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Die Hamburger Goldkehlchen wollen zum ESC

Hamburger Goldkehlchen by Julian Huke Photography

Der Oktober zieht ins Land, sehr viele ESC Länder haben ihre ESC-Planungen veröffentlicht, in Belgien und Spanien sind sogar schon die Acts ausgewählt. In Deutschland gibt es noch keine offiziellen Infos, entsprechend laufen die Spekulationen heiß (z.B. hier). Dabei gibt es einen heißen – und logischen – Anwärter für „Unser Lied für Rotterdam“: Die Hamburger Goldkehlchen, kurz DHG. Ein eigener starker Song ist komponiert und bereits fertig produziert, für das Staging liegt ein überzeugendes sympathisches Konzept vor. Hier lest Ihr alle Hintergründe.

Immer wieder liest man (zu Recht), dass ein maßgeblicher Erfolgsfaktor für einen ESC-Erfolg ist, dass die Interpreten diesen Erfolg RICHTIG WOLLEN. Und diese Jungs – die mitreißenden Hamburger Goldkehlchen – wollen zum ESC – unbedingt und mit größter Leidenschaft (bis zum Anschlag!) – und ganz nebenbei auch ausgestattet mit der notwendigen Professionalität (nicht unwichtig).

Die eindrucksvolle Erfolgsgeschichte der Goldkehlchen ist schon oft erzählt worden, hier das Wichtigste für alle DHG-Einsteiger noch einmal „in a nutshell“: Gegründet wurden die Hamburger Goldkehlchen 2016 nach einem (wie man so sagt) „feuchtfröhlichen“ Karaoke-Abend in der „Thai Oase“ auf dem Hamburger Kiez. Schnell fanden die Chorgründer Flemming Pinck und Max Michel via facebook ein maximal motiviertes Hipster-Chorteam aus etwa 70 Jungs zwischen 21 und 47 und der DHG Grundstein war gelegt.

Smells like team spirit. Befördert durch das eigene Friends-und-Family-Netzwerk und durch Auftritte bei Philipp Westermayers Online Marketing Rockstars Festival/Messe schafften es DHG mit atemberaubender Geschwindigkeit und vor allem mit viel Sympathie auf die Agenda einer breiteren Öffentlichkeit vor allem in Norddeutschland und sogar schnell bis auf das Cover des Hamburger Abendblattes (Photo oben). Noch mehr Sympathie verschafften sich DHG mit dem selbstironischen Claim „70 Männer – ein Chor – Keiner kann singen – You will love it“ und folgerichtig folgten erste TV-Auftritte, u.a. in der NDR-Talkshow bei „unserer“ Barbara:

 

2019 gewannen die Goldkehlchen noch einmal an fulminanter Dynamik, unter anderem durch einen Auftritt im Vorprogramm von Max Giesinger bei der Eröffnung des Hamburger ATP Tennistuniers Hamburg European Open – zusammen mit Special Guest und Ehrenmitglied Oli P. („Flugzeuge im Bauch“). Das Konzert am Rotherbaum markiert ein DHG-Highlight, bei dem den Autor dieser Zeilen vor allem die Cover-Adaption von „I want it that way“ geflasht habt. Für die Jungs steht das Hobby und der damit verbundene Spaß im Vordergrund (ein knappes Dutzend haben sich das DHG-Logo oben sogar tätowieren lassen) und sie tun gleichzeitig Gutes und engagieren sich regelmäßig für wohltätige Projekte. Bei ihrem HH-Stadtpark-Konzert im vergangenen August z.B. (Eintritt frei) kamen etwa 32.000 (!) Euro an Spenden für die Hamburger Tafel zusammen. (Wer ebenfalls spenden will, kann das hier tun.)

Die Hamburger Goldkehlchen am 24. August 2019 im Stadtpark Hamburg vor 4.000 Zuschauern.

Jüngster Gig der Jungs war ein „Uptown Girl“ Flashmob beim Deutschen Radiopreis  (inkl. einem Wiedersehen mit Barbara Schöneberger) in der Elbphilharmonie. (Die DHG Adaption kann durch aus mit dem Westlife-Cover des Billy Joels Hits mithalten.)

Was kommt als Nächstes? Nun, zwei große Ziele haben sich DHG gesetzt. Zum einen wollen die Jungs in eben jener Elphi ein eigenes Konzert geben (#roadtoelphi), zum anderen möchten sie mit größter Leidenschaft gerne für Deutschland beim Eurovision Song Contest singen.

„Der Spaß, der dahinter steckt, ist unser größter Ansporn!“ sagt DHG-Gründer Flemming im Interview mit ESC kompakt.

Nun stellen sich bei letzterem Wunsch eine ganze Reihe von Fragen, die wir hier gerne beantworten. Wir haben nämlich den Gründer der Goldkehlchen, Flemming Pinck, in seinem Laden „Inferno Ragazzi“ im Hamburger Schanzenviertel besucht (in der Juliusstraße 36 nur wenige Meter entfernt von unserem Lieblings-Hangout Carmagnole).

Da ist zum einen der Einwand, dass man beim ESC einen guten Song braucht, da man dort mit Cover-Versionen nicht antreten darf. Dem lässt sich entgegnen, dass es die Jungs bereits Anfang des Jahres (am Valentinstag!) mit ihrem ersten eigenen selbstgeschriebenen Song, der Hyme „Moin Moin Hamburg“, bis auf Platz 1 der iTunes Charts geschafft haben (Networking Rulez!). Speziell für den Eurovision Song Contest haben die Jungs jetzt einen neuen ESC-maßgeschneiderten Song geschrieben (genauso wie wir uns das immer wünschen), eine Hommage an einen megabeliebten Künstler der jüngeren Musikgeschichte. Und alle, die den Song bereits hören durften (Branchenkenner genauso wie Branchenferne) sagen, dass dieser unbedingt das Zeug zum Hit hat. „Mit diesem Song über einen Künstler, der uns sehr inspiriert hat, sind wir superhappy“, sagt Flemming.

Dann gibt es logischerweise die Frage, wie ein Chor mit etwa 70 Männern mit der Restriktion umgeht, dass beim ESC-Finale maximal sechs Personen auf der Bühne sein dürfen. Und auch dafür haben die Goldkehlchen eine klare Antwort gefunden. Sechs von ihnen werden live antreten, darunter die beiden Gründer Flemming und Max und vier weitere Goldkehlchen, die den Song gut transportieren und gleichzeitig auch irgendwie repräsentativ für alle 70 stehen. Und es gibt darüber hinaus bereits ein ausgefeiltes Staging-Konzept, welches sicherstellt, dass der komplette Chor beim ESC intelligent in Erscheinung tritt. We are DHG family!

Ein guter Song, ein passendes, schon jetzt erarbeitetes überzeugendes Staging, das klingt nach Drive, Leidenschaft und Willenskraft. Bleibt die Frage nach der Stimmgewalt des Auftritts. Nun, wer den Erfolgsweg der Jungs aufmerksam verfolgt, weiß, dass das Statement „Keiner kann singen“ hanseatisches Understatement ist. Es gibt starke Stimmen unter den 70 Jungs. Auch nehmen die Soloparts bei jüngeren Auftritten der Goldkehlchen zu. Und – so hat es auch mal Max Giesinger gesagt – wenn sechs zusammen singen, die einzeln nur – sagen wir – „mittelgut“ klingen, dann kommt da zu sechst oder im Chor durchaus Klangpower und krass Gänsehaut rüber. Und es gilt auch, was Flemming uns sagt: „Man braucht nicht unbedingt eine Stimme wie Céline Dion und Mariah Carey, mit viel Spaß und Leidenschaft kann man die Leute auch erreichen.“

„Wir wollen unseren Fingerabdruck hinterlassen und nicht so ein gescriptetes, geplantes Showlied abliefern, sondern wir wollen so sein, wie wir sind und uns nicht verstellen“, sagt Flemming.

There you have it, der Autor dieser Zeilen ist überzeugt davon, dass hier eine fantastische Lösung der „Germany, I’m sorry, zero points“-Problematik vorliegt. Ein starker Song, ein Staging, das striking hot ist, eine Band mit glaubwürdiger Leidenschaft und höchster Authentizität, die die junge televoting-affine Zielgruppen erreicht. Mehr geht kaum.

Die ESC-kompakt-Blogger besuchen in Kürze eine Probe der Hamburger Goldkehlchen. Wir bleiben am Thema dran! Es gibt mehr Background zum Song und zum Staging, genauso wie eine Einschätzung, wie der NDR mit der DHG-Bewerbung umgeht.

Die Interviewbilder und die Portraits im Inferno Ragazzi Store hat ESC-kompakt-Fotograf Volli gemacht, das Aufmacherbild (entstanden beim OMR Festival 2019) kommt von Julian Huke Photography.

PS: Die Hamburger Goldkehlchen haben in ihren Reihen einen erfahrenen ESC-Experten, nämlich Christoph Pellander, der bis zu seinem Wechsel zur ARD-Tochtergesellschaft Degeto Film als Head of Delegation beim NDR u.a. für den vierten Platz von Michael Schulte in Lissabon co-verantwortlich zeichnete. Wenn das mal kein gutes Omen ist. Durch den Degeto-bedingten Umzug von Hamburg nach Frankfurt nimmt Christoph nicht regelmäßig an den DHG-Proben teil, ist aber immer wieder bei Auftritten (wie z.B. beim Deutschen Radiopreis) dabei.


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