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Portugal: Carlos do Carmo ist im Alter von 81 Jahren gestorben

Bild: Rob Mieremet / Anefo

Ein portugiesischer ESC-Teilnehmer aus den 70ern stirbt und zahlreiche deutsche Medien berichten darüber? Klingt auf den ersten Blick nicht besonders wahrscheinlich, ist aber gerade genau so passiert: Carlos do Carmo, Portugals Vertreter beim Eurovision Song Contest 1976 in Den Haag, ist am gestrigen 1. Januar 2021 im Alter von 81 Jahren gestorben. Das hat vor allem in Portugal, aber auch international ein großes Medienecho hervorgerufen. So berichtet etwa die Deutsche Welle, dass die portugiesische Regierung höchstselbst den Tod von Carlos do Carmo bekanntgegeben und die portugiesische Marine dem Sänger in einem Tweet gedacht hat.

Carlos do Carmo (bürgerlich Carlos Alberto de Ascensão do Carmo de Almeida) war einer der ganz großen Vertreter des portugiesischen Fados. Er wurde unter anderem als „Stimme Lissabons“ (Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa spricht sogar von der „Stimme Portugals“) und portugiesischer Frank Sinatra bezeichnet. Die Liste seiner Werke und Erfolge ist zu lang, um sie an dieser Stelle erschöpfend zu referieren, aber zwei Aspekte seiner Karriere seien stellvertretend herausgestellt: Zum einen galt er als politischer Mensch und Gegner der Estado-Novo-Diktatur, was ihm sogar eine Verhaftung einbrachte. Zum anderen schaffte Carlos do Carmo den Spagat, gleichzeitig als Bewahrer und Modernisierer des Fados gefeiert zu werden. Er stellte sich gegen eine Verkitschung und Anbiederung an die (Touristen-)Massen, ließ aber gleichzeitig auch moderne und internationale Elemente in seine Musik einfließen. So war der Sänger auch nicht nur in Portugal bekannt, sondern tourte ebenfalls durch das Ausland und hat unter anderem ein Konzert in der Alten Oper Frankfurt auf Platte veröffentlicht, die heute nur noch als Rarität zu haben ist.

1976 wurde Carlos do Carmo per Direktnominierung als portugiesischer Vertreter für den Eurovision Song Contest in Den Haag bestimmt. Trotzdem wurde ein „Festival da Canção“ als Vorentscheidung abgehalten. Dort durfte der Sänger insgesamt acht Lieder zum Besten geben – ein früher Vorläufer von „Unser Song für Deutschland“ also. Alle Beiträge wurden gemeinsam auf dem Album „Uma Canção Para a Europa“ veröffentlicht. Abgestimmt wurde per Postkarte und am Ende setzte sich „Uma flor de verde pinho“ knapp vor „Novo fado alegre“ durch. Komponiert wurde das Siegerlied von José Niza, getextet von dem Dichter Manuel Alegre. Beim ESC 1976 landete Carlos do Carmo schließlich auf dem 12. Platz.

Carlos do Carmo wurde unter anderem mit einem portugiesischen Golden Globe, mit einem Goya Award und als erster portugiesischer Künstler überhaupt mit einem Latin Grammy ausgezeichnet.


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