Zensur? BBC verbietet EU-Fahnen beim nationalen Vorentscheid

Brexit Broadcast Corporation – so bezeichnet Madeleina Kay, die sich selbst EU supergirl nennt, die BBC, nachdem diese den Besuchern des britischen Vorentscheids „Eurovision You Decide“ das Mitnehmen der EU-Fahne in das Studio verboten hatte. Mehr noch: stattdessen verteilte der Sender die nationale Fahne Großbritanniens, den Union Jack.

Zensur bei der alten Tante BBC, die wie kein anderer Sender für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Meinungsfreiheit steht?

Die Fahnen-Reaktion der BBC kam, nachdem vor dem You-Decide-Studio in Manchester Pro-EU-Aktivisten der Gruppe „EU Flag Mafia“ in großem Stil EU-Flaggen an die Besucher der Show verteilten hatten. Der Sender informierte die Besucher daraufhin, dass sie keine Flaggen mit ins Studio nehmen und dort schwenken dürften und bezeichnete das als Sicherheitsmaßnahme.

Interessanterweise wurde dann aber in größerem Stil die britische Nationalfahne, der Union Jack, an die Zuschauer im Saal verteilt, die diese dann auch schwenkten. Diese Maßnahme wurde laut der Website The New European von einem BBC-Sprecher bestätigt und verteidigt.

Als Außenstehender scheint das Vorgehen der BBC gegen die Idee und Regeln des ESC zu verstoßen. So hatte der Vorsitzende der ESC-Reference-Group, Dr. Frank-Dieter Freiling kürzlich in einem Interview hervorgehoben, wie wichtig es für die ESC-Teilnahme sei, das Werteverständnis von Vielfalt und Pluralismus zu leben. Dem, so könnte man jetzt argumentieren, hätte die BBC – zugegeben nur bei ihrer nationalen Vorentscheidung – nicht wirklich entsprochen.

Wichtiger aber: In den Fahnenrichtlinien der EBU sind nationale Flaggen der teilnehmenden Staaten sowie von UN-Mitgliedern beim ESC erlaubt. Die EU- und die LGBT-Flagge hingegen sind zwar auch zugelassen, allerdings nur, wenn sie nicht genutzt werden, um ein politisches Statement zu platzieren. Das war aber in diesem Fall ganz klar beabsichtigt.

So falsch und ärgerlich das vielen Kontinentaleuropäern erscheinen mag: die BBC hat mit ihrem Vorgehen zumindest nicht gegen die allgemeinen ESC-Fahnen-Regularien verstoßen. Ein Beigeschmack bleibt aber trotzdem, auch wenn der nicht gegen den frisch gekürten britischen Vertreter Michael Rice beim ESC eingesetzt werden darf.


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17 Comments
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Matty
5 Jahre zuvor

Ich möchte beim deutschen ESC-Vorentscheid auch keine Europaflagge sehen!

ESCFan2009
ESCFan2009
5 Jahre zuvor

Ich möchte gar keine Fahnen sehen, die liegen nämlich zumeist unelegant im Sichtfeld des armen Publikums XD
Nunja, aber letztes Jahr war das schon sympathisch und ich hatte gelacht, dass die Leute trotz Brexit EU-Flaggen schwingen (Und ja, meine politische Meinung ist klar pro-EU, that’s no secret).

Tobiz
Mitglied
5 Jahre zuvor

Wo ist der Bus mit den Leuten, die es interessiert, welche Flaggen geweht werden?

Goynen67
Goynen67
5 Jahre zuvor

Ich möchte beim ESC o. deutschen VE keine Anti Europäer sehen….ähmm wäre ja auch irgendwie unpassend..🤪..Spaß beiseite, Beeinflussung sollte bei der BBC VE Show verhindert werden, das ist ok, nur dann hätten auch nicht bewusst Union Jacks verteilt werden dürfen, außer die Leute hatten Sie sowieso dabei.

Rainer 1
5 Jahre zuvor
Reply to  Goynen67

Oh, dann darf ich nicht nach berlin kommen.😊😊😊.

togravus ceterum
Mitglied
5 Jahre zuvor

Die spinnen, die Briten … regen sich über jede Kleinigkeit auf und verlieren das Wichtige aus dem Auge. Hoffentlich kriegen sie sich in 10 bis 20 Jahren mal wieder ein.

Pablo
Pablo
5 Jahre zuvor

Ist das der Grund, warum mir meine kleine LGBT-Fahne vor der Altice-Arena bei der Kontrolle abgenommen wurde? (und der Herr sprach nur portugiesisch)

Natürlich, wie alle im TV sehen konnten, war die Halle voller LGBT Flaggen letzten Mai, beim 2. Semi.
Möglicherweise ist das ein politisches Statement, wenn ich stolz bin auf das was ich bin und auch meine Freunde, aber ist das nicht auch Meinungsfreiheit in meiner Bubble?

Zum UK: die tun mir echt leid, soviel Ignoranz ist nur noch ein Trauerspiel..

Rainer 1
5 Jahre zuvor

Verständlich. Immerhin tun die eu-greise inkl.herr junker alles, um uk. den ausstieg so schwer wie möglich zu machen.

bb
bb
5 Jahre zuvor
Reply to  Rainer 1

Der Ausstieg wird niemanden schwer gemacht, einfach Artikel 50 zitieren und Austritt erklären.
Die Frage ist dann nur, wie die Verträge zum Austritt aussehen und ob es überhaupt welche gibt. Da hat die EU von Anfang an klar gesagt, was für sie möglich ist und da gab es auch keine Verhandlungsspielraum oder wie es die Engländer gerne gesehen hätte, Möglichkeiten zum zocken.

Keine Ahnung wie du auf so eine Aussage kommst, Die EU kann UK nichts anderes anbieten wie Norwegen oder der Schweiz. Aber wie du bestimmt weißt, ist nur eine Hälfte der Briten davon überzeugt, dass der Brexit etwas Gutes ist und daher ist es nicht erstaunlich, dass es Menschen gibt, die auch die EU-Flagge zeigen.

Matty
5 Jahre zuvor

Ich denke, es wird in UK zu einer erneuten Volksabstimmung kommen und die Mehrheit wird sich dann für einen Verbleib in der EU aussprechen.

Rainer 1
5 Jahre zuvor
Reply to  Matty

Hoffentlich nicht.

Ruhrpottler
Ruhrpottler
5 Jahre zuvor

Traurig, dass Menschen immer nur auf solche Ideen kommen, bei TV-Veranstaltungen auf Brexit oder LGBT aufmerksam zu machen, obwohl das mit dem Inhalt der TV-Sendung gar nichts zu tun hat. Daher hat BBC meiner Meinung nach richtig gehandelt. Man kann in diesem Fall auch nicht mit Meinungsfreiheit argumentieren. Es ist einfach der falsche Ort für Politik. Oder schwingen diese Leute auch im Kino ihre Flaggen oder bei jedem Theaterstück? Die Leute sind dort hingegangen um Musik zu hören und Spaß zu haben. Nicht um sich von Brexit-Gegnern die Sicht auf die Bühne wegnehmen zu lassen. Ich kann mich nur wiederholen: KEINE POLITIK BEIM ESC. Weder bei ESC selbst noch bei irgendeinem Vorentscheid.

Sascha Gottschalk (@Sofareporter)

Ich denke das die Stimmung in Großbritannien um den Brexit aufgeheizt ist, dass man sich nicht noch diese Politikum in Haus holen wollte. Ich finde es auch ärgerlich, dass die EU-Fahnen nicht erlaubt waren, aber in der besonderen Situation, in der sich UK befindet, ist es wohl verständlich.

EscFan
EscFan
5 Jahre zuvor

Auch beim deutschen Vorentscheid sollte man mal deutsche Flaggen verteilen. Ein bisschen Nationalstolz schadet nicht.

bb
bb
5 Jahre zuvor
Reply to  EscFan

Nur leider hat der ESC nichts mit Nation zu tun, sondern ist eine Unterhaltungsprogramm des NDR. Wenn man dort Deutschlandflaggen sieht, dann hat das glücklicherweise wie beim Fußball nichts mit Nationstolz zu tun (haben wie hier seit neustem nur noch Rechte?) sondern sind mehr die Banner der Mannschaften bzw hier der Künstler, da kann man auch gerne mal eine Estische Fahne beim ESC wedeln, oder hier besser eine Schwedische, weil man eben den Beitrag gut findet.

Max
Max
5 Jahre zuvor
Reply to  bb

Als stolzer Europäer oder auch stolzer Deutscher ist man nicht immer rechts. Mit solchen Verallgemeinerungen wäre ich an deiner Stelle vorsichtig. So etwas kommt nämlich eher aus dem extremen Lager(links, rechts). Die Flagge der BRD steht doch gerade für Werte wie Demokratie, Gleichberechtigung und Freiheit. Nur weil das ganze von irgendwelche Neurechten der Afd missbraucht wird braucht man sich doch nicht den Stolz auf gerade solche Werte nicht nehmen lassen

bb
bb
5 Jahre zuvor
Reply to  bb

@Max
Mit der Deutschlandfahne mag man es haben wie man will, Nationalstolz ist aber eine Sache, die ich nicht als erstrebenswert ansehe. Auch wenn unser BundesSteini richtig gesagt hat, dass wir stolz auf unsere Verfassung sein können und das auch so äußern sollen, sehe ich den Nationalstolz nicht in der Mitte unsere Gesellschaft sondern klar am rechten Rand. UNd wer da stolz ist, der ist es nicht auf unsere freie und pluralistische Gesellschaft sondern auf eine idee von Deutschtum, als Ausgrenzung von allem Fremden. So was kann ich beim ESC nicht als positiv sehen. Und noch mal, ich sehe die Fahnen beim ESC als Unterstützung der Künstler, wie eben auch beim Fußball und nicht als Symbol, dass man stolz auf sein Land ist.