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ESC-Barometer 2020 (6): Destiny aus Malta singt sich zur Mitfavoritin

Danke, Russland. Vielen Dank für nichts! Was ist bitte so schwer daran, einen Song, den man am 9. März bei HoD-Meeting vorgestellt hat, parallel auch zu veröffentlichen? Stattdessen fehlt uns der Beitrag weiterhin für unser ESC-Barometer. Und das heißt, dass die ganze Auswertung noch einmal gefahren werden muss, wenn er vorliegt. Hauptsache, Putin darf immer und immer wieder gewählt werden, oder wie?

Nun denn, kommen wir zu den erfreulicheren Seiten des ESC-Lebens: Alle anderen Ländern waren auch trotz Corona-Einfluss in der Lage, pünktlich ihre Beiträge für den Eurovision Song Contest 2020 in Rotterdam zu küren. Seit dem letzten ESC-Barometer sind nicht weniger als 14 Beiträge hinzukommen. Dazu kommen einige Revamps. Wir haben uns entschieden, bei Albanien eine erneute Abfrage zu starten. Hier liegt das erste Voting so lange zurück und der Song ist nun auch in einer anderen Sprache, so dass uns das angemessen erschien.

Die neuen Songs haben sich in den Rankings an den unterschiedlichsten Stellen platzieren können – nur nicht ganz an der Spitze und ganz am Ende. Aber der Reihe nach. Wir beginnen wieder mit der Rangliste nach der durchschnittlichen Bewertung. Island bleibt an der Spitze, aber Destiny aus Malta platziert sich mit einem Wert von 2,05 nur ganz knapp hinter THE ROOP aus Litauen (2,01) und vergleichsweise deutlich vor Ben Dolic aus Deutschland (2,26) auf Rang 3.

Auch auf den Plätzen 7 bis 10 finden sich Neueinsteiger: VICTORIA aus Bulgarien, Vasil aus Nordmazedonien, Gjon’s Tears aus der Schweiz und The Mamas aus Schweden. Da hat sich für viele Leser das lange Warten auf die letzten Beiträge offenbar gelohnt.

Weiter geht es mit den Neueinsteigern auf den mittleren Plätzen. Vicent Bueno aus Österreich landet auf einem guten Rang 12 vor Ben & Tan aus Dänemark auf der 13. Am Anfang der zweiten Hälfte platziert sich der Vertreter der Gastgeber, der Niederländer Jeangu Macrooy (Platz 22).

Obwohl die Bewertungen der ersten und der neuen albanischen Song-Version nicht sooo weit auseinander liegen, trennen sie doch sieben Beiträge – ein Zeichen dafür, wie eng es hier im Mittelfeld zugeht. Und ja, die gerevampte Version von „Shaj“ kommt nicht so gut an wie das Original. Das kann aber auch der Tatsache geschuldet sein, dass der albanische Beitrag als erster der Saison feststand und dort noch gnädiger gewertet wurde.

Vergleichsweise wenige neuveröffentlichte Beiträge finden sich bei der Durchschnittsbetrachtung ganz am Ende wieder: Sandro aus Zypern kann sich noch über einen okayen Platz 27 freuen. Für Senhit aus San Marino (Platz 34) und Elisa aus Portugal (Platz 38) ist das Erwachen dann doch etwas bitter.

Im nächsten Schritt schauen wir uns die Top-Wertungen an. Das ist sinnvoll, weil die Zuschauer ja für ihre/n Favoriten anrufen werden und nicht für jemanden, den sie auch noch gut finden. Daði und Gagnamagnið aus Island bleiben dabei klar vorn. Zwischen Destiny und Ben Dolic wird es hier schon so eng, dass wir uns die zweite Kommastelle anschauen müssen. Ähnlich eng umkämpft ist Platz 8, um den sich der bulgarische und Schweizer Beitrag streiten.

Im Mittelfeld gibt es einige Verschiebungen im Vergleich zur Durchschnittswertbetrachtung. So liegt der Niederländer hier deutlich höher als zuvor (statt Platz 22 jetzt 14). Auch Efendi aus Aserbaidschan schiebt sich hier nach vorn (Platz 13). Interessant ist, dass sich die beiden Versionen des albanischen Beitrags auf demselben Platz im Ranking wiederfinden.

Überraschend schlecht fällt auch die Platzierung von Stefania aus Griechenland aus. Sie rutscht im Vergleich zur Vorwoche um zwölf Plätze nach hinten. An dieser Stelle nicht wundern: beim letzten ESC-Barometer war das Voting für ihren Beitrag noch nicht abgeschlossen, so dass hier eine größere Veränderung möglich war als bei Polen.

Damit kommen wir zu unserem beliebten Polarimeter. Hier bleiben die Plätze 1 bis 8 unverändert. Erst auf Rang 9 kann sich Destiny hineinschmuggeln. Das deutet darauf hin, dass die zuletzt veröffentlichten Beiträge zwar prinzipiell positiv angenommen werden. Ein richtig stark überzeugte Anhänger- und Ablehnerschaft scheinen sie aber (bisher) nicht zu erzeugen.

Für den Autoren überraschend ist hier das vergleichsweise schwache Abschneiden von Gjon’s Tears aus der Schweiz, der ja in den Wetten so hoch liegt. Hier wäre ein größeres Polarisierungspotenzial zu erwarten gewesen.

Spitzenreiter in der Kategorie „Couldn’t care less“ ist weiter James Newman aus Großbritannien. Aber auch Neuzugang Sandro weist hier keine polarisierende Stärke auf. Diese Acts könnten schnell nach ihrem Auftritt vergessen sein.

Die verschiedenen Auswertungsansätze führen wir nun in unserem ESC-kompakt-Index zusammen. Der EKI (ESC-kompakt-Index) ist die durchschnittliche Platzierung eines Beitrags nach fünf Kriterien, die jeweils für sich gerankt werden: Einzelbetrachtung „ist ganz ausgezeichnet“, Top2-Betrachtung „ist ganz ausgezeichnet“ und „gefällt mir gut“ zusammen, Durchschnittsbewertung, Polarimeter-Index und umgedrehter Couldn’t-Care-Less-Index (Rangreihung von der niedrigsten „so la la“-Wertung (Platz 1) bis zur höchsten (letzter Platz).

Hier ist die Welt auch für Deutschland wieder in Ordnung: Ben Dolic hält sich beim EKI vor Destiny aus Malta. Die Plätze 1 und 2 blieben auch unverändert. Bei dieser Auswertung erfüllt nun auch der Schweizer die hohen (Wett-)Erwartungen. Erstaunlicherweise schaffen es aber auch The Mamas aus Schweden auf Rang 9.

Die Bulgarin VICTORIA, die zuletzt die internationalen Wettquoten anführte, kommt beim EKI auf einen respektablen elften Platz. Knapp dahinter liegt auch die Aserbaidschanerin. Dass der Georgier Tornike Kipiani mit Platz 15 ebenfalls weit oben mitspielt, ist überraschend und dürfte sich so wohl nicht beim ESC zeigen. Erfreulich hingegen der 16. Platz für Vincent Bueno aus Österreich.

Ganz hinten liegt wieder Uku Suviste aus Estland. Das hat er zwar nicht verdient, aber die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Wenig Hoffnung sollten sich zum aktuellen Zeitpunkt auch die bereits erwählten Elisa aus Portugal und Sandro aus Zypern machen.

Die Ausgabe des ESC-kompakt-Barometers mit wirklich allen Beiträgen kommt in den nächsten Tagen.

Deckt sich unsere Auswertung mit Deiner Meinung über die Beiträge? Diskutiere gern unter diesem Artikel.

ESC-Barometer 2020 (5): Daði & Gagnamagnið stürmen an die Spitze
ESC-Barometer 2020 (4): Ben Dolic aktuell zweiter Sieger
ESC-Barometer 2020 (3): Go_A aus der Ukraine erfolgversprechendster Neuzugang
ESC-Barometer 2020 (2): THE ROOP aktueller Spitzenreiter in allen Kategorien
ESC-Barometer 2020 (1): Italiens Diodato erwartungsgemäß an der Pole-Position
Rückblick: So sah das letzte ESC-Barometer 2019 aus 
Vergleich: So gut stimmten 2019 ESC-Barometer und EKI mit ESC-Ergebnis überein


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