Premierenfieber: Wie gut wird „ABBA Voyage – The Concert“? – Erste Vorstellung morgen

Am Vatertag aka Christi Himmelfahrt ist es soweit: Die lang ersehnte erste Vorstellung von ABBA Voyage – The Concert findet in London statt – und viel, viel Geld und viele Investorenschicksale hängen an dem gigantischen Nearly-The-Real-Ones-Spektakel mit vier digitalen ABBAtaren und einer zwölfköpfigen Liveband – einem Showkonzept, das in der Musikgeschichte seinesgleichen sucht. Spätestens am Wochenende werden wir erste ernsthafte Einschätzungen erhalten, ob das Experiment gelingt.

Was „ABBA Voyage – The Concert“ ist, haben wir Euch schon häufiger erzählt. Spice Girls Erfinder Simon Fuller hat die Idee an die Band herangetragen. An die Stelle von ABBA, die vielfach ein Live-Comeback-Tour ausgeschlossen haben, treten auf der Bühne in der Londoner ABBA Arena hochkomplex programmierte Hologramme, die aussehen wie ABBA in ihren besten Livejahren Ende der 70er Jahre (siehe Aufmacher). (Tatsächlich ist übrigens in der Jetztzeit Agnetha Fältskog, die am 5. April 2022 72 Jahre alt geworden ist, die jüngste der vier Poplegenden.)

Um die ABBA-tare so glaubwürdig wie möglich wirken zu lassen, waren die vier Bandmitglieder von der Produktionsfirma Industrial Light & Magic (gehört Star-Wars-Schöpfer George Lucas) in vier sogenannte Motion-Capture-Anzüge gesteckt worden und in einer Produktionszeit von mehreren Wochen zeichneten 160 Kameras in London und Stockholm jede kleinste Live-Performance-Bewegung auf.

Trotz aller Perfektion lassen den objektiven Betrachter die Fake-Bausteine dieses Konzeptes etwas ratlos zurück. Wirken Inszenierungen, wie sie bei Spiderman „breathtaking“ rüberkommen, auch dann überzeugend, wenn vier ESC-Ikonen als artifiziell verjüngte Hologramme auf die Bühne gebeamt werden? Das Authentische an „ABBA Voyage – The Concert“ dürfte die Liveband sein.

Immerhin, bei der Londoner Premiere werden alle vier Bandmitglieder auf der Bühne stehen. Auch Agnetha will – trotz Flugangst – in der Londoner ABBA Arena im Queen Elisabeth Olympic Park dabei sein.

Zwei zentrale Fragen können wir in einigen Tagen beantworten:

1.) Ist die Show den Buzz wert? Die Musik von ABBA ist unbestritten fantastisch, aber ist die Show ein verlängertes London-Wochenende wert? Oder ist es für wahre Fans vielleicht nicht sogar erfüllender, dem „ABBA – The Museum“ in Stockholm einen Besuch abzustatten?

2.) Geht die Rechnung kommerziell auf? Die Hologramm-Produktion und das eigens gebaute Theater werden sich nur dann rentieren, wenn die Show auf Jahre gut verkauft wird. Das ist der Plan. Ob er aufgeht, ist kein Selbstläufer. Zwar ist die Marketingmaschine, die Universal anschiebt, gigantisch eindrucksvoll. Zum Beispiel erscheinen mal eben alle ABBA-Studioalben noch einmal als verführerische Picture Discs.

Man hat das Gefühl, es gibt mehr unterschiedliche individuelle Ticketarrangements (uns gefällt besonders das Package mit „unlimited free flowing drinks“) als Sitzplätze. Und die ersten Monate sind auch sehr gut durchverkauft. Aber mit sorgenvollerem Blick auf das (für Musicals existenzielle) vierte (Xmas-Season-)Quartal 2022 gibt es bereits Spekulation über schleppende Ticketverkäufe.

Am Wochenende – wenn es erste Rezensionen gibt – werden wir auf ESC kompakt versuchen, Antworten auf diese beiden Fragen zu finden.

Für mich ganz persönlich ist das Allerschönste am ABBAtar-Konzept heute schon die Tatsache, dass uns die Planungen für die Show ein neues ABBA-Album beschert haben. Denn um das Hologramm-Programm attraktiver zu machen, haben Björn und Benny entschieden, zwei neue Songs zu schreiben – und die sind grandios ausgefallen: I Still Have Faith In You“ und „Don’t Shut Me Down. Diese beiden Lieder sind auch im Rahmen von „ABBA Voyage – The Concert“ zu sehen und zu hören, die anderen neuen Tracks aus 2021 nicht.

Denn erst die Produktion dieser beiden Songs in Benny Anderssons Tonstudio in Stockholm hat den vier Künstlern so viel Spaß gemacht, dass sie sich entschieden haben, weitere Titel aufzunehmen und ein ganzes „Comeback“-Album abzuliefern: ABBA Voyage. Das Album ist wahrhaftig entstanden – aus Spaß am Musizieren – und eben nicht in hochkomplizierten Rechnersystemen bei George Lukas in Los Angeles. Und dass es nach vierzig Jahren neue Musik von ABBA gibt, hat nicht nur die ABBA-fanatische TikTok Community euphorisiert.

Mehr Background zu „ABBA Voyage – The Concert“ bekommt Ihr bei ESC kompakt am Wochenende. Und die Wahl des besten ABBA-Songs aller Zeiten exklusiv von den ESC-kompakt-Leserinnen und -Lesern steht auch vor der Tür.


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28 Comments
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Timo1986
Timo1986
1 Jahr zuvor

Also meine Eltern haben sich die CD „Voyage“ von ABBA gekauft und ich hab sie mir über Weihnachten, als ich meine Eltern besucht habe auch angehört. Ich kann nur sagen: DIE CD IST TOLL !!!

Benny und Björn haben wirklich das Kunststück fertig gebracht den klassischen ABBA-Sound neu produziert zu haben und beim Zuhören trotzdem das Gefühl vermittelt zu bekommen, etwas völlig neues zu hören.

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor

Also, das Album ist ja wirklich gut gelungen. Aber diese Hologramme sehen merkwürdig aus. Wieso kann man sich nicht so geben, wie man wirklich ist? Mit 72 muss man doch nicht mehr aussehen, wie mit Anfang 30…

Thilo mit Bobby
Mitglied
Thilo mit Bobby
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

Liebe Gaby, Naja die Hologramme sind eine Möglichkeit Konzerte zu veranstalten ohne das die betagten Stars selbst auf die Bühne müssen was sie schlicht nicht mehr wollen in dem Aufwand. Es wird sicher eine Marketingfrage sein die Hologramme in dem Alter aussehen zu lassen wo sie den größten Erfolg hatten

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor

Soweit habe ich das schon verstanden. Aber warum muss man denn die Hologramme aussehen lassen, als wären die vier nie (oder fast nicht) älter geworden? Wirkt irgendwie unnatürlich, ist wohl einer gewissen Eitelkeit geschuldet, was sicher in gewisser Hinsicht „normal“ ist bei KünstlerInnen, aber wäre es so schlimm, wenn man das ein oder andere graue Haar, oder die ein oder andere Falte sieht. Wäre doch mal ein Signal gegen „Bodyshaming“.😉

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor

Sorry, meine spießige Kleinlichkeit, aber diesen Jugendwahn werde ich nie verstehen…

ESCFrank
ESCFrank
1 Jahr zuvor

@Gaby: Ich, als mega ABBA-Fan, finde diese totale „Verjüngung“ auch etwas spooky. Die ABBAtare hätten ja nicht aussehen müssen wie jetzt mit Ü70, aber ein bisschen zeitnaher, vielleicht die vier in den 90ern oder so, hätte mir besser gefallen.
Aber sei es drum, es soll ja ein zeitloses Spektakel werden.

AlexESC
AlexESC
1 Jahr zuvor

Ich weiß nicht ob es so eine einzelne (also nicht mit anderen Events zusammen wie z.B. in einem Freizeitpark) Hologramm-Show -auf Dauer- schon einmal irgendwo gab? Ich glaube das ist Premiere, oder? Sehr schwierig jetzt vorherzusagen ob diese dann nach einigen Monaten immer noch der „Hype“ ist!

ABBA ist sowohl in Europa als auch in den USA bekannt und dies nach wie vor recht erfolgreich! In den USA ist es in den Schulen üblich, dass es dort Theatergruppen gibt und diese jährlich ein Theaterstück oder Musical aufführen. Bei den meist gespielten Musicals in amerikanischen High Schools liegt „Mamma Mia!“ auf Platz 2! Lediglich „Die Schöne und das Biest“ ist noch erfolgreicher und liegt auf Platz 1! Sofern denke ich, dass es auch viele Touristen bzw. Besucher aus den USA geben wird!
Auf Platz 6 liegt übrigens „The Sound of Music“, welcher auf den deutschen Heimatfilm von 1956 „Die Trapp-Familie“ basiert -welcher wiederum auf der Biografie von Maria Augusta von Trapp basiert- aber dies nur am Rande!

Falls „ABBA Voyage“ wann auch immer zu Ende gehen sollte, dann kann man die Arena auch bestimmt für andere Veranstaltungen nutzen, wenn man das ein oder andere umbaut! Ein Beispiel dazu vom „Showpalast München“ welcher ursprünglich ein fester Standort für eine „Apassionata“-Show sein sollte, was allerdings dann letztendlich -natürlich auch aufgrund der Corona-Pandemie- nicht lange geklappt hat und die Show aufgegeben wurde. Somit steht der „Showpalast München“ jetzt für andere Events zur Verfügung!
Auch hier muss man aber sagen, dass ABBA natürlich eine andere Hausnummer als Apassionata ist und ich denke in London kann man wohl auch nie genug Veranstaltungslocations haben, falls „ABBA Voyage“ wirklich scheitern sollte und die Arena dann für andere Events verwendet wird!

Zu anfangs werden wahrscheinlich auch viele „ABBA Voyage“ besuchen, welche vielleicht ABBA selbst nicht so toll finden, aber sich für die Show sowie Technologie an sich interessieren!

AlexESC
AlexESC
1 Jahr zuvor
Reply to  AlexESC

Hab ganz vergessen meine eigene Meinung zu dem ganzen „ABBA Voyage – The Concert“ abzugeben, wobei ich meine Meinung mit einer Frage kundtun möchte:
Macht ein „Konzert“ nicht eigentlich aus, dass die Menschen welche das Konzert geben also bzw. hinter dem Mikro stehen LIVE vor Ort sind und auch LIVE singen? Sonst ist es ja eher eine Art „Public Viewing“! Gut, es gibt zumindest eine Liveband, aber die sind ja nicht die Hauptattraktion! Man stelle sich vor alle Künstler machen so etwas! Die gehen nicht mehr auf Tour, sondern zeichnen einmal ihr Konzert auf und lassen es dann in den Stadien und Arenen auf den Monitoren abspielen! Bei „ABBA Voyage“ ist es im Grunde genommen ja das gleiche, nur dass die Technik hier ausgereifter ist mit den Hologrammen bzw. „ABBAtaren“!

Funicula
Mitglied
Funicula
1 Jahr zuvor
Reply to  AlexESC

Solange es genug Leute gibt, die für so eine Show 50 Pfund aufwärts bezahlen, wird es auch sowas geben.

ESC1975
ESC1975
1 Jahr zuvor

Damit ist wohl hier die ESC-Sommerpause eröffent worden, war spaßig mit Euch bis zum Herbst dann…

Neuroman
1 Jahr zuvor

Ich finde es ganz toll, dass dieses Event hier offenbar sehr ausführlich gewürdigt wird!
Habe selber Tickets für September und bin somit sehr gespannt auf erste Berichte/Kritiken aus London!

escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor
Reply to  Neuroman

Ich bin zwar skeptisch bezüglich der Show, wünsche dir aber trotzdem viel Spass. London ist ja für sich, auch ne Reise wert.

Nilsilaus
Nilsilaus
1 Jahr zuvor

Ich bin live dabei.
Seit vorgestern in London „Arrival“ 😉

Benjamin Hertlein
Admin
1 Jahr zuvor
Reply to  Nilsilaus

Cool, viel Spaß!

AgnethaFrida
AgnethaFrida
1 Jahr zuvor
Reply to  Nilsilaus

NEID!!!!

Gang ganz viel Spaß.

escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor
Reply to  Nilsilaus

Ganz viel Spass, natürlich. London ist auch einfach ne geile Stadt.

PS.: Sollte der ESC in Großbritanien stattfinden, warum nicht in London?

chris
chris
1 Jahr zuvor

Wäre ich jetzt nicht am anderen Ende der Welt, wäre das tatsächlich etwas, wo ich hingehen würde und das kommt nicht oft vor. Die Avatars sehen zwar unglaublich gut aus, besser geht es gar nicht, aber trotzdem irgendwie einen Tick glattgebügelt. Bin auf die ersten Eindrücke gespannt.

escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor
Reply to  chris

Wo bist du denn gerade, in Australien?

escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor

Flop mit Ansage. Wer geht denn in ein Konzert, wo die eigentlichen Künstler nur durch Avatare zu sehen sind? Das ist nur ein Affenzirkus.

Haraldur
Haraldur
1 Jahr zuvor

Naja, man müsste es schon mal gesehen haben. Als Kind der 70er allemal.

Haraldur
Haraldur
1 Jahr zuvor

Die 11 besten unbekannten ABBA-Songs sind aus meiner Sicht übrigens:

Arrival
Dance (While the Music Still Goes On)
Gonna Sing You My Lovesong
Hey, Hey Helen
Hole in Your Soul
Get On the Carousel
I’m a Marionette
Move On (na gut, die Melodie kennt zumindest jeder)
My Mama Said
Tiger
Watch Out

Hört mal rein, wenn Ihr ABBA Gold nicht mehr hören könnt.

Micha
Micha
1 Jahr zuvor
Reply to  Haraldur

Hole in your sole ist tatsächlich dabei.

escfan05
escfan05
1 Jahr zuvor

Und wie war die Show denn nun?

Micha
Micha
1 Jahr zuvor
Reply to  escfan05
Micha
Micha
1 Jahr zuvor
DerKai
DerKai
1 Jahr zuvor

@Nilsilaus: Wie war es denn jetzt? Immer noch sprachlos? Ich würde mich sehr über einen detaillierten Bericht von Dir freuen!

inga
inga
1 Jahr zuvor

Ich bin erstaunt, dass es noch keinen neuen Artikel mit ABBA-Nachlese gibt. Wenn man mal von den euphorischen Berichten der Hardcore-Fans absieht, ist die Resonanz wohl recht verhalten.

Maspe
Maspe
1 Jahr zuvor

Meine Frau und ich waren am Do., den 14.09.22 auf ABBA Voyage, um die Musik unserer frühen Jugend und die zugehörige Show, endlich einmal annähernd „live“ zu erleben. Unsere Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. Die zu 95 % echt wirkenden Hologramme waren so beeindruckend, dass man sich immer wieder dabei ertappte, diese mit den, zu dieser Zeit, realen Personen zu verwechseln. ABBA, Show, Effekte, die Stimmung und vor allem die zeitlose Musik der Band, in diesem würdigen Rahmen zu erleben, war überwältigend. Als dann auch noch Frida auf der Ehrenloge entdeckt wurde, welche die einsetzenden stehenden Ovationen sichtlich genoss und sich artig beim frenetischen Publikum bedankte, war der Abend „Perfekt“.
In Verbindung mit einem London-Kurz-Trip, auch in dieser schwierigen Woche, war es für uns sehr lohnenswert und unvergesslich.