Jurijus Veklenko im Interview: „Ich liebe es, Falsett zu singen.“

Jurijus Veklenko drängt sich beim Pressetreff von Eurovision in Concert nicht in den Vordergrund. Aufgrund seiner Körpergröße und der Ruhe, die er ausstrahlt, ist er aber sehr präsent. Auch im Interview lässt er sich nicht verunsichern, spricht mit tiefer Stimme, wirkt reflektiert und und aufgeschlossen.

ESC kompakt: Hi, bevor wir loslegen, sage mir, wie ich Dich nennen soll. Jurij, Jurijus oder noch ganz anders? 

Jurijus: Nimm einfach Jurijus.

Also die litauische Version des russischen Namens Juri. Sprichst Du auch Russisch? 

Ja, ein bisschen. Aber da ich in Litauen geboren und aufgezogen wurde, ist Litauisch meine Sprache.

Du hat an Eurovizijos 2019 teilgenommen, dem litauischen Vorentscheid für den ESC in Tel Aviv. Aus dem Halbfinale hast Du Dich mit der Höchstpunktzahl der Jury und der Zuschauer für das Finale qualifiziert. Wie hast Du das wahrgenommen? 

Ich habe das Schritt für Schritt gemacht. Ich habe wirklich nichts Spezielles erwartet. Und jetzt bin ich hier in Amsterdam. Ich habe auch aufgehört darauf zu hören, was die Leute sagen. Da waren welche, die gesagt haben, ich könnte das nicht. Und ich habe einfach weitergemacht.

Konntest Du das machen, weil Du überzeugt warst, dass Dein Song stark genug ist?

Genau. Ich fühle mich frei, wenn ich den Song singe. Und das Lied handelt genau davon, frei zu sein. Befreie Dich von den Nein-Sagern und den Hatern und mach, was du liebst. Denn viele Leute haben heutzutage Angst davor, was andere sagen oder denken könnten. Tue, was Du liebst, und liebe was du machst.

Wenn Du Deinen Song vorträgst, singst Du auch viel mit der Kopfstimme. Machst Du das gern? 

Ja, ich liebe es, Falsett zu singen. In Litauen ist das sehr beliebt. Und es gibt nicht viele Männer, die so hoch singen können wie ich. Das habe ich über die Jahre entwickelt und das ist ein bisschen meine Treibkraft.

Obwohl „Run With the Lions“ ja von der Jury und den Zuschauern geschätzt wurde – immerhin hast Du den Vorentscheid gewonnen – hast Du den Song gerevampt. Warum?

Weil ich dachte, dass wir es besser machen können, noch besser. Ich habe das Lied öfter gesungen, als ich zählen könnte und eines Tages sagten wir: komm, lass es noch einmal von vorn machen. Dann bin ich nach Zürich gefahren zu Pele Loriano und Eric Lumiere, zwei der Songschreiber, und zusammen haben wir das Lied noch einmal aufgenommen und ich glaube wirklich, dass das jetzt besser ist. Es ist runder und geschlossener.

Ich finde es auch etwas kraftvoller als vorher. 

Ja, das ist es. Denn ich habe auch noch deutlich mehr Emotionen hineingegeben. Wir haben uns wirklich jede Note angeschaut, was funktioniert und was nicht.

Litauen kommt beim ESC häufig ins Finale. Gibt es aus Deinem Land eine Erwartungshaltung an Dich, spürst Du Druck? 

Nein, ich fühle Unterstützung. Ich spüre, dass die Leute den Titel wertschätzen, darum haben sie ihn gewählt. Und sie glauben an den Song, genauso wie ich. Natürlich gibt’s immer ein paar Hater und Neinsager, aber das ist einfach die Art und Weise, wie das Spiel läuft.

Gut, dann viel Erfolg für heute und für Tel Aviv. 

Danke.


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18 Comments
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Matty
5 Jahre zuvor

Falsett: manche sagen Kopfstimme und andere Kastraten- oder Countergesang. Bei Duncan hört sich das sehr gekünstelt an, ber Jurijus dagegen erstklassig.

floppy
Mitglied
floppy
5 Jahre zuvor
Reply to  Matty

Na ja, zwischen Countertenören und Kastraten gibt es aber schon noch einen kleinen aber feinen Unterschied 😉

Matty
5 Jahre zuvor
Reply to  floppy

Der da wäre?

floppy
Mitglied
floppy
5 Jahre zuvor
Reply to  floppy

Google doch einfach 🙂
Kleiner Tipp: Möglicherweise hat es etwas mit Bällen zu tun. Oder Nüssen. Oder Eiern.

JeG_
JeG_
5 Jahre zuvor
Reply to  Matty

Kann man mir erklären wie sich Kopfstimme „gekünstelt“ anhören kann??? Mit Kopfstimme zu singen ist das am wenigsten anstrengende an Gesang, was du machen kannst. Ich singe selber seit Langem, für mich ist der Einsatz der Kopfstimme ne Verschnaufpause. Duncan singt das ohne große Mühe oder Ausschmückungen, da hört sich nix gekünstelt an.

eccehomo42
5 Jahre zuvor
Reply to  JeG_

Gekünstelt ist nur eine Mattysche Hasserklärung, da er seinen Posterboy von Duncan um einen Sieg gebracht sieht. Entweder dir Kopfstimme klingt gut oder sie klingt nicht gut. Was man bisher von Duncan hört, klingt für Kopfstimme sauber und klar, sehr angenehm, zumindest für Leute, die diesen Song nicht voreingenommen schlecht finden.

ESCFan2009
ESCFan2009
5 Jahre zuvor

Sehr sympathisch! Einfach weitermachen, egal was die Hater sagen 😊😇👍🏻

stefanohh
stefanohh
5 Jahre zuvor

Sympathisch und sexy 🙂

Tobiz
Mitglied
5 Jahre zuvor

Off Topic: Die schlechte Airplay im Radio scheint zumindest die Macher von Germany’s next Topmodel nicht zu interessieren, wo in der neuesten Folge einige Sekunden lang „Surprise“ von lilly among clouds gespielt wurde, was ich spannend finde, denn das Lied hat man außerhalb des Vorentscheids ja gar nicht gehört. Später kam sogar noch Michael Schulte und YLMWA dazu.

Lucius
Lucius
5 Jahre zuvor
Reply to  Tobiz

Hast du natürlich nur ganz zufällig in dem Moment reingezappt, gell? 😉

Tobiz
Mitglied
5 Jahre zuvor
Reply to  Lucius

Nö, ich guck den Mist tatsächlich mit meiner Schwester.

Jorge
Jorge
5 Jahre zuvor

„Also die litauische Version des russischen Namens Juri. Sprichst Du auch Russisch? “
LOL, stell doch nicht so fiese Fragen, die Litauer sind so ‚proud‘ da ist das eine heikle Angelegenheit. Deshalb hat er sich auch so beeilt, sich da abzugrenzen. 😉

In Wahrheit ist Jurijus die litauische Variante von Jorge!

Jorge
Jorge
5 Jahre zuvor
Reply to  Douze Points

🙂 Eher plattdeutsch. Geht auch cooler …

Matty
5 Jahre zuvor
Reply to  Jorge

Hättest Du wohl gerne! 😛😛😛

togravus ceterum
Mitglied
togravus ceterum
5 Jahre zuvor

Ich liebe es Jurijus anzuschauen. 🙂

porsteinn
Mitglied
porsteinn
5 Jahre zuvor

Aber weniger anzuhören? 😉

AperolspritzBernd
AperolspritzBernd
5 Jahre zuvor

Diese Technik muss man wohl eher als Falschsett bezeichnen