„Schrecklich“ und „ekelhaft“: Ex-Sex-Pistols-Sänger Johnny Rotten lästert trotz Bewerbung über den ESC

Bild: Instagram @pilofficial

Johnny Rotten (Aufmacherfoto), der ehemalige Frontmann der Sex Pistols, der heute unter seinem bürgerlichen Namen John Lydon firmiert, will bekanntlich mit seiner aktuellen Band Public Image Ltd. für Irland zum Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool. Das hat nicht nur in Deutschland für viel Medienaufmerksamkeit gesorgt, sondern selbstverständlich auch in Irland selbst. Bei einem der zahlreichen Interviewtermine, mit denen Rotten die Teilnahme der Band am irischen Vorentscheid „Eurosong 2023“ und den Beitrag „Hawaii“ promoten möchte, hat sich der Alt-Punker nun in sehr herablassender Weise über den Wettbewerb geäußert, an dem er im kommenden Mai selbst teilnehmen möchte (oder auch nicht).

In der Sendung „Drivetime“ auf RTÉ Radio 1 wurde Johnny Rotten gefragt, ob er den ESC normalerweise schaut. Daraufhin antwortete er Folgendes:

„Es ist absolut schrecklich. Die Songs, das Ganze ist für mich widerlich. Ich bin Songwriter. Ich trete live auf. Diese Shows wirken auf mich einfach so furchtbar falsch. Wir starten einen Versuch, aus dieser Form auszubrechen.“

Im weiteren Verlauf beschwert sich der Sänger dann noch darüber, dass er beim ESC – so es denn soweit kommt – „Karaoke“ über einen instrumentalen Backing Track singen müsste. Er bezieht sich dabei darauf, dass die Instrumente beim ESC bekanntlich nicht live gespielt werden, sondern vom Band kommen.

Nun kann man Herrn Lydon vielleicht zugute halten, dass er sich hier ehrlich geäußert und mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg gehalten hat. Die Frage stellt sich aber natürlich schon, warum er sich überhaupt für einen Wettbewerb bewirbt, mit dem er nicht nur ein bisschen fremdelt, sondern den er dermaßen verabscheut. Letztendlich lässt sich daraus nur schlussfolgern, dass er es vermutlich deshalb tut, weil auch die kommerzielle Strahlkraft des ESC durch Starts wie Duncan Laurence, Rosa Linn und Måneskin in den vergangenen Jahren wieder zugenommen hat: Kurz: Mit einer Teilnahme lässt sich Aufmerksamkeit generieren und Geld verdienen.

Es bleibt abzuwarten, wie das irische Vorentscheidungspublikum auf die neusten Einlassungen des Public-Image-Ltd.-Frontmanns reagiert und welche Auswirkungen das Interview auf das Vorentscheidungsergebnis haben wird. Klar ist aber schon jetzt, dass das in Liverpool zwei interessante Wochen werden, wenn „Hawaii“ der irische Beitrag für den ESC 2023 wird.

Alle Beiträge für die irische ESC-Vorentscheidung 2023 könnt Ihr hier anhören und auch für Euren Favoriten abstimmen.

Was meint Ihr zu den Aussagen von John(ny) – und wie werden sich diese auf die Entscheidung des irischen Publikums auswirken? Schreibt uns Eure Meinung gerne in die Kommentare.


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34 Comments
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Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor

Nun ja, der Herr scheint ja ganz gern zu provozieren, so nach dem Motto: „Auch schlechte Presse weckt Interesse“. Vermutlich möchte er in der Tat nur teilnehmen, um seine Musik zu promoten.😉

In einem kann ich ihn sogar verstehen: Als Musiker muss man sich doch äußerst merkwürdig (um es mal vorsichtig auszudrücken), wenn man die Instrumente nicht live spielen darf, sondern nur so tun soll als ob.

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

„äußerst merkwürdig vorkommen“ sollte natürlich heißen.

tomudu
tomudu
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

Keine Regel zwingt ihn, mit Instrumenten auf der Bühne zu stehen… Wenn ihn das so sehr stört, soll er sich halt ans Mikro stellen und komplett aufs Staging verzichten.

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor
Reply to  tomudu

Natürlich muss er das nicht. Aber er findet es wohl generell albern, wenn Leute auf der Bühne nur so tun, als würden sie Instrumente spielen.
Ich meine – okay, das ist ja durch die Meinheitsfreiheit gedeckt.😉

Rainer 1
Rainer 1
1 Jahr zuvor

Der weiss wie das spiel funktioniert. Immerhin ist irland bei den odds auf nr.5 gestiegen.

mauve
mauve
1 Jahr zuvor
Reply to  Rainer 1

Eigentlich schade. Finde das Lied gut und auch der traurige Hintergrund hat mich berührt. Nun reißt er das alles wieder ein. Aber er ist Punker, und Punker haben häufig solche Attitüde. Ich nehme es ihm nicht übel, aber ich denke, viele ESC-verrückte Iren dann vielleicht schon.

TimoESCFan
TimoESCFan
1 Jahr zuvor
Reply to  mauve

„Aber er ist Punker“ darf keine Entschuldigung sein

mauve
mauve
1 Jahr zuvor
Reply to  mauve

„Aber er ist Punker“ darf keine Entschuldigung sein

Meine Güte, muss man so korrekt sein? Er hat nur das ESC beleidigt und keine kriminellen Sachen gemacht.

Schlippschlapp71
Schlippschlapp71
1 Jahr zuvor
Reply to  Rainer 1

Aber wahrscheinlich nicht wegen seiner Teilnahme…

Timo1986
Timo1986
1 Jahr zuvor

Mit Rücksicht auf seine an Alzheimer erkrankte Ehefrau möchte er auch nicht, dass deren Krankheit zum Dauerthema wird. Dies soll wohl nur in sehr kleinen Portionen, wohl dosiert zum PR-Thema werden. Deswegen absolut nachvollziehbar, dass dann als Punk Rocker der Provokateur in ihm durch kommt. Weitere Skandale werden definitiv folgen.

Ansonsten hat Rainer 1 um 16:35 Uhr alles sehr zutreffend gesagt.

Ich bleibe dabei. Ein heißer Sieganwärter für den irischen VE und möglicherweise ebenfalls ein ernstzunehmender Sieganwärter für den ESC in Liverpool.

Ich hoffe daher immer mehr auf „L‘ essenziale“ Marco Mengoni. 😀

Schlippschlapp71
Schlippschlapp71
1 Jahr zuvor
Reply to  Timo1986

Bist Du Dir da so sicher ? Sorry, für mich ist das eher ein Kandidat für den letzten Platz beim irischen Eurosong, Ich glaube kaum, daß das nur wegen dem Hintergrund gewählt wird. Mr, Rotten ist leider kein Sympathieträger.

Timo1986
Timo1986
1 Jahr zuvor

@ Schlippschlapp71:

Also ich hab mir den Song – natürlich nur als Youtube-Schnipsel – ja auch angehört. Auf eine sehr minimale Lautstärke. Aber schon allein da fand ich ihn – wie soll ich sagen – nicht schön, so dass ich ins Schwärmen gerate. Aber auf eine fast noch nie dagewesene Weise sehr interessant.

Wenn ich mir „Hawaii“ jetzt in voller Lautstärke auf der Bühne vorstelle, mit einem südseeartigem Staging, dann glaube ich eher, dass er die Masse mitreißen könnte, als dass sich das Publikum in Scharen abwendet.

Für mich hat „Hawaii“ einfach irgendwie was. Ein klitzekleiner Schuss Herzensangelegenheit gepaart mit einer verstand- und kopfartigen Faszination.

Ob viele Leute das auch so sehen ? Ich bin da echt gespannt.

byJannik
byJannik
1 Jahr zuvor

Joa nach dem was man so hört und auch vorher schon gehört hat, bin ich immer noch kein Fan von ihm. Ich werd mich aber jetzt was ihn angeht zurückhalten und freue mich mehr für die anderen Teilnehmer des irischen Vorentscheids, wie beispielsweise CONNOLLY. 😀
https://vm.tiktok.com/ZMY1jA5SW/

Amion
Amion
1 Jahr zuvor

Ich möchte eh lieber das Connolly zum Esc geht . Sie hat einen wunderbaren Song.

Schlippschlapp71
Schlippschlapp71
1 Jahr zuvor

Ich mag das auch sehr und hoffe, daß das live funktioniert.

ag9
ag9
1 Jahr zuvor

Och naja, Teile der Kritik kann ich ja verstehen. Und ich finde es auch ok, dass er im Vorfeld ehrlich ist. Dann kann jeder selbst entscheiden, ob er Johhnys Aussagen widerlich findet, oder eben auch nicht. Bie vielen (möglichen) Teilnehmern haben wir ja schließlich keine Ahnung, wass sie über den ESC tatsächlich denken.

Den Song find ich nebenbei toll!

ESC1994
ESC1994
1 Jahr zuvor
Reply to  ag9

Ganz einfach: Wenn man den ESC nicht leiden kann nimmt man einfach nicht dran teil!!

Organic banana
Organic banana
1 Jahr zuvor

Och Benny, das hat Bild Niveau, vieleicht nicht aus jedem Mist einen Artikel machen.
Natürlich hat er Unrecht, denn viele Titel sind ehrlich und gut und natürlich hat er Recht, es gibt viel Mist, der aber auch Spaß machen kann
Und dass der Altpunk zu gerne provoziert, sollte langsam bekannt sein. Da muss es gar nicht im Promotion gehen, das macht der auch so, weil es ihm gefällt.

zwo.2
zwo.2
1 Jahr zuvor

Grundsätzlich ist es jedem Menschen erlaubt bzw. gewährt, dem ESC auch kritisch gegenüber zu stehen, aber man muss sich nicht als Netzbeschmutzer aufspielen. Hier gab es auch einige TeilnehmerInnen wie Sandy Shaw und Celine Dion.

Alki Bernd
1 Jahr zuvor

Recht hat er – natürlich auf eine sehr oberflächlcihe Weise – und daher willl ich ihn in Liverpool sehen mit seinem grandiosen Meisterwerk, das so wenig mit Punk und so viel mit guter Musik zu tun hat. Soll er in Punkermanier von der Bühne kotzen – wir sind dankbar für jede neue Sensation.

Thomas M. (mit Punkt)
Thomas M. (mit Punkt)
1 Jahr zuvor

Ich erinnere mich noch ganz gut, dass es im Vorfeld der deutschen VE 1998 bei der Kampagne für den späteren Sieger ähnlich lief (z.B. in der BILD), nach dem Motto: Jetzt zeigen wir’s diesen Schlagergrandprix-Leuten mal so richtig! Guildo Horn selbst muss man allerdings zugute halten, dass er sich, soweit ich das mitbekam, immer positiv über den Grand Prix geäußert hatte.

Thomas Frank
Thomas Frank
1 Jahr zuvor

Es wird sicher auch auf der grünen Insel viele Leute geben, die den ESC nicht mögen oder sogar verachten. Diese Leute werden wahrscheinlich zum ersten Mal die VE schauen, nur für Johnny Rotten zu stimmen. Manche schauen vielleicht auch nur weil sie auf einen Skandal hoffen.

Die wahren ESC-Fans werden nicht für ihn stimmen. Er braucht die Anti-Fans um die VE zu gewinnen. Wie bei Donald Trump 2016. Die Leute, die gegen das Establishment, gegen die Regierung in Washington sind, aber sich eigentlich gar nicht für Politik interessieren. Und umso ekliger Trump wurde mit grab by the pussy usw, umso höher stiegen seine Umfragewerte bis hin zum Präsidenten.

Das kann aber nur in Irland und U.K. funktionieren, weil er dort so eine Art Anti-Establishment-Alt-Hero ist, aber spätestens im Halbfinale ist Schluss, weil in Rest-Europa interessiert das niemand, falls ihn dort überhaupt jemand kennt. Und das es keine Jurys im Semi gibt, ist auch eher ein Nachteil für ihn.

Vielleicht macht er auch noch den Kümmert. Denn die Fans werden ihn nicht feiern im Halbfinale, wenn er sich weiterhin so abfällig über den ESC äußert, sondern eher ausbuhen so wie Silvia Night.

Meckie
Meckie
1 Jahr zuvor

No Angels waren zu Beginn der Karriere auch dem ESC negativ gesonnen, siehe Bravo Interview. Aber 2008 zum Comeback kam die Liebe zum ESC dann doch noch. Salvador Sobral hat sich vor dem ESC, als er auf Kleinkunstbühnen auftrat, auch sehr negativ, schlecht über den ESC und über Kommerzialisierung geäußert und dann 2017 doch noch selbst dran teilgenommen. So what? Meinungsfreiheit!

Meckie
Meckie
1 Jahr zuvor

Beim ESC stimmen viele Menschen ab, die sich für den ESC nur einmalig im Jahr interessieren. Die kennen die ganze Berichterstattung und Interviews wahrscheinlich gar nicht.

Rainer 1
Rainer 1
1 Jahr zuvor
Reply to  Meckie

Das war vielleicht früher so. Ich glaube es gibt immer weniger die samstag abend einfach so den esc anschauen. Die allermeisten sind doch bubble, von bubbles vorinformiert oder via soz.-medien vorinformiert. Darum sind doch auch die wetten und vorhersagen immer präzieser.

Christliches
Christliches
1 Jahr zuvor

Der Song gefällt mir, darf gerne provozieren, aber dann bitte nach Liverpool ab mit ihm

Organic banana
Organic banana
1 Jahr zuvor
Reply to  Christliches

Das passt aber nicht zum deinem Namen.

Cali
Mitglied
Cali
1 Jahr zuvor

Na, ich sehe, die ESC-Fans sowie queer.de haben ihn ja schon gefressen. Mal sehen, was da noch alles kommen wird. 😉

eurovision-berlin
eurovision-berlin
1 Jahr zuvor

Die Iren haben spürbar eine Abneigung gegen das gesamte derzeitige Musikbusiness. Aber ob eine Teilnahme am ESC daran etwas ändert, möchte ich bezweifeln.
Sein Lied finde ich sonderbar. Soll das Weltmusik sein? Und dann ausgerechnet ein Ire, der NICHT singen kann? Da möchte ich dann auch meine Abneigung gegen sein Gekrächze zum Besten geben.
Nein danke.

Tamara
Mitglied
Tamara
1 Jahr zuvor

Ob man jetzt von „schrecklich und widerlich“ redet oder davon, man habe sich für den ESC prostituiert, ist für mich jetzt kein gigantischer Unterschied. Warts nur ab, Johnny. Der ESC ist das geilste Paralleluniversum im Universum, größer als alles und größer als die Summe seiner Teile. Und wenn Du Teil davon werden solltest, wird es auch DICH am Haken haben. Von dem Haken kommst Du nie wieder weg, mark my words.
Einstweilen genieße die Aufmerksamkeit, Hauptsache, der Name ist richtig geschrieben.
Mal ganz nebenbei: Ehrliche Abneigung ist weitaus weniger despektierlich als die „Mir-doch-scheißegal“-Haltung, die gewisse Fernsehsender an den Tag legen … wollen ja jetzt keinen Namen nennen …

chris
chris
1 Jahr zuvor

Aus musikalischer Sicht kann ich das Nicht-Live-spielen-können durchaus nachvollziehen. Aber wenn er den Wettbewerb schrecklich und widerlich findet, dann kann ich seine Teilnahme nicht nachvollziehen. Soll das ein PR-Gag werden? Und von queer.de möchte ich verschont bleiben.

italojeck
italojeck
1 Jahr zuvor

Seine Haltung dem ESC gegenueber finde ich voellig irrilevant.
Hauptsache, er hat einen guten Song.
Hat er?
🙄🙄🙄

escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor
Reply to  italojeck

Meiner Meinung nach: NEIN, hat er nicht.

escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor

Wenn ihm die Regeln nicht passen, soll er sich halt zurückziehen. Das steht ihm frei. Ich bin mir sicher das ihn nur eine begrenzte Zahl an Fans in Irland vermissen würden.