Neu ermittelt: Die 30 schönsten Hits von ABBA

ABBA on and on and on: Selbst 50 Jahre, nachdem sich Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid kennenlernten, ist ABBA unverändert medial sehr präsent und wird für die in die Jahre gekommenen Baby Boomer, die ABBA noch in den 70er-Jahren erlebt haben, gerne auch im klassischen Echtzeit-TV reanimiert. Nach dem ABBA-Abend auf ProSieben in der vergangenen Woche ist nun das öffentlich-rechtliche dritte Programm rbb (Rundfunk Berlin-Brandenburg) nachgezogen und hat am vergangenen Wochenende die „30 schönsten Hits von ABBA“ vorgestellt.

Und was sind die „30 schönsten Hits“ der ESC-Sieger aus 1974? Jedenfalls nicht die Hitliste, die rrb ausgestrahlt hat. Die Rangreihung geht in Ordnung, die Auswahl ist so lala.

rbb hat 30 ABBA-Songs ausgewählt, für die es (öffentlicht-rechtliches) sendefähiges Material gibt. Dabei hat sich die Redaktion unter Leitung von Stefan Düfel auf die Singleauskopplungen beschränkt, d.h. wirklich gigantisch wunderbare ABBA-Stücke, die es nur auf LPs oder Single-Rückseiten geschafft haben. fanden keine Berücksichtigung.

Genau diese 30 vorgegebenen Titel hat eine tatsächlich liebevoll handverlesene Jury in eine „Best of the best“-Reihenfolge gebracht. Das ist (fast) ausnahmslos gut gelungen, sorgt allerdings auch dafür, dass retrospektiv legendäre Songs vor allem von den Alben „Arrival“, „Voulez-Vous“ oder „The Visitors“ unter den Tisch fallen. Genannt seien exemplarisch nur die Gänsehaut-Evergreens „I Let The Music Speak“, „My Love, My Life“, „The King Has Lost His Crown“ oder „As Good As New“, welches für Jenny Silvers Euroclub-Floorfiller „Something In Your Eyes“ (Mello 2011, aktuell gerade von Steps recylt) Pate gestanden hat.

ABBA „As Good As New“ – ein Powertrack vom „Voulez-Vous“-Album (einer von so vielen)

Steps mit „Something In Your Eyes“ – eine würdige Hommage an ABBA, inspiriert von Jenny Silver (scheiterte im Mello 2011 in Andra Chansen)

Wie oben angeführt dürfte das Vorhandensein von sendefähigem öffentlich-rechtlichem Videomaterial zu überschaubaren Kosten die Auswahl der Songs, die der Jury vorgelegt wurden, determiniert haben. Das waren (so gut wie) ausnahmslos die Single-Auskopplungen, was der Liste einerseits eine nachvollziehbare Logik gibt, sie aber wenig inspirierend macht.

Eingefleischten ABBA-Fans dürften die meisten Clips bekannt sein. Auftritte im ZDF in Ilja Richters „disco“ („People Need Love“ 1973 ohne die damals hochschwangere Agnetha), im „Musikladen“ mit Manfred Sexauer und Uschi Nerke, in der „Starparade“ und im „Showexpress“ im ZDF (moderiert von Rainer Holbe bzw. Michael Schanze) oder in der „Rudi Carrell Show“ haben für alle Ü40 einen sympathisch-nostalgischen Vintage-Appeal. Mein persönliches Highlight (und als einziges bisher unentdeckt) war die Darbietung von „So Long“ in „Ein Kessel Buntes“ im November 1974 im DDR TV.

Hinzu kommen/kamen einige von ABBA vorproduzierte Videos für die Pre-MTV-Generation. Bei der Musikvideoproduktion und -distribution waren ABBA Pioniere, Regie geführt hat (oft) Lasse Hallström, der auch beim Blockbuster „ABBA – The Movie“ diese Aufgabe wahrnahm, in der Folge international als Regisseur Karriere machte und sich zwei Oscar-Nominierungen erabeitete und heute mit der ebenfalls international respektierten und angesehenen Schauspielerin Lena Olin (Miss Scandinavia 1975) verheiratet ist.

Was die Rangreihung der 30 Songs betrifft, so sorgt die Besetzung der wirklich mit Fingerspitzengefühl ausgesuchten zehnköpfigen Jury für eine wunderbare Credibility und versöhnt ein wenig mit der Begrenzung der short list. Es handelt sich tatsächlich um ausgewiesen „Expert*innen“, die der verantwortliche Sender zusammengetrommelt hat, allesamt Fans, die ihre Liebe zur ABBA zu ihrem Hobby oder Teilen ihres Berufslebens gemacht haben. Zwei bekannte Namen sind darunter: Sängerin Stefanie Hertel und der Musicaldarsteller Uwe Kröger, aber es lohnt sich, die Liste vollständig zu studieren (hier). Besonders beschwingt ist, dass sich einige Jurymitglieder mit einem „Ich und mein ABBA-Star“-Bild vorstellen, schließlich entstanden diese Aufnahmen in der Bevor-es-Selfies-gab-Zeit.

Und so hat die Fanjury entschieden:

1. The Winner Takes It All

2. Dancing Queen
3. Thank You For The Music
4. Take A Chance On Me
5. Mamma Mia
6. Money, Money, Money
7. Gimme! Gimme! Gimme!
8. Super Trouper
9. Eagle
10. Knowing Me Knowing You

11. One Of Us
12. The Name Of The Game
13. The Day Before You Came
14. S.O.S.
15. Fernando
16. Summer Night City
17. Chiquitita
18. Voulez-Vous
19. I Have A Dream
20. Does Your Mother Know

21. Waterloo
22. I’ve Been Waiting For You
23. Under Attack
24. I Do, I Do, I Do, I Do, I Do
25. Cassandra
26. Ring Ring
27. So Long
28. Honey, Honey
29. Rock Me
30. People Need Love

Man fragt sich zwar, wieso „Waterloo“ so weit hinten gelandet ist – vor allem weil das der Bedeutung des Songs für ABBA nicht gerecht wird und dieser Titel bis heute als „signature song“ gilt. Aber insgesamt geht die Reihenfolge so in Ordnung, die Medaillenränge passen. Für meinen Geschmack liegen „The Name Of The Game“ und „The Day Before You Came“ viel zu weit hinten, aber wenn ich jetzt mit Fragen wie dieser anfange, wird dieser Beitrag unendlich lang.

Stattdessen sollte man hervorheben, dass es eine wunderbare Initiative vom rbb ist, ABBA einmal wieder in der Primetime ins dritte Programm zu heben. Erst recht, weil rbb die ABBA-Video-Hitliste mit einer Folge („Schlaghose, Freiheitsdrang und Discofieber“) der fünfteiligen WDR-Doko „Jung in den 70ern“ kombiniert hat. Darin gab es ebenfalls viel ESC-Bezug, vor allem aber ein (Interview-)Wiedersehen mit Penny McLean. Silver Convention haben damals (VOR dem ESC!) den Musikgeschmack des Autors dieser Zeilen maßgebend geprägt. Silver Conventions größter Hit „fly robin fly“ hat für Deutschland als Musik-Exportland definitiv genauso viel getan wie ABBA für das Musik-Exportland Schweden.

Mit „fly robin fly“ haben Sylvester Levay und Stephan Prager (aka Michael Kunze) dem „Munich Sound“ den weltweiten Erfolg in der Discoszene auf fünf Kontinenten geebnet. Sie haben die Türen geöffnet für Giorgio Moroder & Co.. Viele Songs, die heute auf Compilations legendären New Yorker Clubs wie „The Loft“, „The Gallery“ oder später „Studio 54“ zugeschrieben wurden, wurden dort nie gespielt. „fly robin fly“ hingegen lief in heavy rotation. Aus dem New Yorker Underground schaffte es der Song drei Wochen an die Spitze der US-Charts.

Seufz, Silver Convention, seufz ABBA. Die Erinnerung ist das Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann und das dürfte prägend dafür sein, dass ABBA auch fünf Jahrzehnte, nachdem Björg und Benny sich kennenlernten, generationsübergreifend gehört wird…

„Was it hard to step down from your throne?“ – Dieser Titel vom „Voulez-Vous“-Album hätte in jede „richtige“ ABBA Top 30 gehört.


47 Kommentare

  1. Vielleicht auch interessant: Die für mich beste Coverversion eines ABBA-Liedes (und damit auch besser als das Original) ist immer noch Arrival von Mike Oldfield:

  2. Mein Platz 1 Gimmie, Gimmie.
    Mein letzter Platz ever Fernando.
    .
    Waterloo zu Recht weit abgeschlagen, ich kanns nicht mehr hören.

  3. So kanns gehen – mein ABBA-Guilty-Pleasure:
    Fernando … aber ja, das ist schon arg schlagerig

    Aber schön auch der Silver Convention-Ausflug. Ich liebe diesen „Studio-54“-Sound!

      • Fernando war ABBA’s kommerziell erfolgreichster Song. Kein anderer wurde so oft verkauft.
        Ursprünglich für Fridas Soloalbum Ensam in 1975 aufgenommen und auch dort veröffentlicht.
        Cher hat eine gewaltige Stimme und sie adelt mit ihrem Auftritt in Mammma Mia 2 diese Filme, aber für mich passt ihre Stimme nicht zu den ABBA-Songs – siehe auch ihr Album Dancing Queen.

  4. „Waterloo“ war in der Tat nicht der stärkste Song von ABBA.

    Meine liebsten ABBA-Songs (in zufälliger Reihenfolge)
    – „Thank you for the Music“
    – „Super Trouper“
    – „One of Us“
    – „The Day Before You Came“
    – „Voulez Vous“
    – „I Have a Dream“
    – „Andante, Andante“
    – „The Winner Takes it all“
    – „Dancing Queen“
    – „Gimme Gimme Gimme“
    – „Summer Night City“
    – „Arrival“ (das Original eigentlich von Mike Oldfield, aber ABBA haben das Stück vertont)
    – „Chiquetita“

    Mit Silver Convention kann ich eher weniger anfangen.

  5. Wenn ich mir die Top 30 anschaue, dann sind der eine und andere Titel, den ich noch nicht kenne, und zwar „Eagle“, „Cassandra“, „Rock Me“, „I’ve Been Waiting For You“ und „People need love“. Meine Nummer Eins von den Songs, die ich kenne, ist „Summer Night City“.

    • sehe gerade,daß es das video nun auch in 4k gibt – 60 bilder pro sekunde – da muß die maschine(PC usw.) aber schon recht flott sein.
      ich hoffe,daß das ray of light video auch noch neu gemastered irgendwann rauskommt.

  6. Ich liebe alle Songs mehr oder noch mehr. Dieser eine Song löst bei mir immer Gönsehaut und Heulattacken aus https://youtu.be/LMLBji4DoWM
    Meine Luebliingssongs sind Souper Trouper, The Winner Takes it all und i have a Dream.
    DankPeter hab ich heute neue Songs kennen gelernt die ich noch nicht kannte. Peter hat recht die Rangfolge geht in Ordnung aber es gibt noch mehr schöne Lieder. Aus dem Souper Trouper Album gefällt mir noch Andante Andante sehr gut https://youtu.be/RT2mtWbN6aY.

    • Meine Ex-Freundin hat mich überzeugt, dass The Way Old Friends Do das Zeug zur National-Hymne hätte. Wirklich episch!

  7. Top:
    The Winner Takes It All
    Lay All Your Love On Me
    The Day Before You Came
    Eagle

    Bottom
    I Have A Dream
    I Do, I Do, I Do
    Casandra
    Rock Me

  8. Ich Dümmerchen habe ja 1974 „Waterloo“ nicht verstanden. Trotzdem die Single gekauft, da ich dachte die B-Seite „Watch out“ wäre vielleicht was netteres. War aber in meinen Ohren noch schlimmer. Zum Glück durfte ich die Musikladen Show 1976 sehen (nicht Serbsverständlich, wenn die Familie meint, nur Reinhard Mey ist was…). Durfte sogar die dazu gehörend die 2LP kaufen und seit dem ist nichts mehr wie es war!

  9. Ich hätte ja nie gedacht, dass in so einer Liste mein Lieblings-ABBA-Song „Eagle“ in die Top Ten kommen würde, wie schön.

    Und was natürlich leider in dieser Liste fehlt, ist die Vorlage zu der wunderbaren Gard-Werbung aus den Siebziger Jahren 🙂 [Da steht jetzt zwar 1982, aber die gab’s natürlich schon früher.]

  10. Wichtig ist: The Winner takes it all ist auf Platz 1. Das ist einfach so ein Meisterwerk. Sonst sehe ich auch The Day before you came und S.O.S. auch höher. Fehlende Schätze sind The Visitors, The Piper, I am just a Girl, My Mama seid oder She’s my Kind of Girl 🥰

  11. Mir gefallen insbesondere die späten Alben – Super Trouper und The Visitors. Lieder wie Andante, Andante, The Piper, The Way Old Friends Do, Head Over Heels, When All Is Said And Done und Like An Angel Passing Through My Room. Mein Lieblingslied ist Slipping Through My Fingers. 😀

    • Da bin ich ganz bei Dir. Ich finde auch die späten Alben am besten, auch wenn wir hier nicht unbedingt die selben Favoriten haben.

  12. Was Björn Borg fürs Tennis war, waren ABBA für Pop-Musik – gesegnet mit einer derart grandiosen Aufschlagquote, dass eine Bestenliste hier weitgehend sinnlos ist (magst Du einen, magst Du [nahezu] alle).

    Von den „Album-Only-Tracks“ (bei den vielen unterschiedlichen internationalen Veröffentlichungen, findet sich ja fast jeder Song auf irgendeiner Single) stand ich immer besonders auf Dance While The Music Still Goes On und I’m A Marionette aus dem „Girl-With-The-Golden-Hair-Mini-Musical.

    Allerdings bin ich etwas enttäuscht, dass die vor ca. drei Jahren angekündigten neuen Songs weiterhin zurückgehalten werden, weil sie augenscheinlich als reines Promo-Tool für diese komische ABBAtar-Tournee dienen. Wenn das mit der verdammten Seuche so weitergeht, frage ich mich ob mein Vater (auch ein Abba-Freund) die Veröffentlichung überhaupt noch erleben wird …

    • Von meiner Top3 ist in diesem Ranking lediglich „The winner takes it all“ dabei, meine Nr. 3. Mit meinen beiden Lieblingssongs stehe ich aber höchstwahrscheinlich auch ziemlich alleine da 🙂
      Ein frühes und ein spätes Werk – „Dance (While the music still goes on)“ vom Waterloo-Album und „When all is said and done“, das inoffizielle Scheidungslied von Benny und Frida.

  13. Okay die Jury ist wirklich gut besetzt, ihr Liste hat mich enttäuscht. Hätte so viele Titel anders platziert. Wenigstens liegt Dancing Queen nicht auf 1.
    Die Sendung war dermaßen lieblos gemacht, es kam bei mir keine Hochstimmung auf.
    Trotzdem dank an den RBB, auch wenn man bei Waterloo ruhig den gesamten Kessel Buntes Auftritt hätte zeigen können.
    Nie wieder wird mich diese Musik verlassen.

  14. funfact:
    1974 bekam abba keine punkte aus dem mutterland des pops.
    1975 gab es für den popact und gewinner teach-in satte 12 punkte.
    1976 hat man die sache einfach mal selbst in die hand genommen. 😀

  15. Für mich ist Dancing Queen DER ABBA – Hit, also der typischste Song von ABBA. Mir gefallen besonders gut noch Eagle, One of us, The name of the Game, Voulez vous, Summer Night City

  16. Ich muss noch sagen, dass ich seit der rbb Sendung sowas wie auf nem ABBA-Trip bin. Die Bekannten kannte ich ja schon, aber z. B. Eagle habe ich neu entdeckt. Über Streaming Dienste höre ich mir jetzt auch mal die Alben an. Aber die Bekannten gehen halt sofort ins Ohr, bei den unbekannteren tu ich mir noch schwer.

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