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Kommentar: Warum „The Best In Me“ bislang gnadenlos unterschätzt wird

„The history book on the shelf is always repeating itself“, wussten schon ABBA und gewannen mit dieser Weisheit 1974 den Eurovision Song Contest. Vor einem Jahr veröffentlichte Bloggerkollege Benny eine Erklärung, warum (der französische Beitrag) „Roi“ bislang gnadenlos unterschätzt wird. In Jahr später sehe ich mich in derselben Situation. Denn ich finde: „The Best In Me“ wird missverstanden und unterschätzt – zumindest deutet das ESC-Barometer darauf hin.

Zunächst einmal ist es leicht, „The Best In Me“ nicht zu mögen. Eine vermeintliche Boyband-Ballade mit mehr Zuckerguss, als die Zuckerinsel Kuba in einem Jahr produzieren kann. Dann dieses Video mit dem Auftritt auf dem Eiffelturm, der superkitschig angestrahlt wird. Und hat nicht die Schweden-Mafia um Thomas G:son das Lied verbrochen? By the way: John Lundviks Song für Michael Rice im letzten Jahr ist doch auf dem letzten Platz gelandet. Ergo: Warum sollte es Tom Leeb besser gehen?

Killer-Smile des Vollblut-Musikers Tom Leeb

Darum. Weil der „The Best In Me“-Zucker an allen Poren der Zuschauer festkleben bleibt. Weil John Lundvik mit seinem anderen ESC-Beitrag im letzten Jahr um den Sieg mitgesungen hat. Weil Tom Leeb in den Strophen einen französisch Text singt, der von Amir Haddad mitgeschrieben wurde, der beim ESC 2016 auf dem sechsten Platz landete. Weil der Eiffelturm schon den Auftritt von Alma beim ESC 2017 gerettet hat. Und weil Tom – bei aller politischen (Un-)Korrektheit – visuell in einer anderen Liga spielt als Michael Rice und mehr Charisma hat.

Der Mann mit Durchblick 

Nun aber zum harten Argument: Michał Szpak. Was wurde „Color Of Your Life“ beim ESC 2016 (mit Recht) runtergeschrieben. Aber am Ende hatte es die drittmeisten Zuschauerpunkte und platzierte sich trotz dem vorletzten Platz bei den Juroren auf einem Platz 8 im Gesamtklassement. Warum sollte „The Best In Me“ in all seiner Altmodigkeit nicht denselben Effekt hervorrufen?

Macht auch auf dem Roten ESC-Teppich eine gute Figur: Tom Leeb hier mit seiner Schwester Elsa 

Natürlich muss ich zugeben, dass ich beim ersten Hören auch negativ überrascht war und arrogant abwertend geurteilt habe. Aber dann hatte ich diesen Ohrwurm. Und plötzlich wusste ich, was die französische Delegation wohl damit gemeint hatte, als sie sagte, der Song würde süchtig machen.

Wandlungsfähig: Tom Leeb wirkt im schwarzen Hoodie fast wie ein Twen

Benny schloss sein Plädoyer letzten Jahr mit folgenden Worten: „Aber es gibt bei allen Spekulationen sowieso noch eine große Unbekannte: Die anderen Songs. Bislang kennen wir erst zwei von Bilals Konkurrenten in Tel Aviv, also lassen wir uns erstmal überraschen, welche weiteren Songs und Künstler in den nächsten Wochen das Ticket nach Israel lösen. Ich bin mir aber sicher, dass eine Platzierung in den Top 5 bis Top 7 für „Roi“ mehr als möglich ist.“

Nun, wir kennen schon elf Songs und ich würde mich auch nicht zu einer Top-10-Vorhersage hinreißen lassen. Aber wenn die Franzosen den Eiffelturm in die Ahoy-Arena bekommen, dann klappt’s auf jeden Fall mit einer 1 vor der zweitstellen Platzierung.

So, und wer immer noch nicht überzeugt ist: Jetzt den Song anhören, spüren, wie der Zucker einen klebrig überzieht – und dann beim Finale für Tom Leeb voten!


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