Die Sache mit Ikke ist ganz einfach, von außen gesehen: man hat (hätte, falls er das Ticket nach Liverpool schafft) den Eindruck, Deutschland schafft es einfach nicht, ein gutes Lied zum ESC zu schicken, und versucht deshalb, die ganze Show ins Lächerliche zu ziehen.
Wäre vor 20-30 Jahren interessant gewesen, heute ist es nur ein Armutszeugnis.

Zum Lied: Das ist natürlich Geschmackssache. Ich mag es nicht so. Finde es ziemlich uninspiriert.

Drei Beobachtungen.

1. Als Keiino von den Juries abgestraft wurden, aber das Televoting gewannen, fand man das interessant, aber nicht empörend.

2. Beim Ballermannschlager gibt es interessanterweise neben der Fähigkeit, auch volltrunken noch textsicher zu sein, Qualitätsunterschiede? Fraglich.

3. Abstimmungen müssen wohl so lange wiederholt bzw. im Vorfeld abgesprochen werden, bis sie ins Weltbild passen. Für alle, die sich interessieren, beschäftigt Euch mal mit den deutschen Jurybewertungen aus den Jahren ca. 2013 bis gefühlt 2018, ob da etwas auffällt und ob da das Wort „Absprache“ vielleicht in den Sinn kommt.

Daß der NDR es auf die eine oder andere Art auch in diesem verbocken wird, war bekannt.
Alle anderen mögen sich entspannen.
Der ESC lebt von der Skandalisierung. Wunderbar.

@mauve: Wenn die Mittelalterband dazu aufruft, „verirren“ sich die meisten auch dahin. Nach meiner Einschätzung hätten sowohl LotL als auch Patty Gurdy bei dem TikTok-Voting alleine mehr Stimmen bekommen, als so überhaupt abgegeben wurden. Und zwar, wenn beide im Voting gewesen wären. Oder glaubt du, irgendeine der Bands braucht eine große Medienkampagne, um die Halle voll zu kriegen? Eine Mitteilung bei Facebook&Co. genügt und die Leute kaufen die Karten für „ihren“ Ort.

Ich möchte übrigens hinzufügen, dass ich mich vorher noch nie so intensiv mit dem ESC beschäftigt habe und offensichtlich das Interesse arg überschätzt habe. Ein „Publikumsvoting“, das man mit unter 1 Mio. Stimmen gewinnen kann, ist IMHO für ein Land wie Deutschland ein schlechter Scherz. Man sollte es dahingehend ändern, dass es vom Publikum je 100k Stimmen fix 1 Punkt gibt, allenfalls multipliziert mit der Zahl der Jurys (also in diesem Fall 8). Dann könnte man wenigstens irgendeine Aussage über die relative Reichweite machen …

Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die Ballermann-Fraktion mal beim deutschen Vorentscheid anklopft. Daß er die Prekariatsabstimmung bei TikTok gewonnen hat, darf nicht verwundern. Wollen wir hoffen, daß die ARD-Nachteulenzuschauer dann nach Mitternacht am 4. März etwas mehr Grips zeigen und ihn dahin wegsortieren, wohin er gehört. Schade um den vergeudeten Startplatz.

Wenn Deutschland Punkte bekommen will dann sollte meiner Meinung nach Frida Gold – Alle Frauen in mir sind müde gewinnen. Es hat alles!

tolle Musik
super Sängerin
Deutsche Sprache
und ne Message

Wenn der Auftritt ähnlich wie im Vid wird, kann es nur gut ankommen.

Traut euch doch mal, ich werde bestimmt für Sie Voten.

Es ist schon alles gesagt, aber noch nicht von allen: Klarer Fall, Ikke H. ist die Rache des NDR. Gefickt eingeschädelt. Keiner kann sagen, das Publikum wäre übergangen worden! Seht her, wir haben aus dem Eskimo-Callboy-Desaster gelernt! Und jetzt? Jetzt ist es wieder nicht recht.

Also mir geht es hier nicht darum, „gegen“ irgendeinen Song zu sein. Ich möchte und ich werde „für“ jemanden stimmen. Mir geht es nur gewaltig gegen den Strich, wenn ich das Gefühl bekomme, dass mir irgendwelche Leute mit ihrer Marktmacht vorschreiben wollen, was ich zu mögen habe. Und damit meine ich nicht Ikke Hüftgold selbst, sondern die ihn so hochjubelnden Bildzeitung & Co. Ich mag nun einmal keine großen Medienkonzerne und ich finde, dass nur der sich „Journalist“ nennen darf, der auch zu einer Recherche in der Lage ist. Leider ist diese „Spezies“ in Deutschland vom Aussterben bedroht. Besonders im Musikgeschäft, wie es aussieht.

Genauso möchte ich nicht, dass nur die von Musik leben können dürfen, die zu einem großen Plattenlabel gehören. Deshalb werde ich immer die unterstützen, die mit wenig finanziellem Aufwand etwas auf die Beine stellen können. Ob die großen Streamingdienste diese in die sich gegenseitig hochpushenden Rotationen der Plattenlabels hereinnehmen, ist mir herzlich egal – auch das sind wieder Konzerne.

Schließlich mag ich es nicht, wenn mir Leute einreden wollen, irgendetwas sei schon genau so entschieden, wie sie es gerne hätten. Mein Motto: It ain’t over until it’s over. Und wenn wir mit Zahlenspielereien anfangen wollen, finde ich auch Zahlen, um dagegen zu hauen. Nicht, um gegen einen Künstler zu sein, sondern um FÜR Vielfalt zu sein.

In diesem Sinne, glaube ich NICHT an den großen Sieg im Publikumsvotum für Ikke Hüftgold, bis die Auszählung der Stimmen vorbei ist. Ich glaube auch NICHT, dass nur EIN Titel dagegen sein darf, hinter dem sich alle anderen versammeln „müssen“. Ich glaube daran, dass man innerhalb eines Monats auch ohne Konzerne in der Lage ist, mit genügend Herzblut für ein Voting ohne überragenden Sieger zu sorgen, wenn denn jeder positive Werbung für „seinen“ Favoriten macht. Deshalb sollte genau das jede/r tun.

Deshalb wird meine Stimme an Patty Gurdy gehen – wird wohl kaum noch wen überraschen. Ich mag den Song, vor allem aber die Dame mit ihrem Auftreten und ihrem bisherigen „Gesamtwerk“, und sie ist für mich – vielleicht neben Lonely Spring, die ich aber musikalisch nicht sooo dolle finde – die Vertreterin aller Nicht-Plattenindustrie-Bewerber. Klassischer Underdog mit selbstgeschnittenem Musikvideos.

Was mir aber viel wichtiger ist: Ich wünsche mir, dass alle Teilnehmer am VE (ja, auch Ikke Hüftgold) einen Auftritt hinlegen werden, auf den sie selbst stolz sein können. DEN perfekten Auftritt. Und dann möge bitte jede/r/s Zuschauer/in/wie-auch-immer wählen, was er/sie/es mag. Und wenn dann Herr Hüftgold gewinnen sollte, dann fährt er eben nach Liverpool. Dann werde ich davon träumen, dass nächstes Jahr die gute Patty zusammen mit Scardust für Israel antritt und den ESC 2024 mit einem guten Song und Ergebnis richtig rockt, während 2023 Deutschland mit Ikke wieder ganz hinten landet. Was dann natürlich, dies wird die Bild dann ganz überzeugend darlegen, nur an den anderen blöden europäischen Ländern gelegen haben wird, die die lieben Deutschen einfach nicht mögen und sich gegen Deutschland verschworen haben. Woran wohl auch sonst. Aber lieber wäre es mir natürlich, ein anderer Song gewinnt in Köln und schneidet in Liverpool gut ab. Für mich am Liebsten Patty. Aber ich bin da kein Maßstab, das darf gerne jeder anders sehen.

Wenn wir über Rache reden: Meine Verschwörungstheorie des Tages ist, dass Ikke eigentlich die Rache von Ralph Siegel am NDR für all die Demütigungen der letzten 25 Jahre ist. Schaut euch hierzu nochmal das ESC Kompakt – Interview mit dem Ikke-Darsteller ab Minute 19 an. Ich warte darauf, dass Siegel am 3.3. mit Ikke auf der Bühne steht.

Wenn das nicht klappt hätte ich gerne Onkel Jürgen für einen Tag aus der Rente geholt um mit Ikke im Duett zu singen. Schlimmer als mit den Les Humphries Singers 1976 kann es nicht werden (und da hatte ja auch Siegel die Finger im Spiel). Jaja, alles eine große ESC-Familie, wissen wir ja.

Persönlich finde ich das Voting-Ergebnis hier super. Und auch interessant, da ja durchaus Patty und LOTL ein Kopf an Kopf rennen nachgesagt wird. Aber das da oben ist doch schon ein eindeutiger Vorsprung hier.

Ich bin absolut kein Fan des Genres „Party-Schlager“, kann aber völlig nachvollziehen, warum diese Musik bei sehr vielen Menschen Anklang findet, und fände es auch völlig ok, mit so einem Song anzutreten. Was ich aber überhaupt nicht verstehe ist, warum ausgerechnet dieser Song mit diesem Text? Der Text bezieht sich doch auf die Ballermann-Mucke, welche überwiegend mit „Saufen, Sex und Drogen“ in Verbindung gebracht wird. Am Ballermann macht dieser Song absolut Sinn und bringt eine gewisse Komik/Ironie mit. Nicht nur aufgrund der Musik an sich, sondern eben wegen des Textest, der ja die Ballermann-Szene und auch Ikke selber aufs Korn nehmen will. Aber die Kritik an den deutschen ESC Beiträgen bezog sich doch nie grundsätzlich auf den Text – oder habe ich etwas verpasst? Es war ja nie das Problem, dass die deutschen Beiträge einen schlechten Text hatten oder nur von den oben genannten Schlagwörtern handel würden. Somit wird auch niemand ausserhalb des deutschsprachigen Raums den Gag des Songs kapieren und schon gar nicht mit dem ESC in Verbindung bringen können. Und genau das wäre doch (so habe ich das Konzept verstanden), der Clou an dem Songtext gewesen. Fazit: Für den Ballermann (aufgrund des selbstironischen Inhalts) absolut perfekt, für den ESC aber untauglich.