „mit großer Freude“ wieder am Eurovision Song Contest teilnehmen wird.

Wenn es schnell gehen muss, muss es schnell gehen. Sogar im NDR. „Wir sind in jedem Jahr mit großer Freude dabei. Und das bleibt auch so“, teilt die Pressestelle am Montag nach dem großen Finale des ESC 2023 in Liverpool der dpa mit.

Schon aus dem The-Day-After-Statement von NDR-ESC-Chef Andreas Gerling war herauszulesen, dass man sich der „Diskussion stellen“ will, warum Deutschland wieder den letzten Platz belegt hat, aber von einer Pause oder einem Shakeout im Sinne eines Wechsels der Sendeverantwortlichkeiten ist nicht die Rede. Zwischen den Zeilen war herauszulesen, dass man (wie jedes Jahr eigentlich) nachdenken und justieren will, aber ein fundamentaler Neuanfang wird nicht angedeutet

Maßgebender Auslöser dieser hastig wirkenden NDR-Reaktion via dpa dürften zwei sehr ungleiche aber gleichermaßen wortgewaltige Prominente der deutschen Unterhaltungslandschaft sein: Der ESC-1998-Siebte Guildo Horn und Instagram-Entrepreneur Thomas Gottschalk.

„Mein Tipp: Einfach mal pausieren und das gesparte Geld (…) vernünftig investieren“, empfiehlt Guildo „hat Euch lieb“ Horn. Dass der ESC mit 400.000 Euro EBU-Eintrittsgeld für drei Shows ein Schnäppchen für die ARD ist, das weiß sogar BILD – erst Recht in Proportion zur gigantischen Quote. Darüber haben wir gestern auch bei ESC kompakt LIVE gesprochen.

Tiefer schneidet Guildos zweiter Tipp: „Vielleicht dann in ein paar Jahren mit einem neuen verantwortlichen Kreativteam noch mal mit einer gewissen Leichtigkeit des Seins einsteigen. Das hilft beim Musizieren nämlich ungemein!“ Hier ist er weder der Erste, vor allem aber nicht der Einzige, der diese Empfehlung gibt. Mit der Forderung nach einem neuen Team und der korrespondierenden „Leichtigkeit“ statt der in der ARD beliebten bürokratischen Verkomplizierung spricht Guildo einigen Influencern in der Bubble aus der Seele.

Die Motivation von Thomas Gottschalk zum Europa-Bashing dürfte einen anderen Background haben: „Bei aller Liebe, aber wir werden vom Rest Europas doch inzwischen verarscht, was die Bewertung beim ESC betrifft. Die mögen uns einfach nicht.“

Beide Rants gehen augenblicklich maximal viral und werden auch vom Boulevard genauso wie vom Feuilleton vermischt, wobei Thomas Gottschalk ja anders als Guildo Horn keine kreative Pause einfordert, sondern in allererster Linie seinen Radio-Kumpel ConstantinConsi“ Zöller (der schon für die zwischenzeitliche Präsenz von Thomas Gottschalk in den Songchecks von Eurovision.de gesorgt hat) in die Nachfolge von Peter Urban befördern will, wie diese Story zeigt:

Die beiden Herren zusammen dominieren derzeit die ESC-Schlagzeilen neben einigen „Warum Letzter?“-Stücken, die oft von diesem unverändert reichweitenstarken Stück von Douze Points aus dem vergangenen Jahr inspiriert oder abgeschrieben sind.

Douze Points hat übrigens auch in diesem Jahr das intelligenteste Argumentebündel von allen darüber verfasst, warum es wieder der letzte Platz geworden ist, wenn auch diesmal mit ein paar spärlichen Punkten aus immerhin fünf Ländern.

Die (Social-)Media-Landschaft hat sich auch in den letzten zwei, drei Jahren noch einmal vervielfacht, eine dpa-, t-online- oder SPIEGEL-Meldung multipliziert sich in Lichtgeschwindigkeit. Jeder möchte etwas vom Klickkuchen abbekommen. Der Ruf nach einer Pause geschieht dadurch in einer unangenehmen Wucht, die den NDR zu dem oben zitierten dpa-Statement veranlasst hat, in dem nicht nur zum Ausdruck gebracht wird, dass Deutschland auch für 2024 eine ESC-Teilnahme plant sondern auch, dass der NDR keinesfalls daran denkt, die Verantwortung dafür aus der Hand zu geben, zumindest nicht als federführende ARD-Institution.

Dem dpa-Statement sind übrigens auch noch weitere interessante Aspekte zu entnehmen. So will der NDR „voraussichtlich schon in den nächsten Wochen kommunizieren, wie es weitergeht“. Außerdem steht schon jetzt fest, dass die ESC-Halbfinale auch zukünftig nicht im Ersten zu sehen sein werden. Warum das trotz guter Quoten ohne weitere Überlegungen ein Jahr im Voraus in Stein gemeißelt ist, verliert sich in den Nebeln von Norwegen.


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forever
forever
11 Monate zuvor

@Festivalknüller:
Phasenweise hat es mit Deutschland und dem ESC ja durchaus gut geklappt. Bei den letzten 10 Veranstaltungen aber bis auf ein einziges Mal gab es nur Reinfälle. Meistens mit dem letzten oder vorletzten Platz. Wenn das kein Beleg für Versagen ist, dann weiß ich auch nicht. In meiner Welt lässt man eine Sache halt irgendwann bleiben, wenn man immer und immer wieder scheitert, zeigt, dass man es einfach nicht kann. Man hat’s versucht, klappt halt nicht. Gut, manche wollen trotzdem weiter machen, eventuell, vielleicht, womöglich wird’s ja bald besser, aus welchen Gründen auch immer dies geschehen soll. Beide Haltungen sind legitim, ich wüsste nicht warum meine schlechter sein soll.
Warum die Erkenntnis, dass man den anderen nichts zu bieten hat, nachgewiesen durch die Platzierungen, aus gekränkter Eitelkeit gekommen sein soll, erschließt sich mir aber immer noch. Warum ist meine Analyse schlechter als die anderer, bei denen es letztendlich auch nur heißt, Fehler hier, Fehler da = wieder mal versagt? Kommt das nicht aufs Gleiche raus?

Festivalknüller
Festivalknüller
11 Monate zuvor
Reply to  forever

Sicherlich sind alle Meinungen gleichberechtigt und deine Ansicht ist nicht schlechter.
Es gibt nun aber nachweislich verschiedene Ansätze auf Mißerfolge zu reagieren.
Ich neige dazu im vorliegenden Fall eher am Ball zu bleiben als die vorhandene Energie auf dem eingeschlagenen Weg verpuffen zu lassen.

Andrea Scholz
Andrea Scholz
11 Monate zuvor

Lasst es doch einfach! Mit diesem vielem Geld könnte man so viel Sinnvolles anstellen. Zum Beispiel unsere Schulen renovieren, mehr Lehrer einstellen usw. ICH STIMME Gottschalk voll zu!!! Beliebtheit kann man nicht kaufen.

Porsteinn
Mitglied
Porsteinn
11 Monate zuvor
Reply to  Andrea Scholz

Am Besten das Fernsehen ganz abschaffen, wenn selbst ein einzelner Tatort etwa dreimal so viel kostet wie die Teilnahmegebühr beim ESC. Was wir dann für blühende Landschaften hätten!

forever
forever
11 Monate zuvor
Reply to  Porsteinn

Wie viel so eine Teilnahmegebühr kostet, wurde hier ja schon thematisiert. Da Deutschland zu den Big 5 gehört, als einer der Hauptgeldgeber gilt, wie es heißt, muss es darüber hinaus ja wohl noch mehr kosten. Weiß darüber jemand Bescheid?

Porsteinn
Mitglied
Porsteinn
11 Monate zuvor
Reply to  forever

Umgekehrt. Die Zahl, die hier grassiert, ist der deutsche Big-5-Beitrag. Für die anderen Länder kostet es weniger.

forever
forever
11 Monate zuvor
Reply to  Andrea Scholz

Der NDR ist nicht dafür da Geld zur Verfügung zu stellen für Schulrenovierungen etc. Dass die Bundesregierung, eine Landesregierung oder andere politische Ebenen Geld für die ESC-Teilnahme locker machen wäre mir neu. Insofern ist das ein Nicht-Argument.

forever
forever
11 Monate zuvor

Okay, kurze Recherche hat ergeben:

https://www.focus.de/kultur/kino_tv/ueber-400-000-euro-fuer-startgebuehr-immer-mehr-kritik-was-deutschland-die-esc-teilnahme-kostet_id_193867843.html

Wenn es unter 500 000,- Teilnahmegebühr ist, darüber hinaus lediglich Kosten, die man selbst investiert in den Auftritt, ist das tatsächlich nicht der große Kostenfaktor für den Sender. Wegen „dem vielen schönen Geld, welches man sinnvoller anders ausgeben könnte/sollte“ kann es also nicht sein, da man die TV-Zeit dann anders ausfüllen müsste, auch nicht für weniger Geld oder unwesentlich weniger.

Wolfgang Groß
Wolfgang Groß
11 Monate zuvor
Reply to  ESC2023

jaja, der gute alte Ralph Siegel, er ist mittlerweile auch nicht mehr Up to date, Sieht man doch an seinen vergeblichen Versuchen, sich in einem Vorentscheid, egal, ob Deutschland, oder anderswo, zu qualifizieren. und für Abklatsch war er doch selbst bekannt. Ich erinnere an 2016, wo er Laura Pinski ins Rennen schickte. Das war genauso aufgezogen wie Polina Gagarina vom Vorjahr, die 2. geworden ist. Selbst das Kleid wurde damals kopiert. Außerdem erinnere ich an seine „großen“ Erfolge mit San Marino Anfang der 2010er.

Alki Bernd
11 Monate zuvor

Jetzt auch Großmeister Sieglu am dissen gegen LOTL (Was nicht in Ordnung ist), Ikke will antreten.

Das wird ein heißer Tanz in der Deutschen VE nächstes Jahr. Gute Unterhaltung könnte es auch bei dürftigen Kandidaten geben. Kuckst Du:

https://www.queer.de/detail.php?article_id=45627

Vossi1990
Vossi1990
11 Monate zuvor

Ich bin ganz ehrlich viel leicht sollten man wirklich mal wieder mit Deutscher Musik an treten weil das würde unsere Musik am meisten wieder spiegeln… Wir haben so tollen Künstler die Ich mir gut auf einer ESC Bühne vorstellen kann zum Beispiel: Marie Reim, Maria Voskania, Giovanni Zarrella, Ben Zucker, Thomas Anders und Florian Silbereisen, Mike Leon Grosch, SDP, Anna Maria Zimmermann, Pietro Lombardi… Naja mal schauen was der NDR macht….

ESC1994
ESC1994
11 Monate zuvor
Reply to  Vossi1990

Puh, das nenne ich mal ein musikalisches Gruselkabinett.

Vossi1990
Vossi1990
11 Monate zuvor
Reply to  ESC1994

Ich kann verstehe aber das ist nur mal unsere Musikszene .. Ich meine schlimmer als jetzt kann es eh nicht mehr werden.. So langsam weiß ich aber auch nicht mehr was man wirklich machen sollte… Was sind denn so eure Ideen? Eine Casting Show?

italojeck
italojeck
11 Monate zuvor
Reply to  ESC1994

Abgesehen davon, dass es nur Geschmacksache ist, die deutsche Musikszene (charts) ist nicht eher von Apache 207 oder RAF camora vertreten?

Trotzdem: die Schlager-szene hat aber auch ihre Berechtigung, im Kontext eines VEs

Andi
Andi
11 Monate zuvor
Reply to  ESC1994

Definitiv hat auch Schlager seine Berechtigung. Leider war aus dieser Sparte in der VE nur der Ballermann- Schlager vertreten. Wenn es wieder eine VE in 2024 geben sollte, dann soll darunter auch ein toller Schlager sein.

Andi
Andi
11 Monate zuvor

So völlig überraschend kam das Deutsche Debakel auch nicht. Ich persönlich habe einen letzten Platz ausgeschlossen. Im Gegenteil, glaubte wirklich an einen Top 10 Platz. Aber es gab einige Stimmen, die leider richtigerweise einen schlechten Platz vorhergesehen haben. Auch bei den internationalen Fanabstimmungen kam Deutschland nicht unter die Top 20. Und die Quoten waren immer ähnlich schwach.
Aber nächstes Jahr neues Glück. Kopf nicht in den Sand stecken. Ärmel hochkrempeln und von vorne beginnen.