Verwirrung in Israel: Vertritt Noa Kirel das Land nun doch nicht beim ESC 2023?

Bild: Instagram @noakirel

Wo genau der ESC 2023 ausgetragen wird, ist zwar noch nicht bekannt, dennoch haben die Planungen für einen geeigneten Act in einigen Ländern bereits begonnen. Ganz vorne mit dabei ist Israel, wo man Noa Kirel offiziell schon als Teilnehmerin ausgewählt hatte. Sie gilt momentan als eine der erfolgreichsten Künstlerinnen des Landes. Doch war die frohe Botschaft der zügigen internen Auswahl etwa zu schön um wahr zu sein?

Noa selbst hat sich nur einen Tag nach der großen Verkündung in einem Radiointerview zu ihrer angeblichen ESC-Teilnahme geäußert. Während die meisten ESC-Teilnehmer:innen in ihren ersten Interviews direkt vom Wettbewerb schwärmen und sich auf die Erfahrung freuen, hat Noa weniger euphorische Töne angeschlagen. Sicher ist laut ihr nämlich noch gar nichts!

Journalist und Radiomoderator Raz Shechnik stellte ihr die Frage, die alle beschäftigt: „Hast du denn überhaupt „Ja“ zur Teilnahahme gesagt?“ Hierzu gab es nur eine vorsichtige Antwort von Noa. Sie habe gerade erst erfahren, dass sie und ihr Team für den ESC ausgewählt worden seien. Während es zwar eine Ehre sei, Israel vertreten zu dürfen, wolle sie erst einmal alles sacken lassen und sich vorerst auf ihr nächstes Konzert konzentrieren.

Auf die Frage, ob Noa nächsten Mai beim ESC 2023 tatsächlich auf der Bühne stehen wird, kam folglich nur ein „Vielleicht“ von der jungen Sängerin aus Tel Aviv. Kurz gesagt sei es noch zu früh, um die Entscheidung des Senders KAN zu bestätigen. Die Frage, die sich hier allerdings stellt ist natürlich: warum hat man Noa Kirel – anscheinend ohne ihr Wissen – überhaupt als Teilnehmerin Israels verkündet?

Der zuständige Sender KAN hatte am Montag erklärt, man habe eine Liste mit 78 erfolgreichen israelischen Acts erstellt, die zum ESC könnten. Nach internen Abstimmungen hat Noa die meisten Stimmen aller Acts erhalten. Wie es jetzt scheint, ist diese Auflistung allerdings nur eine Art „Wunschliste“ gewesen, denn Rücksprachen mit Managements oder den Künstler:innen selbst scheint es davor gar nicht gegeben zu haben.

Dafür spricht auch die Aussage des Sängers Mergui. Er ist laut Angaben KANs zwar auf Platz zwei gelandet und wäre damit berechtigt, zum ESC zu fliegen, sollte Noa Kirel absagen. Allerdings möchte er das gar nicht: „Momentan kann ich mir nicht vorstellen, beim ESC dabei zu sein. Das ist zur Zeit zu groß für mich. Vielleicht in zwei Jahren“, so der mittlerweile in Los Angeles lebende Sänger. Dennoch covert er gerne Eurovision-Songs, wie im Video unten zu sehen ist.

Jonathan Mergui kann seit 2018 auf eine beeindruckende Karriere in Israel zurück blicken und hat bei der Castingshow „HaKokhav HaBa“ (bekannt als „The Next Star for Eurovision“) den zweiten Platz hinter der späteren ESC-Siegerin Netta belegt. Weil er damals bereits war, Israel zu vertreten, haben die Verantwortlichen wohl vermutet, dass er das immer noch sei und ihn auf ihre Liste gesetzt. Wie sinnvoll diese Auswahlmethode ist, in der offenbar keiner der aufgelisteten Acts über den geplanten ESC-Einsatz Bescheid weiß, ist fraglich.

Fest steht: Noa Kirel ist zum jetzigen Zeitpunkt auch auf der offiziellen eurovision.tv-Website als israelische Vertreterin 2023 aufgeführt. Israelische Medien gehen davon aus, dass das Team rund um die erfolgreiche Popsängerin lediglich nicht möchte, dass ihre Teilnahme bereits so früh – immerhin zehn Monate vor dem ESC – als sicher gilt. Man erwarte die offizielle Bestätigung zu einem späteren Zeitpunkt. Das hat Noa selbst so auch in ihrem Radiointerview angedeutet.

Angedeutet wurde mittlerweile unter anderem auf der israelischen Webseite EuroMix, dass Doron Medalie für den Song verantwortlich sein soll, den Noa beim ESC performen könnte. Er sei für die Produktion bereits engagiert worden. Weiter heißt es, dass Medalie selbst allerdings Probleme mit der Einstellung des Sender KANs zum ESC hat. Nachdem Medalie als Songwriter von Nettas „Toy“ den ESC gewinnen konnte, habe man den Wettbewerb in den letzten Jahren nicht ernst genug genommen.

Auch finanziell scheint es schwierig zu sein, die Teilnahme von Noa zu realisieren. Es bleibt also spannend, was die israelische Teilnahme 2023 angeht. Ein Umdenken scheint aber nötig zu sein, nachdem Michael Ben David in Turin zum ersten Mal seit 2014 das Finale für Israel verfehlte.

Was haltet Ihr von der ungewöhnlichen Auswahlmethode des Senders KAN? Wen könntet Ihr Euch statt Noa Kirel als israelischen Act 2023 vorstellen?


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11 Comments
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Timo1986
Timo1986
1 Jahr zuvor

Billige Marketing-Strategie oder clevere Marketing-Strategie ???

Ich hab‘ keine Ahnung. Aber ich weiß zumindest eines: So bleibt man im Gespräch !

Matty
1 Jahr zuvor

Ich habe es ja gleich geahnt, daß an der Sache etwas faul ist! Die Nominierung von Noa Kirel für den ESC im nächsten Jahr war voreilig und ich kann die Künstlerin sehr gut verstehen, daß sie sich überrumpelt fühlt und erst einmal auf Distanz geht!

AlexESC
AlexESC
1 Jahr zuvor

Das erinnert doch ein wenig an den Profifußball, wo Spieler, welche z.B. den Verein wechseln werden und dies bereits fest fest, in der Öffentlichkeit und Presse dann trotzdem weiterhin so um den heißen Brei herum reden, wenn ihnen eine Frage bezüglich eines Vereinswechsels gestellt wird!

…oder um bei den EBU-Wettbewerben zu bleiben:
Dies erinnert ebenfalls ein bisschen an vor zwei Monaten, wo es erst die Meldung (bei „ESC Plus“ und „Eurovoix“) gab, dass Deutschland am diesjährigen JuniorESC teilnimmt, wo es kurze Zeit später dann aber doch wieder hieß, dass zu einer Teilnahme Deutschlands beim JESc 2022 noch nichts entschieden sei!

Festivalknüller
Festivalknüller
1 Jahr zuvor

Es gibt also noch andere unorganisierte Fernsehstationen außer dem NDR.
Ansonsten ein schönes Thema um das Sommerloch zu stopfen.

eurovision-berlin
eurovision-berlin
1 Jahr zuvor

Dass das Publikum bei Nominierungen nichts zu sagen hat, war mir klar. Aber dass jetzt sogar die Nominierten auf Befehl springen müssen, hatte ich so noch nicht gehört. Die westliche Demokratie treibt immer skurrilere Blüten.

Jorge
Jorge
1 Jahr zuvor

a) kein grundsätzliches Dementi
b) hat Merguis Satz keinen direkten Bezug zur Frage, angefragt worden zu sein
c) für mich kein veränderter Stand

JoelESC
JoelESC
1 Jahr zuvor

Israel Teilnahme ohne Drama – Finde den Fehler (:

Glaube schon, dass sie teilnimmt

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor

Nun denn, … zwingen kann man ja schließlich niemanden. (Ups, 5€ ins Phrasenschwein😀)

Jo, ist ja noch früh, vielleicht überlegt sie es sich ja noch.😉

floppy1992
Mitglied
1 Jahr zuvor

Ich halte das, wie auch schon das Theater um Michael, seinen Manager und den Revamp, für reine Taktiererei. Wahrscheinlich will ihr Managment möglichst lange eine günstige Verhandlungsposition behalten, indem man noch jederzeit mit Rückzug drohen kann. Jedenfalls kann ich mir kaum vorstellen, dass KAN einen der derzeit größten Namen der israelischen Musikszene einfach mal als Vertreter verkündet, ohne mit ihm irgendeine Art von Rücksprache gehalten zu haben. Würde Noa nicht wollen, hätte sie direkt abgesagt.

Doron hätte ich jetzt aber nicht unbedingt gebraucht; dann wird es wohl doch wieder Oriental Pop.

Karin
Karin
1 Jahr zuvor

Israelische Mentalität, ein jeder steht für sein Land ein, durch den dortigen für alle geltenden Militärdienst verankert, sowas ist uns relativ fremd😳

Alki Bernd
1 Jahr zuvor

Ich hatte mich schon so gefreut auf diese Andrea Kiewel