Share The Moment: Knapp 300.000 Zuschauer auf allen Kanälen für das WWW-Halbfinale

The Wolter Boyz as Party Boyz

Vier laaaange Stunden nonstop, eine Stunde überzogen, eine Moderation, die sich in den Nebeln von Norwegen verliert, und eine vernichtende Bilanz von unserem Freund Oliver Rau („World’s Worst Wohnzimmer“): Das deutsche Halbfinale im ersten Nicht-ESC-Jahr ever war durchaus eine Grenzerfahrung. Aber die Reichweiten für Benni und Dennis Wolter (Aufmacherbild von facebook) sind gar nicht schlecht.

Es gab bekanntlich zahlreiche Wege, das deutsche Was-wäre-wenn-ESC-Halbfinale anzusehen. Bereits am Sonntag hatte ONE eine Einschaltquote von etwa 190.000 Zuschauern vermeldet, was in etwa dem Senderschnitt von 0,8% Marktanteil im Gesamtpublikum entspricht. Bei jüngeren Zuschauern (14-49 Jahre) lag der Marktanteil sogar bei 1,2%. Ganz präzise verzeichnete „World Wide Wohnzimmer – das ESC Halbfinale 2020“ am 9. Mai 2020 auf ONE 192.000 Zuschauerinnen und Zuschauer ab 3 Jahre. Durchschnittlich hatten 1,113 Mio. Menschen wenigstens kurzfristig (>60 Sekunden) Kontakt zur Sendung (Quelle: NDR).

Der ONE-Livestream für den gesamten Tag im Web erreichte am 9. Mai mehr als 31.000 Abrufe – im Vergleich zu den durchschnittlichen Abrufen pro Tag der letzten 14 Tage ein Plus von 36 Prozent.

Hinzu kommen die Zahlen für den YouTube-Kanal von „World Wide Wohnzimmer“ beim zur ARD gehörenden jungen Digitalangebot funk: Das ESC-Halbfinale hatte am 9. Mai dort 65.000 Aufrufe und kam auf 10.000 Kommentare (YouTube Analytics, Echtzeitdaten am Ausstrahlungstag).

The Wolter Boyz #Wirgegenhomophobie

Dieses Foto haben die Jungz anläßlich der #wirgegenhomophobie Initiative #mundpropaganda veröffentlicht…

Das WWW-Halbfinale war auch auf Eurovision.de zu sehen. Dort hat der Event-Livestream vom Halbfinale zusätzlich mehr als 6000 Abrufe erreicht. Am vergangenen Wochenende wurden mehr als 100.000 Visits auf Eurovision.de gezählt, rund 24.000 Abrufe generierten die On-Demand-Videos.

Und schließlich wurde das On-Demand-Video in der ARD-Mediathek am 10. Mai knapp 4000 Mal aufgerufen. Dort ist das Video weiterhin verfügbar.

Über alle Kanäle wurde beim Voting insgesamt 57.360 Mal abgestimmt. Hier ist davon auszugehen, dass viele tapfere Hardcore-Fans mit hoher Intensität mehrfach abgestimmt haben und sich nicht – wie der Autor dieser Zeilen – auf je eine Stimme für Ana (Slowenien) und Tom (Frankreich) beschränkt haben.

Ob die Plätze 11-40 des Votings am Samstag nach der Show veröffentlicht werden (im best case differenziert nach Jury- und Zuschauerstimmen), will der NDR erst am Wochenende entscheiden.

Da einige Formate weiter Zuschauerinnen und Zuschauer rekrutieren, kann man von knapp 300.000 Menschen ausgehen, die dieses TV-Experiment insgesamt angelockt hat. Dieser Wert kann sich im Vergleich zu den deutschen Einschaltquoten der internationalen Halbfinal-Shows durchaus sehen lassen, zumal – anders als im klassischen TV – bei den Livestreams nicht ermittelt wird, wie viele Zuschauer jeweils gemeinsam zugesehen haben (so wie Douze Points und Peter beim längsten Live-Blog einer deutschen Show, den wir in unserem ganzen langen Leben jemals bewältigt haben).

World Wide Wohnzimmer Dennis Benni Wolter

Es ist schade, das retrospektiv der grottige Ton dieser Sendung (der bestimmt Zuschauer gekostet hat) so gut wie alles andere überschattet hat, denn soooo schlecht wie viele tun, war die Show bei weitem nicht (und leider nicht jeder artikuliert seine Kritik so sophisticated-amüsant und liebevoll wie aufrechtgehn.de). Benni und Dennis haben ja nicht versteckt, dass sie nicht vom Fach sind, und sie haben das antrainierte Wissen zumeist augenzwinkernd-unverstellt transportiert. Sie hätten nur einen besseren Sparringspartner als Freshtorge verdient, der die ESC-KnowHow-Lücke tatsächlich charmant ausgeglichen hätte. Aber Freshtorge ist weder charmant noch gut (ESC) informiert.

Es war klar, dass 41 Clips mit je 3 Minuten Sendezeit eine echte Challenge sind. Wahrscheinlich wäre es das Beste gewesen, die Songs in 5er-Blöcken zu präsentieren (und die wichtigsten Backgroundinfos journalistisch lesenswert aufbereitet einzublenden) und dann nach jedem Block Peter Urban zu Wort kommen zu lassen. Denn wenn das WWW-HF zu etwas gut war: Es hat gezeigt, was wir an Peter Urban haben, an dem in der Bubble zuletzt bekanntlich verstärkt rumgenörgelt wurde.

Benni und Dennis hätten sich auf wenige Highlights wie die Votinggewinner-Verkündung (alle Finalisten stehen hier), die sie prima gemacht haben, konzentrieren können und zwischendurch wohldosiert die WWW-üblichen beschwingten Faxen machen können, um dabei fantastisch auszusehen. Denn das können sie auch gut! (Spielt keine Rolle für mich, wie viele wissen, aber das Killersmile von Dennis war schon sehr beschwingt.)

World Wide Wohnzimmer - Das ESC Halbfinale 2020 ONE funk ARD Benni Benjamin Dennis Wolter
Bild: Instagram @wwwshow

15 Kommentare

  1. Der beitrag von @aufrechtgehn war wieder mal so amüsant und treffend, mich hauts jedes mal fast „hinderschi“.
    Kann oliver nicht ab und zu als gastblogger zu esc-kompakt stossen?

  2. Ach ja. Die zahlen schauen doch ganz ok aus. Die ebu soll sich das format mal genauer anschauen und sich für nächstes jahr mal vormerken. Natürlich abzüglich aller moderatorischen und tontechnischen mängel.

    • Dass wirklich noch jemand wie du abgestimmt hat, dürfte sich in der Wahrscheinlichkeit eines Lottogewinnes bewegen. Aber tröste dich, auch meine zwei Stimme Rumänien und Georgien waren vergebens.

      • Des ist keine Antwort auf Rainer sondern auf den Artikel von Peter.

  3. Nun ja, auch ich habe ein bißchen „rumgemotzt“. 🙂 Ich entschuldige mich hiermit in aller Form. Wobei ich dazu stehe, dass weniger manchmal auch mehr sein kann, will sagen: Meinetwegen muss überhaupt nicht so viel erzählt werden, zumal ich den Eindruck hatte, dass die drei Herren irgendwie unter Zeitdruck geraten sind, so schnell und hektisch wie sie gesprochen haben. Ich konnte ihnen manchmal nicht ganz folgen. Aber das ist nur mein ganz persönliches Empfinden, das mögen viele andere Zuschauer anders gesehen haben. Dagegen hatte die Schaltung zu Peter Urban geradezu etwas Beruhigendes.
    Die Tonprobleme, okay, ist für eine Musiksendung manchmal etwas irritierend, „but nobody is perfect“. Anfangs war ich mir auch nicht ganz sicher, ob es nicht doch an meiner Sat-Antenne lag.
    Man muss auch kein ESC-Lexikon sein, um so eine Sendung zu moderieren, meiner Meinung nach.
    Aber trotz allem war es ein schöner Abend, ich danke den Verantwortlichen dafür. Ich freue mich schon auf nächsten Samstag😊.

    • Kurzer Anhang noch, um zu verdeutlichen, was ich mit „weniger ist mehr“ meine. Dann bin ich auch schon still: Meinetwegen brauchte man nicht bei fast jedem Beitrag über vergangene Erfolge oder Misserfolge zu debattieren. Es reicht meiner Meinung nach völlig aus, kurze Infos über den aktuellen Beitrag bzw. Künstler zu geben. Weil es geht ja um den Jahrgang 2020.
      Aber das soll nicht als Kritik verstanden werden, vielleicht eher als Anregung, falls noch mal eine ähnliche Situation auftreten sollte. Und, wie schon geschrieben, ist es nur meine Meinung zu dem Thema🙂.

  4. Ich will die Realliveversionen von Beavis und Butthead nie wieder im normalen Fernsehen sehen. Jedes Kleinkind hat einen größeren Wortschatz als die und ist auch noch intelligenter. Grauenhaft.

  5. Herzlichen Dank für die freundliche Erwähnung!

    Ich bin ja durchaus schwankend, ob ich nicht doch ein bisschen zu hart draufgehauen habe auf die schmucken Woltertwins. Zumal mir ja klar ist, dass die sich an eine deutlich jüngere Zielgruppe richten (und bei denen ja auch anzukommen scheinen). Allerdings schauen bei einem ESC-Semifinale halt nun auch mal so alte Säcke zu wie meinereiner, und für mich war es halt anstrengend, Zeuge zu sein, wie denen die Sendung entglitten ist.

    Immerhin ist Peter Urban nun als ESC-Experte rehabilitiert. 🙂

    Und danke für das #mundpropaganda-Foto, das macht mir die Beiden gleich wieder deutlich sympathischer! 😉

    • Eigentlich wurde ja schon alles geschrieben, aber ich gebe auch noch mal kurz meinen Senf dazu ab.

      1.: Meiner Meinung nach hätte man zwei Halbfinalshows machen müssen.
      2.: Peter Urban hätte man als Experten vor Ort haben müssen. Und jeder der mich kennt weiss, das ich von ihm nicht so viel halte.
      3.: NIE wieder Freshtorge. Was prädestiniert denn den als Experten für den ESC? Absolut nichts!!!

  6. Hat sich der NDR eigentlich mal zu der Ton-Katastrophe geäußert? Habe die die Preview-Videos nicht von der EBU bekommen und mussten sie die illegal irgendwo herbeschaffen oder hat der Praktikant vergessen, den Stereo-Knopf zu drücken?

    • Nur das hier auf eurovision.de: „Hinweis der Redaktion: Während der Übertragung der Sendung kam es leider immer wieder zu technischen Störungen. Das Team hat mit Hochdruck an ihrer Behebung gearbeitet – trotzdem konnten sie leider nicht gänzlich beseitigt werden. Wir entschuldigen uns bei allen Zuschauerinnen und Zuschauern vielmals und danken ihnen für ihre Geduld. Vom Team des World Wide Wohnzimmers heißt es: „Bei Günther Jauch und Marcel Reif fiel mal ein Tor um. Bei uns fiel wohl was aufs Tonkabel. Wir begeben uns auf Spurensuche, schicken jedem der 41 Künstlerinnen symbolische 12 Punkte und freuen uns auf ein spannendes Finale!““

      • Sehr sympathisches Statement der Wolter-Twins („symbolische 12 Punkte für alle 41“).

  7. Lieber Peter,

    vielen Dank für dein Artikel. Nur musstest du die Wortwahl „…im ersten Nicht-ESC-Jahr ever…“ wählen? Warum rührst du nochmal in die Wunde herum, die noch frisch ist und blutet? 😉
    Wir Fans und leidenschaftliche Anhänger des ESC hoffen, dass es je bei dem einmaligen bleiben wird. Sonst schicken wir dich in den Nebeln von Norwegen 😉

  8. „Dieser Wert kann sich […] durchaus sehen lassen.“

    Jaja, das halbvolle Glas, nicht wahr?…! 😉 Für so einen exklusiven Content halte ich den Wert leider höchstens für durchschnittlich, zumal die Klickzahlen methodisch schwerlich mit den AGF-Zahlen vergleichbar sind. Reingeklickt hat man schnell, ohne etwas tatsächlich im relevanten Maße gesehen zu haben. VOR ALLEM, WEIL VIELE BEI DEN TONPROPLEMEN HÄUFIGER AUCH MAL DIE ANDEREN „KANÄLE“ AUSPROBIERT HABEN WERDEN. Ich weiß nicht, wie häufig ich das schon allein versucht habe. Und die TV-Kontaktzahlen von lediglich über 60 Sekunden (ehemals „Seher“) werden meines Wissens nach aus gutem Grund auch schon länger nicht mehr standardmäßig ausgewiesen und für immer weniger Analysen herangezogen.

    Über die mangelnde Qualität ist schon hinreichend (auch von mir) geschrieben worden. Was stimmt, ist, dass man Peter Urban nochmal mehr zu schätzen gelernt hat. Kurze Anmoderationen im Stile, wie man es vom ESC her kennt – notfalls sogar vorproduziert – wären knackiger und besser gewesen. (Im Übrigen hat es auch sendelängentechnisch seinen Grund, warum es zwei Halbfinals beim ESC gibt, und nicht nur eins.)

    Wie bei „Unser Lied für Rotterdam“ war die Sendung eher eine Pflichtaufgabe und weniger auf Quote produziert und ins Sendeschema gestrickt. Es ging halt wohl in erster Linie darum, funk auch etwas bekannter zu machen.

    Hoffen wir, dass es nie mehr zu solchen Formaten kommen muss, weil wir in nächsten Jahren wieder reguläre ESC-Inhalte genießen dürfen… 😉

  9. Na hoffentlich werden Jury und Onlinevoting nochmal Aufbereitet gezeigt. Es wäre spannend zu sehen wie sich da auch vielleicht die Ergebnisse Unterschieden haben.

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