Schlager- und ESC-Ikone Margot Eskens ist tot

Ihr „Die Zeiger der Uhr“ ist heute noch auf vielen ESC-Partys der Rausschmeißer, ein Kultsong der deutschen ESC-Geschichte, der in der Community unverändert heißgeliebt ist. Jetzt hat die Interpretin des deutschen Beitrags für den Grand Prix Eurovision 1966 Abschied von dieser Welt genommen. Wie die Schlagerprofis unter Berufung auf den WDR berichten, ist sie am vergangenen Wochenende in einem Seniorenheim am Wörthersee verstorben.

„Die Zeiger der Uhr drehen sich nur vorwärts, vorwärts und nie zurück.“ Die Zeilen bekommen mit der Nachricht von Margot Eskens Tod eine weitere neue Bedeutung, so wie der schlicht-schöne Songtext auch heute noch von zeitloser Eleganz und Echtheit ist. Margot Eskens platzierte sich damit beim Grand Prix Eurovision 1966 in Luxemburg auf einem anständigen 10. Platz von 17 Teilnehmern. Gewonnen hatte Udo Jürgens mit „Merci Chérie“ und letzter wurde übrigens Domenico Modugno, dem wir den wohl größten ESC-Evergreen aller Zeiten verdanken („Nel blu dipinto di blu“ aka „Volare“ aus 1958).

Wir bringen Margot Eskens in der Bubble vor allem mit ihrem ESC-Klassiker „Die Zeiger der Uhr“ in Verbindung (und möglicherweise noch mit ihrer Version von Heidi Brühls „Marcel“), Ihr größter Hit war aber „Cindy, oh Cindy“, der 1957 viele Woche an der Spitze der deutschen Hitparade stand und heute noch auf Schlageroldie-Tanztees gerne gespielt wird. In den späten 50er- und den 60er-Jahren war Margot Eskens eine der beliebtesten Schlagersängerinnen Deutschlands mit Songs wie „Tiritomba“, „Himmelblaue Serenade“ (ein Duett mit Silvio Francesco) und „Mama“. Letzterer 60er-Zeitgeist-Hit brachte Margot 1964 eine Top-Ten-Platzierung ein, aber erst Kinderstar Heintje machte daraus in einer Megaschmalz-Adaption 1967 einen der Hits des Jahres. (Ich erinnere mich immer noch daran, das Heintje Album viele Jahre später im Plattenschrank von Patentante Hilde entdeckt zu haben.)

Ihre erste ESC-Berührung hatte Margot 1963, als sie „Marcel“ von Heidi Brühl ebenfalls aufnahm, nachdem es krankheitsbedingt auf der Kippe stand, ob Heidi am ESC in London teilnehmen können würde. Zu Plan B ist es 1963 dann aber nicht gekommen. 1966 nominierte der Hessische Rundfunk ME für den Grand Prix Eurovision in Luxemburg, wo der ESC dank Vorjahressiegerin France Gall ausgetragen wurde. Der 10. Platz war Balsam für die deutsche Schlagerseele, nachdem es 1964 und 1965 zwei Jahre in Folge keine ESC-Punkte für Deutschland gab. (Irgendwie habe ich gerade ein Déjà vu.)

Ihre großen Hits der 50er und 60er sicherten Margot Eskens auch in den 70er- und 80er-Jahren noch ein auskömmliches (Auftritts-)Einkommen, 2005 bekam sie von Dieter-Thomas Heck die „Stimmgabel in Platin“ zum 50-jährigen Bühnenjubiläum überreicht. Kommerzielle (Vinyl-)Hits hatte Margot seit 1964 zwar keine außerordentlichen mehr, aber noch 2010 veröffentlichte sie das poetische Album „Achterbahn der Liebe“.

2012 zog sich Margot Eskens nach dem Tod Ihres Mannes (und Managers) Karl-Heinz Münchow aus der Öffentlichkeit zurück. An Demenz erkrankt verstarb sie zwei Wochen vor ihrem 86. Geburtstag in einem Pflegeheim am Wörthersee. Wir verbeugen uns still vor einer großen Künstlerin, ihr „Die Zeiger der Uhr“ wird auch in den nächsten Jahren viele ESC-Partys beschließen.


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23 Comments
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Matty
Matty
1 Jahr zuvor

Ruhe in Frieden! Eine der großen Künstlerinnen ist von uns gegangen, aber die Lieder bleiben!

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor

Ruhe in Frieden, Margot Essens.🖤

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

*Margot Eskens, sorry.

floppy1992
Mitglied
1 Jahr zuvor

Wirllich schade.
„Die Zeiger der Uhr“ gehört zu meinen liebsten deutschen Beiträgen. So langsam sterben die (Erwachsenen-)Stars der 50er und 60er wirklich weg.

Timo1986
Timo1986
1 Jahr zuvor

Der „liebe Gott“ hat bei Margot Eskens an der Tür angeklopft und dieser Teil der deutschen ESC-Geschichte ist nun mit ihm in den Himmel gegangen.

Margot Eskens hat sowohl musikalisch mit dazu beigetragen, dass die 50er Jahre zu dem geworden sind was sie wurden und hat mit ihrer ESC-Teilnahme sicherlich auch den Grundstein dafür gelegt, dass der ESC bis heute eine so große Fan-Community hat.

Wenn man sich den Artikel von Peter durchliest wie Margot Eskens ihre letzten Lebensjahre verbrachte, dann wurde mir sehr deutlich vor Augen geführt, dass man vielleicht nicht unbedingt Angst vor dem Altwerden haben muss. Aber einen großen Respekt vor dem Altwerden auf jeden Fall.

Vielen Dank für deine melancholischen und gleichzeitig optimistischen Songs.

R.I.P. !!!

CC
CC
1 Jahr zuvor

Möge sie in Frieden ruhen. Zweifelsohne geht mit ihr eine talentierte, charismatische Sängerin (der ESC-Titel war aber leider Murks).

ag9
ag9
1 Jahr zuvor
Reply to  CC

Na, wenn das Murks war, dann liebe ich Murks! (Wenn du das über „Mama“ geschrieben hättest, hätt ich es ja verstanden).

Danke, liebe Margot, für (fast) alles (siehe oben)!!!

CC
CC
1 Jahr zuvor
Reply to  ag9

Er hört sich an wie eine Persiflage auf Marlene Dietrich, jedoch wohl ohne als solche gemeint gewesen zu sein.
Mama kannte ich in ihrer Version noch nicht. Finde ich nicht einmal schlecht, wenngleich das Lied bei mir fest mit Heintje verknüpft ist.

Schorschiborsch
Schorschiborsch
1 Jahr zuvor

R.I.P. Margot Eskens.
Schlicht und schön. „Die Zeiger der Uhr“ ist einer meiner All-Time-Lieblingsbeiträge. Es gibt auch eine hübsche Version der DDR-Schlagergröße Julia Axen. Mit Rückung am Schluss. https://www.youtube.com/watch?v=JwmzPviAHkw

Festivalknüller
Festivalknüller
1 Jahr zuvor

Eine traurige Nachricht.
Margot Eskens wird uns allen in guter Erinnerung bleiben.

Richard
Richard
1 Jahr zuvor

Ihr Hit „Ein Herz, das kann man nicht kaufen“ von den Schlagerfestspielen 1962, als Conny gewann, war vermutlich ihre erste ESC Berührung, wenn nicht unbekannterweise auch schon in den 50er jahren bei einer ve als Teilnehmerin dabei, aber das weiß ja keiner mehr ganz genau.
R.i.p, Margot!

cars10
cars10
1 Jahr zuvor

Immer noch eins meiner absolut liebsten ESC-Lieder…

eurovision-berlin
1 Jahr zuvor

Aus diesem Anlass sollte doch mal der Film „Auf Wiedersehen“ aus 1961 gesendet werden. Oder kann den mal jemand bei youtube hochladen? 🙂

murzel2003
Mitglied
1 Jahr zuvor

Was in diesem Forum noch nicht erwähnt wurde: im Juli starb auch Dani, die für Frankreich 1974 starten sollte, was aber durch den Tod von Präsident Pompidou verhindert wurde. „La vie a 25 ans“ war ein sehr hübsches Lied, hätte aber gegen ABBA auch keine Chance gehabt. Sie hat bis zuletzt noch Musik gemacht – mit wechseldem Erfolg, aber immer mit Herzblut.

togravus ceterum
Mitglied
togravus ceterum
1 Jahr zuvor

Die Zeiger der Uhr sind stehen geblieben. Ruhe in Frieden, Margot Eskens.

Ihr ESC-Beitrag war etwas gertrudesk, aber nicht ohne Charme.

4porcelli stands with Ukraine 🇺🇦
4porcelli stands with Ukraine 🇺🇦
1 Jahr zuvor

RIP

Thilo mit Bobby
Mitglied
1 Jahr zuvor

Mach’s gut Margot, Ruhe in Frieden.
Ich bin ehrlich mir ist Margot Eskens durch ihre Hits wie Cindy oh Cindy bekannt geworden[das lief oft auf HR4 (Das Radio meiner Kindheit) und wenn sie im TV auftrat sang sie auch eher das Lied] bevor ich recherchieren konnte das sie beim ESC dabei war. Deshalb ist mir ihr ESC Song nicht ganz so bekannt. Hier im Forum wurde sie am meisten von Andy mit Foto umschwärmt. (Andy wenn du das Liest fühl dich umarmt). Ich mochte sie jedenfalls gerne hören und sehen werde sie immer in guter Erinnerung behalten.

HHStephan
HHStephan
1 Jahr zuvor

Wieder eine der großen Stars aus der Blütezeit des deutschen Schlagers. „Die Zeiger der Uhr“ höre ich auch immer wieder noch gern. Ruhe on Frieden, liebe Margot Eskens.

Rainer 1
1 Jahr zuvor

Bin grad selber am wörthersee und les das sie hier verstorben ist. Dann trink ich heute einen prosecco auf sie, wünsch ihr eine gute reise und viel spass auf der esc-wolke.

AlexESC
AlexESC
1 Jahr zuvor

Machs gut liebe Margot! Sie hat die „Zeiger der Uhr“ wirklich wunderschön besungen. Als ich diesen Song zum ersten mal gehört habe war ich wirklich verzaubert, obwohl ich mit 60er-Jahre Songs damals eigentlich noch nicht so viel anfangen konnte. Ich finde da ist Hans Bradtke aber auch ein sehr guter Text gelungen.
Das mit den 60er-Jahre Songs hat sich dann -auch dadurch dass ich ESC-Fan geworden bin- natürlich verändert und finde es mittlerweile dagegen sehr interessant immer mal wieder in die Songs von damals (natürlich auch die Nicht-ESC-Songs) reinzuhören.

Noch was nebenbei:
Wenn ich so das „Polydor“-Label auf dem Cover betrachte finde ich es schon ein wenig schade, dass heute die internationale Musikindustrie mittlerweile fast ein Duopol bzw. in der Hand von zwei großen Majors (Universal u. Sony) ist. Es gibt zwar noch „Warner Music“, aber selbst die könen mit den großen zwein irgendwie nicht so richtig mithalten.
Mittlerweile kann ja jeder seine Songs (und auch Musikvideos) dank der Streamingplattformen selber veröffentlichen und vielleicht gibt es in ein paar Jahren dadurch mal wieder die Rolle rückwärts.

JoBi
JoBi
1 Jahr zuvor

Ruhe in Frieden, Margot Eskens. 🙁

chris
1 Jahr zuvor

Ruhe in Frieden! Ich war kein Fan ihres ESC-Titels, aber ich hoffe, dass sie ein erfülltes Leben hatte.

Christian Harbich
Christian Harbich
1 Jahr zuvor

Vielen Dank lieber Peter für den bewegenden Artikel und die liebevollen Worte die Du gefunden hast!

Möge die wunderbare Margot Eskens in Frieden ruhen.