Das erste Mal in seiner Geschichte wird der OGAE Song Contest keine Siegerin bzw. keinen Sieger wählen. Nach den Diskussionen um die Teilnahme von OGAE Russia an dem Wettbewerb und dem Rückzug der Fanclubs und der Beiträge aus der Ukraine, Deutschland und Großbritannien melden nun Eurovoix und EurovisionFun in Bezug auf nationale Fanclubs, dass der Wettbewerb in diesem Jahr komplett eingestellt wird. Bezugnehmend auf das Motto des Wettbewerbs in diesem Jahr “Dreaming Together” hat es sich also ausgeträumt.
Das Statement der Dachorganisation OGAE International fällt hierzu recht schmallippig aus:
It is with regret that the Bureau has decided to cancel this year’s OGAE Song Contest.
The current circumstances mean that it has proved impossible to hold this year’s contest within our traditional spirit of friendly competition.
Auf Deutsch: Mit Bedauern hat das Präsidium beschlossen, den diesjährigen OGAE Song Contest abzusagen. Die aktuellen Umstände machen es unmöglich, den diesjährigen Wettbewerb in unserem traditionellen Geist des freundschaftlichen Wettbewerbs durchzuführen.
In diese missliche Lage haben sich die Fanclubs und OGAE International als Dachverband jedoch selbst gebracht. Anfang September hatte OGAE Ukraine die Veranstalter aufgefordert, OGAE Russia aus dem Wettbewerb auszuschließen. Dabei bezogen sie sich nicht zuletzt auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Zusätzlich wurde darauf verwiesen, dass der russische Act Leonid Agutin und Vladimir Presnjakov auf Veranstaltungen aufgetreten worden sei, die den Krieg gegen die Ukraine unterstützten. Aufgrund u.a. des Verweises von OGAE Russia, dass ihr Club vollkommen unpolitisch sei, entschied OGAE International, der Bitte von OGAE Ukraine nicht nachzukommen. Wenig überraschend zog der ukrainische Fanclub daraufhin seine Teilnahme zurück.
Verschärft wurde die unglückliche Entscheidung von OGAE International von einer zwar transparenten, aber durchaus missverständlichen Kommunikation z.B. des zuständigen deutschen Fanclubs EC Germany. Dieser begründete die Entscheidung für den Verbleib Russlands im Wettbewerb auch mit seiner zuverlässigen Zahlung der Mitgliedsbeiträge. Dies wiederum führte zu großer Verärgerung in Teilen des deutschen Fanclubs; ESC-kompakt-Blogger Peter verließ aus diesem Grund auch den Verein.
EC Germany tat in dieser Situation das einzig richtige und befragte seine Mitglieder, ob sich Deutschland aus dem OGAE Song Contest 2022 zurückziehen solle. Dies befürworteten 57%; damit verabschiedete sich Deutschland aus dem Wettbewerb. Kurz darauf zog auch OGAE UK seinen Beitrag zurück. Nun haben also OGAE International und OGAE Australia den Wettbewerb für dieses Jahr komplett abgesagt.
Persönlicher Kommentar des Autors
Die Entscheidung von OGAE International, den Wettbewerb abzusagen, kommt spät. Zu spät. Aber es ist die einzig richtige Wahl. Das Kind war schon mit der Entscheidung für OGAE Russia und damit gegen OGAE Ukraine längst in den Brunnen gefallen und eine Kompromisslösung ausgeschlossen.
Die Musik soll die Menschen nicht letzt auch in Zeiten des Krieges zusammenbringen und Grenzen überwinden. Sich als Verein aber gegen alle relevanten internationalen Organisationen zu stellen, die Russland von völkerverbindenden Wettbewerben ausgeschlossen haben, kann man nur als naiv und dumm bezeichnen. Mit welcher Reaktion von OGAE Ukraine hatte man denn gerechnet, nachdem sie den Ausschluss von OGAE Russia gefordert hatten? Dass sie sagen: na gut, dann treten wir hier friedlich gegen den Aggressor an und geben ihm auch noch Punkte?
Stattdessen wurde getreu des Mottos “Dreaming Together” weitergeträumt und jede Realität ausgeblendet. Dass es nach dem Rückzug Deutschlands und Großbritanniens nochmal fast zwei Wochen gedauert hat, bist der Wettbewerb komplett abgesagt wurde, wirft kein gutes Licht auf die Verantwortlichen. Dieses Opfer hat man dann aber lieber gebracht, als sich von OGAE Russia zu verabschieden und deutlich zu distanzieren – regelmäßige Mitgliedsbeitragszahlungen hin oder her.
So werden wir also für alle Zeit in der Statistik des – zugegebenermaßen Nischenwettbewerbs – OGAE Song Contest für 2022 die Absage ebendiesen sehen. Wegen des russischen Feldzugs gegen die Ukraine – und wegen der Blauäugigkeit von OGAE International.

Späte aber richtige Entscheidung.
Dem schließe ich mich an.
Richtige Entscheidung, aber ich weiß nicht, ob das so schlau ist, in der offiziellen Absage die Umstände vorzuschieben. Meine persönliche Interpretation des Statements ist, dass man sich von der Kopf-in-den-Sand-Methode noch nicht verabschiedet hat.
Hatten die anderen Clubs neben D,UK und UKR eigentlich keine Meinung zu dem Thema? Und ich hab’s nicht mehr weiterverfolgt, aber gab es dazu überhaupt eine Aussage des russischen OGAE oder das Angebot – keinen Unfrieden stiften wollend – freiwillig auszusetzen oder in der Rest of the World Community mitzumachen?
Ich versteh’s nicht. Warum nicht einfach Russland ausschließen, dessen Mitgliedsbeitrag zurückzahlen und dann mit Business as usual fortfahren?
Stimme Dir zu. Bin mir auch nicht sicher, ob es notwendig gewesen wäre, diesen Contest komplett abzusagen.
Vielleicht scheuen sie ja die Konfrontation mit dem russischen Fanclub und gehen so den “Weg des geringsten Widerstands”.
Muss aber noch anfügen: Das hätten sie schon längst tun sollen. Dann wäre es gar nicht nötig gewesen, dass die o. g. Länder sich zurückziehen. Jetzt ist es zu spät. Ihnen bleibt wohl keine andere Wahl, als den Wettbewerb abzusagen, ohne das Gesicht komplett zu verlieren…
Vielleicht will man die komplette Absage einfach als eine Art symbolischer Akt verstanden wissen und damit zeigen, dass man die ursprüngliche Zusage zugunsten OGAE Russia und dem gleichzeitig damit verbundenen Ausdruck gegen die Ukraine wirklich sehr bedauert.
“Die Umstände zwingen uns ..” klingt doch schon so schwafelig, dass man jede(!) Festlegung vermeiden wollte. Lässt sogar offen, dass D,UK,UKR die Verursacher wären. Kurz: Die ideale Voraussetzung, dass nächstes Jahr die gleichen Fehler gemacht werden.
Für mich deutet’s leider auch eher auf fehlende Einsicht hin.
Eigentlich ist das die mieseste art, diesen ogae- konflikt zu lösen. Man sagt einfach, alle anderen sind schuld das man keinen friedlichen contest veranstalten kann. In diesem veralteten verein wäre mal ein bisschen selbsreflexion angebracht.
Richtige Entscheidung, aber mit einem ganz bitteren Geschmäckle. Das hätte man besser lösen können und müssen. Ansonsten hat Douze ja alles dazu geschrieben.
Mir fehlt noch eine Stellungnahme zu und von den nominierten Künstlern. Schließlich stellen sie mit ihrem geistigen und künstlerischen Eigentum einen nicht zu vernachlässigenden Anteil am Wettbewerb.
Vielleicht gab es von ihrer Seite und den dazugehörigen Musiklabeln Bedenken an einer Durchführung des Wettbewerbes in einem mittlerweile zu politisch aufgeladenen Umfeld. Es geht nämlich nicht nur um die Fanclubs auch wenn diese sich so verhalten.
Die Begründung von OGAE international ist wirklich ziemlich inhaltsleer und zeigt nur Hilflosigkeit und Unvermögen.
Ganz ehrlich, die meisten Künstler werden davon überhaupt nix mitbekommen. Das ist ja selbst innerhalb der nischigen ESC-Bubble noch ein Nischen-Thema.
Glasgow oder Liverpool, welche Stadt wird Gastgeber für den ESC 2023???
Die Wahl fällt zwischen Glasgow oder Liverpool.
Der Netta-Fluch hat wieder zugeschlagen. Manchester ist raus. Glasgow oder Liverpool, Favorit bleibt Glasgow.
Netta-Fluch?
@Gaby
Geht drauf zurück dass Netta nach ihrem Sieg 2018 in Lissabon gesagt hat:”See you next year in Jerusalem.” Tja, es ging dann nach Tel Aviv.
Seitdem sagt sie immer wieder voraus wo der nächste ESC stattfinden wird und lag am Ende immer falsch.
Ach so…
Netta sagte beim ESC 2018, ESC in Jerusalem 2019 vorraus. Es wurde TelAviv. 2019 sagte Netta, es werde Amsterdam werden, doch es wurde Rotterdam. Dann schrieb sie online nach dem Sieg von Maneskin, es werde Rom, doch es wurde Turin. Dieses Jahr sagte Netta Manchester vorraus, doch es wird Glasgow oder Liverpool.
Zum ersten Mal gibt es in diesem Jahrhundert keinen OGAE Song Contest und die große Überraschung ist, daß es sich zwischen Glasgow und Liverpool entscheidet. Birmingham hatte den ESC 1998 ausgerichtet und gehofft, es würde gegen Schottlands heimliche Hauptstadt in der Endauswahl antreten.
Das ist schon bitter, da steckt bestimmt schon viel Arbeit+Herzblut drin, vor allem vom Ausrichter, der australischen OGAE…
Man hätte besser ein bisschen Hirn reinstecken sollen
Ohne Worte!
Ja, die Entscheidung war überfällig und ist nach den Rückzugen sowie dem Nicht-Ausschluss Russlands richtig. Aber es kommt, dem stimme ich zu, viel zu spät. Da wurde zu sehr gezögert. Und ja, es ist schade für die Interpret:innen, die ich jetzt nicht alle aufzählen möchte, dass sie da nicht antreten dürfen (wenn auch nicht live, und ja, in der Nische), aber unter diesen Umständen so noch einen anständigen Wettbewerb abhalten – das ging einfach nicht mehr!
Ich hoffe, die OGAE zieht die nötigen Konsequenzen. Noch mehr Schaden kann sich hier niemand leisten…
Hallo aus dem schönen Agua Amarga. 😎
Ist das unbezahlte Mineralwasserwerbung?
Hallo Toggi! Ich hoffe, Du hast einen tollen Urlaub mit ebensolchem Wetter!
Wünsche weiterhin einen schönen Urlaub, und komm gut und gesund nach Hause.🙂
Die beste Entscheidung die der OGAE in diesem Jahr getroffen hat. Die nächste Entscheidung: OGAE RUSSIA ausschließen. Russland muss von allem isoliert werden.
Besser eine Absage des Contests als ein „weiter so“, aber wie einige schon geschrieben haben lässt das eine Verantwortungsübernahme vermissen. Da muss einfach mehr kommen, weil so einfach gar nichts befriedet wird und damit das Fan-sein immer schmerzhafter wird. Natürlich gibt es keine komplett politikfreien ESC‘s, aber diese Idee des friedlichen Miteinanders war immer ein Bild, dass ich gedanklich sehr hochgehalten habe. Sollte das mal unmöglich sein, z.B. wenn ein Fanclub einen Krieg unterstützt, kann es eigentlich nur eine Antwort geben und mit der Absage des kompletten Contests verschließt man die Augen vor dieser Notwendigkeit. Ein despotentreuer Fanclub hat in der Bubble nix zu suchen und basta.
Kann ihn leider nicht selbst liken und du warst mit ihm auch sehr spät dran, aber dein Kommentar verdient definitiv jede Aufmerksamkeit und jedes Like. Allervollste Zustimmung!