Selten wurde das Melodifestivalen so herbeigesehnt wie in diesem Jahr. Für viele ESC-Fans war das Finale des schwedischen Vorentscheids im letzten Jahr die letzte „normale“ Großveranstaltung. Dann kam Corona. Und da freut es das Fan-Herz natürlich umso mehr, wenn mit Danny Saucedo (Aufmacherfoto) einer der größten Stars dabei ist, der sich 2012 nur der späteren ESC-Siegerin Loreen geschlagen geben musste. Auch Jessica Andersson, Paul Rey und Arvingarna sind Wiederkehrer. Die Neulinge bringen nicht nur die nötige Würze mit; eine von ihnen – Kadiatou – darf die ganze Chose auch eröffnen.

Einminütige Ausschnitte von allen sieben Songs sind hier zu finden. Florian und Douze Points bewerten die Snippets nach dem ersten Hören mit bis zu 5 Sternen. Wie gefallen Euch die Songs? Kommentiert gern unter diesem Beitrag.

1. One Touch – Kadiatou
Text und Melodie: Joy Deb, Linnea Deb, Jimmy „Joker“ Thörnfeldt, Anderz Wrethov

Douze Points: Endlich, der erste Mello-Sound in diesem Jahr. Und die Strophe klingt treibend und baut sich schön auf. Die Stimme ist sicher. Doch dann kommt ein kleiner Downer: Der Refrain. Clubbig? Ja. Für mich auch ok (erst recht im EuroClub), aber letztlich hätte es hier noch etwas melodischer sein dürfen. Insgesamt aber ein guter Opener für die Show.
Bewertung: 3 Sterne

Florian: „One Touch“ dürfte uns einen guten Start in das diesjährige Melodifestivalen bescheren. Die Produktion hat etwas von „Lose Control“ (Meduza/Becky Hill), entscheidend wird aber die Umsetzung auf der Bühne sein. Da können wir schon gespannt sein, ob Kadiatou ihre Nummer sicher performen wird – dann könnte es für einen Andra Chansen-Platz reichen.
Bewertung: 3 Sterne

2. Pretender – Lillasyster
Text und Melodie: Isak Hallén, Jakob Retter, Martin Westerstrand, Ian Paolo Lira, Palle Hammarlund

Douze Points: Bei den ersten Klängen bin ich überrascht: Das hört sich eher nach 90er-Jahre-Indie-Poprockballade an. Moment, bleibt das jetzt auch so ruhig? Nein, denn jetzt geht die Achterbahnfahrt los und die Band bleibt sich doch selbst treu. So soll es sein, und es ist gut, dass es Hardrock auch beim Mello gibt. Meine Tasse Tee ist das (bekanntermaßen) nicht.
Bewertung: 1,5 Sterne

Florian: Ganz anders klingt „Pretender“, welches wohl auch auf eine andere Zielgruppe zugeschnitten ist. Allerdings ist mir in dem Songausschnitt direkt die Diskrepanz zwischen der eher radiotauglichen Rock-Folk-Strophe und dem explosiven Rock-Metal-Refrain aufgefallen. Das klingt für mich so, als ob man sich nicht wirklich entscheiden konnte und den Song für möglichst viele Menschen zugänglich machen wollte – ich hätte mich lieber direkt für eine der beiden Richtungen entschieden.
Bewertung: 2 Sterne

3. Jessica Andersson – Horizon
Text und Melodie: David Kreuger, Fredrik Kempe, Marcus Lindén, Christian Homström

Douze Points: Auch hier starten wir mit einem gitarrenlastigen Intro. Das ist recht zeitlos – so wie die Stimme von Jessica Andersson. Die Brücke wird dann schon moderner, wir nähern uns also doch den 20er Jahren. Und der Refrain scheint dann (vergleichsweise billiger) Großraumdiscopop zu werden. Damit könnte sie bei mir einen weak spot treffen. Aber warum dann nicht gleich so?!
Bewertung: 3 Sterne

Florian: Für Jessica Andersson ist es also mal wieder eine Ballade geworden (dabei war „Party Voice“ doch ein echter Fanliebling…). Gesanglich klingt Jessica wie immer super, die gitarrenhafte Begleitung hat etwas von Anna Bergendahl, doch dann kommt ein poppiger Wechsel zum Refrain, dazu dann auch noch ein Chorgesang. Ehrlich gesagt habe ich ein wenig die Sorge, dass das alles ein wenig „too much“ ist, aber mal sehen, wie der Song in voller Länge klingt – ein Weiterkommen auf den ersten vier Plätzen ist jedenfalls nicht ausgeschlossen.
Bewertung: 2,5 Sterne

4. Paul Rey – Missing Piece
Text und Melodie: Fredrik Sonefors, Laurell Barker, Paul Rey

Douze Points: Paul Reys Stimme ich sicher nicht die herausragendste, aber das passt ja auch zum Song. Denn der ist auch nicht herausragend (zumindest was man bisher hören kann). Ich habe Andreas-Johnson-Mainstream-Pop-Vibes. Das ist bei mir leider kein Qualitätsmerkmal. Schade, ich hatte mich so auf seinen Beitrag gefreut.
Bewertung: 2,5 Sterne

Florian: Paul Rey nimmt die exakt andere Richtung und lässt nach seiner Ballade aus dem Vorjahr eine eher temporeichere Nummer folgen. „Missing Piece“ erinnert mich in Teilen ein wenig an „Troubled Waters“ von Victor Crone und nimmt aus der entspannteren Strophe eine schöne harmonische Überleitung in den Refrain. Im schwedischen Radio dürfte dieser Song schon bald in Rotation laufen und ich kann mir gut vorstellen, dass Paul Rey auch in diesem Jahr wieder im Finale zu sehen sein wird.
Bewertung: 3,5 Sterne

5. Arvingarna – Tänker inte alls gå hem (Ich habe überhaupt nicht vor, nach Hause zu gehen)
Text und Melodie: Stefan Brunzell, Nanne Grönvall, Thomas G:son, Bobby Ljunggren

Douze Points: Ach, das erfreut mein Schwedenschlagerdansbandsherz. Da ist alles am Platz, wo es bei so einem Song hingehört. Der Aufbau erschließt sich. Dazu gibt’s einen Tonartwechsel und noch eine Mitklatschstelle (die ohne Publikum im Saal natürlich etwas verpufft). Klassische Hausmannskost. Aber gerade nach Durstzeiten wie so einer Pandemie schmeckt es ja zu Hause immer am besten.
Bewertung: 4 Sterne

Florian: Von Arvingarna gibt es das erwartbare Programm, welches gar nicht so schlecht klingt und für gute Stimmung vor den Fernsehern in Schweden sorgen dürfte. Dass Nanne Grönvall an der Nummer mitgeschrieben hat, klingt dabei durchaus ein wenig durch (im positiven Sinne). Gerade das ältere Publikum könnte Gefallen an dem Song finden und vielleicht reicht es wie zuletzt für einen Andra Chansen-Platz.
Bewertung: 2,5 Sterne

6. Nathalie Brydolf – Fingerprints
Text und Melodie: JAndreas Stone Johansson, Etta Zelmani, Laurell Barker, Anna-Klara Folin

Douze Points: Es geht doch kaum etwas über eine melodische, schön gesungene Klavierballade. Der Auftakt von „Fingerprints“ fängt mich total, und ich lasse mich begeistert mitnehmen. Umso mehr enttäuscht bin ich dann aber über den Refrain, der seltsam einfallslos ist und bei dem mir auch plötzlich die Stimme etwas auf den Geist geht. Aber insgesamt eine gute Abwechslung zwischen den Uptempo-Nummern.
Bewertung: 3,5 Sterne

Florian: Die nächste Laurell Barker-Komposition in dieser Vorrunde ist eine schön arrangierte „Ballade“. Ich fürchte allerdings, dass der Song insgesamt zu blass sein wird, um letztlich gegen die Konkurrenz hervorstechen zu können. Dafür fehlt der Idol 2018-Teilnehmerin letztlich womöglich auch einfach die Bekanntheit.
Bewertung: 2,5 Sterne

7. Danny Saucedo – Dandi Dansa
Text und Melodie: Danny Saucedo, Karl-Johan Råsmark

Douze Points: Was ist denn in diesem Jahr mit den Refrains los? Oder anders gefragt: Wo sind die Bernd Meinungers dieser Welt, wenn man sie mal wirklich braucht?! Der Titel „Dandi Dansa“ ließ ja diesbezüglich schon Schlimmes ahnen. Dass Danny dann darauf (man beachte die Alliteration) funkige Stimmenübungen macht, sorgt vollends für Kopfschütteln. Denn klar hat der Sound etwas, vor allem wenn er von ihm kommt. Andere Künstler müssten sich hier aber schon um den Einzug ins Andra Chansen sorgen.
Bewertung: 3 Sterne

Florian: Auf dem Papier wird Danny Saucedo der große Favorit dieser ersten Mello-Runde sein. „Dandi Dansa“ ist erwartungsgemäß keine Ballade, sondern eine funkig-klingende tanzbare Popnummer. Der Refrain ist eingängig und bleibt direkt hängen. Der Refrain bietet auch musikalische Abwechslung und klingt beim ersten Hören recht schwungvoll. Als routinierter Performer sollte Danny Saucedo keine Probleme haben, den Song choreographisch angemessen zu performen. Was seine möglichen Chancen im Finale angeht, ist natürlich noch keine Prognose möglich, in dieser Auswahl sollte er aber locker weiterkommen.
Bewertung: 3,5 Sterne

Prognose Douze Points
Finale: Danny Saucedo, Arvingarna
Andra Chansen: Kadiatou, Paul Rey

Prognose Florian
Finale: Danny Saucedo, Paul Rey
Andra Chansen: Kadiatou, Arvingarna

Wir begleiten für Euch das Melodifestivalen 2021 mit einer umfangreichen Berichterstattung. Hier findet Ihr alle Infos zum Wettbewerb und den Shows. Für alle Halbfinale, Andra Chansen und das Finale bieten wir darüber hinaus je einen Live-Blog an.