Seit 2016 verleiht die Webseite eurostory.nl einen Preis für den besten Songtext des aktuellen ESC-Jahrgangs, den Eurostory Best Lyrics Award. Das Ergebnis wird zu 75% von einer Jury aus Dichtern, Textern, Autoren, Journalisten, Komponisten, ehemaligen ESC-Teilnehmern usw. sowie zu 25% von den Besuchern der Webseite bestimmt. Nun wurden die Nominierten für den besten Songtext beim Eurovision Song Contest 2022 bekanntgegeben – und unter ihnen ist auch der Schweizer Marius Bear (Aufmacherfoto), der im ersten ESC-Halbfinale seinen Beitrag „Boys Do Cry“ singen wird.
Das hier sind die sechs Nominierten und die jeweilige Begründung der Auswahlkommission:
Australien: Sheldon Riley – Not The Same (Text: Sheldon Riley Hernandez)
„Rileys ergreifende Texte vermitteln die fortlaufende Erfahrung, anders zu sein.“
Großbritannien: Sam Ryder – SPACE MAN (Text: Sam Ryder, Amy Wadge & Max Wolfgang)
„Eines der humoristischsten Lieder für dieses Jahr.“
Italien: Mahmood & BLANCO – Brividi (Text: Alessandro Mahmoud & Riccardo Fabbriconi)
„Eine wirklich universelle Geschichte.“
Serbien: Konstrakta – In corpore sano (Text: Ana Đurić)
„Vielleicht die makanteste erste Textzeile in der Geschichte des Eurovision Song Contest.“
Schweiz: Marius Bear – Boys Do Cry (Text: Marius Bear & Martin Gallop)
„Langsam, aber aber zieht uns Marius Bear in sein Lied und seine Geschichte.“
Über die Bedeutung des Textes seines ESC-Beitrags haben wir mit Marius diese Woche auch im Interview bei ESC kompakt LIVE gesprochen. Die Folge ist hier als Video oder hier als Podcast verfügbar.
Ukraine: Kalush Orchestra – Stefania (Text: Ivan Klymenko & Oleh Psiuk)
„Ein Lied, das den Schmerz des schrecklichen Krieges zum Ausdruck bringt, wenn auch durch einen anderen Ansatz.“
Italien hat damit in diesem Jahr sogar die Möglichkeit, das Triple zu schaffen: Im vergangenen Jahr holten sich Måneskin mit „Zitti e buoni“ den Titel für den besten Songtext, 2019 Mahmood und Co-Texter Dardust für „Soldi“ – 2020 wurde der Preis nicht verliehen.
Abstimmen könnt Ihr für Euren Favoriten ab sofort und bis zum 1. Mai hier auf eurostory.nl. Auf der Seite findet Ihr auch ausführliche Begründungen zu allen Nominierungen.
Welcher Songtext ist für Euch der beste beim Eurovision Song Contest 2022? Schreibt uns Eure Meinung gerne in die Kommentare.
Eine mutige Jury, die wohl vor allem damit beschäftig war, sich auszudenken, wie man Italien begründen kann, aber dann doch gescheitert ist.
Die Schweiz wurde doch bisher eher ob des Textes belächelt. Wenn es nicht Serbien wird, wo der Text eben nicht offensichtlich und belanglos ist, kann man auch diesen Preis als Bubblebeschäftigung ohne Sinn vergessen.
Ich bitte um Entschuldigung weil ich mich negativ über Italien geäpßert habe.
Hier muss sich niemand für irgendetwas entschuldigen.
Auch eine negative Äußerung ist erlaubt und wenn man sich nicht nur mit Ja-Sagern (m/w/d) umgeben möchte, sind negative Äußerungen sogar erwünscht.
Die Grenze ist lediglich eine persönliche Beleidigung !
Ich gönne es jedem, aber besonders Sheldon und Konstrakta.
@Matty
Das sind auch meine beiden Favoriten von den 6 Nominierten.
Die Art und Weise wird Sheldon Riley seinen Schmerz in diesem Song verarbeitet, rührt mich und über Konstrakta müssen wir nicht mehr lange reden, sie ist jetzt schon eine Legende.
Wenn Serbien den Wettbewerb nicht gewinnt, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Ich habe lange nicht mehr so einen künstlerischen Text gesehen.
Ist doch klar wer gewinnt!!!
Zum jetzigen Zeitpunkt führt Serbien mit 93 % (2.317 Stimmen) vor Italien mit 5 % (136 Stimmen). Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte: Spannend wird das in der Tat nicht mehr. 😉
Na, ja. Da kann man getrost davon ausgehen, dass ein so eindeutiges Ergebnis nicht mit rechten Dingen zugeht. Ist ja auch recht einfach da mehrmals abzustimmen. Schade eigentlich.
Kann doch eigentlich nur Serbien werden, oder? Wobei ich zugeben muss, dass ich mich bei den Beiträgen aus Italien und der Ukraine noch nicht wirklich mit dem Text befasst habe.
Gute Texte sind dieses Jahr Mangelware wie man hier sieht.
Es kann eigentlich nur „Brividi“ oder „In corpore sano“ werden
Mein italienisches Herz sagt natürlich ganz klar „brividi“ ! Ob sich dieser Meinung andere Leute anschliessen wird man sehen.
Allerdings muss ich an dieser Stelle durchaus einräumen, dass bei einer objektiven neutralen Betrachtungsweise, sofern man den Text von „brividi“ entweder versteht oder mit welcher Hilfe auch immer übersetzt, selbst ein Hardcore-Helene-Fischer-Fan sagen würde, das ist jetzt beim besten Willen zuviel des Guten, wenn Helene Fischer einen Song mit einem derartigen Text singen würde.
Derselben Ansicht wäre bestimmt auch ein Fan (m/w/d) von Revolverheld, der bei dem Song „ich lass für dich das Licht an“ seiner Freundin / seinem Freund einen Heiratsantrag gemacht hat.
Dennoch bin ich der Ansicht, dass bei einem Philosophen (m/w/d) oder einem Literaturwissenschaftler (m/w/d) „brividi“ in sprachlich-stilistischer und metapherischer Hinsicht auf jeden Fall alle qualitativen Anforderungen erfüllt erfüllt sind und die GRenze des Kitsch noch lange nicht erreicht ist.
Aber auch die Botschaft von Konstrakta, nämlich die Vision eines Gesundheitswesens, welches für jederman (m/w/d) zugänglich sein soll, finde ich beim ESC neu, sehr aktuell und auf eine sehr unaufdringliche aber dennoch wahrnehmbare Art und Weise beeindruckend. Bei aller Kritik an unserem deutschen Gesundheitswesen macht zumindest mir ihr Song deutlich, dass das deutsche Gesundheitssystem zu den besten auf dieser Welt zählt. Konstrakta ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass der ESC politisch war, ist und immer bleibt. (Zitatanfang) „Und das ist auch gut so “ (Zitatende: Klaus Wowereit, SPD, Nominierung zum Bürgermeisterschaftskandidat von Berlin im Jahr 2002).
Timo, ich liebe Brividi, aber muss leider sagen dass die Grenze des kitsches ein paar mal erreicht wird. Die „occhi da vipera“ mag ich z.b. überhaupt nicht, ebenso wenig wie „sei come un pugile all’angolo“, und die Diamantenfahrrad ist auch grenzwertig (stört mich aber nicht so).
Was ich aber genial finde, ist die Tatsache, dass wenn sie „brividi“ singen, haben viele Hörer tatsächlich gänsehaut (vorausgesetzt, die Hörer mögen das Lied).
Trotzdem, ich würde Konstrakta den Preis geben
@italojeck:
Das stimmt. Ich finde den Text tatsächlich auch deswegen sehr philosophisch, weil Mahmood und Blanco ihn singen und ein vernünftiger Hard-Core-Fan bin. Und das vernünftig kann ich durchaus für mich in Anspruch nehmen.
Denn würde Paolo Conte ein Lied mit einem Text wie „brividi“ singen, dann wäre auch ich sehr irritiert. Paolo Conte ist für mich nicht nur ein Musiker, sondern ein musikalischer Poet.
Über Paolo Conte brauchen wir nicht zu diskutieren… 😃😃😃
Ich finde den Text des Schweizerischen Beitrags ziemlich lächerlich, wundert mich dass er nominiert ist. Aber so unterscheiden sich eben die Sichtweisen.
„Vielleicht die markanteste erste Textzeile in der Geschichte des Eurovision Song Contest“? Bitte was? Der Titel gebührt ja wohl eindeutig Citi Zeni … 😀
Nee, das ist nicht markant, das ist pubertär.
Aber warum schließt denn das eine das andere aus?
Ich überlasse die Textanalyse lieber Toggie, der hat als Prof Lit mehr Ahnung als ich. Mir ist das musikalische auch deshalb immer viel wichtiger
Ich habe mich noch nicht so intensiv mit den Liedtexten beschäftigt, aber Konstrakta liefert Weltklasse. „In corpore sano“ ist eines der wenigen lyrischen Meistwerwerke, die der ESC hervorgebracht hat und kann mMn nur mit FRA68, HRV05, CYP94, DEU56 (Wartesaal) und einer Handvoll anderen verglichen werden.
Immerhin sind vier von meinen Top 5 nominiert (da fehlt lediglich NL). Weil die Nummer aber so herrlich anders ist, würde auch ich den Preis Kontrakta geben.
„herrlich anders“ trifft es sehr gut.
Das Zuschauer:innen-Voting macht ja nur 25 Prozent aus, aber wenn die Expertise der Jury etwas anderes als Serbien prämiert, ist es wohl keine Expertise. 😀
Für mich persönlich fehlen noch Island und die Niederlande. 🙂
Ich glaube von den sechsen, wäre ich für Italien und Serbien.
Ich weiss welche Banane auf Rang 40 landen würde. XD
Biti, biti, biti, zdrava, mora, mora, mora biti zdrava, može, može, može biti zdrava… Kohäsion und Kohärenz gegeben. Keine Viperaugen auf Diamantfahrrädern können diese lyrischen und prägnanten Brividi toppen. In Sachen Text Team Konstrakta.
Alles andere als Serbien wäre lächerlich