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Melodifestivalen: Neues Abstimmungssystem für mehr Spannung – und dasselbe Ergebnis?

Wenn am Samstag das schwedische Fernsehen die neue Runde des Melodifestivalen startet, dann kommt ein neues Abstimmungssystem zum Einsatz (Aufmacherbild: die Teilnehmer, Janne Danielsson/SVT). Das wurde auch Zeit, denn in den letzten Jahren hatten die Ergebnisse des Zuschauervotings immer enger zusammengelegen. So hatte der Vorjahressieger Benjamin Ingrosso nicht einmal doppelt so viele Stimmen wie Jessika Andersson mit den wenigsten Votes. Dadurch wurden letztlich die internationalen Jurys für das Endergebnis ausschlaggebend.

Der Grund dafür war die neue App, mit der die Zuschauer kostenlos bis zu 5 Stimmen pro Beitrag abgeben konnten. Damit vervielfachte sich nicht nur die Anzahl der abgegebenen Stimmen gegenüber der Zeit, als jeder Anruf bzw. jede SMS Geld kostete. Denn da mehrere Stimmen abgegeben werden konnten, näherten sich die Ergebnisse im Durchschnitt an.

Nun also die Reaktion des Senders: Die Zuschauer können weiter über die App abstimmen wie bisher. Allerdings werden die Stimmen der Voter in sieben Altersgruppen aufgeteilt und einzeln ausgewertet. Innerhalb der Gruppen wird die Reihenfolge der Beiträge bestimmt und dann bekommt der Song mit den meisten Stimmen im ESC-Stil 12 Punkte, der mit den zweitmeisten 10 und so weiter (leicht andere Punkteverteilung, aber im Prinzip ähnlich bei den Semis, an denen nur sieben Songs teilnehmen). Diese Punkte werden dann über die Altersgruppen aufaddiert und gemeinsam bekanntgegeben.

Nettes Gimmick: Während der Song im Fernsehen gezeigt wird, ist links unten im Bildschirm wie auch in den Vorjahren ein Herz zu sehen. Dieses nimmt nun immer drei Farben an, nämlich die der drei Gruppen, deren Beteiligung sich gerade am stärksten verändert. Die Gruppen haben dabei die schönen Regenbogenfarben grün (3-9 Jahre), türkis (10-15 Jahre), blau  (16-29 Jahre), lila (30-44 Jahre), rosa 45-59 Jahre, rot (60-74 Jahre) und organe (75 Jahre und älter). Überwiegen die Telefonstimmen (SMS sind abgeschafft) ist ein Teil des Herzens farblos (weil kein Alter bestimmt werden kann).

Obwohl, oder gerade weil die Zuschauer bis 30 Jahre gleich drei Gruppen ausmachen und weil die Favoriten meistens – so das schwedische Fernsehen aufgrund seiner Datenanalysen – ohnehin in den meisten Altersgruppen gleich sind, wird sich am Ergebnis letztlich nicht viel ändern. Darauf deuten auch die Auswertungen des Abstimmungsverhaltens der Vorjahre nach der neuen Logik hin. Möglicherweise wird es einfach wieder etwas spannender bei der Punktevergabe oder die Sieger können einfach deutlich zeigen, wie weit sie vor der Konkurrenz liegen.

Eine tatsächlich spürbare Auswirkung hat das neue Verfahren auf die Show nur im Finale und dort an einer konkreten Stelle: der Anzahl der internationalen Jurys. Da es auf Zuschauerseite sieben Altersgruppen und eine Telefongruppe gibt, zusammen also acht, wird auch die Anzahl der Jurys von elf auf acht reduziert. So wird wieder ein Gleichgewicht erzielt. Bleibt am Ende nur die Frage, wer Schweden in Israel vertritt – und ob er/sie nach dem alten Votingsystem ebenfalls den Sieg davongetragen hätte.


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