Nun ist es beschlossene Sache. Russland wird am Eurovision Song Contest 2022 nicht teilnehmen. Nachdem die EBU noch gestern beteuert hatte, ein Land nicht einfach aufgrund der aktuellen politischen Situation vom Eurovision Song Contest auszuschließen, hat man sich nun offiziell umentschieden. Diese Entscheidung hat die EBU soeben offiziell mitgeteilt.
The EBU has issued the statement below regarding Russia's participation in the Eurovision Song Contest 2022
Find it online here➡️https://t.co/5xXIYUNmXO#Eurovision #ESC2022 pic.twitter.com/OGjQKtiZfm
— EBU (@EBU_HQ) February 25, 2022
Die European Broadcasting Union hat sich demnach auf ihre Werte berufen, die aussagen, dass der ESC als rein nicht-politisches Event über die Bühne gehen soll. Zudem hat die Referenzgruppe der EBU bereits zuvor empfohlen, Maßnahmen einzuleiten. Das vollständige Statement der EBU in der Übersetzung:
„Die EBU hat mitgeteilt, dass kein russischer Act am diesjährigen Eurovision Song Contest teilnehmen wird.
Der Vorstand der EBU traf diese Entscheidung auf Empfehlung des Leitungsgremiums des Eurovision Song Contest, der Reference Group, früher am heutigen Tag auf der Grundlage der Regeln des Events und der Werte der EBU. Die Empfehlung der Referenzgruppe wurde auch vom Fernsehausschuss der EBU unterstützt.
Die Entscheidung spiegelt die Besorgnis wider, dass – angesichts der beispiellosen Krise in der Ukraine – die Einbeziehung eines russischen Beitrags in die diesjährige Ausgabe, den Wettbewerb in Verruf bringen würde.
Vor dieser Entscheidung nahm sich die EBU die Zeit, ihre Mitglieder umfassend zu informieren.
Die EBU ist eine unpolitische Mitgliedsorganisation von Rundfunkveranstaltern, die die Wahrung der Werte des öffentlichen Dienstes versichern will.
Wir setzen uns weiterhin dafür ein, die Werte eines kulturellen Wettbewerbs zu schützen, der den internationalen Austausch und die Verständigung fördert, das Publikum zusammenbringt, die Vielfalt durch Musik feiert und Europa auf einer gemeinsamen Bühne vereint.“
Man kann davon ausgehen, dass auch die Drohungen mehrerer Rundfunkanstalten, Druck auf die EBU ausgeübt haben. Unter anderem hatte der finnische Sender YLE bereits angekündigt, nicht am ESC in Turin teilzunehmen, sollte ein russischer Act partizipieren. Ähnlich hatten es Rundfunkanstalten aus Norwegen, Dänemark oder zuletzt Island und Estland formuliert.
Auf unsere Anfragen an die Rundfunkanstalten im deutschsprachigen Raum teilte die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG SSR mit:
„Die EBU hat heute eine Neubeurteilung der Situation vorgenommen und wird dazu heute Vorabend noch kommunizieren.
Die SRG als Mitglied der EBU trägt diesen Entscheid mit.“
Der NDR hat für 17:45 Uhr ein Statement der ARD angekündigt, das wir an dieser Stelle noch nachtragen werden, sobald es vorliegt.
Nachtrag: Nun liegt auch das Statement von ARD und ZDF vor.
„ARD und ZDF begrüßen die Entscheidung der EBU, Russland die Teilnahme am Eurovision Song Contest 2022 zu verweigern. ‚Der ESC ist ein musikalisches Fest der Völker Europas. Er repräsentiert Werte wie Freiheit und Vielfalt und ist ein friedlicher Wettstreit kreativer Köpfe. Wenn ein Teilnehmerland des ESC von einem anderen angegriffen wird, sind wir innerhalb der europäischen ESC-Familie solidarisch. Deshalb ist die Entscheidung gegen die Teilnahme Russlands an dieser Stelle richtig‘, erklärten die ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger und ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut am Freitag.
Nachtrag: Der ORF hat sich gegenüber der Kleinen Zeitung geäußert.
„Der ORF begrüßt die Entscheidung der EBU.“
Die ehemaligen russischen ESC-Teilnehmer Manizha, Sergey Lazarev, Julia Samoylova und auch Little Big haben sich in sozialen Netzwerken gegen den Krieg ausgesprochen und ihr Unverständnis kundgetan. Ob sie allerdings Putin als Aggressor sehen oder aber in linientreuem Gehorsam der Ukraine die Schuld geben, ist nicht ganz klar. Kristian Kostov, der zwar Bulgarien vertreten hat, aber russischer Staatsbürger ist, hat sich klar gegen Putin und die Invasion positioniert. Man kann diesen Künstler*innen nur Respekt für ihren Mut zollen und hoffen, dass dies nicht das Ende ihrer Karrieren bedeutet. Dass sich Polina Gagarova nicht geäußert hat, verwundert indes nicht, wird ihr doch nachgesagt, auf Putinkurs zu sein. Und wie steht eigentlich Dima Bilan zur Invasion?
Ich folge auf FB einer russischen Glaskünstlerin. Dort wurde mir gerade folgender Aufruf gezeigt, der von vielen Ärzten, Anwälten, Künstlern und sonstigen aus Russland unterschrieben wurde. Unter den Unterzeichnern findet sich auch Sergej Lazarev.
Übersetzung von FB:
„Mitarbeiter !
Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist eine SCHANDE.
Das ist UNSERE Schande, aber leider werden auch unsere Kinder, eine Generation von sehr jungen und noch nicht geborenen Russen, Verantwortung dafür tragen müssen. Wir wollen nicht, dass unsere Kinder, die in einem Aggressorenland leben, sich dafür schämen, dass ihre Armee einen unabhängigen Nachbarstaat angreift. Wir fordern alle Bürger Russlands auf, NEIN zu diesem Krieg zu sagen.
Wir glauben nicht, dass eine unabhängige Ukraine eine Bedrohung für Russland oder einen anderen Staat darstellt. Wir glauben nicht an Wladimir Putins Aussagen, dass das ukrainische Volk unter der Macht von „Nazi$ts“ steht und „befreit werden muss. „Wir fordern ein Ende dieses Krieges! “
Ich finde, da wird schon sehr klar Position bezogen.
Sehe ich auch so. Ich finde das absolut mutig und bewundernswert, dass diese Leute sich so öffentlich gegen Putin stellen. Vor allem wenn man bedenkt, dass sie damit ihre gesamte Karriere aufs Spiel setzen. Und wenigstens traut sich endlich auch Mal jemand von ihnen etwas gegen ihre Regierung zu sagen.
Ich denke mal, daß insbesondere Manizha und Little Big alles andere als Putin-Fans sind…
Das haben sie in den letzten Tagen auf Social Media auch sehr deutlich gemacht.
Jetzt mal weg von der Politik: Rein musikalisch ist die Disqualifikation von Russland kein Verlust und Acts von Mumyi Troll sind schon mehr als zwanzig Jahre her und Manizha war eine rühmliche Ausnahme und wurde zudem gemobbt.
Zwischen Mumyi Troll und Manizha mochte ich noch „Lost and Forgotten“ sehr gerne. Außerdem habe ich eine peinliche Schwäche für „You Are the Only One“ …
Oje, Toggie….. Diese speziell für den ESC gestylten Beiträge sind in der Regel so gar nicht mein Ding.
Geht doch, EBU! Warum nicht gleich so?
Jetzt weiß ich was Jamala meinte, als sie sang… „They come to your house and kill you all and say. We’re not guilty. We’re not guilty.“
Es ist ganz klar: Russland ist an der aktuellen Aggression alleine schuld, da gibt es nichts zu beschönigen. Was Russland gerade in der Ukraine anrichtet, wie die Menschen dort zu leiden haben, ist eine furchtbare Katastrophe!
Ich habe großen Respekt vor all den russischen Künstlern, die sich gerade unter persönlichem Risiko gegen den russischen Krieg aussprechen. Das ist kein Grund, alle die Künstler, von denen man bisher noch nichts gehört hat, vorschnell in Bausch und Bogen zu verurteilen.
Und es ist auch kein Grund, Forumsteilnehmer, die das Ausbuhen der Tolmachevy Sisters und von Polina Gagarina kritisieren, hier runterzumachen. Man könnte den Eindruck bekommen, dass ein Überbietungswettbewerb stattfindet, wer die drei am besten beleidigen kann bzw. dass man zumindest Polina Gagarina runtermachen muss, um zu beweisen, dass man zu 100% auf der „richtigen Seite“ steht.
…und das gilt, mMn, auch für mancher Kurzschluss in der Sache Alina Pash.
Danke, Thomas !
Der ESC wird live und unzensiert übertragen – auch noch Russland. Ich hatte mir gewünscht, dass die Reaktion des Publikums während des russischen Acts im russischen Staatsfersehen gesendet worden wäre.
Der ESC wird nicht unzensiert übertragen. In den vergangenen Jahren wurden versucht die Buh-Rufe bei den russischen Songs oder auch bei der Punktevergabe (Griechenland – Zypern) durch Applaus vom Band zu überlagern. Ich war mehrmals live in der Halle und habe mir danach die TV-Aufzeichnung angesehen.
Ich find die Disqualifizierung absoulut gerechtfertigt
Nun haben sich die russischen Sender selbst verabschiedet von der EBU.
Nachdem der kleptokratische Despot im Kreml Schweden und Finnland mit einem Einmarsch gedroht hat, hat er nun auch angedroht, die ISS über Westeuropa oder den USA abstürzen zu lassen. Die ISS, momentan mit 4 US-Astronauten/-innen, dem deutschen ESA-Astronaut Matthias Maurer und zwei russischen Kosmonauten im All ist beim Antrieb auf russische Module angewiesen. Diese droht Putin abschalten zu lassen und die ISS dadurch zum Absturz bringen zu lassen. Dabei wäre er auch bereit, die russischen Kosmonauten zu opfern. Unabhängig davon, ob es sich hierbei um ein realistisches Szenario handelt, es zeigt, wie duschgeknallt und unberechenbar Putin ist. Hier kann man außer auf die Vernunft der russischen Bevölkerung mittelfristig nur noch auf die Statistik hoffen: Die durchschnittliche Lebenserwartung russischer Männer liegt aktuell bei 71,8 Jahren – Putin wird im Oktober 70 Jahre alt….