Finale ohne Live-Performances: Änderungen an Vorentscheid „Malta Eurovision Song Contest“ in 2024

Foto: Sarah Louise Bennet / EBU

Beim Thema „XXL-ESC-Vorentscheidungen“ fallen den meisten wohl direkt Länder wie Litauen, Estland und – was die Quantität angeht – auch Malta ein. Bis zu 40 Songs in unzähligen Vorrunden und Halbfinals sind hier fast schon Standard. Dennoch hatte der Inselstaat in den vergangenen Jahren keinen Erfolg mehr beim ESC mit den daraus hervorgegangenen Beiträgen. Während sich viele Fans daher schon länger wieder interne (Song-)Auswahlen aus Malta wünschen, hält der Sender PBS auch für 2024 am öffentlichen Vorentscheid fest. Immerhin kommt der traditionsreiche Malta Eurovision Song Contest (kurz MESC) mit einigen Änderungen daher.

Insbesondere die ausschweifende Anzahl an Beiträge soll es kommendes Jahr auf Malta nicht mehr geben. Dafür spricht zumindest, dass PBS jetzt bekannt gegeben hat, dass es 2024 keine Vorrunden oder Viertelfinals geben wird. Ab kommendem Montag und bis zum 30. September werden Beiträge angenommen und im Oktober sollen die glücklichen Vorentscheid-Acts inklusive Beiträge veröffentlicht werden. Anschließend wird es Halbfinals-Shows geben, die sich über mehrere Wochen strecken. Hier sollen sich insgesamt 12 Acts für das Finale qualifizieren – durch geteiltes Jury- und Zuschauervoting.

Neue Vorgaben für die MESC-Performances

Die Performance-Regeln der Shows wirken erst mal etwas willkürlich: Während in den Halbfinal-Sendungen noch live performt/gesungen werden muss, soll es im Finale keine Live-Performances geben. Stattdessen werden die 12 Final-Acts im Dezember jeweils eine Live-On-Tape Performance produzieren. Hierfür stehen jedem Act 60 Minuten zur Verfügung, in denen – ähnlich wie während der Corona-Zeit auch beim ESC – drei Performance-Durchgänge erlaubt sind. Der beste dieser drei Auftritte wird ausgewählt und im Finale ausgestrahlt.

Das ist aber noch nicht alles: PBS stellt jedem Finalact 5000 Euro zur Verfügung, mit denen ein professionelles Musikvideo gedreht werden soll – auch dieses wird im Finale, das übrigens schon im Januar stattfindet, gezeigt. Hier entscheiden Jury und Zuschauer wieder gemeinsam, wer Malta beim Eurovision Song Contest 2024 in Malmö vertreten darf. In den offiziellen Regeln kann man auch dieses Mal nachlesen, dass gewisse Promo auf Social Media ausdrücklich nicht erlaubt ist, außer es handelt sich um Material, das der Sender selbst produziert hat. Gegen diese Regel hat Aidan, letztjähriger Fanfavorit, verstoßen und wurde deshalb disqualifiziert. 

Warum genau man keine Live-Performances im Finale zulassen möchte und ob diese Regel etwas mit Aidans Fall zu tun hat, ist nicht wirklich klar. Dass es Änderungen beim MESC 2024 gibt, war jedoch absehbar. The Busker konnten vergangenen Mai, trotz unterhaltsamer Performance, nur drei Punkte im ESC-Halbfinale holen und schieden so eindeutig aus. Zuletzt schaffte es das kleine südeuropäische Land 2021 mit Destiny und „Je me casse“ (siehe unten) in ein ESC-Finale. Ihr siebter Platz war allerdings weniger als das, was man sich auf Malta erhofft hatte.

Sonstige Vorgaben für maltesische Vorentscheid-Acts 2024

In den offiziellen Regeln des Senders PBS findet man eine lange Liste mit Regeln, an die sich Bewerber:innen strikt halten müssen. Der Sender hat demnach bei mehreren Entscheidungen wie dem Styling der Acts, Social-Media-Posts und sogar der finalen Abmischung der Vorentscheid-Songs das letzte Wort. Der siegreiche Act des Vorentscheids verpflichtet sich, bis Februar 2025 von PBS gemanagt zu werden und sich an dessen Vorgaben zu halten. Zudem hat der Sender das Recht, eigene Backing-Sänger:innen und Tänzer:innen für den ESC-Auftritt zu rekrutieren. Plattenfirmen und Künstler-Managements haben kein Recht, PBS bei diesen Entscheidungen zu überstimmen.

Während die Nationalität von Songwritern beim MESC 2024 keine Rolle spielt, müssen teilnehmende Acts die maltesische Staatsbürgerschaft besitzen. Mehrere Songs von demselben Act werden zwar akzeptiert, aber nur maximal ein Beitrag davon schafft es in die Halbfinal-Phase. Und jetzt noch einmal ganz genau lesen, lieber Aidan: wer online Material postet, das eine Wettbewerbsverzerrung darstellen könnte und dieses Material nicht zuvor von PBS genehmigen lässt, wird disqualifiziert.

Was sagst Du zu den Regeländerungen des Malta Eurovision Song Contest 2024? Ist es besser, weniger Songs im Finale zu haben oder sollte Malta einfach generell lieber intern entscheiden? Lass uns gerne Deine Meinung wissen.


25 Kommentare

  1. Klingt etwas bizarr mit live-on-tapes statt live; es ist absolut sinnvoll zu sehen, ob Künstler und Konzept bei einem do-or-die live Auftritt klappen.
    Die Musikvideos sind sicher für Promo, haben aber das Risiko, dass Zuschauer/Voter das Live mit dem Video vergleichen, das sich dann schon mental festgesetzt hat.

    • Ist ja eigentlich nur eine von etlichen Klatschen im Televoting für Malta (man denke an 2011 oder 2017, da ist man auch gnadenlos durchgerasselt), aber die Jurys waren ja bis auf 2022 immer so lieb zu Malta, sie konsequent zwischen 2010 und 2021 ununterbrochen als Finalist zu sehen. Gut, dass das jetzt vorbei ist.

      • Nicht zu vergessen das Verhalten der hochgelobten Destiny beim Verkünden der Zuschauerpunkte….

  2. Also die Idee mit den Musikvideos finde ich gut. In der heutigen Zeit warten viele ESC-Zuschauer/Voter sicherlich nicht mehr bis zum finalen Auftritt auf der ESC-Bühne, sondern werden schon vorher ihren Favoriten ausgemacht haben, egal wie der Auftritt dann letztendlich auf der ESC-Bühne sein wird. Da kann ein gutes Musikvideo dann natürlich schon sehr helfen und deswegen finde ich es gut, dass jeder ein Musikvideo dreht und man dieses dann auch schon in den Vorentscheid miteinbezieht. Mir persönlich wäre es natürlich lieber, wenn die Zuschauer -nicht nur bei Malta, sondern bei allen Ländern- ihre Entscheidung bis zum finalen ESC-Auftritt abwarten, aber ich kann es halt auch nicht ändern, von daher nochmal gute Idee mit den Musikvideos.

  3. „Like a puppet on a string“. Die totale Unterwerfung wird vom maltesischen Sender gefordert wenn man das 18-seitige-Regelwerk liest. Bestens geeignet für Sternchen die brav und gefügig die songs, vorzugsweise der schwedischen Komponisten, trällern.

    Da ich selbst keine Ahnung habe, habe ich mal gegoogelt was man für ein professionelles Musikvideo so ausgeben muss. Das fängt bei 15.000 € an. Da werden die Acts wohl einiges drauf legen müssen. Aber immerhin gibt es 300 € für die Teilnahme am VE-Finale. Besteht der Act aus mehreren Personen, müssen diese entscheiden wie das Geld aufgeteilt wird. Wenn es dabei Streitigkeiten gibt, möchte der Sender PBS, darüber informiert werden.
    Steht alles so im Regelwerk. Und der Gewinner der VE ist dann Leibeigener der PBS bis Februar 2025, bzw bis zum ESC 2026, sollte Malta in Malmö gewinnen.

  4. Auf mich wirkt die regel etwas schräg nicht zu letzt weil so den 3 bis 4 Familienclans in malta die möglichkeit geboten wird besser vetern wirschaft zu betreiben und die songs ihrer schützlinge künstlich zu strecken

  5. Die wenigen interessanten Acts, die es auf Malta gibt, haben am ESC eh kein Interesse; also ist es mir ziemlich egal, was PBS (den Sender kann ich eh nur schwer ertragen) da veranstaltet. Viel Glück!

  6. Bizarr. Welches Problem soll das lösen? Dass Malta finalwürdige Beiträge finden kann, hat man ja die letzten Jahre durchaus gesehen. Schlechte Sänger hat man auch nicht. Nur das Publikum verbockt es halt jedes Jahr aufs Neue – wie auch bei uns. Ich bin zwar grundsätzlich kein Fan davon, aber in diesem Fall sollte Malta vielleicht einfach wieder direkt nominieren. Bin zwar kein Freund von diesen Mello Reject Songs, aber damit hatte man tatsächlich mehr Erfolg. Vielleicht finden sich ja auch gute Beiträge von maltesischen Komponisten, die man direkt nominieren könnte?

    • Kann dir nur zustimmen. Natürlich ist es schöner wenn ESC-Songs von nationalen Komponisten geschrieben und nicht in Schweden eingekauft werden müssen. Aber wie man sieht, scheint es bei manchen Ländern ohne internationale Hilfe keine Erfolge zu geben. Das ist zwar schade, aber Realität. Malta und auch Aserbaidschan sind da passende Beispiele. Bei diesen beiden Ländern ist es sehr auffällig, das sie mit eingekauften Songs in Verbindung mit stimmgewaltigen nationalen Künstlern, gute Erfolge beim ESC einfahren konnten.

      • Ich bin ganz klar für ein Verbot für ausländische Produktionen. Wer es eben nicht schafft, einen komplett Act aus dem jeweiligen Land zu präsentiert, ist halt eben raus. Zum Glück ist der Trend in den letzten Jahren eher zurückgegangen.

      • So etwas dürfte ja schon an der Realität scheitern. Wann genau ist denn ein kompletter Act aus dem jeweiligen Land? Machst Du das an der Staatsbürgerschaft fest, die ja in unterschiedlichen Ländern sehr unterschiedlich gehandhabt wird? Oder am Wohnort?

      • Da gibt es zum Glück auch einige Gegenbeispiele und bei Aserbaidschan ist der Erfolg eher rückläufig.

    • Ich finde es nicht richtig, das man sagt, die Zuschauer haben es verbockt. Die Zuschauer wählen, das was ihnen am besten gefällt. Und Zuschauer können ja nur aus den Acts auswählen, die ihnen präsentiert worden ist. Auch interne Nominierungen sind oft genug beim ESC gescheitert. Ich lehne interne Nominierungen grundsätzlich ab. Nur wenn das Publikum mit involviert ist, kann man in den Ländern eine Begeisterung für den ESC entfachen. Wenn alles hintern verschlossenen Türen entschieden ist, geht das nicht.

  7. Ich fand The Busker auch nicht besonders berauschend, aber dafür den ganzen Vorentscheid so völlig umzukrempeln ist schon arg übertrieben.
    Zusätzlich Musikvideos zu produzieren finde ich zwar gar nicht schlecht, aber dafür im Gegenzug komplett auf Live-Auftritte zu verzichten ist merkwürdig.
    Andererseits kennen die Leute auf Malta einen Großteil ihrer VE-Pappenheimer und deren Gesangskünste schon seit Jahren und müssen sich davon vielleicht nicht jährlich erneut überzeugen. Wer weiß? Anscheinend will die Delegation den Fokus wohl mehr auf Song und Ausstrahlung der Künstler legen. Mal sehen ob das klappt.
    Aber wie auch immer … Hauptsache meine Favoritin Brooke Borg kommt endlich zum Zuge.😁

  8. Ich finde es immer noch so lächerlich, dass Aidan letztes Jahr wegen angeblicher Wettbewerbsverzerrung disqualifiziert wurde – nur weil er Inhalte mit seinen Fans teilen wollte. PBS würde am liebsten gleich die Sklaverei wieder einführen, sodass sich die Acts noch mehr unterwerfen müssen und gar keine Freiheiten mehr haben. Als Künstler hätte ich schon gar keine Lust mehr am VE teilzunehmen, wenn ich erstmal haufenweise Seiten mit sinnlosen Regeln auswendig lernen müsste und meine (künstlerische) Freiheit komplett aufgeben müsste. Echt lächerlich, PBS! Traurig, dass in einem Land, welches eine so reichhaltige Kultur und Musikszene hat, so ein Sender für den ESC verantwortlich ist.

  9. Die Änderung klingt zwar bizarr, aber vielleicht weiß der Maltesische Sender bereits mehr mit Bezug zum Modus/Änderungen beim ESC 2024?
    Ist zwar weit hergeholt, aber anders kann ich mir die Änderung beim Vorentscheid auch nicht wirklich zusammen reimen.

  10. Na das sind ja ganz schön viele Vorgaben. Ob das gestandene Musiker das so mit sich machen lassen? Ich weiß ja nicht, welches Standing der ESC in der Maltesischen Musikszene hat. Ob Malta sich tatsächlich damit einen Gefallen tut, wenn man die Künstler in ihrer musikalischen und kreativen Freiheit so derart einschränkt? Und von statt Live on Tape statt Liveauftritte im Finale halte ich gar nix. Beim ESC in Malmö müssen ja auch die Acts live auftreten.

  11. Malta ist mir eigentlich politisch und gesellschaftlich sehr sympathisch (bis auf das strenge Abtreibungsrecht) und insofern hätte ich dem Land gerne mal einen ESC.Erfolg gegönnt. Ich fürchte aber, bei diesen Vorgaben wird das leider wohl nichts…

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