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EBU untersagt ukrainischem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Ansprache beim ESC-Finale 2023

Foto: http://www.president.gov.ua

Staatsoberhäupter, Prinzess/innen, Oberbürgermeister/innen – beim ESC lassen sich gern Vertreter des austragenden Landes, der Region und/oder der Stadt zeigen. Doch wie ist das eigentlich in diesem Jahr, wenn der Vorjahressieger nicht der Ausrichter des Wettbewerbs ist? Offenbar plante der ukrainische Präsident, beim ESC-Finale eine Rolle zu übernehmen. Die EBU lehnte nun zumindest eine Ansprache mit Verweis auf den unpolitischen Charakter des Wettbewerbs ab.

Es ist in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswerter Eurovision Song Contest, der aktuell im englischen Liverpool ausgetragen wird. Nicht nur, weil zum ersten Mal seit langem nicht das Land den Wettbewerb durchführt, das ihn im Vorjahr gewonnen hat. Sondern gerade, weil er dort nicht stattfinden kann, da das Land angegriffen wurde – unter anderem auch wegen seines Strebens Richtung Europäische Union – und es sich seitdem einem brutalen Krieg befindet. Stattdessen findet der ESC nun in einem Land statt, das vor wenigen Jahren für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt hat. Bei aller Widersprüchlichkeit bringt uns trotzdem eins zusammen: die Musik. Oder wie es das Motto des ESC auf den Punkt bringt: United by Music.

Unter diesen Umständen ist es geradezu herzerwärmend zu sehen, mit welchem Aufwand die BBC, aber auch die Gastgeberstadt Liverpool Europa in Empfang nehmen, und mit wie viel Empathie sie an allen Punkten den Vorjahressieger Ukraine nach vorn stellen: Im Eurovision-Logo des Jahrgangs, bei der starken Farbwahl des Logos, bei Kunstinstallationen in der Stadt. Selbst das Rathaus leuchtet nachts in den ukrainischen Farben. Und nicht zu vergessen die TV-Shows selbst.

Die Stadt Liverpool und ihre Bürger sind stolz, Europa bei sich willkommen zu heißen. Und auch viele einzelne nehmen ganz bewusst Bezug zur Ukraine, etwa die Bar/Kneipe, in der Benny und ich letzte Woche etwas essen waren: Dort hängt eine ukrainische Flaggenkette über dem Tresen.

Der ESC ist auch im Jahr 2023 eines der wenigen Lagerfeuerevents, zu dem sich Abermillionen von Menschen gleichzeitig einfinden – in ganz Europa. Und da ist es auch nicht überraschend, dass sich in diesem Umfeld auch gern Staatsoberhäupter zeigen. König Charles III. (damals noch ungekrönt) hatte mit seiner Gemahlin Camilla bereits vor ein paar Tagen die ESC-Bühne offiziell eingeweiht (Video unten). Vielleicht kommt zum Finale dann ja auch Premierminister Rishi Sunak nach Liverpool?

Und die Ukraine? Bereits als bekannt wurde, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Tag des ESC-Finales nach Berlin reisen wird, gab es erste Spekulationen, dass er womöglich abends nach Liverpool weiterreisen würde. Mit dem Flugzeug kann man schließlich in zwei Stunden von Berlin nach Liverpool kommen… 

Dieser Gedankengang wurde nun indirekt bestätigt. Wie unter anderem The Times meldet, hat die European Broadcasting Union den Wunsch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj abgelehnt, eine Video-Ansprache zu halten. Offenbar war aber auch ein „Überraschungs­auftritt vor einem Millionen-Publikum“ angedacht. Dazu wird es aufgrund der strikten Regeln und Prinzipien der EBU nun allerdings nicht kommen.

Bleibt die Frage, ob Selenskyj eventuell einfach so als Gast an der Show teilnimmt. Die BBC käme nicht umhin, das zumindest per Bild einzufangen. Und ein solches Bild sagt mitunter mehr als tausend Worte. Insofern heißt es jetzt abwarten, ob neben der auch ansonsten umfangreichen Ukraine-Präsenz im Finale noch ein weiterer Höhepunkt hinzugefügt wird.


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