Voting beim ESC 2023: Die Zuschauer mochten Lord of the Lost viel mehr, als die Platzierung vermuten lässt

Als die Jury- und Televoting-Punkte am letzten Samstag verkündet wurden, hätte man den Eindruck gewinnen können, dass der deutsche Beitrag „Blood & Glitter“ von Lord of the Lost in Europa überhaupt nicht gut angekommen ist: Letzter Platz im Juryvoting, drittletzter Platz im Televoting und damit insgesamt ebenfalls der letzte Platz. Den Jurys sagte „Blood & Glitter“ wirklich nicht zu, im Televoting hingegen sieht die Sache etwas anders aus. So schlecht kam die Band aus Hamburg dort nämlich gar nicht an. Wir wollen in diesem Beitrag die Abstimmung der Televoter noch einmal etwas aufdröseln.

Zuerst noch einmal zur Erinnerung das Ergebnis im Televoting:. „Blood & Glitter“ konnte hier 15 Punkte sammeln: 6 aus Österreich, 5 aus Finnland und 4 aus der Schweiz. Damit landete der Beitrag in der Zuschauerabstimmung auf Platz 24 von 26, also sehr weit hinten.

Wenn man sich hingegen die Platzierungen im Televoting der einzelnen Länder anschaut, ist Deutschland vorrangig im Mittelfeld platziert und fast gar nicht am unteren Ende des Tableaus. Der schlechteste Rang – Platz 23 im belgischen Televoting – ist sogar höher als der letztendliche Platz nach Punkten.

Hier sind die Plätze, die Deutschland im Televoting der einzelnen Länder erzielt hat:

Nur zweimal landeten Lord of the Lost unter den letzten fünf Plätzen, dafür aber 11-mal im Bereich Platz 11 bis 15 und 20-mal im Bereich Platz 16 bis 20. Dreimal konnte eine Platzierung in den Punkträngen von 1 bis 10 erreicht werden.

Im Durchschnitt erreichte Deutschland damit Platz 15,64 im Televoting. Wenn man die durchschnittlichen Televoting-Ränge aller Länder ausrechnet und diese danach ordnet, ergibt sich folgendes Bild:

Deutschland wäre im Televoting gereiht nach Durchschnittsplatz auf Platz 16 gelandet. Nach erhaltenen Punkten gereiht hingegen erreichte Deutschland Platz 24 – eine Differenz von 8 Plätzen und die größte negative Differenz aller Länder im Televoting.

Insgesamt kann man also sagen, dass Deutschland nach Meinung der Televoter auf keinem Fall einen der schlechtesten Beiträge geschickt hat. Es hat nur den Beitrag geschickt, der mit am seltensten eine Platzierung in den Top 10 schaffen konnte.

Das soll kein Schönreden sein, die aktuellen Regeln des ESC sind bekannt. Und der belohnt nun einmal Beiträge, die es schaffen, herauszustechen und bestraft Mittelmaß. Trotzdem sind Aussagen wie „keiner kann uns leiden“ oder „Lord of the Lost sind vollkommen gefloppt“ nicht wirklich haltbar, wenn man sich das Abstimmungsverhalten der europäischen Zuschauer anschaut.

Dieses Problem hatten übrigens schon mehrere deutsche Beiträge in der Vergangenheit: so schlecht schnitten sie gar nicht ab, erreichten aber in (fast) keinem Land die Top 10 und konnten so keine Punkte einsammeln.

Am Jury-Geschmack ging „Blood & Glitter“ hingegen in jeder Hinsicht vollkommen vorbei. Egal ob nach Punkten oder nach Rang, der deutsche Beitrag landete ganz hinten.

Das sind die einzelnen Platzierungen im Jury-Voting:

Und das die Sortierung nach dem durchschnittlichen Platz im Jury-Voting:

Sowohl nach Punkten als auch nach Ranglistenplatz kamen Lord of the Lost bei den Jurys überhaupt nicht an: Platz 26 auf beiden Auswertungswegen.

Wie beurteilt Ihr das Abschneiden von „Blood & Glitter“ nach Kenntnis der einzelnen Platzierungen im Televoting? Ist der 24. Platz von Lord of the Lost berechtigt? Sollte die Punktevergabe verbessert werden und wenn ja, wie? 


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127 Comments
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Joachim Franz
Joachim Franz
11 Monate zuvor

Hier wird die oben angeführte Statistik zu sehr durch die deutsche Brille bewertet. Beim Televoting wurde Deutschland nur 24., aber beim Durchschnittsranking wären wir 16. gewesen. Also 8 Plätze schlechter. Geht natürlich durch deutsche Brille gar nicht. Was dabei aber nicht gesehen wird ist, dass D damit ein Extremnegativbeispiel ist. Bei 20 der 26 Länder beträgt der Unterschied zwischen Platz nach Rang und Platz nach Punkten höchstens drei Plätze. Aber da man sich auf das deutsche Abschneiden beim Televoting von -8 Plätzen fokussiert, wird sofort von Vielen geurteilt, das das ESC-Punktesystem unfair sei und man die Punktevergabe bis runter Platz 26 strecken sollte. Denn so wären wir ja 16. geworden. Das ist doch ziemlich kurz gedacht. Man wird das Punktesystem nicht deshalb ändern können, weil nur D mit einem anderen Punktesystem im Televoting 8 Plätze besser gewesen wäre.
Aber was wäre denn wenn man nächstes Jahr dem Letzten noch 1 Punkt geben würde und dem ersten 26 statt 12 und wir dadurch schlechter abschneiden würden als nach dem bisherigen System? Fordern wir dann wieder nach dem alten System zurückzukehren? Das Punktesystem kann doch nicht immer so geändert werden, wie es aktuell für unseren deutschen Beitrag gerade am günstigsten gewesen wäre. So sind doch hier die meisten Beiträge. Oh, wenn es beim Televoting bis Rang 26 Punkte gegeben hätte, wären wir 16. statt 24. geworden. Also Televoting bis zum letzten Platz einführen. Oh, wir sind ja beim Juryvoting nach Rang genauso Letzter wie nach Punkten, also Juryvoting abschaffen. Nach beiden Punktesystemen sind wir bei der Jury Letzter. Also Juryvoting abschaffen. Und wenn wir nächstes Jahr mehr Punkte von der Jury als vom Televoting bekommen, sagt keiner mehr Juryvoting abschaffen.
Also so nach deutschem Dünken kann es auch nicht gehen. Wenn wir einen tollen Beitrag haben will ich“ twelve points for Germany“ und „douze points allemagne“ hören und nichts mit 26. Das Punktesystem ist in Ordnung. Wir sind damit ja auch 1982 und 2919 Erster geworden.

Thomas M. (mit Punkt)
Thomas M. (mit Punkt)
11 Monate zuvor
Reply to  Joachim Franz

Das sehe ich genauso, danke für den Kommentar!

Teufelchen
Teufelchen
10 Monate zuvor

Schicken wir doch nächstes Jahr Will Church zusammen mit Trong. Will singt, Trong tanzt dazu. Der Song wird in einem Vorentscheid gefunden. 😉

disneyfan5000
disneyfan5000
10 Monate zuvor

Ich finde diese Schönrednerei des deutschen Ergebnis ziemlich nervig. Deutschland ist letzter geworden. Punkt. Mal wieder, wenn auch total unverdient.