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Daumen drücken für Molly: Bekommt der ESC (irgendwie) seinen ersten Oscar?

Wir haben Molly Sandén bereits oft gefeiert! Und das zu Recht! Der letzte Anlass dazu war, dass der von ihr eingesungene Signature-Song „Husavik“ aus der Netflix-Will-Ferrell-Produktion „Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga“ für die „Problem-Oscars 2021“ (frei zitiert nach Bill Maher) nominiert wurde.

Nun kommt es in der heutigen Nacht von Sonntag auf Montag zum Showdown. Wird der Netflix-ESC-Spielfilm „The Story Of Fire Saga“ den einzigen Oscar ergattern, für den der Surprise-Blockbuster nominiert ist?

Es sind keine gewöhnlichen Oscars, die 2021 in Los Angeles stattfinden. Die eigentliche Awards-Show kommt mit nur ca. 170 Gästen live aus dem historischen Union Station Bahnhof in Downtown L.A. und wird von Erfolgsregisseur Steven Soderbergh inszeniert, der ein (knapp dreistündiges) „Spielfilm-Erlebnis“ avisiert, aber ansonsten kryptisch bleibt. Soderbergh hat auch den Pandemie-Thriller „Contagion“ (besetzt u.a. mit einem fantastisch aussehenden Jude Law) inszeniert. Keine Ahnung, ob das eine Empfehlung für den diesjährigen Oscar-Job ist, der Starregisseur verspricht jedenfalls eine „optimistische Show“.

Molly Sandén selbst wird nicht in L.A. sein. Alle nominierten „Original Songs“ werden „pre-recorded“ und leider nicht (wie in Nicht-Corona-Zeiten üblich) während der Awards-Show sondern in der Pre-Show „Oscar: Into the spotlight“ gezeigt. Die vier Wettbewerber von „Husavik“ wurden in L.A. auf der Dolby Family Terrace des Oscars-Museums (Academy Museum of Motion Pictures) aufgezeichnet, Molly selbst ist für den Fire-Saga-Auftritt nach „Husavik“ gereist, um den Clip dort zu drehen.

Eurovision.tv hat sie in ihrem Hotelzimmer in Husavik online interviewt:

Es ist soooo schade, dass Molly pandemiegezwungen um ihren Auftritt in der Oscar-Liveshow gebracht wird und diesen „bittersweet“ Unterton spürt man zuweilen auch im Interview. Der eigentliche Schocker des kurzen Online-Dialogs ist aber, dass Molly das Mello und/oder das von uns sehnlich gewünschte deutsche Finale für die Zukunft ausschließt.

“I feel like Melfest and similar competitions are now too scary for me. Fire Saga has been like winning the Eurovision Song Contest, so if I were to be a part of Melodifestivalen or even Eurovision, I’d prefer to be an interval act or something. I love the shows so much, but it’s so hard to compete with music, especially when it’s so close to your heart.”

„Ich empfinde den schwedischen ESC-Vorentscheid und vergleichbare Wettbewerbe für mich persönlich inzwischen als Überforderung. Fire Saga ist wie ein ESC-Gewinn. Wenn ich also beim Melodifestivalen oder beim ESC dabei sein sollte, dann würde ich es vorziehen, das außer Konkurrenz als Interval-Act oder ähnliches zu tun. Ich liebe diese Shows über alle Maßen, aber es ist hart, sich mit eigener Musik, der man sich überaus stark verbunden fühlt, einem Wettbewerb zu stellen.“

Nun, auch die Oscars sind ein Wettbewerb – und es ist megaspannend wie selten, wer sich in der „Best Song“-Kategorie durchsetzen wird. Werfen wir noch einmal einen kurzen Blick auf die weiteren vier Nominierten (mehr Detail hier):

„Fight For You“ kommt aus dem oscarnominierten Film „Judas and the Black Messiah“, gesungen von H.E.R., von der auch Musik (zusammen mit Dernst „D’Mile“ Emile II) und der Text kommen (zusammen mit Tiara Thomas).

Wieder Netflix: „Hear My Voice“ von Celeste stammt aus der ebenfalls als bester Film nominierten Netflix-Produktion „The Trial of the Chicago 7“. Celeste hat mit Daniel Pemberton den Text geschrieben, von dem auch die Musik stammt.

Netflix BOS Nominierung No. III. Auch „Io sì“, der Titelsong der italienisches Literaturverfilmung „La Vita Davanti a Sé“ (The Life Ahead), hat eine Oscar-Nominierung erhalten, vorgetragen vom italienischen Grammy-prämierten Superstar Laura Pausini, die gemeinsam mit Diane Warren die Lyrics geschrieben hat. Es ist die zwölfte Oscar-Nominierung für Diane Warren, die über 100 Titel in den US-Charts platzieren konnte, darunter Klassiker we „How Do I Live Without You“, „Nothing’s Gonna Stop Us Now“ oder „If I Could Turn Back Time“. Diane hat sogar ESC-Bezüge, sie hat auf Bitte von Andrew Lloyd Webber den UK-Beitrag „It’s My Time“ von Jade aus 2009 mitgetextet.

Leslie Odom Jr. singt „Speak now“, den fünften nominierten „Original Song“ aus dem Filmdrama „One Night in Miami“ – und hat gleich zweifach Chancen auf einen Oscar, denn er ist auch als bester Nebendarsteller nominiert und hat gemeinsam mit Sam Ashworth auch „Speak Now“ geschrieben.

Die Konkurrenz für die „Husavik“-Songwriter Rickard Göransson, Fat Max Gsus und Savan Kotecha (die irgendwie auch stellvertretend für Molly für den Oscar nominiert sind) ist stark und bedauerlicherweise gelten für „Husavik“ auch eher Außenseiterchancen.

Bei den meisten Filmkritikern liegt „Speak Now“ vorne. Gerne wird der Lady-Gaga-Vergleich für die Vorhersage hervorgeholt. Diese war nämlich ebenfalls als Darstellerin UND als Songwriterin (für „Shallow“ in „A Star is Born“) nominiert und ist am Ende dann für beide Nominierungen mit dem Best Song Oscar belohnt worden.

Häufiger genannt wird auch Diane Warren, erstens weil für „Io si (Seen)“ bereits mit dem Globen Globe geadelt wurde und zweitens, weil sie nach zwölf Oscar-Nominierungen endlich mal dran ist (sie singt alle zwölf Songs in fünf Minuten hier am Klavier). Aber in der Branchenbibel Variety wird „Husavik“ immerhin als der Song gehandelt, der „Speak now“ gefährlich werden könnte.

Es bleibt also spannend. Morgen früh wissen wir mehr. Wer die Oscars live verfolgen will, kann dies ab 2:00 Uhr morgen auf ProSieben tun.


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